[277] Cantata
Aria.
Weicht ihr Grillen, flieht ihr Sorgen,
Zieht aus der bedrängten Brust.
Es bricht an ein schöner Morgen,
Ich verspüre schon die Lust
Von den Zucker-süssen Stunden,
Furcht und Jammer ist verschwunden,
Des Himmels Vorsicht will mich von den Dörnern retten
Und mir nunmehr auf Ros- und Tausend-Schöngen betten.
Getröstetes und freygelaßnes Hertz!
Laß Kummer, Angst und Schmertz,
Nunmehr auf einmahl schwinden,
Das Glücke will mit dir sich wiederum verbinden.
Der traurige Comet, der dir bisher gedräuet,
Wird nun zum Freuden-Stern, der Aug und Seel erfreuet.
Dein Joch springt ohnversehns entzwey,
[278]Dein Geist, den Centner-Last gedrücket,
Wird wieder frey,
Weil es der Himmel so geschicket.
Aria.
Ach! ihr mehr als holden Sterne!
Was erblick ich in der Ferne?
Was vor ein beliebter Strahl
Bricht aus euren lichten Saal?
Eur frisch gefärbter Glantz,
Flicht vor mich den Sieges-Crantz.
Beglückter Schluß, den selbst der Himmel macht,
Der mir nach Schmertz und Pein
Gedoppelt wieder lacht.
Mein Hall-Jahr fällt nun ein;
Zufriedenheit nährt meine Seele;
Mein Geist entreisset sich nun aus der Höhle,
Worinnen er so lange saß
Und sich fast selbst vor Gram vergaß.
Aria.
Was vor ein süsser Freuden-Strom
Durchwület mir so Marck als Adern?
[279]Der Himmel, der an Myrrhen statt,
Mir Zucker-Brod gereichet hat,
Heist mich, nach blitzen, stürmen, krachen,
Von neuen singen, schertzen, lachen.
Da Capo.