2236.

Mel. Wenn ich Ihn essen kan.


1.

O Gott du lieber Gott, du Gott der gnad und gaben, ohn den nichts ist, was ist, von dem wir alles haben; auch ich bin dein geschöpf, dein theur erkauftes gut, mein alles kömmt von dir, und deinem wunden-blut.

2.

Von dir kriegt ich mein amt, du hast mirs abgenommen, du sandst mich übers meer, du ließ'st mich wiederkommen, und rieffest mich darnach von neuem wieder rein, mich segnete die hand der theuren mutter ein.

3.

Dein häufflein betete, mein herze gläubt und brante, das all's erfüllt zu sehn, der augen thräne rannte vor beugung und vor schaam, daß so ein armes kind nach mancher schweren zeit die alte gnade findt.

4.

Ich weint und weine noch ob meinem glük und sterne, ob meiner gnadenwahl, die in die näh' und ferne das arme herz gespürt, das oft nichts vor sich sah als Lamm und Lammes Blut, das blieb ihm immer nah.

5.

Mein Lamm, ein ander jahr ist abermal zu ende. Der treuen eltern herz und ihre segens-hände verwandten sich niemals von ihrem kindelein, so schlecht ichs immer macht', ich blieb ihr herzelein.

6.

Und du mein brüderlein, was bist du mir gewesen, mir kleinem würmelein, mir ganz geringem wesen? mein Bräutigam und Mann! mein einigs einigs herz, und mein vergnügen war in deinem blut'gen schmerz.

7.

Allein bey alle dem bin ich nicht wie ich sollte, das macht, daß ich mich schäm und gar zu gerne wollte, die Mutter absolvirt' und salbte mich von neu'n, alsdenn verspräch [2115] ich Ihr, ein gutes kind zu seyn.

8.

Ein seligs gnaden kind im innern und im scheine, das nicht mehr denkt und sinnt, recht niedlich und recht kleine, und dabey ganz gefaßt auf priestermäßge art bey aller amtslast wohl und selig und verwahrt.

9.

Hätt' es mit dir allein zu thun in diesen zeiten; so gäb es niemals nichts als lauter lustigkeiten: allein was diesem kind noch machmal fället schwer, das kömmt von seinem amt und andern dingen her.

10.

Du Gottes Lämmelein, verbirg ins seiten-höhlgen deins armen herzelgens sein leibgen und sein seelgen: es sitzt so gerne da in diesem spältelein; weil ihm die wunden all' so gar gemüthlich seyn.

11.

Nun blutger todesschweiß, fleuß über knecht und dirnen, und zeichne mit dem Tav die schönen sünder-stirnen, die hier in deinem zelt der ganzen gnaden schaar mit mir sind vorgestellt: es ist nun tag und jahr.

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