397. Burg Stuer.

Die Burg Stuer, die weitaus bedeutendste Burgruine in Meklenburg, ist auf einem alten wendischen Burgwall, mitten in einem weiten Wiesenplane, der noch vor einigen Jahrzehnten Sumpf und See war, gelegen. Von der Burg führte früher ein langer Bohlendamm gerade auf Dorf Stuer zu, wo sich auch noch die Fundamente eines Thurmes befinden.

In der Nachbarschaft wird viel von einem gewaltigen, grausamen Ritter ›Stuer-Hans‹ erzählt. Derselbe soll immer fünfzig Reiter und ebensoviele Fußknechte gehalten haben und selber der stärkste Mann in Meklenburg gewesen sein. Auf dem Walle der Burg steht eine Zähesche, wohl das schönste und gewaltigste Exemplar dieser Baumart im ganzen Lande. Es knüpft sich an sie die Sage, daß [298] bei einer Eroberung der Burg der Burgherr nebst sämmtlichen Knechten an ihren Aesten gehängt worden sei. Auf dem Stuer'schen Felde befanden sich vor wenigen Jahren noch zahlreiche Hünengräber, die jetzt fast sämmtlich abgetragen sind. Das mächtigste derselben, das gelegentlich des Baues der Chaussée von Plau nach Röbel zur Hälfte zerstört wurde, heißt der Richterberg oder Richterstein, vielleicht, weil früher sich in der Nähe das Stuer'sche Hochgericht befand. Einer der platten Decksteine des Grabes zeigt eine eigenthümliche, eingehauene Rille, als habe dieselbe zum Abfließen von Blut dienen sollen. Im Richterberg sollen früher Unterirdische gewohnt haben.

Vor mehr als zwanzig Jahren hörte ich einmal in Stuer folgende Strophe singen:


›Huller de buller, wo flacker dat Für,

Versunken im Moore verdrunken.

Owanne! wu krischte dat Frölen up,

Owanne! wu flökte de Junker!‹


Spätere, vor zehn Jahren versuchte Erkundigungen brachten kein weiteres Resultat. Ein achtzigjähriger Mann erinnerte sich nur noch, diese Strophe beim Pferdehüten in seinen Knabenjahren gesungen zu haben.


C.W. Stuhlmann in Schwaan.

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