114. Auf den seligen Aeltesten Martin Linner
1733.
Und wo nehm ich Worte her,
Worte, die den Grund der Seelen
Nicht verheelen,
Worte, welche jedermann
Fassen kan?
Geist der Gnaden! Deine Regung,
Deine dringende Bewegung,
Nähm ich itzt mit Freuden an.
O du auserwehltes Glied
Des verklärten Creutzes-Stammes
Unsers Lammes;
Dessen Geist der Aeltsten-Schaar
Nahe war,
Und den Vier berühmten Zeugen,
Welche Tag und Nacht nicht schweigen,
Sondern rufen: Er ists gar.
Unsre Seele segnet dich.
Zwar das Beßre solte Segen
Auf uns legen,
Und Du segnest uns auch gern
In dem Herrn;
Aber deine tiefe Demuth
Uebersieht es unsrer Wehmuth,
Daß sie sich vom Ziel entfern.
[325]Schweigen wird das Beste seyn;
Denn gewiß, die Worte fehlen
Zu erzehlen,
Was du uns gewesen bist;
Jesus Christ
Weiß dich nur allein zu schätzen,
Und dein Bildnis einzuätzen,
Weil es Seine Arbeit ist.
Recht zu klagen hab ich nicht:
Denn es eilten Linners Schritte
Aus der Hütte,
Eh er unser Aeltster hieß,
Und ich pries
Unsers Bischofs kräftge Gnade,
Die ihn mitten in dem Pfade
Drey Jahr Halte machen ließ.
Nun, wo ist die Blumen-Streu,
Die Gebeine zu bedienen,
Die nun grünen?
Meine soll in dem bestehn:
Ich will flehn,
Jesus soll, nach deinem Triebe,
Meine allzu herbe
1 Liebe
In die linde Lieb erhöhn.