2242.

Zum 2. May. 1746.


Text.


Jesus nahm zu an weisheit, alter und gnade bey Gott und den menschen.
Seine heilge jünglingschaft sey der ledgen Chöre cranz.

Chor?


Was ist ein wahres jünglings herz? ein geistel, dem die wunden etc.

So Jesus-mäßig in der that, daß man den jung-gesellen, der achtzehn jahr gezimmert hat, sich dran weiß vorzustellen.

N. 2198, 1.


Arioso.


Wer ein recht portrait will sehen von dem Gott aus den unendlichen höhen, wie er in seinem plan in Palästina dort wandelte, ganz menschlich handelte, aß, trank, schlief, und seine nothdurft macht', und weint', und lacht', und als ein handwerksgeselle sich mühte so emsiglich mit seinem zimmer-beil am manchen baum und säul; darauf ein muntrer zeuge war, ein professor der creuzes-lahr: Der sehe sich an ein ordens-glied vons Lämmleins bundes-schnitt, ein evangelisches jünglings-herz, frey von der alten schwärtz: so wird er einen naturellen abdruk des seligen jung-gesellen in Nazareth, an einem solchen ledgen bruder sehn.


Chor.


Man hat itzt ein privilegium, daß man so werden kan um und um, wie der jüngling Jesus durchs blut der wunde, die unserm Lämmlein der Mohel schunde, an seinem glied.


Aria.


O der gnaden-zeit! es wär uns leid, wenn man noch nichts wüßte von der selgen liste der bunds-glieds-verwandten und communicanten an dem ersten schnitte, den das Lamm erlitte: so wärs uns leid.


Recit.


O seliger periodus! dergleichen noch nie in der kirche gewesen, da iedes Chor im überfluß genuß und einsicht hat, wie es recht kan genesen. Ein iedes hat so speciale gnaden, damit es wird geputzt, zu einem Lammesweib zugestutzt. Die kinder, männer und die weiber, die knaben, jungfräulein, die nehmen alle ihren theil ans Lammes menschheit, wund und beul zur cur und heilgung ihrer seel'n und leiber, und schmiern sich damit alle tage, und werden dadurch heil in eil von der natur verdorbenheit [2119] und plage. Das led'ge brüder-Chor nimmt sich zu seinem plan die erste schrunde, die allerschmerzlichste, und uns darum die allerseligste wichtigste wunde; und solches nicht allein. Nein. Was das Lämmelein in seinem ganzen wandel auf der erden als ledger bruder hat gethan, sein liegen, gehn und stehn und alle minen und geberden, sein in dem bette ruhn, sein schlaffen, essen, arbeit thun, sein tragen seiner glieder, kurz, alles was es hat gemacht, so wol bey tage, als bey nacht, das nimmts, für sich verdienstlich, an, und braucht es alles schön zu seinem jünglings-plan.


Chor.


Das Lämmlein hat kein wort geredt – das amtsgeheimniß volle glied, das alle männer tragen.

N. 2198, 10, 8.

Es hat kein'n bissen brot geschmekt hat niemals seine hände zu seiner arbeit ausgestrekt etc. ibid. v. 12.


Aria.


Du ew'ger Mann der menschgemein daß du uns köntest lehren, wie herrlich unsre leiber seyn vor Gott und Engel-Chören, so ließst du dich, um die glieder der schwestern und brüder dadurch als ein heiligthum Gottes zu ehren, als Knäblein aus einer Magd Mutter gebähren.


Arioso.


Alle Phantasien, verkehrte ideen solln nun von uns fliehen, nicht mehr seyn zu sehn bey den ledgen brüdern in dem selgen bunde auf die erste wunde. Lamm! laß uns genesen vom ängstlichen wesen, miserablen, kranken, unrichtigen gedanken, mach unsre glieder alle heilig wieder, daß, statt phantasiren, wir uns ganz verlieren bey dem ersten schrämmlein an dem Marter-Lämmlein.


Aria Tutti.


Lämmlein, heilge die led'gen brüder, heilge ihre seel'n und glieder, laß doch kein eintziges unter uns seyn, daß nicht solte gedeyh'n, daß nicht, nach deinem ganzen sinn, sich gäb hin. Du weißt wie lieb wir dich haben, Heiland mit nägeln für uns durchgraben. Heilges bundes-glied voller weh, segne die jünglinge segne, ja, salbe die jünglinge, o glied so voller weh segne die jünglinge.

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