78. Auf seiner Tochter Benigne dritten Jahrs-Tag

1728.


Auf, Benigna, liebes Kind!
Laß dich Jesu nur geschwind:
Dieses ist der einge Rath,
Daß man meine Liebe hat.
[217]
Was mein Sinn gewesen ist,
Als du etwas worden bist,
Und was deiner Mutter Trieb,
Das ist uns noch immer lieb.
Jesus, Jesus nur allein
Soll und kan uns alles seyn:
In Ihm liebet man ein Kind,
Das uns ausser Ihm verschwindt.
Bliebest du ein Stükgen Fleisch,
Hättest noch so viel Geräusch,
Maul und Gaben, und Verstand,
Ohne Kraft; das hieß ich Tand.
Was solt unvernünft'ger seyn;
Als sich über was erfreun,
Dessen uns in Ewigkeit
Vor des Lammes Stuhl gereut?
Wärst du aber lahm und krumm,
Uebersichtig, taub und stumm,
Und gingst nur zum Leben ein;
O wie theur solt'st du mir seyn!
Nun, mein Töchtergen, wohlan!
Gott hat viel an dir gethan;
Leib und Seele sind ganz fein:
Wie wirds mit dem Geiste seyn?
Unsre Liebe seh' auf dich,
Wie sie pflegt, barmherziglich,
Und als einen todten Mann
Nehm sie dich zur Wartung an!
Mein und deiner Mutter Kraft
Hat dir nichts voraus geschafft:
Heissen andrer Kinder rein;
So solst du ein Sünder seyn.
[218]
Jesus solls alleine thun,
Ihm soll unsre Hoffnung ruhn:
Ihm trauts unser Herze zu,
Daß Er Treue an dir thu.
Diß Jahr müssest du verlorn,
Dieses Jahr zur Gnad erkorn,
Und durchs Blut des Lammes rein,
Und aus Geist gezeuget seyn.

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