209. Steintragen auf Twiel hinauf.
Eine vermuthlich schon von Herzog Ulrich eingeführte, jedenfalls unter Herzog Christoph im Jahre 1554 bestehende [199] Sitte war es, daß jeder Fremde, der die obere Festung besehen wollte, einen Stein hinauftragen mußte, worauf ihm aus einem silbernen, von Herzog Christoph gestifteten Becher, der drei Schoppen hielt, der »Willkomm« gereicht wurde. Daß der Wein bei solchen Besuchen nicht gespart wurde, geht aus einem Berichte des Hauptmanns Horn an den Herzog Ludwig vom 28. April 1586 hervor, in welchem er sagt: daß »Graf Rudolph von Sulz neben dero bei sich habenden Junkern und Dienern sammt dem Hans Georg von Bodmann, Eitel Fritz Reischach und Wolf Dietrich Reineck von Wildenberg (14 Personen im Ganzen), so von E.f. Gnaden wegen Stein auf dero Befestigung Twiel getragen, vom 26. bis 27. April Nachmittags neben uns verzehrt haben: an Mahlzeiten 32, für jede bezahlt ohne Wein 10 kr. An Wein wurde getrunken: Sieben Eimer, 18 Maß« (wahrscheinlich Höhgauer Eimer, welche nur 32 Höhgauer oder circa 21 würt. Maß enthielten; Martens S. 57).
Am 10. Juni 1652 kam der Herzog Eberhard III. selbst dahin, brachte seine Familie nebst zahlreichem Gefolge mit und war bis 21. dort. Bei dieser Gelegen heit wurde die alte, während des 30jährigen Krieges nicht gehandhabte Sitte des Steintragens erneuert: ein Jeder, welchen Standes und Hoheit er seye, so in die Festung gelassen wird, 50 oder allerwenigstens 40 Pfund auf einmal den Berg hinauf in die Festung tragen soll, worauf Jeder ohne Unterschied oder Vorwand aus dem Willkomm oder alten vergoldeten Becher in Wohlstand und auf der gnädigen Herrschaft und dieses Hauses Wol bescheidenlich heraustrinken soll. Diese Sitte soll in einer Tafel unter dem Thore der Festung eingegraben gewesen sein in folgenden Versen:
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Ueber dieses Steintragen ist im Hohentwieler Fremdenbuch mancher Scherz zu lesen. So schrieb unter Anderm am [201] 16. Mai 1672 der Landgraf Max zu Fürstenberg, welcher einen 118 Pfund schweren Stein hinauftrug:
Mit dem vorgeschriebenen Gewichte wurde es übrigens nicht sehr genau genommen, wie sich aus einem Verzeichnisse von fürstlichen und andern Personen ergibt, welche Steine hinaufgetragen und bei denen jedesmal das Gewicht angegeben ist; dagegen trug ein Leibgardist einen 210 Pfund schweren Stein hinauf. Die Steine, welche Fürsten und andere Personen hinauftrugen, wurden im Thorwege an kleinen Ketten aufgehängt. Es befand sich darunter einer vom Herzog Eberhard Ludwig, 14. März 1702 hinaufgetragener, der 79 Pfund wog 2.