21. Auf den sonderbaren aber redlichen Mann, Ernst Christoph Hochmann von Hochenau, einen Anachoreten des vorigen Seculi
1722.
O Geist in Jesu Geist versunken!
O Leib voll reiner Gnaden-Funken!
O du vom Lamm erkaufte Braut!
An der man nichts als Segen schaut.
Geh ein in Deines Jesu Ruhe,
Wirf weg die ausgetretnen Schuhe
Der moderichten Lebens-Zeit,
Und dringe in die Ewigkeit.
Geniesse da der Himmels-Säfte,
Die hier in allerley Geschäfte
Sich in und an dir kund gethan,
Auf! stimme Lammes-Lieder an.
Geh hin in Jesu süssen Frieden;
Du warest hier schon abgeschieden,
Hie schon von Creaturen los,
Und nur in deiner Armuth groß.
Geh hin! wir sind in Mesechs Hütten,
Wir folgen dir mit matten Schritten,
Und giessen auf dein kühles Gras
Ein Gott geweyhtes Thränen-Maaß.
Du glaubtest, aber ohne Zanken;
Du liebtest, aber ohne Wanken;
Dein Friedens-Hüttlein prangte hier
Mit Frieden in dem Streit-Revier.
Der Secten-Geist, das Rott-Gesinde,
Vermochte nichts an diesem Kinde,
[62]Und sein in Unschuld zarter Sinn
Zog alle in die Liebe hin.
HERR JESU, diesen treuen Zeugen,
Sein seligs Reden, weises Schweigen,
Und seiner Liebe Gnaden-Schein,
Präg unserm Angedenken ein.
Und wekke unsre trägen Sinnen,
Es eben also zu beginnen
Ach mache uns so eingekehrt,
So klein, so arm, so liebens-werth.