[209] Auf einen berühmten Musicum bey Gelegenheit eines Epigrammatis

Geschickter P-- du Wunder unsrer Zeiten,
Kein Virtuose wird mit mir deswegen streiten,
Kein heydnisch Götzen-Bild ruf ich zum Zeugen an,
Weil Schatt- und Fabel-Werck kein Zeugniß geben kan.
Ein schwartzer Linden-Baum mag dir kein Lob-Lied dichten,
Wie mag ein dürrer Ast die Melodie berichten?
Dein Werth und auch dein Ruhm, der dich unschätzbar macht,
Steigt höher, als der Ruf, den man dir zugedacht.
Ich suche nicht den Kiel in Schmeicheley zu tauchen,
Denn heucheln darff man nicht bey Orpheus Söhnen brauchen.
Wer deine Flöthe hört, sagt diß Geständniß frey:
Daß in Germanien nicht deines gleichen sey.
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Ein Kluger weiß gar wohl den Unterscheid zu machen,
Man sieht bey deinen Thon die Charitinnen lachen,
Worbey man gantz erstaunt ein sanfftes Echo hört,
Das uns, Amphion gleich, so Sinn als Ohr bethört.
Besonders ist an dir die Sittensamkeit zu loben,
Denn P-- hat nie sein Noten-Block erhoben,
Er weiß, daß Kunst und Griff den Meister selber preißt,
Ob gleich kein Schmeichel-Lied ihn mit Douceurgen speißt!

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