Anmärkungen.
Zu des ersten blats ersten zeilen.
Wie man den drei lustigsten und gleichsam vor andern blühenden mittelsten / und straks aufeinander folgenden Mohnden unserer jahre gemeiniglich die drei fürnehmsten Bluhmen zueignet / nähmlich dem fünften die Rosen / dem sechsten die Liljen / dem siebenden die Näglein; weil eine iede dieser Bluhmen in einem / als ihrem eignen / derselben Mohnden am ersten oder meisten zu blühen pfleget: so haben wir auch diese Mohnden selbst / einen ieden / nach seiner zugeeigneten Bluhme / benahmet. Nähmlich den ersten benahmen wir den Rosenmohnd; den Karl der Große den Wonnemohnd / der Sternschauer / nach seinem eigenen Sternzeichen / den Zwillingsmohnd /und die gemeine gewohnheit den Mai- als auch den Blüh- oder Bluhmen-mohnd nennet: den andern denLiljenmohnd; den wir auch anderwärts denSommermohnd / vom beginne des Sommers in demselben / als auch den Kräbsmohnd / vomKräbse / dem so genenten vierden Stern- oder himmels-zeichen des Tierkreuses / welches in dieser mohndzeit die sonne durchlauffet / benahmet: und dan den dritten den Nägleinmohnd; den man auch / nach seinem zugeeigneten Sternzeichen / wie er anders gemeiniglich / vom heumachen in demselben / derHeumohnd heisset / den Leuenmohnd nennen känte. Sonsten führet der mittelste von diesen dreien gemeiniglich den nahmen des Brachmohndes / vom blossen brachen und ümpflügen der äkker / das in diesem mohnde geschiehet. Und wie die Lateiner den nächst [347] vorhergehenden von der Maja / des Merkuhrs mutter / πξὰ τὸ μαίεσϑαι oder vielmehr à Majoribus, das ist den älteren oder mächtigern und grössern /Majus heissen: also heissen sie auch diesen / von der Abgöttin Juno / oder vielmehr von den jüngern oder der jugend / à juvenum sive juniorum honore, Junius; als sagte man der Jugendmohnd / oder derJünglinge mohnd / Juvenum sive juniorum, aut Juventæ deæ mensis. Junonius mensis wird er auch vom Festus / und von andern Junonialis genennet.Juno selbsten sagt bei dem Ovidius / im ersten seiner Jahrbücher:
Nec tamen ignores, vulgique errore traharis:
Junius à nostro nomine nomen habet.
Die uhrsache der also geschehenen benahmung dieser zween mohnden zeiget Makrobius an: nähmlich weil Romulus / der stifter und uhrhöber der stadt Rohm /das Röhmische volk in Aeltere und Jüngere / oder Grössere und Kleinere / damit jene mit raht / und diese mit taht / das ist mit waffen / dem Stahtswesen behülflich weren / geteilet; so habe er nachmahls /diesen zwei teilen zu ehren / gemelten zween Mohnden solche nahmen gegeben. Fluvius Nobilior, schreibt er l. I Saturnal cap. 12, in Fastis Romulum dicit, postquam populum in majores, minoresve seujuniores divisit, ut altera pars consiliis, altera armis rempublicam tueretur, in honorem utriusque partis, hunc Majum, sequentem Junium mensem vocâsse. Daher sagt auch Ovidius an obangezogenem orte:
Junius est Juventum; qui fuit ante, Senum.
Es ist aber das Wort Junius aus Juvenius zusammengezogen; wie Junior aus Juvenior welches von Juvenis, und dieses scheinbahrlich von juvo, das ist ichhelfe / entsprungen. Hiervon schreibet Kristian Bekman in seinen Grundforschungen der Lateinischen[348] sprache also: Sed Juvenis, νεαρὸς unde? Fortè àJuvo – an possis aliunde, in incerto situm. Ut ita Juvenis sit vegetus, promtus ad laborandum, aut juvandum. Unter den Griechen scheinen die Atehner diesen mohnd auch von βαιὸς das ist klein / εκατομβαιὼν genennet zu haben. Bei den Beoziern aber hies er ἱπποδρόμιος, das ist Rosspielmohnd / der mohnd des Roslaufs / darinnen die Renspiele gehalten warden; wie Plutarch bezeuget: bei den Mazedoniern δέσιος, der Bindemohnd / wie Suidas meldet: bei dem Galenus / und Josef dem Jüdischen Geschichtschreiber λωὸς, als sagte man der bessere mohnd /oder der mohnd nach hertzens wundsche; welches wort die Mazedonier ebenmäßig gebrauchten: bei dem Plutarchen κρόνιος, der Saturnsmohnd: bei den Egiptern / wie etliche wollen / παυνὶ; welchen nahmen Ptolomeus / wiewohl andere bayne schreiben /gebrauchet: und bei den Ebreern ןומת.
Wan dieser mohnd / darinnen sich die sonne von ihrer höchsten höhe wieder zurük / nach untenzu / gewendet / und gleichsam kräbsgängig worden / vorbei ist; dan fänget der Niel in Egipten zu wachsen an. Seneca l. 4 quæst. natural. C. 2.: Natura ita disposuit, ut Nilus solstitio æstivo incipiat inundare Ægyptum, & æquinoctio auctumnali desinat.
Zur 5 / 6 / und 7 Zeile.
Durch den Osiris / als welchem die Egipter / unter andern / die gühtigkeit der Sonne zueigneten / verstehen wir auch alhier die Sonne: und durch die Isis das sternzeichen der Jungfrau; darnachzu die Sonne /durch den Leuen / lief / als Josef in Egipten ankahm. Hiervon kan gelesen werden unser Dichterischer Sternhimmel / Cœlum Astronomico-Poëticum, in Virginis signo: Vossius de Idololatr. P. 355.
[349] Zu der 9 zeile des 1 blats.
Memfis / die werkstat der Götter / und fruchtbare mutter der ungeheuren bauwerke / eine sehr berühmete Egiptische hauptstadt / da die Könige eine zeit lang ihren sitz gehabt. Athanasius Kircherius Oedipi Ægypt. Part. I, pag. 26, 27. Ihr eigendlicher Egiptischer nahme war Monf / wie der Ebreer Balmis meldet / oder vielmehr Momf oder Momft; welches / wie es der Araber Abenef erklähret / Gott des wassers /oder das wasser Gottes oder des HERrn bedeutet. Daraus haben nachmahls die Griechen den noch gebreuchlichen nahmen Μέμφις; und die Ebreer ihr Mef oder Mof ףומ, oder Nof ףונ, Ptolomeus schreibet im 5 h. Des 4 b. Nofet) gebildet: bei denen diese stadt sonsten auch Migdol / das ist ein Turn / ja zuweilenMafes / und Mizraim / nach ihrem ersten stifter /heisset. Eben gemelter Kircher meldet / in seiner Egiptischen Landbeschreibung am 27 bl. daß Hams sohn Mizraim sich / mit seinen leuten / nach der sündfluht zum allerersten in diese gegend begeben; und seine gezelte / auf den hügeln üm Memfis herüm / weil das übrige land nach der see zu meistenteils noch unter wasser lag / auf geschlagen. Als aber nach der zeit die ümliegende gegend trukner und wohnbahr worden / habe er alda die erste stadt / die er nach seinem nahmen Mizraim / gleichwie auch endlich den gantzen landstrich / genennet / am ufer des Niels gestiftet. Hierzu fügt er / daß man zuletzt dieser stadt /als man gesehen / daß sie / mit dem ümliegenden lande / durch den Niel / ie länger ie fruchtbarer worden / den nahmen Monft oder Momfta / das ist das wasser Gottes / als wolte man sagen die stadt des wassers Gottes oder des Niels / gegeben. Herodotus bezeuget in seiner Euterpe gleichmäßig / daß der erste Egiptische König Menis oder Μνεῦις, der niemand anders / [350] als Mizraim / ist / gemelte stadtMemfis gebauet. Eben dasselbe schreibet auch Promisius im Ebreischen Wortbuche dem Mizraim zu. Aber Robert Steffan / in seinem Wortbuche der eignen nahmen / nennet ihren stifter Ogdous: welches vielleicht des Mizraims zunahme gewesen. Seine eigene worte seind diese: Memphis, Ægypti urbs, quam Ogdous rex Ægypti condidit, ambitus stadiorum centrum & quinquaginta, urbem omnium Ægypti præclarissimam opportuniori totius ejus oræ loco, ubi Nilus in plures sicissus partes, efficit formamDeltæ. Quo fit, ut tanquam in Nili claustro posita aditum præbeat, prohibeatque ad superiora loca navigantibus, etc. Unde & posteri reges ferè omnes, relictis Thebis, eam sibi regiam delegerunt; ut scribit Diodorus Siculus l. 2. Hodie Alcairum vulgò vocant. Daß aber etliche wollen / Epafus / der Jo sohn /den sie auch vor den Egiptischen Abgott Apis halten /habe die stadt Memfis gebauet / und nach seiner gemahlin / eines Egiptischen Königes tochter / nahmen also genennet; das streitet gantz und gar wider die geschichte der Egipter. Und hiervon kan Herodotus im 2 und 3 b. Eliahn im 10 h. des 11 b. seiner Tieregesch. und Vossius vom uhrsprunge der Abgötterei am 113 / und 215 bl. gelesen werden.
Sabellikus / Postellus / und andere meinen / daß das heutige Alkair / welches itzund des gantzenEgiptens hauptstadt ist / eben dasselbe uhralte Memfis sei. Aber sie irren: weil Memfis und Alkair wohl drei meilen / wie der Ebreer Benjamin in seinem Reisebuche bezeuget / voneinander / und jenes / nach Herodotus und der meisten Alten zeugnüsse / auf der abendsette / dieses aber auf der morgenseite des Niels gelegen. Ja noch mehr irren dieselben / welche das alte Egiptische Babilon / das vom Deltischen ekke nur 14 oder 15000 schritte lag / wie Strabo meldet /dessen verfallene stenhauffen man auch noch itzund auf der ostseite [351] des Niels siehet / mit dem mehrgemelten Memfis vermischen / und vor eine stadt halten wollen: da doch des letzteren verfallene schütte / samt desselben übriggebliebenen Grabspitzen / auf der abendseite des Niels / nach dem rohten Meere zu /recht gegen Alkair über / gesehen werden; auch der aus Memfis verzwikte nahme Menchis / wie Postellus meldet / alda noch itzund zu finden. Dieser Po stellus nennet es / in seinen Morgenländischen Geschichten / Mitzir / Fostat / Nitzrulatik. Mitzir und Missir heisset das heutige Alkair / auch bei den Türken; und bei den Arabern Mizir und Mazar oderMaser / רצמ; auch Massar bei den Armeniern: welche nahmen alle aus Mizraim / oder dieser vielmehr aus jenen gebildet. Bochardus in Phaleg. p. 293. Die Kaldeer aber nennen es Alchabir: daraus Alkair gebildet zu sein scheinet. Doch meldet Marmol / daßAlkair ein Arabisches wort sei / aus elkahira / das ist eine versamlung oder klostergeselschaft. Und andere fügen hinzu / daß diese stadt / welche zuvorMezere oder Mesre geheissen / solchen nahmen von einem darbei gelegenem Schlosse bekommen. Dieses schlos hette ein Stathalter des Königes Mohes nahe darbei wider die feindlichen einfälle gebauet / und nach der Königin nahmen Kairet genennet: dergestalt daß nach der zeit auch die nächstgelegene stadt selbsten denselben nahmen Kairet / der endlich in Kairo oder Alkair verändert worden / bekommen / und ihren alten Mesre algemach verlohren. Auch hat das obgemelte Egiptische Babilon selbsten / wie Strabo meldet / seinen anfang von einem schlosse desselben nahmens / welches die hierher gezogenen Babilonier gestiftet / bekommen. Und wiewohl es mit der zeit zerstöhret worden / so hat sich doch nachmahls die unsern darvon gelegene neue stadt Alkair so weit /nähmlich auf 30 meilen in die runte / wie Beauvau meldet / ausgebreitet / daß sie itzund das alte Babilon in ihrem ümkreuse [352] mitbegreiffet. Daher schreibetBrokard sehr wohl: daß Babilon und Alkair zwo städte weren / aber in eine zusammengefüget. Ja daher wird auch Alkair von etlichen in das alte und neue geteilet. Durch das neue verstehen sie das eigendlich also genente Alkair / welches auch / nacht Marmols und Leons des Afrikers zeugnüsse / eine noch neue und junge stadt ist: durch das alte aber das Egiptische Babilon; davon der Jüdische GeschichtschreiberJosef im 5 h. des 2 b. meldet / daß es Kambises auf des alten Letuspels stelle gebauet. Dieses liegt itzund / wie Belloon und Peter della Valla melden / sehr wüste / und unbemauret; wiewohl ihm Krusius eine mauer von 24 meilen zuschreibet. In einer Kirche alhier / die den Griechischen und Armenischen Kristen zukomt / werden noch itzund in einem gewölbe etliche stüklein von den balken des hauses / darinnen die Jungfraumutter Marie sol gewohnet haben / auf dessen steinhauffen man auch diese Kirche gebauet / gewiesen.
Ob aber üm dieselbe zeit / als Josef in Egipten angelanget / der königliche Hof zu Memfis gewesen /wird von vielen in zweifel gezogen. Dan Dresserus setzet darvor / in seinen tausendjährigen Geschichten am 152 bl. die stadt Tanis / welche er 68 meilen von Hebron abgelegen zu sein schreibet: und Samuel Greiffensohn in seiner Geschicht vom Josef / die Stadt Tehbe; die aber alzuweit nach Mohrenland zu lieget. Robert Steffan in seinem Wortbuche der eigenen nahmen / Dezimator in seinem Schatze der Lateinischen Sprache / und viel andere mehr scheinen auch in der meinung zu sein: daß der Egiptischen Könige Hof eher zu Tehbe gewesen / und von dar erst nach Memfis / von Memfis nachmahls nach Alexandrien / und endlich nach Alkeir verleget worden. Weil aber die Geschicht der Assenat selbsten / welche die Ebreer verfasset / als auch Josefs letzter Wille / denen beiden [353] wir in unserer verfassung am sichersten zu folgen erachtet / bezeugen / daß dazumahl der Königliche Hof zu Memfis gewesen: so haben wir diese stadt billich vor allen andern behalten; zumahl weil sie bei weitem so fern von Heliopel / und demHeiligen lande nicht abgelegen / als Tehbe / und also unsere gantze geschicht wahrscheinlicher wird /wan wir den Königlichen Hof üm dieselbe zeit alhier gewesen zu sein schreiben. Zudem befinden wir / wie es auch die heilige Schrift nicht undeutlich anweiset /daß erst nach Josefs lebezeit / als t Moses aufkommen / die königliche Hofhaltung zu Tanis gewesen. Auch scheinet es / daß sie zu unterschiedlichen mahlen von Memfis weg / und doch wieder dahin verleget worden. Und also kan es wohl sein / daß die Könige /nach Josefs tode / ihren sitz von Memfis nach Tanis / und von dar wieder nach Memfis / ja endlich von hier nach Tehbe versetzet; weil die stadt Tehbe sehr spähte / und fast erst recht berühmt geworden zu sein scheinet / als der ruhm der städte Memfis / und Tanis abzunehmen begonnen.
Zu der 11 / 12 und 13 zeile.
Ehmahls pflegten die Egipter üm diese zeit des jahrs ein trauerfest zu halten / weil sie sahen / daß die Sonne sich von ihrer höchsten höhe / nähmlich aus dem sternzeichen des Kräbses / hinunter nach dem Steinbokke zu begab / und sich daher besorgten / sie würde sich gantz von ihnen entfernen. Achilles Tatius l. περὶ παντὸς, sive de universo: Quondam Ægyptii Solem videntes à Cancro ad Capricornum descendere, & longiores contrahere dies, lungere consueverant; veriti ne paulatim Sol eos relinqueret. Quod tempus incidebat in Jasiorum festum. Simulatque conscendere cœperat, ac dierum spacia producere; tunc albati eoronatique procedebant. [354] Aber nach der zeit haben sie die wahrheit mit mährlein vermischet: dergestalt daß sie itzund fürnähmlich das abwesen des Osiris beweineten; den Isis / ihrem wahne nach / mit großer hertzensangst suchete: wie Plutarch in seinem buche von der Isis und dem Osiris weitleuftig beschreibet.
Zur 18 und 19 zeile.
Durch den Hammelgötzen verstehen wir den alten Libischen Abgott Jupiter Hammon oder Ammon /Αμοῦν, wie ihn die Egipter nennen / das ist / den Sandichten Jupiter; wie es etliche nach dem Griechischen worte ἄμμον, welches sand heisset / erklähren wollen. Dan dieser Abgott sol seinem sohne Osiris /wie Nikolaus Perottus / Higinus aus dem Hermippus / Atenagoras im 5 b. von der liebe / und andere erzehlen / in der Libischen sandichten wüste / als ein Hammel gestaltet / erschienen sein: daher er auch nachmahls als ein Hammel oder Widder / oder mitHammelshörnern abgebildet ward. Wan wir aber diesen Hammon bei dem lichte besehen / so befinden wir / daß er kein ander gewesen / als der alte verfluchte Ham / des Noha sohn / und Mizraims vater / selbsten: den die Libier und Egipter / ja alle Afriker als einen Abgot geehret / und in einem schiffe / zum gedächtnüsse der Sündfluht / so oft sie ihn üm raht fragen wolten / wie Kurtz bezeuget / herüm getragen. Und wer mehr hiervon zu wissen begehret / der kan /in unsrem Dichterischen Sternhimmel / das Sternzeichen des Widders / dahin wir den Leser wollen gewiesen haben / aufschlagen.
Zu der 21 zeile.
Osiris war anders nichts / als des Hams sohn Mizraim oder Misorim / der erste Egiptische König [355] nach der sündfluht. Und unter diesem nahmen / der aus Misorim / durch versetzung der buchstaben / gebildet /wie bei den Heiden / wan sie ihre Wohltähter vergötlichten / gebreuchlich / ehreten die Egipter fürnehmlich die liebreiche Kraft der irdischen und himlischen dinge. Als erstlich die Sonne / so fern sie den liechtlosen Mohn erleuchtet / und das kalte Erdreich erwärmet: darnach den Niel / so fern er / durch seinen überlauf das trukne und durstige land tränket und fruchtbar machet; wie Seldenus erweiset. Und also war Osiris dort eine himlische / hier eine irdische Gottheit; ich wil sagen ein Sonnen- und Flusgötze: den sie ehreten / als andere Völker ihren Apollo oder Föbus /und Bachus oder Liber; indem sie ihm die erfindung des Weinbaues / und Gerstesäens / wie Augustien bezeuget / zuschrieben. Auch scheinet es / daß sie ihm den nahmen Osiris üm so viel lieber gegeben; weil sie gesehen / daß Osir vieläugig / welches sonst der Sone / die sie die einige Gottheit des himels nenten /zugeeignet wird / bedeutet. Dan die Sonne wirst ihre strahlen überal hin / und beschauet gleich als mit vielen augen den gantzen erdkreus / samt der see: daher auch Homerus / im 3 seiner Trojanerin / sie also anredet:
Ἡέλιος ϑ'ὅς πάντ' ἐφορᾷς, κὶ παντ' ἐπακούεις.
Das ist / o Sonne / die du alles siehest / und alles hörest. Und Eschiel sagt in seinem Prometeus; Καὶ
πανόπτην κύκλον ελιου καλῶ. Das ist / ich nenne ihn den Sonnenkreus / der alles siehet. Ja Osiris selbsten gab dem Ziprischen Könige Nikokreon / als er ihn fragte / was er vor ein Gott sei / folgende antwort:
Ειμὶ ϑεὸς, τοιος μαθειν, οἷον κ᾽ ἀγὼ ἔιπω, ὀυράνιος κόσμος κεφαλὴ, ὁ ἀσὴρ ϑάλασσα, [356]γαια μοὶ πόδες εἰσὶ, τὰ δ᾽ οὔατ᾽ ἐν αἰϑέρι κειται, ομμά τε τηλαυγὲς, λαμπρὸν φάος ηελίοιο.
Das ist / Ich bin ein Gott. Aber ein solcher bin ich / wie ich mich selbst nenne. Die himlische welt ist mein heupt / das gestirn die see / die erde meine füße; aber meine ohren seind im himmel. Ich bin das Auge / das alles siehet / das gläntzende licht der Sonne. Und darüm haben sie auch dem Osiris /so fern er die Sonne bezeichnete / zum sinbilde einen Reichsstab mit einem Auge zugeeignet / der Sonne /die sie auch Jupiters Auge nenten / scharfsichtigkeit und macht / damit sie durch alles hindringet / anzudeuten. Macrob. Saturnal. l. I, c. 21. Pierius Hieroglyphic. p. 332, 545. Natal. Comes l. 2, c. 2. Vossius de Idololatr. Orig. & progressu p. 119, 198, 224, 316, 355, 422, 692, & 710, l. 2. Osiris quatenus naturale, non animale est numen, partim est cœlestis, & idem ac Sol: partim subcœlestis, & idem est achumor potabilis; quails aqua Nilotica. Ja sie nenneten den Osiris / so fern er die Sonne war / auch Sirius / und Sirus; welches sonsten des Hundesterns eigner nahme: wie Diodoor in 1 b. bezeuget. Suidas: Σεὶρ, Σειρὸς ὁ ἥλιος, καὶ Σείριος. Hesichius: Σείριος ὁ ἥλιος, καὶ ὁ τοῦ κίνος ἀσὴρ, das ist / Sirius heist die Sonne / und der Hundestern. Siris ward sonst auch der Niel genennet. Daher sagt Dionisius Afer:
Σιρις ὑπὠ Αιθιόπων κικλήσκεται. ὁι δέ Συήνης
ἐνναέται σρεφθέντι μετ᾽ οὔνομα Νειλον ἔθεντο
das ist / von den Mohren wird er Siris genennet. Aber die Siener haben ihm den nahmen Niel gegeben: vielleicht darüm / weil das wort Νειλος die zahl der 365 Jahrstage begreiffet; als Ν 50, Ε 5, Ι 10, Λ 20, Ο 70, Σ 200.
[357] Sonsten hatte dieser Abgott Osiris bei andern völkern noch überaus viel andere nahmen; welche zum teil Ausonius in seinem 29 kurtzbündigem gedichte folgender gestalt angezogen:
Ogygia me Bacchum vocat,
Osirin Ægyptus putat,
Mystæ Phanacen nominant,
Dionyson Indi existimant,
Romana sacra Liberum,
Arabica gens Adoneum,
Lucaniacus Pantheum.
Die Griechen nenten ihn gemeiniglich Bachus; und die Lateiner / seine fürtrefligkeit anzuzeigen / Liber, das ist Sohn / nähmlich des Jupiters. Beide nahmen haben einerlei bedeutung: und dieser scheinet von jenem entsprossen zu sein. Bachus Βάκχος ist aus שוכ רב Bar-Chus, das ist der Sohn des Chus, dessohns Hams / gebildet. Dieser war Nimrod / desNinus vater / der erste herscher zu Babilon: das bei den Alten des besten Weines wegen berühmet. καιρέας
ἐν Βαβυλῶνι οινον φησὶ γένε
καλούμενον νεκταρ ist / Chæreas autem Babylone Vinum dicit esse, quod Nectar vocant, sagt der von Atehn. Und darüm ist Nimrod / das ist Barchus / vor den erfünder und Abgott des weines gehalten worden. Sonst heisset er auch Belus: daher das Lateinische wort bellum, das ist Krieg / solentsprossen sein: weil dieser Belus oder Nimrod zum allerersten gekrieget / oder vielmehr zum allerersten / wie Higinus im 274 lehrgedichte angezeichnet / im kriege den degen geführet; da die Egipter und alle Afriker zuvor mit prügeln gefochten. Bei den Kaldeern heisset Nimra, ארמנ ein Tiger; welches auf den nahmen Nimrod spielet. Daher warden dem Barchus oder Bachus die Tigerfelle zum[358] kleide / und die Tiger selbsten seinem wagen zugeeignet. Eben also waren Lusus und Lysa, von denen Lusitanien / anders Portugal / sol genennet sein / desBarchus / gefährten; wie Plinius aus dem Varro im I h. des 3 b. fürgiebet. Lusum enim, schreibt er / Liberi patris, ac Lysam cum eo bacchantem, nomen dedisse Lusitaniæ, & Pana præfectum ejus universæ, i.E.Spaniæ. Dieses hat er ohne zweifel aus den mährlein der Fönizier: welchen wohl bekant war / das זול luz bei den Ebreern und Sirern / eben wie Laus bei den Arabern / ein mandelbaum / auch eine mandel heisset; daher sie durch solches gedichte andeuten wollen / wie sehr wohl sich die Mandeln zum Weine schikken. Eupolis sagt / bei dem von Atehn / im 2 buche:
Δίδου μασᾶ, Ναξἰας ἀμυγδάλας, ὀινόντε πίνειν Ναξίων ἀπ᾽ ἀμπέλων
das ist / gib zu essen der Naxier Mandeln / darnach schenke Wein von Naxischen weinstökken. Nähmlich weil die bittere Mandeln / welche sonsten auch das luhmichte Nielwasser / zerstoßen und darein geworfen / in einem tage klahr und trinkbar machen /der trunkenheit widerstehen; wie die Aertzte einhällig bekräftigen. Dioskorides schreibet im 1 b. von den mandeln / und Plinius im 8 h. seines 2 b. man sol ihrer fünfe vor dem trunke geniessen. Fast eben dasselbe bezeuget Avizenna im 2 b. von den Mandeln; als auch der von Atehn / und Plutarch / im 1 seiner Fragestükke / mit der geschicht von des Drusus Artzte. Auch wil der Mandelbaum bei dem Weinstokke so gerne stehen / daß man die Mandelbeumlein / wie Teofrast bezeuget / unter die weinstökke zu pflantzen pflegte; weil sie ihnen gantz nicht schädlich / indem sie mit weniger nahrung vergnüget / zeitlich früchte tragen / [359] und wenig schattens von sich geben. Weil nun זול lus bei den Ebreern einen Mandelbaum / mit der frucht zugleich / eben wie das sonst gemeinere דקש saked, bedeutet; so bin ich verwundert / warüm etliche neue übersetzer dieses wort im 37 spr. des 30 h. im buche der Schöpfung / corylus oder Haseln gegeben: da es doch Hieronimus schon vor so langer zeit virg as amygdalinas, das ist Mandelruhten übergesetzet. Es waren auch in alwege Mandelstäbe / welche Jakob streiffenweise schählete / und den schafen in die trinkrennen legte; damit sie bunte / und gestreifte lämlein bringen solten. Aber das wort καρυΐνην, welches die 70 Tahlmetscher alhier gebrauchet / hat sie / nach meiner muhtmaßung / betrogen; weil κάρυον eine hartschahlichte frucht / aber nicht ins besonder eine Haselnus / sondern ins gemein eine iede frucht mit harten schalen / wie die Mandeln auch haben / bedeutet. Zudem haben die 70 Tahlmetscher das wort םידקס sakedim, das sonst eigendlich Mandeln heisset / im 11 spr. des 43 h. aus dem buche der Schöpfung / und im 8 spr. des 8 h. aus dem 4 b. Mos. Auch κάρυα gegeben: welches wir also beileuftig erinnern wollen.
Wer nun dieses / was wir alhier / durch veranlaßung des nahmens Lusus / angeführet / betrachtet /der wird leichtlich sehen können / warüm wir auf denTraupfenning / den der fürtrefliche Künstler Kristof Rudolfs zu Amsterdam verfärtiget / unter anderen /einen Zierkrantz von Weinreben / mit Mandelzweigen durchflochten / abbilden laßen / und in der überschrift Bar-Chus vor Bacchus gesetzet: nähmlich
Bar-Chus amygdalinis Lysæ fit amabilis ulnis.
Nun kommen wir zum nahmen Liber. Also haben die Lateiner den Osiris oder Barchus / nach der redensahrt der Ehreer / zubenahmet: welche die Fürsten םירוה [360] horim, das ist Söhne oder Kinder / eben auf die weise / wie die Spanier ihre Königlichen Fürsten und Fürstinnen / oder des Königes erstgebohrne Söhne und Töchter Hispaniæ Infantes, das ist Kinder von Spanien / zu nennen pflegen. Im 17 spr. des 10 h. im Salomonischen Prediger stehet: Wohl dir land / dessen König ein Sohn ist der םירוה das ist der Kinder / nähmlich der wohlerzogenen / wohlgerahtenen / der Edelen / der Herren / der Helden. Also nennet Esaias im 12 spr. des 34 h. die Babilonischen Fürsten: da der Kaldeer setzt ןיריה ינב beni herin, das ist Söne der Kinder / filios liberorum, sive heroum. Dan hiervon scheinet das wort heros, als auch unserHerr entsprossen zu sein. Und also nennet Metodius den Nimrod nicht unrecht ἀδελφὸν τῶν ἡρώων: gleichwie auch die Lateiner den Barchus Liber, das ist einen Sohn / nähmlich des Hams oder Chus; als welche Herren und Edele mit rechte heissen mochten / weil ihnen ein so großes teil der Welt zum erbe zugefallen.
Wie nun die Egipter den nahmen Osiris / als auchSirius und Sirus oftmahls der Sonne zueigneten / so verstunden zu weilen die Lateiner unter dem nahmenLiber ebenmäßig die Sonne: und also mus er bei hem Virgiel im 1 seiner Feldgedichte verstanden werden /da er spricht:
Vos, ô clarissima mundi
sidera, labentem cœlo quæ ducitis annum,
Liber & alma Ceres.
Ja den nahmen Dionisus / der aus יסב הוהי Jehova Nissi, das ist der HERR mein Panier / wie die überschrift der aufgerichteten Siegeshöhe im 17. h. des 2 buchs Mos. lautet / und aus dem Griechischen worteΔιος, das ist Jupiter / zusammengeflikt scheinet / und [361] eben auch des Osiris oder Barchus zunahme war /findet man gleicher gestalt der Sonne zugeeignet.Eumolp in den gedichten des Weingottes:
Ἀσροφαῆ Διόνυσον, ἐν ἀκτίνεσσι πυρωπόν.
das ist / den erleuchteten Dionisen / den feurigen unter den strahlen. Und Orfeus in seinen Lobgesängen:
Πρῶτος δ᾽ἐς φάος ἤλϑε. Διόνυσος δ᾽ ἐπεκλήτη,
οὕνεκα δινειται κατ᾽ ἀπείρονα μακρὸν ολυμπον.
das ist / er ist zuerst an das licht kommen. Dionisus aber heisset er / weil er üm den großen und langen himmel ümgewältzet wird. Bald darauf fügt eben derselbe hinzu:
Ἥλιος, ὅν Διόνυσον ἐπήκλησιν καλέουσι
das ist / die Sonne / welche sie mit dem zunahmen Dionisen heissen.
Etliche nennen den Osiris auch Omfis; welchesHermeus / bei dem Plutarch / einen Wohltähter erklähret: und die Assirer דחא / das ist Einer; darunter sie gleichmäßig die Sonne verstunden. Dahin hat auch ohne zweifel Esaias / im 17 spr. des 66 h. mit dem worte דחא gesehen. Und dieser nahme komt der Sonne sonderlich zu / eben wie das lateinische Sol von solus, das ist alleineinig; weil sie das einige licht ist / und allein aus sich selbsten leuchtet. Makrobius setzet im 23 h. seines 1 b. der Saturnischen feiertage zwar Adad. Adad, sagt er / nomen dederant. Ejus nominis interpretatio significat unus, das ist / sie haben ihm den nahmen Adad gegeben. Dieses nahmens tahlmetschung heiset Einer. דדא adad aber heisset nicht Einer; sondern דחא achad, oder /nach der Sirer und Kaldeer mundahrt / דח chad. Daher [362] halte ich / daß / durch das abschreiben oder drükken / vor das ח ein ד sei eingeschlichen.
Epifanius / Hieronimus / Tertullian / Ireneus im 24 h. seines 1 b. wider die Ketzer / als auch Skaliger in einem briefe an den Kasaubonus / gedenken eines Abgottes Abraxas: darunter gleichesfals dieSonne verstanden ward. Dieser nahme hat vielen Gelehrten zu schafen gemacht: und niemand hat den rechten uhrsprung ergründen können. Aber ich halte gäntzlich darfür / daß er aus ךרבא abrech, wie der Heerold vor des Josefs stahtswagen ausrufen muste /da man ihn zum Schaltkönige über Egipten gemacht /und in einem öffentlichen gepränge dem Volke sehen lies / gebildet / und dem jüngsten Osiris / das ist demJosef / als ein göttlicher nahme / zugeeignet worden.Hieronimus helt diesen Abraxas mit dem Persischen Sonnengötzen Mitra oder Mitres / welches / wie esSkaliger im 6 buche von der zeit verbesserung erklähret / ein Herr heisset / vor einen und eben denselben Abgott; vielleicht darüm / weil beide nahmen die zahl der jahrstage begreiffen: wiewohl in Μίθρης 365 nach der Perser jahrrechnung / in Αβραξ aber nur die tage des gemeinen jahrs zu finden; als α 1, β 2, ρ 100, α 1, ξ 200. Aber es scheinet / daß dieser Mitres erstlich der Egipter eigener Sonnengötze gewesen: von denen ihn die Persier nachmahls entlehnet. Dan Mitras hies derselbige Egiptische König / der die Sonnenseulen gebauet / und selbst in der Sonnenstadt hof gehalten.
Aber es würde zu lang fallen / wan wir alle zu- und bei- oder ehren-nahmen des Osiris erzehlen und erklähren wolten; welches wir unserem Dichterischen Sternhimmel der sieben Ir- oder schweis-sterne vorspahren: darüm laßet uns in der folge nur allein noch sehen / wie die Egipter diese Osirische Gottheit abgebildet. Weil Osivis oder Mizraim den bau des [363] getreides / der durch Ochsen geschahe / wie wir droben gemeldet / erfunden; so haben ihm die Egipter zuerst den Ochsen / als sein und des Akkerbaues eignes sinbild / geheiliget. Darnach ward auch sein götzenbild zu weilen mit einem gehörnten helme von Ochsenfellen gezieret; und er endlich selbsten unter der gestalt eines Ochsen / ja gar in einem lebendigenOchsen / der schwartz mit weissen flekkern überschäkkert / und im Osirischen heiligtuhme versperret stund / heiliglich geehret. Bos socius hominum in rustico opere, & Cereris minister, das ist /der Ochse ist des Menschen mitgeselle bei dem akkerbau / und der Zehrungsgöttin frohndiener oder tagelöhner / sagt Varro l. 2, R.R. c. 5. Plin. Nat. Histor. l. 8, c. 45. Daher ward auch bei leibesstrafe verbohten die Kinder zu schlachten. Ælian. l. 5. Var. Hist. c. 14. Ja daher war auch der Ochse den Egiptern so heilig / und ein sinbild ihres Osiris. ZuHeliopel hatten sie einen Stier der Sonne / welche sie unter dem nahmen Osiris / wie wir schon genug erwiesen / ehreten / geweihet: auch ward er alda / mit der Sonne zugleich / weil sie beiden die uhrsache des wachstuhms der früchte zuschrieben / göttlich geehret. Diesen Heliopelschen Stier oder Ochsen nenneten sie Mnevs Μνεῦις: und den zu Memfis / der jünger war / und dem jüngsten Osiris / das ist dem Josef / auch der Isis und dem Mohne / wie etliche wollen /oder vielleicht der Assenat / als der jüngsten Isis /geheiliget / Apis und Serapis. Strabo l. 17. Tibullus l. 1, eleg. 7. Herodotus l. 2, 3. Ælianus l. 11. hist. anim. c. 11. Diodorus l. 1, & 3. Plutarchus l. de Iside & Osiride. Ammian. Marcellinus l. 22. Prosper Aquitanicus l. 3 de prædict. c. 38. Rufinus l. 2 hist. Ecclesiast. c. 22, 23. Jul. Maternus. Suidas. Hugo Grotius in Sophomphania. Vossius Idololatr. l. 1, c. 29, & l. 2, p. 501.
[364] Sonsten bildeten sie den Osiris auch ohne gemelten Helm von Ochsenfellen und hörnern ab: zu weilen in einem schiffe / wie den Hammon / aber mit einem Krokodille darunter / der es gleichsam forttrug; zu weilen auf einem tragestuhle / in gestalt eines unbebahrteten Jünglings / mit einer Fuhrmans peitsche in der rechten hand / und mit Kornahren und dem Blitze in der linken: welches alles Ammons oder Jupiters /und des Osiris oder der Sonne vereinbahrte macht anzeigete. Eusebius, Plutarchus de Is. & Osir. Joh. Pierius Hieroglyph. p. 622. Vossius Idololat. p. 355. Und dieses bildes angesicht stelleten sie allezeit gegen den untergang / also daß die Egipter sich nach dem morgen zu wendeten / wan sie es anbähteten: dagegen die Kinder Israels nach dem abende zu gekehret ihren Gottesdienst verrichteten. Ja sie ehreten denMizraim auch überdas hiermit / daß sie nicht allein /nach seinem nahmen / den ersten mohnd im jahre Μεσορὶ nenneten; sondern auch sein sinbild den Ochsen oder Stier / zu seinem ewigen gedächtnüsse / in den himmel setzten. Dan wie sie / seinem Vater dem Ham oder Ammon zu ehren / den Widder zum ersten und fürnehmsten Sternbilde des Tierkreuses machten; so gaben sie auch / dem Mizraim oder Osiris zu ehren /dem Stiere / in eben demselben Tierkreuse / die nächste und zweite stelle. Samuel Bochard. In Phaleg. p. 293. Vossius Idolol. l. 2, p. 501, & l. 1 c. 29, & p. 224.
Daß man aber die alten Egiptischen Könige so gar hoch und heilig geehret / scheinet darüm geschehen zu sein / wie Isokrates in der lobrede des Busiris meinet; damit das gemeine volk üm so viel mehr angetrieben würde den königlichen satzungen und befehlen /als götlichen / zu gehorchen. Auch war dieser gantze Götzendienst der Egipter anders nichts / als eine nachahmung und vergleichung der Natur und alten geschichte. Dan [365] die Egiptischen Priester / die in beiderlei überaus wohl erfahren / märkten auf alles / worinnen die Natur mit den geschichten übereinkahm / und stelleten nach beiden allen ihren götzendienst / und alle ihre heilige gepränge an; dergestalt daß sie /durch einen vermischten götzendienst / der geschehenen dinge gedächtnüs / mit der Natur zugleich / vorstelleten: jenes den verstorbenen Königen zu ehren /und ihren nachgelaßenen befreundten zum troste; dieses aber den anfangenden lehrlingen zum unterrichte /damit sie beides die heiligen Satzungen und die natürlichen Wissenschaften begreiffen möchten; wie Apulejus im letzten seiner Milesischen bücher bezeuget.
Aber hierbei müssen wir auch beileuftig erinnern /daß uns Mizraim mehr ein nahme des volkes / dasHams zweiter sohn gezeuget / als sein eigener / zu sein scheinet. Und also muhtmaßen wir / daß er eigendlich Men oder Menes / wie er sonsten genennet wird / geheissen. In dieser meinung ist auch Bochard in seinem Faleg / da er am 292 bl. also schreibet:Misrajim non est nomen hominis. Id non patitur forma dualis. Itaque cum in Chami filiis secundus censetur Misrajim, nomine Misrajim intellige partem incolarum terræ Misrajim, id est Ægipti. Ja ich halte darfür / daß die Egipter erstlich Misorim / darnach aber / als sie sich in zwei länder oder teile geteilet / Misorajim und zusammengezogen Misrajim seind genennet worden; weil man befindet / wie auchOrosius / im 2 h. des 1 b. seiner geschichte / und Aetikus / in seiner Asischen beschreibung / bezeugen /daß dieses Reich in das Oberste / da der Niel nur einen arm hat / und in das Unterste / da er in viele sich zerteilet / vor alters sei unterschieden worden. Auch wird von Misorim oder Misorajim die einzele zahl Masor oder Mazor רוצמ in der heiligen Schrift oftmahls gefunden. Nähmlich im 2 b. der Könige 19 /24: רוצמ רואי לכ alle Flüsse [366] Masors; und bei dem Esaias 19 / 6: רוצמ יראי וברחו und die flüsse Masors sollen trukken werden; dabei Kimchi anmärket /daß Masor eben so viel sei / als Mizraim. Bei demMicha stehet auch im 7 / 12: von Masor / das ist von Egipten / bis an den flus רהנ דעו, nähmlich Eufrat / da Kanaans grentze ist. Dieses Masor רוצמ heisset ein fester ort / auch wohl ein änger oder schmaler; weil רוצ zusammenängen / und רצschmahl oder änge bedeutet. Beides komt Egipten zu: welches zuerst vor andern Reichen der welt von natur über die maße fest ist; wie Diodor am 18 bl. des 1 b. und am 478 des 5 / als auch Strabo am 819 bl. des 16 b. überflüßig bezeugen: und darnach auch gantz schmahl und änge; weil es von der see ab / bis nach Siene zu / sehr lang / aber gantz nicht breit ist: daher auch Esaias 18 / 2 / die Egipter קשממ יוג ein lang ausgestrektes / oder in die länge gezogenes volk nennet.
Zu des 2 blates 1 zeile.
Isis war des Osiris schwester und gemahlin / eine algemeine Egiptische Abgöttin; welcher man fürnähmlich die erfindung des gebrauchs der Früchte / und dan der Buchstaben / ja der Artzneikunst selbsten / wie Augustien 18 / 4 / von der Stadt Gottes meldet / zuschrieb. Sonsten bezeichnete sie auch die gantze der Sonnen macht unterworfene Natur: da sonderlich derMohn / und die Erde in betrachtung kommen. Daher sagt Eusebius im 6 h. des 1 b. von der vorbereitung der Heilverkündigung / daß Osiris die Sonne / undIsis der Mohn sei. Auch ist sie zugleich die Erde; gleich wie Osiris der Niel und alle trinckbare feuchtigkeit: ja selbsten die Lust; da sie von den [367] Egiptern auch Minerva / wie gemelter Eusebius am obangezogenen orte / im 2. h. des dritten b. bezeuget /genennet ward.
Osiris war allein mänliches geschlechtes: Isis aber beides man und Fraue. Eine fraue war sie / so Fern sie Osiris / das ist die Sonne den Mohn / erleuchtet /und gleichsam schwängert / ja der Niel die Erde befeuchtet und fruchtbar machet: und ein Man / so fern sie als der Mohn betrachtet wird / und also das empfangene licht durch die luft auslesset / und dem wasser so wohl als der erde die kraft zu gebähren giebet: daher auch die Egipter den Mohn die Mutter der Erde nenten. Μητέρα τὴν σελήνην τοῦ κόσμου καλοῦσι, κὶ ῥύσιν ἔχειν ἀρσενόθηλην οιονται, das ist / sie nennen den Mohn eine mutter der welt / und wähnen / daß er beiderlei natur einflus habe: schreibet Plutarch im b. von der Isis. Luna Ægyptiis, sagtVossius von der Abgötterei ursprunge am 422 bl. bifariam consideratur. Primò quatenus lumen accipit à sole, quo modo fæmineæ est virtutis, & Isis dicitur: deinde quatenus lumen per aëra in terras, & aquas diffundit, ad stirpium & animantium generationem; quo pacto jam viri partes sustinet, & Osiridis quoque nomen habet. Jo. Ravisius Textor in Theatro suo, p. 843, 863. Agellius l. 1 Noct. Attic. c. 28. Elias Schedius de Diis Germ. p. 135. Daher sagten etliche unter den Lateinern nicht allein in weiblicher endung Luna, welches aus Lucina, zusammen gezogen scheinet; sondern auch in mänlicher Lunus; wie Spartzian in seinem Karakelle bezeuget. Quia Lunam magis ratione principii activi, ut dignioris, id est masculini, attenderent; quàm passivi, sive fęminei; eò sacerdotes Carreni pro Luna Lunum dicere jusserunt. Vossius de Idolol. l. 2. p. 466, 690, 696. Und also war Isis so wohl / als Osiris / eine himlische und irdische Gottheit: welcher / nach ihren so vielerlei [368] würkungen und eigenschaften / auch vielerlei nahmen / daher sie μυριώνυμα, das ist die Gottheit mit tausend nahmen / hies / zugeeignet worden. Dan wie alle der Heiden mänliche Götzenschaften der einigen Sonne / nach des Makrobius, zeugnüsse im 1 b. zugeeignet warden; so eignete man auch dem einigen Mohne alle / die weibliches geschlächtes waren / zu. Daher sagt Aristoteles / in seinem buche von der Welt: εἷς
ὤν πολυώνυμος ἐσὶ, κατονομαζόμενος τοις πάϑεσι πᾶσιν ἅπερ αυτὸς νεοχμει: das ist /der einige Gott: hat vielerlei nahmen; indem er nach allen seinen würkungen / die er selbsten tuht / genennet wird. Servius in l. 1 Georgic. Virgil. Und also ward die Isis / welche zuvörderst des Mohnes gottheit bezeichnete / Luna oder Lucina, Latona, Juno, Hecate, Proserpina, Diana, Olympias, πολύμορφος δάιμων Ilythia, Lilith, Anaitis, Cabar, Rhamnusia, Pessinuncia, Tellus, Erthum oder Ertha, Rhea, Cybele, Ceres, Multimammea, Minerva, Pallas, Bellona, Venus, Astarte, u.s.f. Genennet.Ammiam. Marcellinus l. 22. Capitolinus in Pertinace & Macrino. Trebellius Pollio in Celso. Augustinus l. 2 de Civit. Dei, c. 9. Turnebus Advers. l. 22, c. 24. Salvianus c. 8 de provid. Dei. Apuleius. Athan Kircher. Panth. Ebreor. c. 16, & c. Diodohr meldet /daß Isis von den Egiptern als eine Göttin der gebuhrt sei geehret worden: daher sie den nahmen Latona, oder Lucina, quòd ejus operâ fœtus in lucem prodeat, bekommen. Katullus:
Tu Lucina dolentibus
Juno dicta puerperis.
Goropius wil auch / am 106 bl. des 5 b. seiner Hermatehne / aus dem Plutarch erweisen / daß durch dieIsis die Göttliche Weisheit verstanden werde; und daß der nahme Isis so viel heisse / als istist. Daß [369] Isis und Zeres einerlei seind / bezeuget Apuleius im 2 b.
Wie hoch diese Isis durch das gantze Egipten sei gehalten worden / ist zuförderst daraus abzunehmen; weil die Egipter sonsten nicht alle einerlei Abgötter ehreten / wie Herodotus in seiner Euterpe meldet /als allein die Isis / und den Osiris: die dem gantzen Egipten / als die höchsten und gühtigsten Gottheiten /gemein waren. Darnach bezeugen es auch unterschiedliche überschriften / die man / ihr zu ehren /hier und dar in ihren heiligtühmern angeschrieben. Nähmlich / Ich Isis bin alles / das da sein wird /das da ist / und gewesen ist; und meinen vorhang hat kein sterblicher iemahls aufgedekt. Fast dergleichen überschrift stund zu Sais im Götzenhause der Minerve / wie Plutarch im buche von der Isis meldet: nähmlich / Ich bin alles / was gewesen ist /was da ist / und was dasein wird: meine flammendekke hat keiner unter den sterblichen iemahls aufgedekt. Und anderwärts befand sich diese:Te, Tibi una, quæ es omnia, Dea ISIS. In etlichen warden ihr auch die ehrennahmen / Königin / Fraue /Herscherin / überwinderin / unüberwindliche /siegsprahlende / fruchtbringende / und dergleichen zugeeignet. Zudem heiligten die Egipter teils dieser ihrer Abgöttin / teils dem Osiris fast alles / was ihnen nutzen beibrachte. Dan ihr war heilig der Hundestern / und ward selbsten nach ihrem nahmen Isis genennet / ja dem Morgensterne vorgezogen: weil der Niel / so bald der Hundestern aufgegangen / zu wachsen anfing; daher sie auch wähneten / daß dieser stern solchen wachstuhm würkte. Porphyrius in Scholiis ad Aratum p. 19 Vossius de Idololatr. p. 226, 498. Auch war ihr heilig das sternzeichen der Jungfrau /wie dem Osiris / oder der Sonne dasselbe des Leuens; und ward auch [370] nach ihr Isis benahmet: weil der Niel / wan die Sonne durch dieses zeichen lief / auf das höchste gestiegen / und die felder zur fruchtbarkeit befeuchtete. Ja der gantze Tierkreus / den die alten Egipter Olimpon nenten / daher sie auch den nahmen Olimpias bekommen / war ihr geweihet. Eusebius in Chronicis l. 1. Langius de annis Christi l. 1, p. 171. Auch kan man hiervon unsern Dichterischen Sternhimmel / im zeichen der Jungfrau / und des Hundegestirnes / lesen.
Wie nun diese Abgöttin so mancherlei nahmen gehabt / so hat man sie auch auf mancherlei weist abgebildet. Zuweilen begrif man in einem bilde fast alle zeichen / die ihre manchfältige macht und auswürkungen andeuteten. Dergleichen seind in den bilderstükken dieses Büchleins hier und dar zu finden. Auf dem tittel wird sie mit vielen brüsten / daher sie auch Multimammea, das ist die Vielbrüstige / heisset / entworfen. Dieses bild war mit verborgenen röhren so künstlich zugerichtet / daß die hitze der angezündeten lichter unter der hohlen schirmdekke über dem heupte / durch solche röhren / die milch / welche unten im bekken stund / straks hinauf in die brüste zog; also daß sie / so lange die lichter branten / stähts mit milche flossen: welche / als kleine strahlen / herunter in das bekken geschossen kahm / und von dar wieder hinauf gezogen ward. Und hierdurch machten die Priester dem gemeinen völklein eine solche blaue dunst vor die augen / daß es anders nicht gleubete /als daß ihre gewähnte große Mutter der Götter solche milch von sich selbsten fliessen liesse. Kircherius Oedipi Ægypt. tom. 2, part. 2, p. 333. Dergleichen zwei gekünstelte Götzenbilder des Osiris und der Isis stunden auch zu Sais. Das Osirische gab Wein / und das Isische Milch von sich / so bald das feuer auf der götzenhöhe angezündet ward: ja ein Trache / [371] wie ein Habicht gestaltet / bewegte sich unterdessen mit einem heftigen zischen. So bald aber das feuer verlosch / stund alles stil. Hero in Automatis. So künstlich und arglistig wusten die Egiptischen Priester das arme volk zu betrügen / und in ihrer abergleubischen gottesfurcht zu erhalten. Sonsten ward mehr gemeldete Isis / wan sie den Mohn allein andeuten wolten /gemeiniglich mit hörnern gebildet; weil der Mohn im ab und zu-nehmen gehörnet / und ihm der Ochse / der ebenmäßig gehörnet / als des Akkerbaues sinbild /gleich so wohl / als der Sonne / geheiliget war / sonderlich zu Memfis; wie Elian in 11 h. des 11 b. seiner Tiergeschichte / Diodor im 1 b. und Plutarch von der Isis und dem Osiris / bezeugen.
Herodotus schreibet in seiner Euterpe: τὸ γὰρ τῆς Ἴσιος ἄγαλμα ἐὸν γυναικήϊον, βούκερών ἐσι, κατάπερ ελληνες τὴν Ἰοῦν γράφουσι, das ist / der Isis Bildseule / welche ein weibesbild ist / hat Ochsenhörner; gleichwie die Griechen die Jo zu bilden pflegen. Diese Jo war Inachs tochter / die er mit desForoneus schwester gezeuget; und wird auch vor die Egiptische Isis / gleichwie ihr sohn Epafus vor den Egiptischen Apis / gehalten: wiewohl es die Egipter bloß vor ein eiteles geschwätze der lügenhaftigen Griechen annehmen; bei denen nichts gemeiner war /als daß sie anderer Völker Abgötter ihnen zueigneten. Daß aber die Egiptische Königin Isis / die mutter des Libischen Herkels / nachdem ihr gemahl / der KönigOsiris / von seinem bruder Tifon ermordet worden /zum Gambriven in Deutschland sei kommen / das Getreidich / welches den menschen zuvor unbekant /unter andern gewächsen gefunden / und solches zu säen / zu mahlen / zu bakken / auch den gebrauch der wolle / des öhls / und des weines gelehrer / und daher von den Schwaben vor eine Göttin gehalten und aufgeworfen worden / bezeuget / samt andern / [372] Aventinus im 1 seiner Bojischen Jahrbücher. Auch schreibet von den reisen der Isis Diodoor aus Sizilien: der in seinem 1 buche folgendes schriftmahl anziehet: Ich Isis bin die Königin dieses Reichs / welche Merkuhr unterwiesen; die solche satzungen gegeben /die niemand aufhöben kan. Ich bin Gottes des jüngsten Saturns erstgebohrne tochter. Ich bin des Königes Osiris gemahlin. Ich bin dieselbe /welche den sterblichen zum allerersten die Früchte gezeiget. Ich bin des Königes Orus mutter. Ich bin dieselbe / die im sterne des Hundes aufgehet. Mir zu ehren ist die stadt Bubast gebauet. Gehabe dich wohl / Egipten meine ernährerin. Gleichesfals sagt Tazitus im buche von den sitten der Deutschen: Pars Svevorum & Isidi sacrificat. Unde causa & origo peregrino sacro, parum comperi; nisi quòd signum ipsum in modum Liburnæ figuratum, docet advectam religionen. Und daß sonderlich zuAugspurg / welches / wie Münster im 3 b. schreibet / unter Schwaben gehöret / der Isis götzendienst im schwange gegangen / bezeuget / neben andern märkzeichen / der Kienapfel oder die Zwirbelnus im wapen dieser stadt; weil der Kien- oder Fiechten-baum der großen Mutter der Götter / das ist der Isis /heilig war. Ja dergleichen anzeigungen des Isischen götzendienstes findet man auch anderwärts so wohl im Nieder- als Hoch-Deutschlande. Eisleben / eine stadt in der Grafschaft Mansfeld / da der DeutscheMoses / der große Luhter / welcher das Deutsche Israel aus der Egiptisch-Röhmischen dienstbarkeit geführet / gebohren worden / hat ihren nahmen zweifels ohne von dieser Isis; als auch das Eisenkraut / Isidis herba. Obgemelter Aventien ziehet im 2 buche seiner Bojischen Jahrgeschichte folgende überschrift an /welche man in [373] Bäuern / als ein hinterlaßenes gedenkmahl der Röhmischen kriegsleute / gefunden.
ISIDI.
MYRIONIMÆ.
SACRUM.
FESINUS. T. IULI.
SUTURNINI. G.P.P.
SERRARI. POSUIT.
FORTUNATUS.
EIUSDEM. SER. T.S.
FACIUNDUM.
CURAVIT.
Eine andere hat man auch im Niederdeutschlande /zum zeichen / daß die Röhmer alda die Isis ebenmäßig geehret / gefunden; und zwar folgende:
ISIDI. SACRUM.
SEX. POMPEJUS. SEX. L. SYRUS.
MIL. LEG. V. AUG. V.S.L.M.
Servius bei dem 8 b. vom Eneas wil / das Isis so viel heisset / als Erde. Isis autem Ægyptiorum linguâterra est, quam Isin esse volunt. Macrob. l. 1. Saturnal. c. 20: Isis cunctâ religione celebratur: quæ est vel terra, vel natura rerum subjacens soli. Hinc est, quòd continuatis uberibus corpus deæ omne densetur; quia vel terræ, vel rerum naturæ alta nutritur universitas. Aber Diodor schreibet / daß Isis so viel gesagt sei als alt; und daß sie diesen nahmen von der alten und ewigen erzielung bekommen. Andere wollen / daß Isis aus dem Ebreischen השא, das ist eine männin oder Jungfrau entspriesset; und daß die Egiptischen Priester damit auf die gebührt unsers Heilandes aus einer Jungfrau / davon sie vielleicht aus dem munde der Ebreer gehöret / ein auge gehabt. Doch hier von genug.
[374] Zur 2 zeile des 2 blats.
Anubis / des Tifons und der Nefte / die des Osiris und der Isis bruder und schwerer waren / einiger sohn / welcher sonst auch Enef oder Knef / wie Kircher /Tisius und andere melden / genennet wird / war ebenmäßig ein Egiptischer Abgott. Man bildete ihn gemeiniglich mit einem hundeskopfe: weil er / als er demOsiris / seinem vetter / im Kriege gedienet / einenHund zum waffenzeichen / oder einen Helm oder sturmhuht vom hundesfelle getragen; oder auch weil er ein Jäger gewesen; oder aber / wie Tisius meinet /weil der Niel bei angebrochenem klahren scheine des Hundesternes / vor den auch Anubis selbsten von etlichen genommen wird / in Egipten sich ergiesset. Daher sagt Lukahn im 8 buche:
Non in templa tuam Romana accepimus Isin,
Semideumque Canem.
und Virgiel im 8 vom Eneas:
Omnigenumque deûm monstra, & latrator Anubis.
Aber wer mehr von der hundeköpfichten gestalt desAnubis zu wissen lust hat / der schlage das 268 und folgende blätter unsers Dichterischen Sternhimmels auf; da wir alles weitleuftig ausgeführet. Etliche / ja die Egipter selbsten / stehen in der meinung / daß dieser Anubis / und Saturn einen und eben denselben Abgott bezeichnen: weil Κύων bei den Griechen einhund heisset. und Saturn so wohl bei den Ebreern /als Ismaelern und Persern / wie Aben Esra bezeuget /Kijun genennet wird. Und darüm haben viele nicht begreiffen können / warüm die 70 Tahlmetscher vor das Ebreische wort ןויכ Kijun / im 26 spr. des 25 hauptst. bei dem Amos / in der Griechischen übersetzung / das Egiptische Ραιφὰν oder Ρεφὰν gesetzet: weil Ρεφὰν oder / [375] wie etliche lesen / Ρεμφὰν; welches wort noch itzund bei den Koptern in Egipten üblich /ein gantz anderer Egiptischer Abgott gewesen / alsAnubis; nähmlich eben derselbe / den andere völkerSaturn genennet. Auch verstehet Plautus selbsten /in einem seiner Schauspiele / durch das wort Ciun nicht den Anubis / sondern den Saturn; wie Samuel Petit im 2 h. des 2. b. seiner Anmärkungen anweiset. Aber die gemelten 70 übersetzer / weil sie in Egipten schrieben / haben das eigentliche alte Egiptische wort lieber gebrauchen wollen; wie es auch der Bluhtzeuge Steffan / im 43 spr. des 7 h. der Apostelgeschichte /behalten: ἀνελάβετε τὴν σκήνην τοὗ Μολὸχ, καὶ ἄσρον τοὗ θεοὗ ὑμῶν Ραιφὰν. Ihr nahmet die hütte des Molochs an / und den Stern eures götzen Refans: das ist / ihr machtet euch den Mars / welcher eben derselbe als der Egiptische Moloch war / und den schweifstern des Saturnus zu Abgöttern.
Sotis / ἡ Σῶϑις, das ist der Hundesstern / oder das Hundegestirn / sonst gemeinglich σεὶριος, Sirius genennet / war gleichesfals ein Egiptischer Abgott: dessen würkung die Egipter den auf- und über-lauf des Niels zuschrieben; wie wir am 252 und 263 bl. unsers Dichterischen Sternhimmels weitleuftig angewiesen. Und darüm gaben sie ihm die nächste stelle nach der Sonne und dem Mohne / dergestalt daß sie ihn allen andern sternen / ja selbst dem Morgensterne vorzogen. Prophyrius in antro Nympharum:Ægiptiis principium anni est, non Aquarius, uti Romanis, sed Cancer. In cancro enim est Sothis, quam Canis sidus Græci dicunt. Neomenia autem ipsis est Sothidis ortus, quæ generationis mundi ducit initium. Ja die Egipter fingen nicht allein ihr Großes jahr / welches aus vier Sonnenjahren bestund / vom aufgange des Sotis oder hundesternes an; sondern nenneten es auch selbst / nach seinem nahmen [376] / dasSotische jahr / annum Sothidis sive Canicularem. Vossius de Idololatr. l. 1, c. 28. Langius de Annis Christi l. 1, p. 224. Nic Caussinus de Symbolica Ægypt. sapient. p. 83. Auch kan hierbei unser Dichterischer Sternhimmel / Coelum Astronomico-poëticum, am 266 bl. gelesen werden. Es ward aber nicht allein der Zungenstern des Hundegestirnes /der dem Osiris / wie der Stirnstern in eben demselben Sternzeichen der Isis / eigentlich geheiliget / absonderlich Sirius genennet; sondern auch das gantze Sternzeichen ingesamt: wie wir am itzt angezogenen orte mit mehrem angezeiget. Und unter diesem nahmen ist auch der Hundestern so wohl bei den Lateinischen / als Griechischen Dichtmeistern nicht wenig bekant.
Virgilius 4 Georgiκῶν:
Jam rapidus torrens sitientes Sirius Indos
ardebat coelo.
Præcipueque vigil fervens cùm Sirius ardet.
Non secus ac liquidâ si quando nocte cometæ
sanguinei lugubre rubent, aut Sirius ardor,
ille sitim, morbosque ferens mortalibus ægris,
nascirur.
Hierbei hat Servius angemärket: Sirius stella est in ore Canis, quæ, quantum in ipsa est, pestifera est: sed pro qualitate adjacentium aut vincitur, aut majoribus utitur viribus. Hinc est, quòd, cùm tempore certo oritur, non semper noxia est. Man hat sich aber alhier nicht wenig zu verwundern / daß die Dichtmeister / sonderlich die Lateinischen / den Sirius gemeiniglich / nach des Hundegestirnes boßhaftiger / und nicht liebreicher kraft und eigenschaft / beschrieben: da doch durch diesen nahmen / der sonst alles / was gühtig und liebreich ist / [377] bedeutet / wie wir im mehr gemelten Dichterischem Sternhimmel erwiesen / allein das widerspiel solte verstanden werden.
Statius l. 3. Silvarum:
Acer anhelantes incendit Sirius agros.
Illos implacido lethalis Sirius igni.
– rapidus qua Sirius ignes
exerit.
Sic cùm stabulis, & messibus ingens
ira Deûm, & Calabri populator Sirius arvi
incubuit.
Μετὰ Σείριον, ἀσέρα Μαίρης,
αἰϑέρος ἀσὸν ἐγώ σε, κὶ ἀσερόεντα τελέασω
ἄγχι κυνὸς πρότερον, σαφυλὴν ἳνα κὶ σὶ κεπαίνης
βότρυος ἐς λιϑείαν ἀκοντίζων σέϑεν αἴγλιυ.
das ist / sagt Osiris oder Bachus zu seinem Hunde /oder vielmehr zum Anubis / oder aber Kaleb / der des Moses / welchen Vossius vor den dritten Osiris helt / getreuer mitgefährte war: ich war dich nach dem Sirius / der Mirjam oder Marien sterne / (danMaira scheinet aus Maria oder Mirjam / dem nahmen der schwerer des Moses / gebildet zu sein) zum bürger des Himmels / und mit vielen sternen / bei dem vördersten Hunde / leuchten machen; damit du die weinbeeren zeitigest / indem du deine strahlen auf die trauben wirfest.
Zur dritten zeile des 2 blats.
Orus oder Horus / ὧρος, den die Egipter auchKemin nenten / des Osiris und der Isis sohn / [378] war ebenmäßig ein Egiptischer Abgott; welchen sie vor den herscher der zeit oder der jahre / wie aus den überschriften der gebalsemten leichen zu sehen / hielten: wiewohl ihm sonsten eigendlich nur das vierde und letzte teil ihres Gotischen oder großen jahres /wie das erste teil dem Sotis oder dem Hundessterne selbsten / das zweite der Isis / und das dritte dem Osiris / zu beherschen zugeeignet war. Und davor hielten sie ihn / so fern er aus dem himlischen Osiris und der himlichen Isis / das ist aus der Sonne und dem Mohne / gezeuget zu sein verstanden / und der himlische Orus genennet ward. So fern er aber irdisch /und aus dem irdischen Osiris und der irdischen Isis / das ist aus der zusammenfügung des Niels und derErde / gebohren zu sein betrachtet ward; alsdan bezeichnete er so wohl der erde / als der lust fruchtbare gestalt zum wachstuhme der dinge geschikt / das ist das fruchtbahre gewitter / die wolken / den regen / den tau / u.d.g. Daher sagt Vossius vom uhrspr. der Abgötterei am 614 bl. Ex Nili & Isidis concubitu nascitur Orus; nempe subcœlestis; quo indicatur tum aẽris, tum terræ temperies, rebus producendis apta. Und üm dieser milterung der lust willen / scheinet er auch zum teil von den Egiptern mit unter die Artzneigötter gerechnet zu sein: da sie ihn Harpokrates nenten. wie Kircher am 354 bl. des 2. t. seines Egiptisthen Oedipus bezeuget. Ja er ward zu weilen gar vor den Apollo / den Sonnen- und Artznei-götzen /selbst genommen / Macrob. l. 1. Saturn. c. 21. Wie nun dem Orus die Luft gleichsam zugeignet war: so besaß seine mutter Isis die oberste helfte der Erde / so weit sie nähmlich von der sonne erleuchtet wird / und der tag reichet; und seiner mutter schwester Nefte /des Tifons gemahlin / die andere und unterste helfte der Erdkugel / so weit sie die nacht überschattet;Anubis [379] aber / der Nefte sohn / den Kreusendiger /also daß er die oberste und unterste helfte der erde /gleich als ein hund / bewachte / und gleichsam anbällete / wie Plutarch meldet. Isidi teram dedere, sagt auch Vossius / qui horizonte nostro continetur.Nephthyi partem terræ pedibus nostris adversam. Ipsum horizonta Anubidis esse dixerunt: qui filius Typhonis, cuique dedicarunt canem; quòd hemisphærii utriusque custos sit.
Zur 4 zeile des 2 blats.
Kanopus / welches etliche Kanobus / nach dem Griechischen Κάνωβος, schreiben / war des Trojischen Königes Menelaus schifshaupman / aus Lakonien bürtig: wiewohl Aristides solches leugnet / und den Hekateus / der es bejahet / in seiner Rede von den uhrsachen des wachsenden Niels / widerleget; auch darbei füget / daß Kanopus / eine nach gemelten Lakoniers nahmen also genente Egiptische stadt /etliche hundert jahre vor des Menelaus ankunft in Egipten schon diesen nahmen geführet. Daß er aber in gemelter stadt von einem natterstiche gestorben / und begraben worden / bezeugen Strabo im 17 b. undTazitus im 2 seiner Jahrbücher / als auch Sulpitz. Nach seinem tode sol ihm Menelaus / seine große treue zu vergelten / ein Götzenhaus / dessen Eustatius / und Dionisius gedenken / bei dem Kanopischen Nielhafen gestiftet haben. Ja die Egipter selbst haben ihn als einen Wassergötzen geehret / und Neptuhn /wie Steffanus bezeuget / genennet. Sein götzenbild /wie Eusebius in 2 b. seiner Kirchengesch. meldet /ward mit einem überaus dikken bauche / und sehr fettem wanste gebildet; vielleicht darüm / weil der Niel /den man ihm zueignete / fet machte: da doch die Egipter sonst allen ihren Abgöttern eine schlanke gestalt gaben. [380] Dan sie hielten darvor / wie Plutarch bezeuget / daß die schlanke leibesgestalt dem Göttlichen bilde am gleichesten sei. Daher musten auch die Priester gantz nicht fet sein. Das war ihnen ein greuel. Darüm lebten sie so über die maße mäßig / schreibtPorfirius / und Tisius vom Stahtswesen der Egipter. Darüm trunken sie auch das Nielwasser / welches die eigenschaft hat fet zu machen / sehr spahrsam. Ja damit die geheiligten Ochsen / Mnevs / und Apis /nicht fet würden / gab man ihnen kein Nielwasser zu trinken. Wie nun die Egipter mit rohthährichten und blassen Menschen nicht gern ümgingen / so sahen sie auch die fetten wänste nicht gern. Darüm war ihnen auch der König Menis / seines schmeerbauches / und wohllüstigen schlemmerischen lebens wegen / so verhasset / daß sie ihm nicht allein die Sau zum sinbilde gaben / sondern auch selbst eine seule zu Tebe liessen aufrichten / welche mit lauter flüchen wider diesen könig beschrieben; wie bei dem Pierius im 9 b. seiner Egipt. Bilderschriften zu lesen.
Sonsten bildeten die Egipter diesen ihren AbgottKanopus gemeiniglich ab mit einem runten Wasserkruge; welcher einen dikken bauch / und oben auf dem halse des Kanopus kopf stehen hatte. Auch war an demselben ein handgrif / darauf eine zusammengeflochtene Natter / vielleicht darüm / weil den Kanopus eine natter getödtet / sich erhub. Apuleius in ultimo Milesiarum: ejus orificium non altiusculè elevatum, in canalem porrectum, longè rivulo prominebat. Et aliâ parte multum recedens spatiosâ dilatatione adhærebat ansa, quam contorto nodulo supersedebat aspis sqameæ cervicis stricto tumore sublimis. Zu weilen waren diese Krüge glat und ohne schrift / zu weilen mit wunderlichen heiligen schriftzeichen und sinbildern der Egipter gezieret. Weil Känopus ein [381] Schifman / wie gesagt / gewesen / so heiligten ihm die Egipter auch das Sternzeichen des Schiffes; und nenneten nicht allein desselben grössesten stern / der am mittagsruder stehet / sondern auch das schif selbsten nach seinem nahmen; wie wir in unsrem Dichterischen Sternhimmel am 325 bl. berühret. Aber von diesem Abgotte können gelesen werdenStephanus in Κάνωβος; Suidas in Κάνωπος; Rufinus Hist. Eccl. l. 2, c. 26; Petr. Crinitus l. 11. de honesta disciplina; item Vossius Theol. gentil l. 1, c. 31.
Zur 7 und 8 zeile des 2 blats.
Momft / Momphta, Monphta, das ist Gott des wassers / oder Wasser Gottes / wie es Abenefi erklähret / war ein Abgott des wachsenden Niels / incrementi Nilotici præses numen, sagt Kircher im 1 t. seines Egiptischen Oedipus / am 115 bl. Ihm war der Leue heilig: und das Leuengestirn / samt dem Leuenmohnde / stunden unter seinem gebiete. Daher pflegte der Pfaffe dieses Abgottes / wan er dem Niele seinen götzendienst leistete / mit einer Leuenhaut bekleidet zu sein.
Omft / Omphta, war der Abgott des fallenden Niels: daher ihm auch das sternzeichen der Wage /samt dem herbstmohnde / darinnen der Niel fället /geheiliget.
Zur 14 und 15 zeile des 2 blats.
Die Egipter pflegten ihren Götzen wächserne Tafeln /darauf ihre bitte geschrieben stund / an die kniehe zu hängen. Daher sagt Juvenahl:
Propter quæ fas est genua incerare Deorum.
[382] Zur 18 und 19 zeile des 2 blats.
Cyprianus in carmine de Christiano apostatâ:
Mente fremunt, lacerantq; corpus funduntque cruorem.
Lactantius l. 1. Instit. Apulejus l. 8. Metamorph. Herodot l. 2. Clemens Alexandrinus Stromat. l. 6, p. 465, & l. 7, c, 8. Guido Pancirollus rer. memorabil. deperdit. l. 1. Beroald. ad Apuleji l. 11. Miles. Vossius Theol. gentil. p. 203.
Zur 22 und 23 zeile des 2 blats.
Tifon / Typhon, Typhaon, Typhoëus, den die Egipter auch Set / Bebon / und Smi nenneten / des Osiris und der Isis / als auch der Nefte / seiner gemahlin /bruder / ward vor den anfang alles bösen / gleichwieOsiris alles gehalten / gehalten; weil jener ein wühterich / der auch selbst seinen bruder Osiris ermordet /dieser aber ein frommer könig gewesen. Ja sie eigneten jenem alles böse / das in der gantzen Natur war /und diesem alles guhte zu. Und darüm pflegten sie ihm auch / seine wühtende macht zu besänftigen /Esel und rohte Kühe zu opfern: und trugen schwartze kleider. Besiehe hiervon weiter Atanasius Kirchern im 1 t. seines Egipt. Oedipus / in der 2 abteil. am 23 bl. als auch unsern Dichterischen Sternhimmel / am 114 / 253 und 288 bl.
Zur 12 und 13 zeile des 5 blats.
Als Abraham im lande Kanaan / zwischen Betel und Ai / wohnete / überfiel das land eine große teurung. Darüm begab er sich / mit seiner fraue Sara / in das nächstgelegene Egipten: dem / seiner überschwänglichen fruchtbahrkeit wegen / keine misjahre /[383] die man mit recht misjahre nennen konte / bewust waren. Als nun Abraham in Egipten kahm / dieses seind Moses im 12 hauptstükke seines 1 b. eigene worte; da sahen die Egipter das weib / daß es fast schöne war. Und die Fürsten des Farao sahen sie /und preiseten sie für ihm. Da ward sie in des Farao haus gebracht. Und er täht Abraham guhtes üm ihret willen: und er hatte schafe / rinder / esel / knechte und mägde / eselinnen / und kamehle. Aber der HErr plagte Farao mit großen plagen / als auch sein haus / üm Sara Abrahams weibes willen / u.a.m. Diesen Farao oder Egiptischen könig nennet der Araber Abdalla Ben Geled /in seiner erzehlung der Egiptischen könige Tautis: welcher bei andern auch Faunus und Saruch heisset. Seine eigene worte lauten verdeutscht also: Tautiswar derselbe Farao / welcher die Sare des Abrahams Fraue behielt. Diesem folgete seine tochter Hazubah; dan er hatte keinen sohn. Sie war aber die erste Frau / welche über Egipten herschete. Als sie todt war / besaß das Königreich Amhaz Alfa /die tochter Mamums / des sohns Malia: und nach dieser / Alvalid. Sie lebeten eine lange zeit / und vermehreten sich dergestalt / daß sie das gantze Egipten erfülleten. Sie waren aber aus dem stamme des Amaleks / des sohns Luds / des sohns Sems. Und nach Alvalids absterben / herschete nach ihm Alrian. Dieser war dazumahl König / als Josef in Egipten verkauft ward: den er auch / weil er seinen traum an legte / aus dem gefängnüsse zog / und zu den grösten würden in Egiptenerhub. Als Alrian Ben Alvalid gestorben war /besaß nach ihm das Königreich Daran: bei dessen lebezeit Josef / friede sei über ihm / gestorben /u.s.f.
[384] Dieser Tautis aber war kein ander / als der weltbekante wahrhaftig dreimahlgroße Hermes / oder Hermes Trismegist / der gantzen Egiptischen Weisheit springbrun und uhrhöber / ja der erfinder der Sonnenseulen / samt der heiligen Egiptischen Bilderschrift: welchen die Fönizier / wie Eusebius im 7 h. des 1 b. bebezeuget / Taut; die Egipter Tot / auch Ftat / das ist den Gott der Götter / und Hermes; die Araber aber Idris / oder Adris nach dem Ebreischen Hadores / das ist / einen fürtreflichen Vernunftfechter /disputatorem insignem, genennet. Die Araber pflegen zwar alle diese nahmen / in ihren schriften / gemeiniglich dem Enoch zuzueignen; den sie sonst Hanuch /auch zugleich selbst Osiris / nähmlich den allerersten / nennen; wie aus dem Ahmed Ben Josef Eltifasi /Abenefi / Kaab Elchabar zu sehen: welcher letztere / in seinen Sarazenischen Geschichten / unter andern auch dieses schreibet: Es war aber Adris ein schneider / und der erste / der kleider gemacht hat; und so oft er die nahtel durchzog / lobete er Gott / und heiligte Ihn. Dieses bezeuget auch Vasiab / als auchIsmael Schiahin: welcher saget / daß er ihm selbst das erste kleid gemacht / da die menschen zuvor mit tierefellen ümhänget gewesen; ja er habe zum ersten /im wege Gottes / die waffen gebrauchet / und widerKabiels söhne / Kains nachkommen / gestritten; auch zuerst das maß und gewicht erfunden. Ja es scheinet / daß die Araber und Kaldeer alles / was die Griechen und andere vom Osiris geschrieben / demEnoch oder Adris / wie ihn die meisten nennen / zugeeignet. Aber der zweite und rechte Hermes Trismegist / der die ersten Sonnenseulen / üm das 2213 weltjahr / oder üm das 1840 vor der Heilgebuhrt / erfunden / und die Egiptische Priesterschaft gestiftet /war / nach der sündfluht / nicht allein der erste [385] Priester in Egipten / sondern auch der dritte König; der dem Mizraim / und Mesramutisis folgete. Dahin kahm er erst / aus Wälschland / zum Mizraim; dem er / seiner großen weisheit wegen / so lieb war / daß er ihm alle seine heimligkeiten anvertraute / ja ihn zu seinem geheimen Rahte machte. Nach dessen / und dan auch seines sohnes und reichserbens tode / erhub ihn seine weiheit gar auf den Egiptischen reichsstuhl. Und also war er eben dazumahl könig / als Abraham / mit der Sara / vor der teurung in Egiptm flohe. Von ihm bezeugen auch die Ebreer in ihrem Buche / welches קדציכלמ תיב, das ist das Haus Melchisedeks /genennet wird: daß er eine sehr große weisheit desessen; daß er einer aus Kanaans nachkommen gewesen; daß er viel gelehrte Leute erzogen / die nach ihmAdris genennet worden. Eben dasselbe / und noch mehr meldet auch von ihm der Araber Alkandi / bei dem Gelaldien. Aber wir herten des Jüden Abraham Zachuts / der üm das 1502 heiljahr geschrieben /schier vergessen. Dieser nennet / in seinem Buche Juchasim, das ist der Stambeschreibung / den Egiptischen König / der zu Abrahams zeiten geherschet סיטוט Tutis: aber er meldet / daß er der funfzehende nach der sündfluht / und der erste aus dem geschlechte der Kobter gewesen. Saumbeni neunder sohn /schreibt er / hies Tutis. Dieser war der erste Farao /der zu Abrahams zeiten gelebet / und gestorben ist / auch einen kleinen Sohn hinterlaßen. An dessen stat herschete seine mutter Kuria. Nähmlich dieselbe / die der Saren ihre mago Hagar gegeben. Andere wollen / daß Hagar des königs Tauts tochter selbsten gewesen. Jonatan der Kaldeer / indem er das 16 h. des Buchs der schöpfung erklähret / schreibet also: diese Sara hatte eine Egiptische magd / die Agar hies / הערפ תרב eine tochter [386] Faraons: die er ihr zur magd gab / als er üm dessent willen / weil er sie genommen / nach dem worte des HERrn geschlagen ward. Und der Ebreische Schriftmeister Selomo setzet / in seinen Anmärkungen bei diesem orte / hinzu: daß Farao / als er du zeichen gesehen / die üm der Sara willen geschahen / zu seiner tochterAgar gesagt hette: Es ist besser / daß du in diesem hause eine Magd / als in einem andern eine Fraue bist.
Abimelech der könig der Filister / welcher zuGerar hof hielt / lies nach der zeit Saren / weil sie so schöne war / ebenmäßig zu sich hohlen. Und darüm verschlos der HERr alle mütter des hauses Abimelechs so hart / daß keine gebähren konte. Auch erschien Er ihm des nachts im traume / und sprach zu ihm: siehe da! du bist ein man des todes / um des Weibes willen / das du genommen hast: dan sie ist eines Mannes Ehweib. Weil aber Abimelech solches aus einfältigem hertzen getahn / indem er / nachAbrahams und der Saren eigenem berichte / nicht anders wuste / als daß sie mehr nicht / als seine schwester sei / wie sie dan auch vom vater / wiewohl nicht von der mutter / seine schwester war: so bewahrete ihn Gott / daß er nicht wider ihn sündigte; indem er nicht zulies / daß er sie berührete: wie Moses im 20 h. des Buches der schöpfung weitleuftiger hiervon schreibet.
Daß aber diese Sare so überaus schon gewesen /kan überdas auch daraus geschlossen worden / weil die Egipter ihre Abgöttin der schönheit und liebe Zahara oder Sahara genennet: welches wort sie /nach meiner muhtmaßung / nirgend anders her / als aus dem nahmen Sara / gebildet; auch damit keine andere / als des Abrahams Fraue / die wunderschöne Sara / verstanden. Sonsten wird itzund Libien von den einwohnern auf Arabisch Sara oder Zaara oderZahara / das [387] ist eine Wüste oder Einöde / weil es alda viel wüsteneien giebet / genennet: wiewohl die Araber diesen nahmen nur einem teile desselben / das steinicht und kieselicht ist / zu geben pflegen.
Zur 14 / 15 / und 16 zeile des 5 blats.
Die schönheit dieser Rebekka / des Betuels tochter /und Isaaks Ehfraue / giebet Moses im 16 spr. des 24 h. und im 7 spr. 26 h. seines 1 b. gnugsam zu verstehen. Auch erzehlet er im letztgemelten h. was sich mit ihr zu Gerar begeben.
Zur 17 und folgenden zeilen des 5 blats.
Der Rahel / die eine tochter Labans des Bruders derRebekke / und Jakobs Ehfraue war / ausbündige schönheit beschreibet Moses ebenmäßig, im 17 spr. des 29 h. seines 1 buches / zwar kurtz / doch deutlich genug.
Zur 20 und folgenden zeilen des 6 blats.
Hiervon schlage den 18 / 20 / und 30 spr. des itzt angezogenen 29 h. auf.
Zur 5 und folgenden zeilen des 7 blats.
Tahre oder Tarah / Nahors des ersten dieses nahmens sohn / und enkel Sarugs / Abrahams vater /war ein fürtreflicher Bildhauer; wie viel Geschichtschreiber der Ebeeer / Araber und anderer morgenländischen völker bezeugen. Ja er machte nicht allein die Götzenbilder; sondern dienete ihnen / seinen eignen gemächten / auch selbst. Er selbst war es / der am allerersten / nach der sündfluht / und dem Babelschen[388] Turnbaue / den Götzendienst wieder aufgebracht; wieEpifanius bezeuget. Daher wollen ihrer viel urteilen /daß sein sohn Haran / ihm zur strafe / eher sei weggerükt worden / als er: welches zuvor noch niemahls geschehen / als mit dem einigen Abel; den aber nicht Gott / sondern Kain / wegrükte. Und daß er ein Götzendiener gewesen / deutet die heilige Schrift selbsten an / im 24 h. des buchs Josua: welcher alda die Stämme Israels also anredet: Nähmlich / so sagt der HERr / der Gott Israels. eure Väter wohneten vor zeiten jenseit dem wasser / Tarah / Abrahams und Nahors Vater; und dieneten andern Göttern. Da nahm ich euren Vater Abraham jenseit des Wassers / und lies ihn wandern im gantzen lande Kanaans / u.s.f. Die übersetzung der 70 Aeltesten lautet alhier also: πέραν οῦ ποταμοῦ κατώκησαν ὁι πατέρες ὑμῶν ἀπ᾽ ἀρχῆς, ϑάρα ὁ πατὴρ ἀβραὰμ, κὶ ὀ πατὴρ Ναχὼρ, κὶ ἐλάτρόισαν ϑεοις ετέροις. Zudem bezeuget Zedrenus: daß Abraham / als er / im sechzigsten jahre seines alters / seinen vater Tarah vom götzendienste abgemahnet / und nichts ausgerichtet /das Götzenhaus endlich gar angezündet: da dan Haran / Abrahams jüngster bruder / indem er die götzen aus der flamme retten wollen / mit dem götzenbaue zugleich verbrant sei. Was aber für ein götzendienst in Abrahams vaterlande sei im schwänge gegangen / zeiget Moses Ben Majemon in seinem so genenten More Nevochim / im 30 h. des 3 b. weitleuftig an. Unter andern schreibet er / daß man alda das Feuer geehret; und gegleubet / daß keine andere Götter weren / als die Sterne; ja daß man die Sonne vor den grösten unter allen Göttern gehalten /und den Mohn nächst ihr: welcher meinung Abraham widersprochen / und angezeiget / daß einander würker und herscher sei / als die Sonne / u.a.m. Hieraus siehet man / [389] daß Sonne / Mohn / und Sterne nach der sündfluht die allerersten Götter oder vielmehr götzen gewesen: und daß man das griechische wort ϑεὸς, das so viel heisset / als Gott / und vonϑέειν, das ist lauffen / gebildet / ihrer stähtigen bewegung und ewigen lauffes wegen / ihnen am allerersten zugeeignet; dergestalt / daß es von ihnen entsprossen /und nachmahls auch andern sich gar nicht / oder nicht alzeit bewegenden / und bald vergänglichen dingen /die man vergötlichte / gegeben worden. Plato in Cratylo: Φάινοντάι μοι ὁι πρῶτοι τῶν ἀνϑρώπων πξὶ τὴν ελλάδα τούτους μόνους ϑεους ἡγειαϑ
, ὅυσπερ νῦν πολλοι τῶν βαρβάρων, Ἥλιον, κὶ Σελήνην, κὶ Γῆν, κὶ Ἄσρα, κὶ Ὀυρανὸν. Das ist / die Griechenland zuerst bewohnet / scheinen mir die Sonne /den Mohn / die Erde / die Sterne / und den Himmel / wie noch itzund viel Ungriechen tuhn / allein vor Götter gehalten zu haben. Und weil sie sahen / füget er straks darauf hinzu / daß alle diese dinge fort und fort lieffen; so haben sie diesselben von dieser eigenschaft des lauffens / οὗ ϑέειν, das so viel gesagt ist / als götter / genennet. Es ist auch kein wunder / das diese völker / denen der wahrhaftige lebendige Gott unbewust war / die Sterne / ihrer stähtigen bewegung halben / vor götter gehalten; sonderlich aber die Sonne: welche ihnen um aufhöhrlich und so schnäl zu lauffen schien / auch manchem noch scheinet; wiewohl sie ein überaus großer klump / und hundert und sechzig mahl grösser ist / als die Erdkugel / daß sie in einer einigen stunde zehnmahl hundert tausend meilen fort gelauffen zu sein angesehen wird. Aber hiervon kan Ludwich Karrio im 2 b. Laktantz im 5 h. des 2. b. Prudentz auch im 2 b. wider denSimmachus / als auch unser Dichterischer Sternhimmel / am 261 und 262 bl: gelesen werden.
[390] Zur 18 zeile des 7 blats.
Lea / Jakobs Ehfrau / und Josefs Stiefmutter / die des Labans älteste tochter war / hatte ein blödes gesichte / sagt Moses in 17 spr. des 29 h. seines 1 buches. Etliche schreiben / daß sie übersichtig gewesen: andere / sie habe einen stern in den augen gehabt.
Zur 24 und folgenden zeilen des 7 blats.
Von diesen Götzenbildern des Labans schreibetMoses im 30 / 32 / 33 / 34 / 35 spr. des 31 h. und im 2 und 4 spr. des 35 h. seines 1 buches. Die Ebreer nennen sie Terafim; welches etliche aus Serafim gebildet zu sein meinen. Kaussinus gedenket der Terafim auch / in seinen Anmärkung bei dem Horus Apollo / am 110 blatte: aber wie sie alda beschrieben werden / kommen sie mit den Labanischen gantz nicht überein. Seine eigene worte seind diese: Nec dissimiles erant Theraphin, quorum meminit Elias Thesbites in Lexico Ebræo, ad eadem vocem, dirissima prorsus simulachra, & nefariis imbuta superstitionibus. Mactabant quippe puerum primogenitum, cujus caput à corpore revulsum sale & aromatibus condiebant; hinc illi laminam imponebant, eam que immundi spiritus nomine & charactere signatam, mox odore & suffitu, cereisque accensis, venerabantur. Et quamquam hoc secretis parietibus occultabatur scelus, nonnunquam tamen etiam occisorum infantum præsegmina, laminis & bracteis inclusa, superstitiosoque ritu excantata gestabant. Sonsten hatten die Egipter ihre Serapen oder Serapides: welche kleine von steinmälhle gebakkene und mit verborgenen sinbildern beschriebene götzenbilder waren: die sie den Leichen / sie vor aller gewalt [391] der bösen geister zu beschirmen / an ihr todtenkleid fest näheten. Mit diesen Beschirmgötzlein sollen / wie etliche meinen /des Labans Götzenbilder oder Terafim eine und eben dieselbe gestalt gehabt haben. Auch helt sie der große Kircher am 297 bl. seines Eg. Oedip. beide vor einerlei: dem ich zween abrisse von dergleichen Egiptischen Serapen selbsten zugeschikt; die er auch mit in gemeltes buch einverleibet. Der nahme solcherSerapen oder Beschirmgötzlein scheinet vom Egiptischen Ochsengötzen Serapis entsprossen zu sein. Und dieser Ochse sei des Argivischen Königes Apis oder Epafus / der in Egipten gesegelt / und daselbsten gestorben / sinbild gewesen / meinen Klemens von Alexandrien / und Augustien in seinem buche von der stadt Gottes. Aber Suidas / Julius Maternus / Rufinus im 23 h. seines 2 b. der Kirchengesch. der Ebreische Schriftgelehrte / Aben Esra / Hugo Groht in seiner Sofomfania / Vossius von der Abgötterei /im 29 h. des 1 b. auch am 501 bl. des 2 b. und anderswärs mehr / eignen dieses Sinbild dem Josef zu: aus dessen nahmen auch der götzennahme Apis gebildet scheinet. Der letzte schreibet hiervon also: In templo Josepho formatum est simulachrum, ob divisionem frumenti, quo famis tempore subvenit Ægyptiis, etc. Joseph defuncto, instituerunt in honorem ejus templum apud Memphim, in quo bos quasi optimi agricolæ indicium aleretur, habens quædam honoris insignia: qui ex nomine ejus Apis appellatus, etc. Josephi nomen immutârunt in sacris, ut augustius videretur numen, etc. Is honos initio tantùm fuit civilis: propterea eum Joseph admisit. Tamen degeneravit post mortem in divinum, etc. Dieses bekräftigt auch der Araber Abnefi / wan er also schreibt: Und Josef sagte zum Könige; setze mich über den schatz des landes; dan ich wil ein getreuer [392] bewahrer sein. Und der König setzte ihn über alle Körnheuser: auch ward Josef gleich als em könig über das gantze Egipten; und sie nenneten ihn Apis. Dieses wort heisset in Egiptischer sprache so viel als ein Ochse. Also ward auch gemelter Ochse / den man sehr zährtlich hielt / so lange erlebete / genennet. Aber nach seinem tode / da er in einem todtenkasten eingeschossen lag / nennete man ihn Serapis. Diesen nahmen sol man ebenmäßig obgemeltem verstorbnen Könige Apis oder Epafus / oder vielmehr seinem todtenkasten oder sarge / darinnen er lag / weiter mit einer Ochsenhaut überzogen war / gegeben / und ihn göttlich geehret haben: wiewohl hiervon die Egipter nichts wissen wollen. So bald der Götzenochse todt war / suchten sie einen andern / der eben also / wie der abgelebte / schwartz von farbe / und mit weissen flekkern durchspränkelt; und ehreten ihn an des vorigen stelle. Was aber Serapis gesagt sei / davon seind unterschiedliche erklährungen. Etliche wollen / Serapis heisse so viel als Sarapis / das ist der fürst Apis oder Ochse / oder ein fürst des oder der Ochsen: welche dem Könige die sieben fruchtbare jahre verkündiget. Andere sagen / es heisse so viel als σόρος ἄπις oder σοράπις, das ist der kasten des Apis /oder der Ochsenkasten; wie es Plutarch / Luzian /und Varro deuten: dan σόρους heist ein kasten. Wieder andere meinen / es sol so viel gesagt sein / als einKornkasten des Apis / das ist des Ochsen; weilJosef / welcher der letzte Osiris / Apis / und Serapis zugleich ist / auch im 33 h. des 5 b. Moses einemOchsen verglichen wird / das getreide in kasten aufschütten und verwahren / auch in der teurung wieder ausspenden laßen. Dem sei nun wie ihm wolle / so siehet man doch hieraus genug / daß diese blinde heiden nichts gewisses von Gott gewust haben; und daher etliche ihren [393] Osiris / Apis / oder Serapis auf der erde / andere im himmel gesucht / und dieser ihn als einen Menschen / nähmlich / unter andern / als einen schönen Jüngling / mit einem korbe vol getreides / und brohtes auf dem heupte / andere als einen bunten oder schwartzweissen Ochsen abgemahlet / ja einer dieses / ein ander ein anderes sinbild des Osiris und Serapis erdacht.
Zur vorletzten zeile des 10 blats.
Wie derselbe Egiptische könig / unter dessen herschaft Josef in Egipten kommen / geheissen / davon seind vielerlei unterschiedliche meinungen. Die H. Schrift giebet ihm / ihrer gewohnheit nach / nur den bloßen algemeinen königlichen Ehrennahmen Farao: so tuhn auch die meisten Geschichtschreiber. Doch der Araber Abdalla Ben Geled nennet ihn mit dem eigenen absonderlichem nahmen Alrian; dessen worte wir droben bei der 12 zeile des 5 blats angezogen und der Ebreer Abraham Zachut ohne geschlechtswort bloß ןאיר Rian / wan er also schreibet:Hierauf herschete Eman; nach diesem Valid der sohn des Doma; dem sein sohn Rian folgete. Dieser ist Josefs Farao: nach welchem könig ward Maadan / und dan derselbe / der Talma heisset: welcher des Moses / unsers Meisters / über welchem sei friede! Farao ist / und als ein stein in den abgrund versunken. Aber alle diese nahmen / weil sie von der Egiptischen mundahrt so gar abweichen /seind mir / als vielleicht von den Arabern oder Ebreern erdichtete / nicht wenig verdächtig. Eusebius hingegen nennet ihn / dem Maneton zur folge / Amasis; welcher / als er 25 jahre geherschet / dem Chebron die herschaft hinterlaßen: unter welchen Kircher Josefs verkauffung setzet. Samuel Greiffensohn giebt ihm zwar keinen [394] andern nahmen / als den algemeinen Farao. Aber seinen sohn nennet er am 138 bl. in der Geschicht vom Josef / woher weis ich nicht / Tmaus: und schreibet / daß dieser Tmaus /nach seines vaters ableiben / eben solte zum könige gekröhnet werden / als er den Josef aus dem gefängnüsse hohlen laßen seine treume zu deuten: welches wider alle Geschichtschreiber / die ich hiervon gelesen / auch wider der Assenat geschicht / und die Verfassung des letzten willens Josefs selbsten streitet. Andere gedenken auch eines Königes / der zu Josefs zeiten in Egipten geherschet / den sie Konchares heissen. Dieser sol der 25 Egiptische könig / und eben derselbe sein / nach dessen kröhnung im fünften jahre / und nach Mizraim im 700 / das oben erwähnte große Gotische jahr sei eingesetzt und begonnen worden; wie Lange am 222 bl. des 1 b. von den jahren nach der Heilgebuhrt / aus dem Eusebius / anziehet. Weil aber die meisten / auch der Assenat Geschicht selbsten denselben Farao oder König / der damahls herschete / als Josef verkauft ward / Nefrem /oder Nefrem Tomestor nennen; so haben wir lieber dem meisten hauffen folgen / und den nahmen Nefrem in unserer geschicht vor allen andern behalten wollen.
Zur 30 zeile des 17 blats.
Nitokris Νίτωκρις, war des Egiptischen Königes einige Tochter. Eusebius meldet am 21 bl. des 1 seiner Zeitbücher / daß dieser Nahme eben so viel heisse /als Αϑηνᾶ νικηφόρους, das ist Atehne oder Minerve die überwinderin. Und das heisset er auch. Dan Nit oder Neith bedeutete bei den Egiptern eben so viel /als Minerva oder Pallas / das ist / die Alsgöttin der Weisheit; wie Plato / wan er von der stadt Sais / da diese Alsgöttin / als ihre stifterin / geehret [395] ward / und derselben gebiete schreibet / bezeuget: und in der Arabischen sprache / die der Egiptischen sehr nahe verwant ist / heisset רהק Kahara überwinden / und רהק Kahar, sieg / oder überwindung. Daher ist der nahme Alkair das ist / eine überwinderin; weilMuassus diese Stadt im zeichen des Mars / der ein überwinder der Welt ist / erbauet; wie Elmazin am 227 bl. seiner Sarazenischen Geschichte bezeuget. Und also ist der nahme Nitokris aus Nit oder Neit /und kar / als sagte man Nitokaris / oder Nitkaris /zusammengeflossen; und kan besser nicht / als einesieghafte Minerve verdeutschet werden.
Zur 18 und folgenden zeilen des 12 blats.
Der Krokodil ist der Egiptischen Könige sinbild: 1 /weil er Egipten eigen ist / und sonst nirgend / zum wenigsten so groß nicht / gefunden wird; 2 / weil er ein land- und wasser-tier ist / wie Pierius am 69 / und 186 bl. des 2 t. seiner Eg. sinbilder bezeuget / und die Egiptischen Könige auch zu wasser und lande gebieten; 3 / weil er gegen die bösen böse / und gegen die guhten guht und dankbar zu sein pfleget / wie Pierius ebenmäßig am 97 bl. seines 2 t. meldet; 4 / weil er die boßheit anzeiget / wie Diodohr im 1 b. anmärket; 5 /weil er augen hat / die gleichsam aus der tieffe herfür ragen; 6 / weil er des aufganges / und des niederganges sinbild ist / jenes durch itztgemelte aus der tieffe herfür ragende augen / und dieses durch seinen niedergebogenen und unter sich sehenden kopf: dan er istἀυτόκυπτον κὶ κατωφὲς τὸ ζῶον, von natur ein niedersehendes und nach der erde zu gebüktes tier; wie Horus Apollo in seinen Egiptischen Bilderschriften angemärket. Dahin zielet auch Ezechiel im 3 sp. des 29 h. Siehe! Ich wil an dich / Farao / du König in Egipten / [396] du großer Trache (d.i. Krokodil) der du in deinem wasser (im Niele) liegest / u.s.f. und im 2 spr. des 32 h. Du bist als ein Leue unter den Heiden / und als ein Meertrache (Wasser- oder Niel-trache / das ist ein Krokodil / aus der gattung der Trachen oder großen Schlangen) und springest in deinen ströhmen / und trübest das wasser mit deinen füßen (pfohten) und machst seine ströhme luhmicht. Ja eben dahin zielete auch der Keiser August / als er / nachdem er Egipten erobert / eine müntze / mit einer Palme / und einem Krokodil / schlagen lies.
In der Arabischen sprache / davon die Egiptische sehr viel wörter entlehnet / heisset der Krokodil ןוערפ Faraon; von שרפ Faris oder דרפ Farid / das ist absondern; weil er ein gar sonderliches tier / das von der andern ländern der welt gleichsam abgesondert /und. Egipten allein eigen ist. Aus dieser wurtzel entspriesset auch das nenwort דירפ parid oder farid /das ist der Rundbaum / Zizyphus oder lotus, der gar ein sonderlicher baum ist; nicht das Rundkraut /davor es etliche halten: welches wir darüm also nennen / weil alles / wie Jamblich bezeuget / daran rund ist / nähmlich die blätter / samt den bluhmen / und der frucht: dadurch die rundümschweiffende und drehende göttliche bewegung oder würkung des gemüthes angedeutet wird; daher es auch die Egipter ihrem höchsten Abgotte Osiris geheiliget. Dan alles / war rund ist /wird bei ihnen vor göttlich oder der göttlichen natur gleich und gemäß gehalten. Daher trugen auch die Priester rundgeschohrne kolben. Und Empedokles /als er gefragt ward / was Gott sei? antwortete: Er ist ein runter Kreus / dessen mitteltüpfelüberal ist /und der ümschweif oder ümzug nirgend.
Hieraus sehen wir / daß das wort Farao / wie die Egipter vor zeiten etliche ihrer Könige nacheinander /[397] mit diesem algemeinen nahmen / genennet / nichtKönig bedeutet / wie der Geschichtschreiber Josef wil / wan er schreibet: ὁ Φαῥαὼν κατ᾽ Ἀιγυπτίους βασιλέα σημάινει, das ist / Farao heisset bei den Egiptern König. Zudem wan dieses wahr were / so würde die h. Schrift / wie sie vielmals tuht / nicht sagen / der König Farao: welches eine ungereimte zusammenfügung zweier einerlei bedeutenden worte were / so fern Farao vor sich König bedeutete. Aber die Egipter hatten in ihrer sprache gantz ein anderes wort / welches so viel als König bedeutete / wie er /im 1 b. wider den Apion / selbsten bezeuget; da er das wort ὑκσὼς auf griechisch giebet βασιλεις πτιμένας könige hürten: τὸ γὰρ ὑκ᾽ sagt er / κὰτ᾽ ἱερὰν γλῶσσαν βασιλέα σημάινει, dan das wörtlein ὑκ Hük oder Hik heisset in der heiligen sprache könig. Dieses scheinet aus dem Ebreischen קה hok /das ist gesetz / herzustammen: auch wird das wort קקוהמ das sonst eigendlich einen gesetzgeber bedeutet / von den 70 Aeltesten bald ἡγούμενος, das istführer / gebieter / bald βασιλευς d.i. könig / baldἄρχων, das ist / Fürst / gegeben. Ja wir sehen zugleich aus allem / was wir alhier vom Krokodille gemeldet / daß Farao auch nicht so viel gesagt sei alsBaro, das ist Freiherr; wie Dresserus am 155 bl. seiner tausendjährigen Geschicht wähnet. Aber laßet uns hiervon Kr. Bekmans erklährung hören. Pharao, הערפ, schreibt er in seinem Buche vom uhrsprunge der Lateinischen sprache / id est, homo multis privilegiis & immunitatibus gaudens, exemtus jure communi: ex quo sine omni dubio est nobis usitatum Baro, etiam Germanorum assensu. Radix est ערפ, id est,privilegio affecit, liberum redicit, feriatus est, ut liberè & sine jugo, aut absque labore vivat. lnde enim aliquis non ineptè quoque derivet latinum privus; nisi J. Cæsarus Scaligeri etymon malis: item germanicum frei. Literæ enim tanquam [398] teria, & significatio tanquam forma, assentit. Ich mus zwar gestehen /daß man den nahmen Farao sehr wohl vom ebreischen ערפ, para, das ist frei machen / mit freiheit begaben / oder feiern / herleiten könte. Aber dieses stehet uns im wege / daß kein Egiptischer König vorJosefs zeiten / der ihnen zuerst die volle freie macht ihres gebietes zu wege gebracht / also daß sie dan erst frei und an keine gesetze gebunden waren / ein freier herr oder gebieter gewesen: da sie doch schon lange zuvor / ja selbst der erste nach der sündfluht Menis /der Memfis gebauet / das ist Mizraim / wie etliche melden / den nahmen Farao geführet. Jedoch wan man sagte / daß Farao so viel gesagt sei / als ein freigebohrner / das ist ein Sohn oder kind / wie das wort רב, bar, welchs ohne zweifel aus gemelter wurtzel ערפ gebildet / bedeutet; so möchte man es noch wohl gelten laßen: zumahl weil die Edelen oder Fürsten /ihrer fürtrefligkeit wegen / diesen ehrennahmen geführet; wie wir droben bei dem nahmen des Nimrods /Barchus und Liber, erinnert. Und ich halte gäntzlich darvor / daß das wort Baro nirgend anders her / als dem worte רב, bar, gebildet / auch anders nicht / als nach gemelter bei den Morgenländern gewöhnlicher redensahrt / sol verstanden werden.
Also war der nahme Farao bei dem alten Egiptern ein algemeiner ehrennahme der Könige / oder ein nahme der Königlichen würde: eben wie / nach Alexandern / bei eben denselben der nahme Ptolomeus /bei den Filistern der nahme Abimelch / bei den Jüden der nahme Herodes; und noch bei den Persern ist der nahme Sofi / bei den Tartern der nahme Ham oderCham, bei den Sinern der nahme Hoangt / bei den Japanern der nahme Vo oder Dairi / bei den Abissinern oder weissen Mohren der nahme Prestagan /davor man gemeiniglich verdorben Preste Jan, oderPriester [399] Jan saget / bei den völkern im Guineischen Königreiche Kajor / üm das Grühne Ekke herüm /der nahme Burdomel oder Budomel / ja beiden Deutschen / wie ehmahls bei den Röhmern Cæsar oder Augustus, itzund Keiser.
Hierbei müssen wir nohtwendig erinnern / daß etliche Holländer einen groben fehler begehen / wan sie dem Sinischen Großherrn / als auch dem Japaner /und Abissiner den nahmen Keiser zueignen: da sie doch wohl wissen / oder billich wissen solten / daß dieser nahme Keiser oder Cæsar niemand / als allein den Röhmischen oder Röhmisch-Deutschen Weltherren / den sie vom ersten derselben / der das Röhmische Weltreich angefangen / nähmlich Julius Zesarn herhaben / als ein algemeiner erbnahme und als ein erbeigentuhm zukommet; ja daß die Sinischen bei den Sinern selbsten von ihrem dritten erwehltem Großherrn Hoangt / Hoangti / auch die Japanischen Vo oder Dairi / und die Abissinischen Prestagan /das ist rechtgleubig / oder Padescha Prestagan /das heisset ein rechtgleubiger könig / wie es auch in Persischer sprache lautet / eigendlich genennet werden. Dadurch tuhn sie / die Holländer / nicht allein selbst der höheit der Röhmisch-Deutschen Weltherren zu kurtz / indem sie ihren eigenen und vom ersten Römischen Weltherrn angeerbten hohen Ehrennahmen /so gantz wildfremden Herren / die nicht das geringste teil am Röhmischen Weltreiche haben / zuzueigenen sich so unbesonnen erkühnen; sondern sie veranlaßen auch manche Hochdeutschen / nähmlich dieselben /die nicht besser wissen / solcher gestalt zu einer gefährlichen nachfolge: ja sie geben ihren groben unverstand und achtloßheit an den tag / indem sie nicht einmahl acht schlagen / daß kein Lateinischer Schreiber /auch nicht der allertummeste / iemahls den nahmen Cæsar einem andern / als [400] den Römischen oder Röhmisch-Deutschen Weltherren / in seinen schriften gegeben. Eben also haben bisher / mit dem nahmenKeiser / auch alle Hochdeutschen rühmlich getahn: wiewohl der misbrauch bei etlichen neulingen / die es / als was sonderliches / den Holländern abgesehen /schon einzureissen beginnet; und man mir selbst in meiner verhochdeutschung etlicher in niederdeutscher sprache von gemelten fremden Völkern geschriebener Geschichte / mit einer übel gewaschenen hand / die wörter Großkönig oder Großherr in das wort Keiser / ohne meine bewilligung / verändert. Ja was wil ich viel sagen? Solte wohl ein Siner des Sinischen Großherrn eignen algemeinen Ehrennahmen Hoangt /oder ein Japaner der Japanischen Vo oder Dairi / oder ein Abissiner der Abissinischen Prestagan / wan sie in ihrer muttersprache von uns Hochdeutschen schrieben / unsrem Weltherrn oder Keiser zueignen? Ich halte nein. Und eben darüm ist es eine große tohrheit /wan wir unserer Weltherren gantz eigenen Ehrennahmen Keiser so lüderlich wegwerfen / und ihremHoangt / ihrem Vo oder Dairi / und ihrem Prestagan zuschreiben wollen. Ich mus zwar gestehen / daß alhier der nahme König / wie man bisher gemelte große Herren / darunter der Abissiner allein 72 königreiche besitzet / wie Markus Antohn / Sabellikus /und P. Geslin / in seiner heiligen Weltbeschreibung /bezeugen / aus mangelung anderer deutschen wörter /gemeiniglich genennet / viel zu wenig sei. Darüm bin ich auch schon vorlängst bewogen worden andere hochdeutsche wörter / dadurch ihre macht üm so viel besser und eigendlicher angedeutet würde / aus dem brunnen unserer wortreichen sprache zu bilden / oder vielmehr zusammenzufügen. In meiner Helikonischen Hechel ist hiervon ebenmäßig erinnerung geschehen. Wir wollen [401] alhier ein teil derselben wieder hohlen. Die Ehrennahmen Ertzkönig / oder Großkönig / oder auch Großherr / pflege ich denen hohen Heuptern / welche unterschiedliche Könige unter ihrem gebiete haben / und daher nicht schlechthin Könige können genennet werden / zu geben. Das wortErtzkönig habe ich / nach dem schon vorlängst üblichem worte Ertzhertzog; Großkönig / und Großherr / nach dem auch längst gebreuchlichem nahmenGroßfürst / Großhertzog / gebildet. Jenen ehrennahmen / nähmlich Ertzhertzog / pflegen die Oesterreichischen Heupter zu führen; diese aber / nähmlichGroßfürst / der Moskovier / und Großhertzog / der von Florentz. Den Moskovischen oder Russischen Großfürsten pflegen etliche neue Schreiber auchKeiser zu nennen; vielleicht weil er sich selbstenTzar / welches von Cæsar gebildet scheinet / in seiner sprache nennet. Ja viel derselben / unter denen die Holländer die ersten / wollen dem Sinischen Großherren / weil er viel Königreiche besitzt / wie auch dergleichen andern Gewaltigen / den nahmen Keiser ebenmäßig zueignen. Aber wie unrecht solches sei /wissen dieselben / welche wissen / daß der Ehrennahme Cæsar, oder Keiser / welches wir aus jenem gebildet / vom zunahmen des ersten Römischen Weltherrn herrühret / und auf seine Nachfolger fortgepflantzet sei / ja daher keinem andern Gewaltigen von rechtswegen zukomme / als den Römischen Welt herren; davor noch itzund die Deutschen Keiser gehalten werden. In etwas könte es hingehen / wan etliche den Großtürken auch Keiser nennen: weil er das Griechische teil des Römischen Weltreichs besitzt / und daher zum teil ein Nachfolger des ersten Röhmischen Weltherrn ist. Sonst ist es gantz ungereimt /und wider die ehre des Röhmischen Weltreichs gehandelt / wan man so zuplumpet [402] / und den hohen Ehrennahmen / der / aus erwähnten uhrsachen / den Röhmischen Weltherren allein und gantz eigen zukömt /auch andern / die nicht ein dörflein von gemeltem Reiche besitzen / zueignen wil / u.a.m.
Zur 24 zeile des 14 blats.
Die Egipter pflegten ihre gelübde und eidschwühre sonst gemeiniglich bei dem auf dem Filischen Inlande beigesetztem Osiris zu tuhn; wie Vossius am 202 b. vom uhrsprunge und fortgange der Götzenschaft angemärket.
Zur 9 zeile des 16 blats.
Nubien ist ein land in Afriken bei dem Niele / mit Egipten und Libien benachbahrt; dessen einwohner meist Araber seind.
Zur 14 und folgenden zeilen des 16 blats.
Hiervon stehen in Josefs letztem Willen folgende worte: Als wir in Egipten kahmen / zankten und stritten sie sonderlich üm meinet willen / welcher von ihnen mich zum schatze haben solte. Und sie warden miteinander eins / daß ich in Egipten / bei einem Kaufmanne / bleiben solte / welcher ihnen in ihrer handlung bedient war / so lange / bis sie mit ihren kaufwahren wieder zurükkähmen. Und der HERr verschafte / daß mich der Kaufman sehr lieb gewan / und mir sein gantzes haus anvertrauete. Auch machte ihn der HERr sehr glütlich / und seegnete ihn in allem / so lange ich bei ihm war: ja er gab ihm viel goldes und silbers. Und ich wohnte bei ihm drei mohnden und fünf tage.
[403] Zur letzten zeile des 16 blats.
Der wunderstein Bet wird auf dem Berge Alard / der zwischen Nubien und Zinchanke lieget / gefunden. Von diesem schreiben die Araber / daß er dieselben /welche ihn was lange ansehen / stum machet. Auch erzehlen sie / daß Alexander der Große / den sieAskander nennen / von diesen steinen das Schlos der verwunderug bauen laßen: und daß ihm sein Lehrmeister Aristoteles / den sie Arkato Talis nen nen / den raht gegeben; er solte eben so viel leibeigne / als andere leute / solche steine zu hohlen / senden. Die leibeignen solten die steine / mit offenen augen besichtigen und auslesen; seine leute aber mit bedekten augen / darbei stehen / und wan sie vernommen /daß die leibeignen stum worden / die ausgelesenen steine kauffen.
Zur 27 und 28 zeile des 17 blats.
Des Potifars gemahlin / welche den Josef zur unkeuschheit angereitzet / hat weder in der heiligen Schrift / noch in der Assenat Begabnüs / noch auch in Josefs letztem Willen / keinen eignen Nahmen. Samuel Greiffensohn aber nennet sie / in seiner Lebensbeschreibung des Josefs / woher zeigt er nicht an / Saliche: und andere / denen der berühmte RitterJakob Kats / in seinem Selbstreite / und wir ebenmäßig / gefolget / Sefira.
Zur 9 und 10 zeile 18 blats.
Daß die Ismaeler den Josef dem Könige, seine gnade zu erlangen / zum geschenke überreichet / er aber ihn nicht behalten wollen / zeiget S. Greiffensohn [404] / inJosefs Lebensbeschreibung am 61 und folgenden blättern / aus den Arabern / an.
Zur 8 und folgenden zeilen des 21 blats.
Wie Polemon die Augen des gemühts tuhren nennet; so nennet der Prediger das Augesicht des gemühtes gasse / und die Augen die schauer durch die fenster; weil im angesichte sich alle sinne befinden / und die Seele / als auf einem offenen markte /mit den euserlichen dingen handelt und wandelt. Darüm hat auch der Schöpfer den Augen den höchsten sitz / recht vor der sinnenburg / gegeben; damit sie, als von einer hohen warte / üm so viel füglicher üm sich sehn / und eben so füglich gesehen werden könten. Durch jenes führen sie uns / sagt Plato / zur erkåntnüs Gottes; indem wir nähmlich zuvörderst den himmel / und desselben heers so unterschiedliche und wunderliche / doch eben so richtige / als stähtige bewegungen anschauen: durch dieses geben sie unser hertz / samt seinen neugungen und gedanken / kund. Und also erkundigen wir / durch die Augen / was ausser uns / und machen auch / durch eben dieselben /kund / was in uns geschieht. Ja wie sie gemeiniglich die wahrheit eher und besser kund geben / als der Mund; so erkundigen sie auch ein ding viel eher / viel richtiger / viel wahrhaftiger / als die Ohren. Daher ist das sprichwort / das Auge bezeuget / was der mund schweiget: und ὠ τίων πισότεροι ὀφθαλμοὶ, die Augen seind glaube würdiger / als die Ohren. JaPlautus sagt: pluris est oculatus testis unus, quàm decem auriti, ein Augenzeuge gilt mehr / als zehen Ohrenzeugen. Dan vom hörensagen komt manches schlagen. Euripides sagt in seinem Jupiter:
Εις ομματ᾽ οὔνου φωτὸς εἰσφλέψαι γλυκύ:
[405] das ist / es ist süße und lieblich in eines guhten mannes Augen zu schauen. Πολλὰ μὲν ὀφθαλμοὶ των ἀνθροπίνον ἤθων ερμην
ουσι, d.i. die Augen zeigen viel der menschlichen sitten an / sagt Filostratus. Ist das Auge guht / so ist das gemühte guht: und dan bewegt es den anschauer / der auch guht ist /zur Liebe; ja so wird das Griechische sprichwort wahr: ἐκ τοὔ ὁρᾷν γίνεται τὸ ἐρᾷν, Liebe blühet /wo man siehet; oder anschauen würkt trauen. Unser Heiland sagt bei dem Heilverkündiger Matteus im 22 spr. seines 6 hauptstükkes: Das Auge ist des leibes licht. Wan dein Auge einfältig ist / so wird dein gantzer leib liecht sein: wan aber dein Auge ein schalk ist / so wird dein gantzer leib fünster sein. Ἄνδρες ἀγαθοὶ ὀρτῶς βλέπουσι ομμασι, die guhten und frommen sehen gerade aus den augen / seind Xenofons worte im 7 b. das ist / sie sehen aufrichtig und redlich / nicht schalkhaftig / tükkisch und betrügerisch aus: sie laßen aus den Augen blikken /daß ihr gantzer leib vol tugend sei; daß ihren gantzen menschen die tugend erleuchtet / und kein laster verfünstert: ja ihrer Augen einfältige blikke zeigen an /daß sie derselben meister so wohl seind / als der hände. ου μόνον δει τὰς χείρας ἔχειν παρ᾽ ἀυτω, ἀλλὰ κὶ τους ὀφθαλμους, es geziemet sich nicht allein die Hände in seiner macht zu haben / sondern auch die Augen; sagte Isokrates zum Sofokles / als er einen schönen Knaben alzuverliebt lobete; wiePlutarch im leben der zehen Redner bezeuget.
Zur 2 und folgenden zeilen des 22 blats.
Daß Potifar / den Flavius Josef / im 2. b. seiner Jüdischen Geschicht / Petefres nennet / die dritte stelle nach dem Könige besessen / ist aus Josefs [406] letztem Willen zu sehen; da Josef also spricht: als ich hineingebracht war / bähtete ich den Fürsten an /und täht ihm seine gebührliche ehre: dan er war der dritte nach dem Könige im staht / und ein Oberster über alle Geschnittenen. Daß er auch deroberste königliche Küchenmeister gewesen / bezeuget / an itztgemeltem orte / Josef / der ihn einen Fürsten oder Obersten über Faraons küche nennet / ebenmäßig: als auch Josef der Jüdische Geschichtschreiber; wiewohl er nur schlecht hin saget / er sei über Faraons Köche gesetzt gewesen. Ja daß er zu gleich des Obersten Halsrichters bestallung gehabt / melden die Kaldeer: welche ihn einen Meister der getödteten / und einen Fürsten über die Halssachen nennen. Aber Moses nennet ihn im 36 spr. des 37 / und im 1 des 39. h. seines 1 B. des Farao Kämmerer / und Hofmeister; welcher auch gemeiniglich mit über die Küche zu gebieten pfleget: und der Assenat Geschicht straks im anfange / den obersten Hauptman der Ritterschaft Faraons. Etliche sagen / füget sie hinzu / Potifar sei ein oberster Fürst über die Küche gewesen: und das ist der wahrheit auch wohl gleich. Dan bei vielen Völkern ist der Fürsten Vorkoster oder Trank- und speise-koster / das ist Vorschneider / ehrlicher und ansehnlicher / als der Hofmeister. Eben dieselbe Geschicht schreibet auch in der folge dieses:Und Josef kahm in des Heliopelschen Landes grentzen / dessen Landsfürst Potifar war / ein Priester / und Fürst aller Fürsten aus dem Rahte Faraons.
Ob nun der Potifar / der den Josef gekauft / eben derselbe Potifar gewesen / dessen Tochter er ehligte /den Moses einen Priester zu On / und Josef der Geschichtschreiber einen Priester zu Heliopel / welches [407] einerlei ist / nennet; davon sind unterschiedliche meinungen. Hieronimus meinet / in seinen Anmärkungen über das Buch der Schöpfung / daß Josefs Keuffer eben derselbe gewesen / der ihm nachmals seine Tochter vermählet. In dieser meinung stehen ebenmäßig die meisten Ebreer: welche darbei fügen /daß Potifar / aus Göttlicher schikkung / seine månligkeit / weil er den Josef zum misbrauche /nähmlich zum dienste seiner geulheit / gekauffet / verlohren; daher man ihn auch nachmahls zum obersten Priester zu Heliopel erwehlet; welches Amt niemand /als dergleichen Männer / und die von den edlesten entsprossen / bedienen können. In mehrgemelter Geschicht der Assenat seind / unter andern / auch folgende worte zu lesen. Potifar war nicht aus des königes Kammerdienern: dan diese schneidet man sehr jung. Aber die Ebreer melden / daß er den Josef / der so überaus schön war / gesehen / und ihn darüm gekauft / damit er seiner misbrauchte. Doch der HErr bewahrete den Josef / weil er einem Geschnittenen gantz gleich war. Als nun die Egipter sahen / daß Potifar unfruchtbahr zu sein schien; so machten sie ihn / nach ihrer gewohnheit / zum Bischoffe zu Heliopel. Und also ist er viel ehrlicher und ansehnlicher im Priestertuhme gewesen / als er zuvor im weltlichen Fürstenstande war. Hiermit stimmet fast überein Rupertus /im 27 und 32 h. des 8 b. Besiehe ferner / was Salian am 309 / und 321 bl. des 1. t. seiner Jahrgeschichte meldet. Hingegen wil Augustinus / daß des Josefs Schwiegervater ein ander Potifar gewesen / als derselbe / der ihn gekauft. Und dieser meinung pflichten bei Lipomanus / Oleaster / Pererius / als auch mehrgemelter S. Grieffensohn / und Vossius; welcher am 218 bl. vom Götzendienste / unter andern /also schreibet: Asnath [408] filia non carceris Præfecti, nomine רפיטופ; qui Josephum ab Ismaëlitis emerat (nam, ob impudicitiam uxoris perspectissimam, talis hominis filiam meritò fuisset avarsatus) sed Cohen, hoc est Sacerdotis vel potius principis viri sive Præfecti in On, hoc est Heliopoli cui nomen ערפיטופ Potiphera. Alhier wil Vossius damit beweisen / daß Assenat nicht desselben Potifars Tochter gewesen / der den Josef gekauft: weil er erstlich eine solche Gemahlin gehabt / die ihrer unkeuschheit wegen einen so bösen nachklang bekommen; und darnach auch Potifar / jener aber / nähmlich Josefs Schwiegervater /Potifera genennet werde. Aber warüm Josef eben die Tochter desselben / dessen gemahlin ein solches brandmärk hatte / fliehen sollen / kan ich nicht sehen. War die Gemahlin leichtfårtig / das konte weder demPotifar / nach der Assenat zugemässen werden. Zudem war sie nur ihre Stiefmutter / auch schon gestorben / als sich Josef mit der Assenat vermählte: jaAssenat selbsten hatte sie noch nie gesehen; weil sie starks nach ihrer gebuhrt gen Heliopel gebracht / und alda / gleich als in einem Kloster / erzogen ward. Und also konte ihr das übele verhalten ihrer Stief-mutter /in derer gegenwart sie nicht erzogen / keines weges nachteilig sein / wan sie auch schon ihre leibliche mutter gewesen. Was die nahmen Potifar / welchesüberflus oder ein fetter Ochse heissen sol / wie esHeidenius erklähret / und Potifera belanget; diese /wiewohl sie zween unterschiedliche nahmen zu sein scheinen / konte doch gar wohl einer allein führen.Josefs Obergroßvater ward erst Abram / darnachAbraham / und seine Obergroßmutter erst Sarai /darnach Sara genennet; wie Moses im 17 h. des 1 b. bezeuget. Eben also nennet die heilige Schrift den Königlichen Kämmerer und Hofmeister / im 37 und h. des Buchs der Schöpfung / erstlich Potifar; [409] darnach aber / als er Heliopelscher Bischof oder Priester zu On / von dannen er auch bürtig / wie Heidenius meldet / worden / im 41 h. eben desselben buches /zweimahl Potifera. Zudem wird dieser letzte nahme sonsten bei keinem Geschichtschreiber gefunden. JaJosef selbsten bekennet in seinem letzten Willen /daß er seines Herrn Tochter geehliget. Seine eigene worte an seine Söhne und Brüder seind diese: überwäget es wohl; dan ihr sehet vor euren augen /daß ich / üm meiner langmühtigkeit willen / meines Herrn Tochter zur ehe bekommen; und 60000 güldne Krohnen mit ihr / zum brautschatze.
Zur 10 zeile des 24 blats.
Der nahme Assenat oder Asnat / welchen Flavius Josef Asanete / Bochart Askenes oder Ascens schreiben / wird alhier vom Arabischen worte Asna /welches schön heisset / hergeleitet. Im Mittagsteile des Egiptischen Königreichs liegt eine Stadt / welche zuvor Siene genennet ward. Weil aber dieser nahme mit dem Arabischen Worte Zeicha oder Seicha, das ist häslich / fast gleich lautet; so haben ihr nachmahls die Araber / weil sie eine sehr schöne stadt ist / den nahmen Asna gegeben; wie Livius Sanutus in seinem 9 buche bezeuget. Sonsten heisset Asnat auch so viel als eine Heilandin oder Aertztin; oder vielmehr /als sagte man Assa-neit / die Aertztin Minerve / die heilmachende Weisheit. Dan Nit oder Neit ist in der Egiptischen Sprache so viel / als Minerve; wie wir bei dem 17 und am 395 bl. angewiesen.
Zur 3 und folgenden zeilen des 26 blats.
Julius Sirenus schreibet im 18 h. seines 9 b. vom Verhängnüsse: daß die Egipter und Sirer / wan [410] sie den Abgott üm raht fragen wollen / ein Bäkken mit Wasser gefüllet / und darnach den Abgott mit gewissen Worten angerufen: welcher ihnen aus dem Wasser / mit einem häslichen zischen geantwortet. Auch hette er sie im Wasser das bild oder die gestalt des dinges /oder des menschen / darnach sie gefraget / sehen laßen. Sonsten geschahe solches auch durch das Wachs: und dieses ward Ceronomantia, wie jenes λεκονομαντία, genennet. Kircherius Oedipi Ægypt. tom. 2, part. 2, pag. 445.
Zur 29 zeile des 26 blats.
Heliopel / Ἡλιόπωλις oder ἡλίου μητρόπολις, wie sie Arrianus nennet / das ist Sonnenstadt / Solis oppidum, wie sie Plinius im 9 h. des 5 b. und Mela auch im 9 h. des 3 b. benahmen / weichet Mitres / das istMizraim / gebauet / und die Israeler ergrössert / hat von den Griechen diesen nahmen bekommen. Die Ebreer und Kaldeer nennen sie ןוא, On / das ist unrecht; vielleicht darüm / weil Israels Kinder alda so vieles unrecht gelitten; als auch die 70 übersetzer im griechischen / jenen zur folge: Ptolemeus aber Onion: und der Araber Abenefi / wie Simon Seti bezeuget /Ainschems oder Ainsemes / das ist Auge oder brun der sonne; andere Betsames oder Betsemes / das isthaus der sonne. Nomen suum adhuc integrè tuetur; non quidem græcè, sed arabicè, sagt Guilaldien /wie auch Bekahn im 6 b. von Spanien; und der Ebreer Rasse / in seinem so genenten Mikra haggedola / über das 30 h. Ezechiels also: On / die Egiptische stadt / wird in der unebreischen sprache Betsames / oder Ainsemes / das ist Haus oder Auge der sonne genennet. Raldag / und Aben Esra meinen /in ihren Anmärkungen [411] über das 14 h. des buchs Mos. daß On oder Heliopel / und Ramesse / da die Ebreer wohneten / eine stadt gewesen. Und dieses scheinet auch der wahrheit nicht unähnlich zu sein: weil Ramesse dichte bei Heliopel / wie andere bezeugen / gelegen. Aber Heliopel lag im winkel zwischen zwee Nielärmen / und Ramesse auf der andern seite / über dem Niele / nach Kanaan zu. Daher urteile ich / daß nichts mehr / als der euserste schmahle Nielarm / zwischen beiden städten gelegen; und man sie dannenher gleichwohl / weil sie so nahe beieinander gestanden /vor eine stadt gehalten. Auch mus es in solchem verstande angenommen werden / wan etliche schreiben /daß die Kinder Israels Heliopel gebauet / oder vielmehr grösser gebauet und erweitert.
Es scheinet aber / daß beide städte ihren nahmen von der Sonne bekommen / oder vor eine stadt seind gehalten worden; weil man in beiden die Sonne geehret: wiewohl nur in der rechten und alten Sonnenstadt das Götzenhaus der Sonne stund. Von diesem Götzenhause schreibet der Araber Artefi / in selbigem hauptstükke / da er beweiset / daß alles aus einem tüpflein entspriesset / folgender gestalt: Es war aber zu Heliopel das Heiligtuhm der Sonne: und in demselben stunden zwölf Sonnenseulen / welche die zwölf himlischen Zeichen des Tierkreuses / und der Uhrwesen verborgenheiten bedeuteten. Dieses geben / wie sonsten auch alle der Sonne zugeweihete Götzenheuser / stieg mit einer runten mauer in die höhe / und hatte oben ein halbruntes gewölbetes tach / mit vielen löchern durchpohret: also daß dadurch die sonne den gantzen tag / bald durch dieses /bald durch jenes / einen strahl auf des Osirischen oder Serapischen götzenbildes mund in das heiligtuhm hinein schos. Daher vermeinte das einfältige blinde volk[412] das dieses von den Priestern ersonnene betrügliche kunststükke nicht wuste / daß ihr Sonnengötze Osiris / den sie vor die Seele der Sonne hielten / von ihr aus liebe mit stähtigem küssen geehret würde. Ja es kahmen auch zugleich / durch eben dieselben löcher der maur / die strahlen der Sonne fort und fort auf denSonnenspiegel / der recht gegen über hing / herab geschossen / also daß das Heiligtuhm / durch den widerschein / und das zurükprallen der strahlen / den gantzen tag durch erleuchtet ward; wie die Arabischen Geschichtschreiber Abenhakem / Aben Saira / und andere melden. Es waren aber die Egiptischen Götzen-heuser der Sonne darum rund gebauet; weil die Sonne / die Welt / ja Gott / wie die Egipter meineten /selbsten eine runte gestalt hetten. Cornel. à Lapide in Genes. p 684. Ausser diesem Götzenhause der Sonne / befanden sich auch zu Heliopel / unter andern / die zu zwölf Götzenheuser der zwölf Egiptischen Hauptmanschaften; darinnen iede Hauptmanschaft ihren besonderen Tiergötzen ehrete. Zudem hatte man alda viel Schuhlen / und eine große mänge Klöster.Cornel. à Lapide in Genes. p 316. Dresserus Millenar. 3, p. 154.
Zur 28 und folgenden zeilen des 27 blats.
Von dieser Sonnenburg / meldet die Geschicht derAssenat folgendes: Es lag eine Burg bei Potifars hause / welche groß und hoch war. In derselben stund ein Schlos / mit zehen zimmern versehen. Das erste war groß / und aus der maße gezieret; der bodem mir marmel belebt / und die mauren mit edlen steinen ausgesetzt: ja die seulen waren von lauterem golde. Hierinnen stunden die güldenen und silbernen Abgötter der Egipter: denen Assenat täglich dienete. Im andern ward der Assenat zierraht / welcher in golde / silber /edelen steinen / und vielerlei köstlichen prunktüchern bestund / bewahret. Im dritten waren allerhand Götter [413] des Landes; als auch das Bähthaus / da Assenat ihr gebäht alle tage verrichtete. In den übrigen wohneten Jungfrauen / welche überaus schön waren / und der Assenat dieneten. Mit diesen hatte kein Mansbild iemahls gesprochen. Aber in der Assenat zimmer selbsten waren drei fenster: das erste / welches nach dem morgen zu stund / sehr groß: das andere ging nach dem mittage zu / und das dritte gegen mitternacht. Auch befand sich alhier ein güldenes Bette / mit sammet und golde / und mit ausgewürktem leinwand umhängen / ja von aussen mit hiazinten / purpur / und köstlichem zeuge gezieret. Darauf schlief Assenat allein: und kein mansbild hatte darauf iemahls gesessen. Um dieses schlos herüm ging ein großer vorhof /mit einer großen mauer von vierekkichten steinen ümzogen. In denselben Vorhof gelangte man durch vier eiserne Tohre: welche von achtzehen geharnschten männern bewahrt warden. Auf der rechten seite des vorhofs stund ein Brun des lebendigen und sehenden wassers: darneben sich ein ausgehauener stein befand / in welchen das brunnenwasser gelauffen kahm / alle beume / die im vorhofe stunden / zu befeuchten.
Zur 18 und folgenden zeilen des 28 blats.
Von dieser der Assenat spielgeselschaft spricht ihre eben angezogene Geschicht also: Assenat sagte zum Engel; Herr / ich habe sieben Jungfrauen: die seind mit nur auferzogen / und in einer nacht gebohren /u.a.m.
Zur 8 zeile des 30 blats.
Im Afrikschen lande Lime findet man allerhand wunderliche Bildersteine / wie Aben Gezar und Marmol bezeugen. Die Araber nennen sie ins gemein Hagaracht / und die Spanier los Hechizos. Auf oder in diesen steinen hat die natur selbsten bald einen arm /bald einen kopf / bald ein anderes teil des menschlichen leibes / ja zu weilen auch einen gantzen Menschen abgebildet. Man pfleget sie zur zauberei und[414] zum wahrsagen zu gebrauchen. Sonderlich aber helt man dieselben in großem währte / in welchen die gestalt eines volkommenen Menschen abgebildet ist; weil man festiglich gleubet / daß in denselben eine kraft verborgen / der Fürsten und Könige gunst / wan man sie träget / zu gewinnen.
Zur 15 und folgenden zeilen des 33 blats.
Diodor der Sizilier bezeuget im 28 h. des 11 b. es sei in Egipten kein winter: es regne wenig / ja üm Memfis herüm gantz nicht; weil es unweit vom dürren himmelsstriche gelegen: nur bei der see spührete man gegen den winter einigen regen. Hiermit stimmet Plinius überein / wan er in seinem 18 b. schreibet: In Egipten hat man entweder sehr selten regen / oder wohl gar keinen: dan Gott macht durch den überlauf des Niels das erdreich fruchtbar / u.a.m. Besiehe hier von unsern Dichterischen Sternhimmel / am 238 /239 / 252 / 263 bl.
Zur 13 und folgenden zeilen des 35 blats.
Plinius schreibet im 9 h. des 5 b. Der Niel beginner alle jahr / im neuen mohne nach der sonnenwende / zu wachsen; und zwar algemach und spahrsam / so lange die sonne durch den Kräbs leuft; überfliessig aber /wan sie den Leuen durchwandert. Endlich fält er wieder / in der Jungfer / auf eben dieselbe weise / wie er gestiegen. Und Teon am 19 bl. seiner Anmärkungen über den Aratus: Das gantze zeichen des Leuen ist der Sonne geheiliget. Dan da steiget der Niel / und gehet der Hundesstern auf / üm die eilfte stunde. Und von hier beginnet man das jahr / u.a.m. Aber Teon irret / indem er dem beginne des Nilischen wachsens eine gewisse stunde zuschreibet; da man doch befindet / daß der Niel in einem jahre wohl gantze tage [415] früher / im andern spähter wächset / nachdem die witterung ist an denen örtern / da er entspringet. Etliche pflegen den anfang seines auflaufs in den 12 brach-oder liljen-mohndes / und den begin seines falles auf den 14 ärntmohndes / da die Hundestage sich endigen / zu setzen. Andere dagegen setzen beiderlei anfang wohl 14 oder 15 tage spähter: welches auch mit der erfahrung besser übereinstimmet. Gleichwohl trift auch dieser satz so gewis nimmermehr ein / daß er nicht zuweilen auf einen oder zween / ja wohl mehr tage solle verrükt werden; dergestalt daß es nur falsch und vergebens ist eine gewisse stunde setzen wollen. Zudem bezeuget auch die erfahrung / daß zu unsern zeiten der Niel viel spähter das erdreich überschwämmet / auch lange so hoch über den äkkern nicht stehet / wan er schon auf das höchste gestiegen / als er vor etlichen hundert jahren getahn. Die uhrsache dessen ist das durch den jährlich zugeführten schlam immer mehr und mehr erhöhete erdreich. Daher dan itzund der anwachs von sechzehen ellen / der im ärntmohnde sich begiebet / nur die Königlichen äkker überwässert: und der von achtzehen erst die andern. Aber der von zwölfen giebet dem lande gantz keine feuchtigkeit: und der von zwanzigen überschwämmet es alzugewaltig / ja so / daß er die beume auswäschet und das erdreich verwüstet. Wie die Egipter durch einen bewahrten erdkloß erfahren / wan der tau vor dem wachsen des Niels fället / schreibet Prosper Alpinus / Vossius / und andere. Von der länge der zeit aber /in welcher der Niel steiget / seind die Naturkündiger sehr uneins. Herodotus / Diodohr / Marzellus / und andere schreiben ihm 98 / ja wohl 100 tage zu: Aristides fast 4 mohnden. Die meisten aber wollen / daß er 40 tage wachse / und 40 tage falle.
[416] Zu den 2 letzten zeilen des 35 blats.
Plinius in 9 h. des 5 b. Ægyptus duodecim cubitis in altitudinem ascendentis Nili famen sentit; in tredecim etiamnum esurit: quatuordecim cubiti hilaritatem afferunt; quindecim securiratem; sedecim delitias.
Zur 9 und 10 zeile des 36 blats.
Mitten in dem Leuen / oder etwas über die mitte / hat der Niel seine höchste höhe / nähmlich eine solche /als zur fruchtbarkeit genug ist.
Zur 20 und folgenden zeilen des 36 blats.
Eben derselbe Plinius schreibet am itzt angezogenen orte: Sementem faciunt Ægypti sole jam Libram tenente. Und also war im Egipten üm den herbstmohnd keine ärnte / wie in Europe. Dan üm den frühling /sagt Filo der Jüde / im leben des Moses / waren alle früchte der erde und etlicher beume im Jüdischen lande / in Egipten / und Babilonien reif.
Zur 7 und folgenden zeilen des 37 blats.
Lange schreibet an 218 und 223 bl. von den jahren der Heilgebuhrt: Als die weisen in Egipten sahen /daß alda sich etwas zutrug / das man sonsten nirgend iemahls gesehen / nähmlich daß der Niel jährlich sechzehen ellen hoch auflief / und ihr gantzes land wässerte / und dessen uhrsache fleissig nach forschten; so gleubten sie / daß der helleuchtende Hundesstern / der ihnen üm diese zeit / unter dem nahmen Sotis / aufging / dieses große wunderwerk der natur würkte. Und darüm hielten sie ihn vor [417] einen Gott /und begunten auf seine zeit fleissiger achtung zu geben. Ja sie hielten darvor / daß üm diese jahrszeit /da der Hundesstern aufging / die Welt erschaffen worden. Proclus l. 4. in Tim. Platonis: Ægyptii horoscopum mundi fecerunt Cancrum, eo quod lucida Canis cum signo Cancri oriatur. Auch ehreten sie nicht allein den Hundesstern / welchen sie den überlauf des Niels zu würken wähneten / als einen Abgott: sondern auch den Niel selbsten; weil er ihr land fruchtbar machte. Daher sagt Solinus im 35 h. Nilo multas superstitiones, imò ferè divinos honores exhibent. Plinius im 46 h. des 8 b. Vossius aber schreibet / in seinem Buche von der Abgötterei / vom überlauffe des Niels also: Ægyptii quidem habent exitus, ostiaque Nili: Æthiopes autem fontes. Nam ab asperis rupibus, qui Lunæ montes dicuntur, decurrit in Ægyptum, per Æthiopiam. Rex Abyssinorum scribitur Rex Goyome, ubi Nilus orintur, etc, Crescere incipit mox à solstitio circa XV Kal. Quinctil. Cujus causa sunt perpetui imbres juxta circulum æquinoctialem: ubi est hiems, quando æstas est illis, qui sub tropico cancri, & cis eum, habitant. His igitur imbribus septentrionem versus confertim ruentibus, tota inundatur Ægyptus, etc. Fast eben dasselbe von den Nielsbrunnen findet man in der Arabischen Landbeschreibung. Dan sie sagt auch / daß der Niel von den Mohndesbergen seinen uhrsprung / und zehen brunnen / habe. Hierzu füget sie: daß die erde in der fläche / da endlich die zehen Nielsbrunnen zusammenschössen / unten hohl sei: ja das gantze benachbahrte land bei den Mohndesbergen sei unterwaschen. Besiehe hiervon auch unsern Dichterischen Sternhimmel / am 252 bl.
[418] Zu den letzten zwo zeilen des 37 blats.
Hier von kan Atanas Kircher am 59 und folgenden bl. seiner Egiptischen Landbeschreibung / als auchIsaak Vossius / des großen Gerhards sohn / vom uhrsprunge des Niels und anderer flüsse / welche beide dieses alles sehr weitleuftig ausführen / gelesen werden.
Zur 16 und folgenden zeilen des 38 blats.
Die Egiptischen Priester schrieben dem überlauffe des Niels dreierlei uhrsachen zu; daher sie ihrem Nielgötzen auch drei Wasserkrüge / wider der Dichtmeister gewohnheit / die iedem Flusgötzen nur einen geben /zueigneten. Die erste uhrsache war das Egiptische Erdreich selbsten / welches aus seinem eigenen schlunde den Niel mit wasser vermehrete: die andere das Meer; worinnen Eutimenes den Egiptischen Priestern beifiel: die dritte der schlagregen / der üm die zeit des Nielischen überlaufs am mittagsende des Reichs meist zu fallen pflegte, weil alsdan die jahrswinde / wie Demokritus wähnete / die regenwolken darnachzu trieben. Anaxagoras aber legt es auf den schnee / der auf dem morgenländischen gebürge lieget / und gegen die zeit des Nielischen überlaufs schmältzet: und Eforus scheinet die obangezogene erste uhrsache der Egipter zu behaupten wollen; indem er vorgiebt / daß das Egiptische Erdreich bimssteinhaftig und löchericht sei / also daß es den winter durch die feuchtigkeit und nässe einsöge / und des sommers üm die sonnenwende / gleichsam wieder ausschwitzte / und dadurch den Niel schwångerte.Thales einer der sieben Weisen aus Griechenland /wåhnete / daß die jahrswinde den strohm des Niels zurüktrieben / und ihn also zum aufschwällen [419] brächten. Andere / sonderlich die heutigen Naturkündiger /unter denen Odaart Lopes / in seiner beschreibung des Königreichs Kongo / nicht der geringste / schreiben es dem stähtigen und starkem regen zu; welcher gegen Ostern durch das gantze Mohrenland zu fallen beginnet / und fast zwanzig wochen lang anhält. Solche tägliche regen / sagt gemelter Lopes / währen fünf gantze mohnden / vom Ostermohnde bis auf den ärntmohnd. Und dis ist es / darüber Tahles /Eforus / Anaxagoras / Oenopides / Timeus / Eudoxus / Agatarchides / Herodotus / Plutarch / ja fast alle Egiptische Priester und andere ihre k \pfe / etliche tausend jahre nacheinander zerbrochen. Dem sei nun wie ihm wolle / so ist es doch einmahl gewis /daß die schwängerung des Niels fürnehmlich aus gemelten schlagregen zum teile / zum teil auch aus den gewaltigen schneefluhten von den gebürgen / welche dan eigentlich die Hauptbrunnen des Niels machen /entstehet. Und diese Hauptbrunnen hat endlich Peter Pais / dessen worte bei Kirchern zu lesen / im 1618 jahre / darnach so vielen verlanget / entdekket.
Der Sirer Moses Barzefa wil / in seinem buche vom Garten Eden / des Niels uhrsprung gar aus demParadiese herleiten. Dan er sagt: er habe sich von dar unter die erde begeben / und sei darunter / ja selbst unter der see / so lange hingelauffen / bis er endlich in Etiopien wieder heraus gesprungen: da er / mit dem schnee- und regen-wasser vermehret / sich so hoch ergösse. Auch nennen ihn die Etiopier selbsten die Ader des Paradieses / und den brunnen göttlicher wasser / ankaata marat schamatawi: Homerus einen flus / der aus dem Himmel oder Jupiters schoße gefallen: Parmenon von Bizanzden Egiptischen Jupiter: [420] die Arabischen DichterIbunsarid / und Eldeburg giatellarthim, das Leben der erde: und die Egipter selbsten des Osiris arm; auch sagen sie / daß er gleich als eine Mittelader aus des Osiris hertzen flösse: dan sie sahen / daß er von den Zairischen bergen her / die nicht weit vom Mohnes gebürge liegen / durch Egipten in gestalt eines armes schiesset / und nach der see zu sich / als eine hand mit fingern / ausbreitet; indem er oberhalbMemfis fünf ärme bekommet. Ja er ward bei ihnen auch ein nachahmer des Himmels / ἀντίμιμος τοῦ ουρανοῦ, wie Heliodoor im 9 b. schreibet / genennet: weil er / an stat des regens vom himmel / das dürstige erdreich tränket. Daher redet ihn auch Tibullus / im 7 ged. seines 1 b. also an:
Te propter, nullos Tellus tua postulat imbres,
arida nec pluvio supplicat herba Jovi.
Zur 2 und folgenden zeilen des 40 blats.
Der flus Helikon / ελικὼν fliesset in Mazedonien bei der stadt Dium vorüber; und scheinet eben derderselbe zu sein / der bei dem Likofron βεφύρος, bei demPtolemeus φαρύβος, und bei dem Livius im 44 b.Baphyrus heisset: weil Pausanias bezeuget / daß der flus Helikon ebenmäßig βαφύρας genennet werde. Sonsten findet man auch einen flus in Sizilien / der gleichmäßig Helikon / vom Fanellus aber Oliverio, oder Veria vom Leander / genennet wird.
Zur 18 und folgenden zeilen des 54 blats.
Im 12 h. des buches der Schöpfung spricht Gott zuAbraham: Ich wil dich zum großen Volke machen / und dich seegnen. Ich wil dir einen großen nahmen machen: und du solt ein seegen [421] sein. Ich wil seegnen / die dich seegnen / und verfluchen die dich verfluchen. Und in dir solchen geseegnet sein alle Geschlechter auf erden. Im folgenden 17 spr. Abraham hatte schafe / rinder / esel / knechte und mägde / eselinnen und kamehle. Im 2. spr. des 18 h. Abraham aber war sehr reich vom viehe /silber und golde. Im 3 und 4 spr. Lot aber / der mit Abraham zog / hatte auch schaffe / rinder / und hütten. Und das land mochte es nicht ertragen /daß sie beieinander wohneten: dan ihre habe war groß. Im 15 und 16 spr. sagt Gott zu Abraham: Alles land / das du siehest / wil ich dir geben / und deinem saamen ewiglich. Und ich wil deinen Saamen machen / wie den staub auf erden. Im 14 h. eben desselben buchs wird erzehlet: wie Abraham 318 knechte / die in seinem hause gebohren waren /gewafnet / und vier Könige die über fünf andere Könige gesieget / und seinen vetter Lot / gefänglich wegführeten / geschlagen und in die flucht getrieben: auch wie ihm / nach der schlacht / der König von Sodom in das feld sei entgegen gegangen; und Melchisedek /der könig von Salem / broht und wein heraus getragen / und ihn geseegnet. Die große verheissungen /die Gott dem Abraham ferner tuht / ihn / und seine nachkommen überaus gewaltig zu machen / seind im 15 h. auch in etlichen folgenden mehrgemelten buchs weitleuftig zu lesen; sonderlich im 16. Im 23 h. nennen ihn die Kinder des Hets einen Fürsten Gottes unter ihnen. Im 35 / 36 / 37 spr. des 24 h. sagt Abrahams knecht: der HErr hat meinen herrn reichlich geseegnet: und er ist groß worden. Und HErr har ihm schafe und ochsen / silber und gold / knechte und mägde / kamehle und esel gegeben. Darzu hat Sara / meines herrn / weib einen Sohn [422] (Isaak) gebohren meinem herrn: dem hat er alles gegeben / was er besitzt / u.s.f. Von diesem Isaak / Abrahams sohne / lautet der 13 / 14 und 16 spr. des 6 h. also: Und Isaak ward ein großer Man / ging und nahm zu / bis er sehr groß ward: daß er viel guhtes hatte an kleinem und großem viehe / und ein großes gesinde: daß auch Abimelech (der könig) zu ihm sprach: zeuch von uns; dan du bist uns zu mächtig worden. Im folgenden 26 / 28 und 31 spr. komt der könig der Filister selbsten zu Isaak /und lest sich mit ihm in einen bund ein; damit er ihnen keinen schaden tähte. Hieraus sehen wir klährlich / wie mächtig Abraham / Jsaak / undJakob gewesen: welche aus Sems / des Noah sohnes / und aus Ebers / der Sems enkels sohn war / nachkommen / nähmlich aus Faleg / Regu / Serug /Nahor / Tarah / entsprossen; daher sie / und ihre nachkommen / nach dem Eber / mit dem algemeinen nahmen Ebreer genennet worden. Auch kan von Jakobs achtbarkeit / Hedio / Rufinus im 2 h. und Fl. Josef im 2 des 2 b. gelesen werden.
Zur 10 und folgenden zeilen des 55 blats.
Diese gantze erzehlung von Jakobs Ehe / Efrauen /und Kindern findet man im 29 / 30 / und 35 h. des Buchs der schöpfung.
Zur 14 und folgenden zeilen des 55 blats.
Von der Bilha und Silpa sagt Naftali in seinem letzten Willen straks im anfange also: ich bin von Bella geboren: welche Rahel dem Jakob an ihre stat beilegte / mit nicht geringem ruhme vor sich [423] selbsten. Auch gebahr sie mich auf der Rahel hüfte; daher ich den nahmen Nevralim bekahm. Und Rahel hatte mich lieb / weil ich auf ihrer hüfte gebohren. Auch küste sie mich / da ich noch jung war / und sagte vielmahls: Gott laße mich auch deinen bruder / aus eben demselben leibe / daraus du gekommen bist / sehen; und gebe / daß er dir gleich sei: daher ward mir auch Josef in allem nach der Rahel begehren / ähnlich. Bella aber / meine mutter / war des Rohteus / Delboreus bruders / tochter / der Rebekke Kindermuhme; welche mit der Rahel auf einen tag gebohren. Und Rohteus war ein Kaldeer / aus Abrahams geschlechte / ein gottesfürchtiger / freier und edeler man. Diesen kaufte Laban /als er gefangen war; und gab ihm seine bluhtsfreundin Eva zur fraue: welche eine tochter gebahr / die der vater nach dem schlosse darauf er gefangen gelegen /Selfa (Silpa) benahmte. Darnach kahm sie auch mit der Bella nieder / und sagte: mit einer seltsamen begierde eilete meine tochter. Dan so bald sie gebohren war / fiel sie an die drust zu saugen.
Zur 22 und folgenden zeilen des 55 blats.
Die begäbnüs der Dina und des Sichems beschreibet das 34 h. gemelten Buchs.
Zur 2 und folgenden zeilen des 56 blats.
So lange war Sara / Josefs mutter / unfruchtbar / bis alle der Lea ihrer schwester / als auch der zwo Mägde Kinder gebohren waren: und da gebahr sie erst denJosef; wie aus dem 29 und 30 h. mehr gemeldeten Buchs der schöpfung zu sehen.
Zur 15 und vorher- als auch nach-gehenden zeilen des 57 blats.
Flav. Josef. schreibet hiervon im 2 h. des 2 b. seiner Jüdischen geschichte folgender gestalt: der [424] Vater liebte den Josef vor seinen andern kindern / so wohl seiner fürtreflichen leibesgestalt / als der tugenden seines gemühts wegen: dan er war der allerverständtaste. Und diese väterliche liebe machte / daß ihn seine brüder hasseten und neideten. Besiehe zugleich / was S. Greiffensohn / in der Lebensgeschicht des Josefs hiervon weitleuftig schreibet.
Zum ende des 58 / und beginne des 59 blats.
Moses spricht hiervon im 3 und 4 spr. des 37 h. seines 1 b. also: Israel hatte Josef lieber / dan alle seine kinder; darüm daß er ihn im alter gezeuget: und machte ihm einen bunten Rok. Da nun seine brüder sahen / daß ihn ihr Vater lieber hatte /dan alle seine brüder; waren sie ihm feind / und konten ihm kein freundliches wort zusprechen.
Zur 7 und folgenden zeilen des 60 blats.
Von diesem traume des Josefs schreibet Moses / im 2 / 4 / 5 / 6 und 7 apr. Des 37 h. seines 1 b. als auchFlav. Josef an obangezogenem orte. Matth. Dresserus Isag. Histor. millenar. 3, p. 149: Mansit enim (Joseph) domi usque ad annum ætatis 17, audivitque conciones patris, & avi; & didicit. officia œconomica inter fratres suos ex ancillis natos, omissis fratribus reliquis superbis. Hinc mores quoque illius fuerunt modesti prorsus, & ab omni fastu & simulatione remoti. Propter hanc simplicitatem & moderationem charus fuit præ cæteris fratribus patri suo. Nihil enim dissimulabat; nihil insidiosè occultabat: seq quæ viderat à fratibus suis suscipi geri nefariè, ea ad patrem [425] deferebat, non quidem, ut proditor, sed ut filius, Deo & parentibus debitam pietatem & obendietiam præstans. Erat eo nomine charus patri, quòd ex charissima conjuge Rachele natus esset, multis & diuturnis votis expetitus, videlicet anno ætatis Jacobi 91, etc.
Aber alles dieses erklähret Gad / in seinem Letzten willen / unter andern noch deutlicher. Josef / sagt er /hühtete mit uns der heerde / ohngefähr dreissig tagte lang. Weil er aber sehr zahrt und spilde war / so ward er / der großen hitze wegen / krank. Und darüm ging er wieder nach Hebron / zu seinem vater: welcher ihn bei sich behielt; dan er hatte ihn lieb. Josef aber sagte seinem vater / daß die kinder der Bella und Selfa das guht unnützlich durchbrächten und verprasseten / daß es Ruben und Judah nicht wüsten. Dan er hatte gesehen / daß ich ein Lam aus eines bähren rachen / den ich todt schlug / gezogen / und das lam geschlachtet /weil es doch darüber ich betrübt war / nicht länger leben konte. Dasselbe verzehrte ich mit meinen brüdern: und er verriet uns bei dem vater. Solches vertrugen wir so lange / bis er in Egipten verkauft ward. Und der geist des hasses besaß mich so sehr / daß ich den Josef weder sehen / noch hören mochte. Dan er bestrafte uns öffendlich / daß wir das Lam / ohne Judah / gegessen. Auch gleubte der vater alles / was er sagte. Aber nun / meine Kinder / bekenne ich meine sünden: der ich vielmahls den vorsatz gehabt ihn zu tödten. Dan ich hassete ihn mit gantzem hertzen: und trug ihm gantz keine barmhertzigkeit zu. Ja üm seine treume hassete ich ihn dermaßen / daß ich auch trachtete ihn zu tödten / und zu verschlingen / gleichwie ein kalb das graß von der erde verschlinget. Und darüm verkauften wir auch ihn / ich und Judah / den Ismaeleen vor dreissig silberlinge: davon wir zehen diebischer weise behielten / und nicht mehr als zwantzig unsern brüdern wiesen. Ja ich war so geldgeitzig / daß ich ihn üm ein stükke geldes wohl wolte ermordet haben. Aber der Gott unserer väter errettete ihn aus meinen händen / damit ich nichts gottloses volbringen möchte / u.a.m. Dieses habe ich zuletzt erkant / nachdem ich / üm [426] Josefs willen / zur reue getrieben ward / u.a.m. Und darüm / weil meine leber vol ungnade war gegen Josef / bin ich auch ungnädig gepeiniget worden / und habe das urteil / mit großen schmertzen / eilf mohnden lang gefühlet: also daß die zeit meiner strafe / mit der zeit / darinnen ich Josefs verkauffung so hart triebe / gleich sein muste / u.a.m. Ich sprach dem Josef / in gegenwart unsers vaters /freundlich zu: aber so bald ich hinaus war / verdunkelte mir der geist des hasses meinen verstand / und trieb meine seele fort und fort an / ihn umzubringen.
Zur 8 und 11 zeile von untenauf des 60 blats.
Dieses bezeuget Moses im 8 spruche des 37 h. seines 1 b. als auch Flav. Josef / an obangezogenem orte /am 150 bl.
Zur 21 und folgenden zeilen des 62 blats.
Der zweite Traum Josefs wird im 10 spruche des 37 h. des B. der schöpf. erzehlet. Hiervon sagt Flavius Josef also: Gott aber stritte wider ihre (der brüder Josefs) misgunst / und lies dem Josef noch ein anderes gesichte / welches viel wunderlicher war / als das vorige / sehen / u.s.f. Diesen traum erzehlte er / in gegenwart seiner brüder / von denen er kein böses argwähnete / dem Vater / der sich nicht wenig darüber ergetzte; mit bitte / daß er ihn auslegte. Der Vater war auch in wahrheit recht froh / als er die bedeutung des traumes reiflich erwog / und daraus urteilete / daß seinem sohne eine große glükseeligkeit angekündiget würde: als welcher dermahleins so würdig geachtet sein solte / daß ihn so wolhl seine Eltern / als Brüder / anbähten würden. Durch die Sonne und den Mohn verstund er Vater und Mutter; weil der eine [427] alles vermehrete und nährete / die andere den dingen ihre gestalt und kraft einpflantzte: durch die Sterne aber die Brüder; weil die zahl übereinkahm / und sie von der sonne und dem mohne ihre kraft hetten. Und Jakob hat zwar eine solche deutung nicht unweislich gemacht. Aber Josefs brüder warden darüber sehr traurig und unmuhts; nicht anders / als wan irgend einem fremden / und nicht ihrem bruder / solche glükseligkeit angezeiget würde; da sie doch / als seines glüks und geschlechts teilgenossen / alles guhten mit ihm zu geniessen hatten / u.a.m. Moses erzehlet dieses mit gantz kurtzen worten / wan er im 11 spr. des obangeführten h. saget: und seine brüder neideten ihn: aber sein Vater behielt diese worte.
Zur 25 und folgenden zeilen des 63 blats.
Dieses beschreibet Moses wieder gantz kurtz im 12 spruche des 37 h. Flav. Josef aber ein wenig weitleuftiger: sie beschlossen / sagt er / den Jüngling aus den wege zu reumen. Und nach genehmgefundenem schlusse / als das getreide nun eingeärntet war /begaben sie sich / mit dem vieh / auf das Sichemsche feld / welches eine sehr guhte weide hatte / ohne vorbewust des Vaters; und nahmen alda der hürten sorge wahr. Aber als niemand von den heerden kahm / und Jakob keine gewisse zeitung von ihnen hörete; da ward er / seiner söhne wegen / bekümmert / und traurig / also daß er den Josef ausschikte zu sehen / wie es üm seine brüder stunde / und ihm die bohtschaft zu bringen / was sie machten.
[428] Zur 18 zeile des 64 blats.
Der Vater hatte dem Josef einen bunten Rok machen laßen; wie Moses im 3 spr. des 37 h. seines 1 b. anzeiget. Dieses war eine tracht der Königlichen kinder. Samuel sagt auch im 18 spr. der 13 h. seines 2 b. von der Tahmar / des Absalons schwester / welcheAmmon / ihr bruder / genohtzüchtiget / also: Und sie hatte einen bunten Rok an: dan solche Rökke trugen des Königes töchter / wan sie Jungfrauen waren.
Zur 3 zeile des 65 blats.
Diese geschicht von Ismaels ausstoßung / der Abrahams aus seiner magd Hagar sohn war / beschreibet Moses im 21 hauptst. seines 1 buchs.
Zur 4 und folgenden zeilen des 65 blats.
Wie Jakob seinem bruder Esau / der nachmahlsEdom genennet ward / seine erste gebuhrt / durch ein Linsengemüse / abgekauft / beschreibet uns Moses im 25 h. seines 1 b. vom 29 spr. bis zum ende des hauptstükkes. Wie er aber eben demselben Esau seinen seegen hinterlistiglich entwendet / und zugleich seinen Vater Isaak betrogen / meldet Moses gleichesfals im 27 h. des 1 b. Wie er ferner dem Laban seinem Schwiegervater / der ihm das seinige vorenthalten wolte / durch einen sonderlichen listgrif / begegnet /das lesen wir eben auch im Buche der schöpffung fast am ende des 30 h.
Zur 19 zeile des 65 blats.
Daß Ruben / Judah / und Sebulon dem Josef nicht aller dinge abhold gewesen / ja sein leben / [429] als ihn etliche der andern ümzubringen trachteten / zu retten gesuchet / kan nicht allein zum teil aus dem 21 / 22 /26 / 29 / und 30 spruche des 37 h. als auch aus dem 16 / 18 / 32 / 33 / und 34 spr. des 44 h. im Buche der Schöpfung gesehen werden: sondern es bezeugen es auch viele unter den zwölf Ertzvätern / des Jakobs Söhnen / einieder in seinem letzten Willen / noch ausführlicher. Ruben / weil er sich selbsten / aus eingezogenheit / dessen nicht rühmen wil / schweiget zwar darvon gantz stil: aber Simeon bricht aus in diese worte: in der zeit beneidete ich den Josef / weil ihn sein vater lieb hatte / dergestalt / daß ich mir festiglich vorgenommen / ihn zu tödten. Dan der Fürst des irtuhms sante in mein hertz den geist des neides und verblendete mein gemüht und meinen verstand dermaßen / daß ich mich selbst vor meinem vater Jakob nicht scheuete. Aber seiner väter Gott sante seinen Engel / der ihn aus meiner hand errettete. Als ich nach Sichem gegangen war / salbe zu hohlen vor die heerden / und Ruben nach Dot an / da alles / was uns nöhtig / zu bekommen war; hatte ihn Judah / unser bruder / den Ismaelern verkauft. Darüber war Ruben /als er wiederkahm / betrübt: dan er hatte beschlossen ihn seinem Vater unverletzt wiederzubringen. Aber ich ward auf den Judah / weil er ihn lebendig aus unsern händen gelaßen / so ergrimmet / daß ich fünf mohnde lang auf ihn grollete. Und Gott verhinderte mich / daß ich meine hände an ihn nicht legen konte: dan die helfte meiner rechten hand verdorrete / und blieb also bis auf den siebenden tag / u.a.m. Ja Sebulon zeiget solches so wohl vom Ruben und Judah /als von sich selbsten / noch deutlicher und weitleuftiger an / wan er unter andern also spricht: ich wuste nicht / daß ich sündigte / auch dachte ich so weit nicht / als ich / aus unwissenheit / wider den Josef mishandelte: da ich vor meinem Vater verschwieg / was sich mit meinen brüdern begeben; wiewohl ich in geheim sehr weinete. Dan ich fürchtete mich vor meinen brüdern: welche miteinander beschlossen / daß derselbe / der die sache lautbar machen würde / mit dem schwerte solte [430] getödtet werden. Gleichwohl gab ich ihnen / als sie ihn tödten wolten /mit vielem weinen zu verstehen / daß sie diese boßheit nicht begehen solten. Aber Simeon und Gab lieffen auf den Josef zu / ihn zu erwürgen. Da fiel Josef auf sein angesicht / und sagte zu ihnen: O meine brüder / erbarmet euch meiner / erbarmet euch über die glieder unsers Vaters Jakobs; und schlagt doch eure hände an mich nicht / damit ihr kein unschuldiges bluht vergiesset: dan ich habe nichts wider euch mishandelt: und habe ich ja mishandelt / so unterweiset mich / durch eine brüderliche züchtigung; aber legt eure hände nicht an mich. Das bitte ich euch üm der liebe Jakobs unsers vaters willen. Indem er diese worte redete / ward ich dermaßen zum mitleiden bewogen / daß mir meine trähnen hauffenweise über die bakken lieffen; daß mein bluht / ja alle meine glieder erstarreten. Josef weinte / und ich mit ihm. Mein hertz böbete / und meine gebeine zitterten dermaßen / daß ich nicht mehr stehen konte. Als er nun sahe / daß ich mit ihm weinete / und daß sie zugelauffen kähmen /ihn todt zu schlagen; da flohe er hinter mich / und baht üm gnade. Hierauf fing Ruben auch an. Brüder /sagte er / laßet uns ihn nicht tödten: sondern wir wollen ihn in jene grube werfen; die unsere väter gruben /aber kein wasser fanden. Und eben darüm lies Gott kein wasser hinein kommen / damit sie dem Josef zur beschirmung und lebenserrettung dienen solte. Ja er lies es also geschehen / daß sie ihn den Ismaelern verkauften. Auch bewilligte ich in die sünde / am Josef begangen / gantz nicht. Aber Simeon und Gad mit noch andern sechs brüdern / nahmen vor Josef geld /und kauften vor sich / vor ihre weiber / und vor ihre kinder schuhe; und sagten: last es uns nicht unter die füße trähten; dan es ist bluhtgeld vor unsern Bruder. Aber in der unterträhtung laßet uns das unterträhten /das er sagte / er solte über uns herschen: und wir wollen sehen / was seine treume bedeuten und auswürken sollen. Darüm stehet in Enochs Buche geschrieben: denen / die ihren Brüdern keinen saamen erwekken wolten / habe ich aufgeschnallet die schuhe Josefs. Auch warden ihnen / als sie in Egipten kahmen / von Josefs dienern / vor dem tohre / die schuhe entschnaller und abgezogen: und also musten sie den Josef / als den König selbsten / anbähten. [431] Ja sie bähteten ihn nicht allein an / sondern fielen auch schaamroht vor ihm nieder / und warden also in gegenwart der Egipter beschähmet. Zudem höreten die Egipter alles das böse / das wir Josef getahn hatten. Als nun Josef in die grube geworfen war / trugen meine brüder die speisen auf zu essen. Aber ich aß in zwee tagen und zwo nächten nichts; indem ich über den Josef betrübt und mit wehleiden geschlagen war. Auch aß Judah mit ihnen nicht: dan er bewachte die grübe; weil er fürchtete / Simeon und Gab möchten hinlauffen ihn zu tödten. Mitlerweile / indem sie sahen / daß ich nicht aß /stelleten sie mich auch bei die grube / ihn zu bewahren / bis er verkauft war. Und er lag drei tage und drei nächte in der grube. Darnach verkauften sie ihn ungespeiset. Als nun Ruben hörete / daß man ihn / in seinem abwesen / verkauft / ward er sehr ungehalten /und weinete. Ach! sagte er / wie sol ich nun dürfen unter meines vaters augen kommen? Auch nahm er das geld / und wolte den kaufleuten nacheilen: aber er fand niemand. Dan sie hatten die heerstraße verlaßen /und sich stilschweigens seitwärts abgelenket. Und also kostete Ruben in drei tagen kein broht. Darüm ging Dan zu ihm / und sagte: weine nicht / und sei üm den Jüngling nicht traurig. Ich weis wohl / was wir zu unserm Vater Jakob sagen wollen. Wir wollen einen Bok schlachten / und mit desselben bluhte Josefs Rok besprängen. Dan wollen wir hingehen / und zu unsrem vater sprächen: Siehe zu / ob dieser Rok deines Sohnes Josefs Rok sei. Dan sie hatten ihm / da sie ihn verkauffen wolten / den Rok den ihm sein vater gegeben / ausgezogen / und dagegen ein altes zerlumptes kleid von einem Leibeigenen zugeworfen. Simeon /der den Rok zu sich genommen / wolte ihn zuerst nicht hergeben; sondern ihn / aus zorneifer daß Josef noch lebete / und daß er ihn nicht straks getödtet /zerhauen. Aber die brüder stunden alle wider ihn auf /und sagten: warüm wilstu den Rok nicht hergeben /da du doch dieses übel in Israel allein begangen? Hierauf gab er den rok von sich: und sie tähten / wie Dan gesagt hatte / u.a.m. Um dieser uhrsache willen /hat mich der HErr gesegnet / und so gnädig angesehen / daß ich niemahls in einige krankheit fiel; da hingegen alle meine brüder allezeit krunken musten. Auch warden ihre kinder [432] mit krankheit geschlagen / und musten / üm Josefs willen / dahin sterben; weil ihre väter so gar unbarmhertzig mit ihrem Bruder gehandelt. Aber meine kinder / wie ihr wohl wisset / seind allezeit gesund und frisch geblieben. Ja ich war einesmahls am Seeufer in Kanaan ausgefahren vor unsern Vater zu fischen: da ersoffen ihrer viel in der see; aber ich kahm darvon. Dan ich war der erste Mensch / der sich unterfing mit einem schiffe die see zu befahren. Gott gab nur weisheit und verstand darzu. Ich hing den schiffen hinten das rudel an. Ich spannete die segel an den mast. Und also fuhr ich längst dem ufer hin / und fing fische vor meines vaters hausgesinde /bis wir in Egipten kahmen / u.a.m. Als wir in Egipten reiseten / vergolt uns Josef das böse / das wir an ihm begangen / nicht: sondern erbarmte sich unserer / so bald er mich erblikte.
Zur 22 zeile des 65 blats.
Daß Abraham den Ismael seinen sohn / samt der mutter Hagar / aussties / hatte Sara / seine ehfraue /veruhrsachet; wie wir im 5 und 6 spr. des 16 h. und noch mehr im 9 / 10 und folgenden spr. des 21 h. im Buche der schöpfung lesen. Daß auch Rebekke / desIsaaks ehftaue / ihren sohn Jakob beredet und veranlaßet den vater zu betrügen / und den Esau üm seinen väterlichen seegen zu bringen / bezeuget Moses gleichfals / im 27 h. seines 1 b.
Zur 31 und folgenden zeilen des 65 / als auch zur 53. des 68 blats.
Besiehe hiervon den 12 und 17 spr. des 37 h. im Buche der schöpfung: auch was wir droben bei der 25 zeile des 63 bl. aus dem Flav. Josef angemärket.
Zur 6 und folgenden zeilen des 69 und 70 blats.
Hiervon stehet im 18 / 19 / 20 / und folgenden spr. des mehr gemelten 37 h. aus dem Buche der schöpfung [433] zu lesen: als auch droben in unserer Anmärkung bei der 19 zeile des 65 bl.
Zum 70 / 71 / 72 / und 74 blatte.
Was Ruben alhier seine brüder zu besänftigen undJosefs leben zu retten / vorbringet / dasselbe ist fast alles / wiewohl kürtzer verfasset / im 3 hauptst. des 2. b. der Jüdischen Geschichte des Flavius Josefs zu lesen.
Zur 19 und folgenden zeilen des 74 blats.
Hiervon meldet Moses / wiewohl mit sehr kurtzen worten / im 22 spr. des 37 h. seines 1 Buches: aber was weitleuftiger Flav. Josef in seinen Jüdischen geschichten / sonderlich aber Greiffensohn in Josefs Lebens-beschreibung.
Zur 9 und folgenden zeilen des 75 blats.
Dieses findet man im 25 und folgenden spr. des 37 h. aus dem Buche der schöpfung.
Zur 19 und folgenden zeilen des 75 blats.
In der heil. Schrift stehet zwar / im 28 spr. mehrgemelten h. daß Josef vor 20 silberlinge sei verkauft worden: aber Gad bekennet selbsten / in seinem letzten Willen / daß er und Judah / im abwesen der andern brüder / 30 silberlinge / davor Judas auch unsern HERrn und Heiland verkaufte / von den Ismaelern bekommen; wiewohl sie nur 20 bekant gemacht. Seine eigene worte haben wir droben in den Anmärkungen bei der 7 zeile des 60 blattes angeführet. Samuel [434] Greiffensohn / in Josefs Lebensbeschreibung am 30 bl. als auch mehr andere / setzen ebenmäßig dreissig silberlinge; wiewohl Dresser der h. Schrift folget / und eben also nur von 20 meldet: welche er auf 5 Reichstahler unsers geldes rechnet.
Zu den 8 letzten zeilen des 75 blats.
Vom Simeon / welcher / mit den zwee Mägdesöhnen / Dan und Gad / den Josef am meisten verfolgete /handelt Sebulon / in seinem letzten Willen / gantz weitleuftig: dessen worte wir in den Anmärkungen bei der 19 zeile des 65 bl. angeführet; als auch des Simeons eigene / aus seinem letzten Willen / welche der Leser alda nachschlagen kan.
Zum anfange des 76 blats.
Wie leid es nachmahls Josefs brüdern gewesen / daß sie ihn verkauffet / bezeugen ihrer viel in ihrem letzten Willen. Simeon selbsten / nachdem er seine strafe erzehlet / bricht aus in diese worte: ich ward gewahr /und erkante / daß mir solches üm Josefs willen zusties. Ich bereuete meine schuld / und weinete. Ich baht den HERrn / daß er mir meine hand wieder heilete: und ich nahm vor / mich vor aller boßheit / neidsucht / und aller tohrheit zu hühten. Ich bekante / daß ich übels getahn hette vor dem HERrn / und vor unsrem Vater Jakob / am Josef meinem bruder / den ich beneidete / u.a.m. Und mein Vater fragte mich / was mir fehlete / weil ich so traurig sei: Und ich brachte ihm eine lügen vor / und sagte: mein hertz tuht mir weh. Ich war betrübter / als sie alle: dan es war meine schuld / daß Josef verkauft ward. Und als wir in Egipten reiseten / und Josef mich binden lies / als einem kundschaffer; da erkante ich / daß ich nicht unrecht litte: und ich ward deswegen nicht unwillig. Aber Josef war ein aufrichtiger Man / in dem der geist Gottes wohnete. Er war barmhertzig und gnädig [435] / und hatte keine gedanken mir einiges böses zu tuhn; sondern liebte mich / als seine andern brüder. Darüm /meine kinder / scheuet allen hitzigen has und neid /und wandelt in einfältigkeit euer seelen / und mit guhtem hertzen. Nehmet ein beispiel an eures Vaters Bruder: damit Gott euch gnade / herligkeit und seegen widerfahren laße; wie ihr sehet / daß ihm geschehen ist. Niemahls und zu keiner zeit verwiese er uns solches: sondern er hatte uns lieb / als seine eigene seele / ja mehr als seine kinder. Er hat uns groß gemacht /und uns allen reichtuhm / vieh / und früchte mildiglich geschenket / u.a.m. Darüm hatte Josef ein liebliches und schönes angesicht: dan in ihm war keine galle / noch etwas böses. Sein antlitz war rein / und von des geistes gramschaft unbeflekt.
Dan spricht auch zu seinen Kindern / in seinem letzten Willen / fast dergleichen / und zwar unter andern also: ich bekenne euch heute / meine Kinder /daß ich mich in meinem hertzen erfreuete auf den tod Josefs / des guhten und wahrhaftigen Mannes / und mich belustigte in seiner verkauffung; weil ihn unser Vater lieber hatte / als uns. Dan der geist der eifersucht und der aufgeblasenheit sagte zu mir: und du bist ja auch sein sohn. Auch boht nur einer von Belials geistern seine hülfe / und sagte: nim dieses schwert / und tödte damit den Josef; dan wan er todt sein wird / sol dich dem Vater lieb haben. Dieser ist der geist des zornes / der mir riet / daß ich den Josef /wie ein Pardel den bok / verschlingen solte. Aber der Gott meines Vaters Jakobs lies ihn in meine hände nicht kommen / daß ich ihn allein gefunden hette. Auch lies er nicht zu / daß ich diese boßheit verübte; damit zwee Reichsstäbe in Israel solten entbunden und erworben werden / u.a.m. Was Gad ebenmäßig von sich selbsten bezeuget / das haben wir droben in den Anmärkungen bei der 7 zeile des 60 bl. angeführet.
Zur 8 und folgenden zeilen des 78 blats.
Moses erzehlet dieses im 29 und 30 spr. des 37 hauptst. in seinem 1 buche kürtzlich also: Als [436] nun Ruben wieder zur grube kahm / und den Josef darinnen nicht fand: da zerris er sein kleid; und ging zu seinen brüdern / zu denen er sprach: der Jüngling ist nicht da. Wo sol ich hin? Etwas deutlicher / wiewohl auch sehr kurtz spricht hiervon Flavius Josef: Ruben aber kahm bei der nacht / ohne vorbewust seiner brüder / zum brunnen / und wolte den Josef erretten. Weil er ihn nun vergebens rief / argwähnete er / daß er / in seinem abwesen / ümgebracht worden / und beschuldigte damit seine brüder / u.a.m.
Zur 30 und folgenden zeilen des 79 blats.
Jakob hatte seinen Vater Isaak mit seines sohnesEsaus kleidern / die er auf seiner Mutter einrahten angezogen / geteuschet; und ihm also des Vaters seegen / den er dem Esau zu geben gesonnen / abbetrogen. wie Moses im 27 h. seines 1 b. erzehlet.
Zur 29 und 30 zeile des 87 blats.
Vom Krokodil haben wir droben / in den Anmärkungen bei dem 12 blatte / die uhrsachen angeführet /warüm er der Egiptischen Könige sinbild sei; auch darbei angezeiget / daß er von den Arabern farao genennet werde: welche ihn itzund / mit den Egiptischen Jüden / auch Korbi heissen; wie Megister bezeuget.Kircher giebet ihm sonsten in seinem Egiptischen Wortbuche den nahmen Picharouki; und Herodotus meldet / daß ihn die alten Egipter / die üm die stadtElefantine herüm gewohnet / Champse, die Siener aber / wie Strabo aufgezeichnet / Suchus, und die Griechen oder vielmehr Joner Κροκοδειλὸν, ἄπὸ τοῦ δειλαίεσϑαι κροκὸν, weil er den geruch des Safrans [437] scheuet / genennet. Den die Indier Kayman heissen / ist zwar auch von der ahrt der Krokodillen /aber viel kleiner / als die Egiptischen; wiewohl er so stark zubeissen kan / daß er einem menschen mit einem bisse plötzlich den fuß ablöset. Er wird gemeiniglich unter die gattungen der Schlangen gezehlet: welches auch sein schwantz ausweiset / der eben so lang ist als der rumpf; in dessen rükkengrahte man 60 würbelbeine zehlet. Sein lauf ist sehr schnäl: aber des steiffen rükkengrahts wegen / kan er sich übel ümdrehen oder krü en. Wan ihn der hunger / den er vier tage vertragen kan / drükket; so pfleget er zu weinen /wie ein Mensch / die menschen / wie man sagt / anzulokken / damit er sie frefen möge. Daher werden die betrügerischen trähnen Krokodilsträhnen genennet. Wer mehr vom Krokodille zu wissen begehret / der kan den Aldrovand / und Jonstohn von den Tieren aufschlagen.
Zu den drei letzten zeilen des 87 blats.
Den Habicht nennen die Egipter Bai-et / das ist seelen-hertz / oder eine behertzte seele; weil seine feurige natur mit der Seelen natur übereinkommet. Daher ist er auch bei ihnen der Seele sinbild: derer ümschweif / wie die Egipter meinen / das Hertz ist. Daß aber die Seele eine feurige eigenschaft an sich habe /darinnen stimmen / mit den Egiptern / die Griechen und Röhmer überein. Unter den Röhmern sagt Fabius in seiner 10 Rede: Animam flammei vigoris impetum, perennitatem que non ex nostro igne sumentem, sed quo sidera volant, & quo sacri torquentur axes, inde venire, unde rerum omnium auctorem parentemque spiritum ducimus, nec interire, nec ullo mortalitatis affici fato. Sed quoties humani corporis carcerem effregerit, & exonerata membris mortalibus [438] levi se igne lustraverit, petere sedes in astra. Ja es haben etliche dafür gehalten / daß die Seele nicht allein von den sternen ihre feurige eigenschaft schöpfe / sondern auch gar / nach ihrer ausfahrt aus dem menschlichen leibe / wie Aristofanes bezeuget / zum sterne werde. Auch ist der Habicht eben daher der Sonne sinbild; ja Gottes selbsten. Darüm ward der Abgott Osiris bei den Egiptern gemeiniglich / durch einen Habicht /abgebildet; eben wie sonsten durch einen Stier / oderOchsen.
Zur 3 zeile des 88 blats.
Wie der Habicht des Osiris und der Sonne / so war der schwartze Egiptische Strorch oder Eib / Ibis, der Isis / und des Mohnes sinbild; als auch deskrummen Tierkreuses / der unterschiedlichen und mancherlei krümmen wegen / die er mit den füßen und den halse machet: dadurch er auch / unter allen tieren zuvörderst / den Egiptern zur erfindung der zahlen und buchstaben anlaß gegeben; wie Atanasius Kircher in seinem Egiptischen Oedipus weitleuftig ausgeführet. Ja er wird zugleich vor einen erfinder oder angeber der Sprützmittel und des Abspühlers /den wir sonst mit einem undeutschen worte Klistier nennen / gehalten; weil er / wie Plinius 8 / 27 / bezeuget / wan er verstopft oder kränklich ist / mit seinem schnabel das Nielwasser aufnimt / und in das hinterteil / dadurch der unflaht und überschus der speise von ihm gehet / hinein sprützet / solches durch-oder abzuspühlen. Sonsten war dieser Egiptische Storch auch ein sinbild des Hertzens; weil er fast wie ein hertz gestaltet: und daher dem Merkuhr / als dem beherscher des hertzens und der vernunft / heilig; wie Horus Apollo / in seiner 34 Aufgabe der Egiptischen Bilderschriften / angemärket.
[439] Zur 6 und 7 zeile des 93 blats.
Das Härmlein oder Armelein / welches bei den Franzosen hermine, bei den Engländern hermin, bei den Lateinern mus Armeniacus, Ponticus und Alpinus, unter dem gemeinen manne mus armelinus, armelina und harmela, auch sonsten mustela alba, das ist ein weisses Wieselchen / genennet wird / ist ein schneeweisses tierlein / und helt sein fel so rein / daß es lieber sterben / als solches besudeln wil. Und darüm haben wir es auch dem keuschen Josef auf dem ersten Kupfer dieses buches / als ein sinbild seiner keuscheit / zugefüget. Ja darüm hat es auch RitterKats / vor seinem Selbstreite / der gantzen ehrbahren Jugend / als ein feldzeichen / in einem schilde / rund ümher mit einem aufgeworfenen schlamme besetzet /zugeeignet. Darbei unter andern diese reimbände zu lesen:
Ohn ziet in dezen ring een van de netste dieren /
reyn oder zijn gewaat / reyn oder zijn manieren.
Ohn ziet in dezen ring den Witten Armelijn,
genegen uitter arrt om niet besmet te zijn.
Ner slik omvangt het beest: daar is niet uit te raken /
of zijn geprezen bont moet tot den drek genaken.
Doch / mits het reyne dier dit boven al ontsiet /
zoo valtet in de praam voor honger en verdriet.
De keus is wonderscherp. Net moet voorseker sterben:
of anders zal her slik zijn witte vacht bederven.
Siet! wat een reynen aart. Der beest in dezen noot /
gaat met een vast beflutt / en kiest de bleeke doot.
Men sieter even staagh sijn reyne leden mijden /
om / als het nedervalt / niet in het slik re glijden.
Daar leyt het kleine dier ter aarden uitgestrekt /
en geeft zijn leste sucht om niet te zijn bevlekt.
Effendo la propria natura dell´ Armellino di partir prima la morte, per fame & per seto, che imbrattarsi, [440] cercando di fuggire, di non passar per il brutto, per non machiare il candore e la politezza della sua pretiosa pelle. Paul. Jovius Dialog. dell´ Imprese Militari & Amoros. Malo mori, quàm pollui.
Zum 96 / 97 und 98 blatte.
Diese begäbnüs erzehlet Josef selbsten in seinem letzten Willen / mit kurtzen worten / folgender gestalt: in dieser zeit fuhr die vorgemelte Memfische Frau /des Potifars gemahlin / mit einem großen gepränge vor unserem hause über / und warf ihre augen auf mich: dan die Geschnittenen hatten ihr von mir bericht getahn. Und sie sagte zu ihrem Ehherrn: daß ein Kaufman / durch den dienst eines Ebreischen Jünglings / sei reich geworden: von dem der ruf ginge /daß man ihn im Lande Kanaan diebischer weise genommen. Darüm tuht dem Jünglinge recht; und nehmt ihn zu eurem Haushalter oder Hofmeister. Der Ebreische Gott wird euch seegnen und glüklich machen: dan die himlische gnade wohnet ihm bei. Und Potifar gab ihr endlich gehör / entboht den Kaufman zu ihm /und sagte: was komt mir von euch zu obren? Ich höre / daß ihr in der Ebreer land ziehet die Menschen; zu stählen / und verkauffet ihre kinder. Der Kaufman fiel nieder auf sein angesicht / und sagte: Herr / ich bitte üm gnade: doch darvon / dessen ihr mich beschuldiget / weis ich gantz nichts. Potifar fuhr fort / und sagte: wie komt ihr dan an den Ebreischen Jüngling? Der Kaufman antwortete: die Ismaeler haben mir befohlen ihn zu bewahren / bis sie wiederkommen. Potifar aber gleubte ihm nicht / und befahl / ihn zu geisseln. Unterdessen daß man den Kaufman züchtigte / sprach Potifar: laßet den Jüngling herkommen. Und als ich hineingebracht war / bähtete ich den Fürsten an / und täht ihm seine gebührende ehre: dan er war der dritte nach dem könige Farao im staht / ein Oberster über alle Geschnittenen / und hatte eine Gemahlin / auch kinder / und eine Beischläferin. Straks zog er mich auf die seite / und fragte: bistu frei / oder leibeigen? Und ich antwortete: ich bin ein Leibeigner. Darauf fragte er ferner: wessen leibeigner bistu? Ich antwortete; [441] der Ismaeler. Und er fragte wieder: wie bistu dan ihr leibeigner worden? Ich gab zum bescheide: sie haben mich in Kanaan gekauft. Aber er wolte es nicht gleuben und sagte / du hast gelogen. Und darüm lies er mich nakkend geisseln. Dieses sahe seine Gemahlin durch das fenster; und lies ihrem Ehherren sagen: ihr tuht nicht recht / daß ihr einen gestohlenen freien schlaget und züchtiget. Hierauf befahl er mich / weil ich bei meinen worten blieb / gefänglich zu bewahren / bis mein herr wiederkähme. Aber seine Gemahlin sagte zu ihm: warüm setzt ihr doch den edelen Jüngling gefangen? Es were besser daß man ihn loß liesse / und euch geisselte. Sie war lüstern / in ihrer sündlichen lust und begierde / mich zu sehen: aber ich gedachte kein arges. Und Potifar sagte zu ihr: es ist bei den Egiptern nicht ehrlich / daß man eines andern guht / ohne vorbewust und gehörigen beweis /wegnimt. Dieses sprach er von dem Kaufmanne / und von mir: und ich muste gefesselt bleiben. Aber nach 24 tagen kahmen die Ismaeler wieder. Diese weil sie erfahren / daß Jakob mein Vater üm meinetwillen betrübt war / sagten zu mir: warüm habt ihr uns berichtet / daß ihr ein Leibeigner weret? Wir wissen nun sehr wohl / daß euer Vater ein mächtiger Man ist im lande Kanaan. Er betrübet sich in dieser sache / und ist sehr traurig. Ich herre hierauf gern geweinet: aber ich hielt mich hart / damit ich meine brüder nicht beschähmen möchte; und sagte: es ist dem nicht also /ich bin ein Leibeigner. Da berieten sie sich miteinander / wo sie mich am besten verkauffen möchten; damit ich bei ihnen nicht gefunden würde. Dan sie fürchteten sich vor Jakob / und befahreten / er möchte sich an ihnen rechen; weil sie wohl wusten / daß er vor Gott und Menschen groß geachtet were. Hierauf sagte der Kaufman zu ihnen: so erlöset ihn dan aus Potifars urteile. Als sie dieses höreten / begehreten sie mich wieder / und sprachen: daß sie mich üm ein stücke geldes gekauft. Und Potifar lies mich loß.
Alles dieses erzehlet Josef in seinem letzten Willen; welchem ich alhier / als auch sonsten / gefolget. Darüm wundere ich mich / daß Samuel Greiffensohn diese gantze begäbnüs / in Josefs Lebensbeschreibung / so gar anders anführet: und / ich weis nicht woher / [442] den Potifar zu einem Witwer machet; der die Sefira / die er Selicha nennet / und vor derAssenat schwester tochter ausgiebet / erst nach der zeit / als Josef schon lange in seinen diensten gewesen / geehliget. Wer lust hat / der kan das 62 / 63 / 66 / 68 69 / und 80 blat bei gemeltem Greiffensohn aufschlagen.
Zu den ersten 12 zeilen des 99 blats.
Hiervon spricht erst angezogener letzter Wille Josefs ferner also: Aber die Memfische Frau gab ihrem Gemahl ein / daß er mich kauffen solte. Dan ich verstehe / sagte sie / daß sie ihn verkauffen wollen. Und Potifar schikte einen Geschnittenen zu den Ismaelern / zu fragen / wie teuer sie mich hielten. Weil er aber mir ihnen nicht handeln wolte / kehrte er wieder zurük: und sagte zu seiner Frau / daß sie eine alzugroße anzahl geldes vor den Jüngling begehreten. Hierauf färtigte die Frau von stunden an einen andern Geschnittenen ab / mit befehl / daß er mich kauffen solte. Wan sie auch schon / sagte sie / 20 güldene krohnen begehren / so spahre doch kein geld: sondern kauffe den Jüngling / und bringe ihn zu mir. Und er gab 80 goldgülden vor mich: wiewohl er zu seiner Frauen sagte / er hette 100 gegeben. Ich wuste zwar diesen einkauf: aber ich schwieg stil / damit der Geschnittene nicht unterfraget würde.
Zur 13 und folgenden zeilen des 99 blats.
Die gantze übrige geschicht des Josefs und der Sefira erzehlet Moses im 39 h. seines 1 b. bis auf den 21 spr. kurtzbündig: und was weitleuftiger [443] Fl. Josef / der Jüdische Geschichtschreiber / im 3 h. des 2 b. von der älte der Jüden; da er unter andern auch anzeiget / daßPotifar den Josef in den freien künsten unterweisen laßen / und ihn ehrlicher gehalten / als seine andern knechte.
Zum 102 blatte.
Josef sagt in seinem letzten Willen: des morgens früh erwachte ich zu dem HERrn / und weinte üm die Fraue von Memfis; weil sie mich keines weges unangefochten lies. Des nachtes kahm sie zu mir /als hette sie mich besuchen wollen. Und erstlich stellete sie sich / weil sie keinen Sohn hatte / als wolte sie mich vor ihren Sohn halten. Ich aber baht den HERrn / daß er ihr ein gewündschtes Kind bescheeren möchte. In aller dieser zeit ümhälsete sie mich / als ihren Sohn; und ich wuste es nicht.
Das Knabenkraut / dessen wurtzel wie Geulen oder Hoden gebildet / wird von den Griechen ορχις und κύνος ορχις, daher das Lateinische Cynosorchis, das ist Hundesgeulen / covillon de chien, coglion de cane, Testiculus canis, oder Testiculus allein bei dem Dioskorides / sonsten auch Satyrion, weil es zur geulheit antreibet / genennet. Bei den Hochdeutschen hat es den nahmen Knabenkraut; weil es die würkung haben sol / die jenige / die es einnimt / mit einem Knäblein zu befruchten.
Hertzwurtz haben wir von der gestalt seiner wurtzel / und würkung in den Hertzkrankheiten also genennet. Sonsten heisset es bei den Aertzten gemeiniglich Anthora.
Zahnkraut / dentaria bei den Lateinern / hat diese [444] beide nahmen von seiner kraft die zähne guht und vor wehthum zu bewahren; als auch von der gestalt der bluhmen / welche der innerlichen kraft dieses kraudes euserliches kenzeichen ist.
Zur 10 und folgenden zeilen des 110 blats.
Die abbildung dieses achtfeldichten Glüks- oder Wahrsager-rades / welches die heilige Schrift Urim vethumim nennet / findet man bei Kirchern in seinem Egiptischen Oedipus am 472 b. Von den alhier genenten Götzenbildern haben wir droben in den Anmärkungen bei dem 1 / und 2 bl. als auch bei der 12. und 13 zeile des 5 bl. überflüßig gehandelt.
Zur 1 zeile des 112 blats.
Der Balsembaum wächset weder in Egipten / nochSirien von sich selbst / wie Teofrast / Dioskorides /Plinius / Justinus / Strabo / und andere vorgegeben; sondern wird dahin aus dem Glücklichen Arabien /das sein eignes vaterland ist / gebracht / und in die Lustgärte gepflantzet. Dergleichen Balsembeume waren mit unter den geschenken / welche die königin von Saba / die der Salmantische Ebreer / in seinem buche Juchasim / am 136 bl. Nikolaa / und Salomons Gemahlin / die ihm einen sohn David gebohren / Josefus aber Nikaule / und der Nubische Landbeschreiber סיקלב Belkis nennen / dem königeSalomon verehrete; wie Flavius Josef im 8 b. der Jüdischen Geschichte meldet. Die zäklein dieser beume seind hartzhaftig / und kleben / im angreiffen / an die finger. Sie haben einen lieblichen geruch: wiewohl noch mehr die blüßen / derer fünfe / als ein kröhnlein / an einem stiele hängen. Der Balsem / [445] welchen die Aertzte / nach dem Griechischen / gemeiniglich Opobalsamum nennen / trüpfet des sommers aus der aufgeritzten rinde des baums. Zuerst wan er an die luft komt / wird er weislich / darnach grühn / dan goldfärbig / und endlich honiggelbe. Wan er aus den beumen rinnet / reucht er so überaus stark / daß er kopfweh /ja oftmahls nasenbluhten veruhrsachet. Aber dieser widrige geruch wird mit der zeit in einen gantz angenehmen verändert. Fast zu unzehlichen gebrechen und krankheiten wird er gebrauchet / so wohl innerhalb /als ausserhalb des menschlichen leibes. Besiehe auch / was wir am 115 blatte gemeldet.
Der Santbaum / welcher den Pflaumbeumen fast gleich ist / ohne daß er mit scharfen dornen bewachsen / und diese ahrt an sich hat / daß seine blätter mit der sonnen untergange zu / und mit ihrem ausgange wieder auf-gehen / ist eben derselbe baum / daraus das so genente und bei uns sehr gebreuchliche Arabische hartz fliesset: wiewohl etliche fürgeben / daß solches hartz auch von andern / als Pflaum- und Kirschenbeumen / welche doch weder in Egipten / noch in Arabien zu finden / eingesamlet werde.
Der schwartze Zimmetbaum / der von den Lateinern Cassia fistula, und daher von unsern undeutschen Kasselfisteln / von den Arabern aber Sagiar el Selichet, das ist Schohtenbaum / und von den Türken Chai´ar Xamba, das ist schwartze Kassie / genennet wird / ist unserem Wälschen Nusbaume fast gleich / ohne daß er längere blätter hat / und an nüsse stat lange pfeiffen oder schohten träget: die man in der artznei zu vielerhand gebrechen / sonderlich wider die verstopfung des fluhlganges gebrauchet. Die blüßen dieses baumes / welche goldgälbe seind / und fast das gantze jahr durch blühen / rüchen über die maße lieblich / sonderlich in der frühstunde. Daher pflegen auch die [446] Egipter sich unter diesen beumen mit lustwandeln oft zu ergetzen.
Zur 4 und 5 zeile des 112 blats.
Hiervon kan Prosper Alpien in seinem Buche von den Egiptischen Pflantzen / als auch Vesling / in seinen Anmärkungen hierüber gelesen werden.
Zur 7 und folgenden zeilen des 114 blats.
Josef gedachte alhier an diesen spruch. Sæpe familiaritas implicavit, sæpe occasio peccandi voluntatem fecit. Isidorus Solioqu. l. 2. Und Innocens intuitus aspectu fit nocens. Gregorius. Darüm flohe er den ümgang / die gemeinschaft / die gelegenheit / den anblik / ja alles miteinander / das seiner keuscheit schädlich sein konte.
Zur 7 zeile des 115 blats.
Bei dem 112 blatte haben wir den Balsembaum /und den Balsem selbsten / der aus seiner rinde fliesset / auch aus dem grühnen holtze und zakken gekocht wird / welcher aber lange so kräftig nicht ist /beschrieben. Daß aber der Balsem oder trahn des Balsembaumes die kraft habe des Frauenzimmers angesicht schön und hübsch zu machen / auch vor runtzeln und älte zu bewahren / also daß es allezeit jung bleibet; davon schreibet Prosper Alpinus / als auch andere Aertzte.
Zu den letzten 3 zeilen des 115 blats.
Hiervon sagt der Schauspielschreiber Plautus: Qui amore vincuntur, vinctam habent linguam ut non audeant hiscere.
[447] Zu den 3 ersten zeilen des 116 blats.
Die Egiptische Bohne / wird von den Arabern Kulkas, von den Griechen und Lateinern κολοκασία, Colocasia, auch Cyamon, und faba Pharia genennet.Dioscorides. l. 2, c. 99. Plinius l. 21, c. 15: Est in Ægypto nobilissima Colocasia, quam Cyamon alli vocant. Hanc è Nilo metunt. Prosper Alpien / als auch andere geben vor / daß sie in Egipten gantz nicht blühet / aber wohl ausserhalb / in andern ländern; und ziehen auch die uhrsache an: nähmlich weil das Egiptische erdreich alzufet und alzugeul sei; daher sich die wurtzeln so sehr best audeten / vermehreten / und ausbreiteten / daß sie dem gewächse die kraft entzögen /bluhmen und früchte zu tragen. Aber wan dem also were / woher hetten dan die Egipter ihre so genentenBohnenschahlen / oder ihre trinkgefåße aus Bohnenschahlen / daraus sie ihr Niel- und Melohnenwasser zu trinken pflegen? Doch muhtmaßen wir /daß durch die Bohnenschahle ein Bohnenblat müsse verstanden werden; gleichsam als were das blat des Bohnengewächses zur Trinkschahle / das ist zum Trinkbächer / gebeuget und gemacht. Und hierzu veranlaßen uns des Plinius worte / wan er am itzt angezogenem orte schreibet: Ægypti adeò Nili sui dotibus gaudent, ut implexis Colocasiæ foliis in variam speciem vasorum potare grassimum habeant. DaßPlinius alhier die gemelten Bohnenschahlen / odertrinkgefäße aus Egiptischen Bohnenblättern /welche von den Griechen / als dem Nikander / und andern / κιβώρια, und von den Lateinern Ciboria genennet werden / beschreibet und meinet / hat Hadrian Junius im 20 h. des I B. seiner Anmärkungen sehr wohl geurteilet. Κιβώριον aber / oder κιβώτιον sol /nach des Dioskorides erklährung / so viel gesagt sein / als [448] ein kästlein / oder schiflein / kähnlein / darinnen die Egiptische Bohne / mir feuchtem schlamme beschlagen / wan man sie säete / ins wasser gelaßen werde. Sonsten nennet eben derselbe das Egiptische Bohnenblat einen Schinken; weil es so groß und breit / auch der gestalt nach / einem schinken nicht ungleich ist. Daher hat es auch Teofrast mit einemTessalischen huhte verglichen. Horatz gedenket des Egiptischen Trinkbächers aus Bohnenblättern in seinem 7 liebe des 1 b. Ebenmäßig:
Oblivioso lævia Massico
Ciboria exple.
Aus diesen von Bohnenblättern gemachten Trinkgefäßen pflegten die Egipter / die hitzige leber / und den magen zu kühlen / gemeiniglich ihr Melohnenwasser / mit Zukker / auch zu weilen mit Amber /Moskes / und Rosenwasser vermischet / zu trinken. Dieses wasser aber nahmen sie von derselben ahrt ihrer Melohnen / welche Batechia el mavi heisset /und viel grösser und gelber ist / als die Europische Melohne / auch inwendig nichts / als kernen und ein süßes wasser / zu haben pfleget. Sonsten haben sie noch eine andere ahrt / welche sie Abdellavi nennen; und dan eine dritte / die Chajar heisset. Diese ist unangenehm und wässericht vom geschmakke; und ihre kerne kühlen unter allen Melohnenkernen am allermeisten.
Zur 25 und folgenden zeilen des 116 blats.
Unâ hâc in re blanditur ac supplicat, quæ in cæteris imperabat. Pel. ad Demetriadem. Der Jüngling /sagt eben derselbe / ward von seiner Fraue begehrt / doch gleichwohl zu keiner begierde bewegt. Er ward gebähten / und flohe [449] gleichwohl. Das ehrliche Hertz konte / weder durch die kraft der blühenden Jugend / noch durch das große ansehen Derselben / die ihn ansuchte / auf einige weise zur unzucht verleitet werden. Dan ob er schon / nicht allein durch das anlokkende gesicht / sondern auch durch tähtige ümhälsung / von einer Fraue genugsam gereitzet ward; so hat er sie dannoch nicht begehret.
Zur 3 und folgenden zeilen des 119 blats.
Adulterium cum servo sordidius apud veteres apellatum fuit; cùm sola cohabitio cum servo servitute coërceretur. Videbatur enim in servirutem consensisse, quæ servo sese conjunxisset. Tacitus.
Zur 14 und folgenden zeilen des 123 blats.
Josef spricht / in seinem Letzten Willen / also: Wie oft hat mich die Egiptische Frau gedreuet zu tödten. Wie oft hat sie mich / nachdem sie mir viel dampfes angetahn / wieder zu sich holen laßen? Wie oft hat sie mich gedreuet zu tödten / wan ich weigerte mit ihr zu tuhn zu haben? Gleichwohl sagte sie zu mir: ihr solt über mich und alle das meinige herschen; sofern ihr euch mir übergebet / und meinen willen tuht. Ihr solt unser Herr und herscher sein. Aber ich gedachte der worte meines Vaters Jakobs: und ging in meine schlafka er / bähtete den HERrn an / und fastete sieben tage. Doch schien ich in den augen der Egiptischen Fraue so wohl bei leibe / als einer / der in aller wohltust gelebet: dan die üm des HERren willen fasten / bekommen eine angenehme gestalt. Den wein /den ich bekahm / trank ich nicht: und nachdem ich drei tage gefastet hatte / nahm ich meine tägliche kost / und gab sie den armen und kranken / u.a.m. Zuletzt suchte sie mich zur hurerei zu bewegen. Aber so bald ich solches verstund / ward ich betrübet bis in den tod. Und als sie weggegangen [450] war / kahm ich wieder zu mir selbst; und befand mich eine lange zeit betrübt üm ihrer willen. Dan ich sahe ihren betrug den sie im sinne hatte. Und ich ermahnte sie mit den worten des Allerhöchsten / ob ich sie vielleicht bewegen möchte von ihren bösen begierden abzustehen Manchesmahl gab sie mir solche guhte worte / als ein heiliger man. Manches mahl priese sie / doch nicht ohne arglist /meine keuscheit gegen ihren Ehhern. Auch sagte sie so wohl offentlich / als heimlich / zu mir: Scheuet meinen Ehherrn nicht: dan er ist eurer keuscheit so fest versichert / daß er es nicht gleuben wird / imfal man ihm etwas von uns sagte. Um aller dieser dinge willen lag ich auf der erden / angetahn mit einem sakke: und baht den HErrn inbrünstig / daß er mich doch von dieser Egiptischen Fraue erlösete.
Zur 21 und folgenden zeilen des 124 blats.
Flavius Josef schreibet / in seinen Jüdischen Geschichten unter andern also: Josef wolte lieber alles /was leidelich ist / leiden / als ihren willen erfüllen. Und wiewohl einen knecht nicht geziemet sich gegen den willen seiner Fraue zu setzten; so ist doch dieses werk so schändlich / daß man sich dessen billich entschlagen solte. Maluit liber criminis mori, quàm potentiæ criminosæ consortium eligere. Ambrosius l. De Joseph c. 5.
Zur 15 und folgenden zeilen des 126 blats.
Josef spricht hiervon / in seinem Letzten Willen /also: Nachdem sie / durch dieses mittel / nichts erwerben konte / so kahm sie wieder mit anderen reden aufgezogen: nähmlich wie sie Gottes Wort lernen wolte. Indem ihr wollet / sagte sie / daß ich meine Götzen verlaßen sol / so tuht meinen willen. Dan wil ich auch so viel tuhn / daß sie mein Gemahl ebenmäßig verlaßen sol: [451] und also wollen wir nach dem Gesetze Gottes eures HERren wandeln. Darauf gab ich ihr zur antwort: Wie Gott von denen / die in unreinigkeit lebten / nicht könte / noch wolte geehret sein. Auch hette er kein gefallen an denen / die mit Ehbruche sich besudelten. Sie aber schwieg: und begehrte gleichwohl ihr begehren zu volbringen. Ich hingegen fastete / und bähtete; damit mich Gott von ihr erlösen möchte.
Zur 12 und folgenden zeilen des 127 blats.
Hiervon spricht Josef abermahl / in seinem Letzten Willen / folgender gestalt: Wieder auf eine andere zeit sagte sie zu mir: wolt ihr keinen ehbruch begehen / so wil ich meinen Ehherrn tödten: und dan wil ich euch zur ehe nehmen. Als ich dieses vernahm / zerris ich mein kleid / und sprach: Fraue / schähmet euch vor Gott solcher dinge; und fürchtet den HERrn. Tuht ein so böses stükke nicht / noch verzweifelt nicht so gar /daß ihr euch dem bösen so gantz ergebet. Dan so fern ihr nicht ablaßet / wil ich euer boßhaftiges vornehmen offenbahren. Und sie fürchtete / ich möchte ihre boßheit iemand zu erkennen geben / u.a.m. Ornet prudentiam verecundia, quodque præcipuum in fæminis semper fuit, cunctas in te virtutes pudor superet.Hieronimus ad Colant l. 2. Epist. 20. Quod unum habent in malis bonum, perdunt peccandi verecundiam. Seneca l. de vita beata, c. 12. Et Valerius Flaccus:
Heu! non revocabilis unquam
cessit ab ore pudor.
[452] Zur 20 und folgenden zeilen des 128 blats.
Darnach / spricht Josef in seinem letzten Willen weiter / suchte sie mich zu verführen mit geschenken. Sie schikte mir alles / was das hertz ersinnen mochte /was schön und köstlich war zum gebrauche der menschen: und dieses schikte sie mir mit allerhand speisen. Aber als der Geschnittene diese speisen brachte /sahe ich auf / und erblikte einen erschröklichen Man /der mir ein Messer in einer schüssel zureichte. Daraus verstund ich / daß sie meiner seelen nachstellete. Und wan er weg war / weinete ich. Auch aß ich weder itzt /noch sonsten von ihrer speise. Auf einen tag hiernach kahm sie zu mir / und sagte: warüm habt ihr von der speise / die ich euch geschikt / nicht gegessen? Und ich antwortete: darüm daß ihr sie mit dem tode erfüllet. Ja wisset / daß ich mit den Abgöttern keine gemeinschaft abe / noch ihnen diene; sondern dem HERen allein diene. Dieser / der Gott meines Vaters /hat mir / durch seinen Engel / eure boßheit geoffenbahret. Und darüm habe ich die speise bewahret /euch zu bestrafen: ob ihr vielleicht dadurch / wan ihr sie erblikket / zur reue möchtet bewogen werden; oder aber damit ihr sehen möchtet / daß denen / die dem HERen in reiner keuscheit dienen / keine arglist derer / die boßheit würken / schaden / noch einige kraft haben kan. Und ich nahm / und aß sie / in ihrer gegenwart / indem ich sagte: der Gott meiner Väter /und Abrahams Engel wird mich bewahren. Hierauf fiel sie vor mir plat auf ihr angesicht zur erde nieder /und weinete. Und nachdem ich sie aufgehoben hatte /ermahnte und unterrichtete ich sie mit vielen schönen lehren. Auch versprach sie mir dergleichen nicht mehr zu tuhn. Aber sie weinte und seufzete aus dem grunde ihres hertzens: dan es brante vor großer begierde ehbruch mit mir zu begehen. Ihre augen schlug sie nieder auf die erde / und lies das heupt hängen. Als ihr Ehherr solches sahe / fragte er sie: was ist euch? Warüm laßt ihr den kopf hängen? Und sie antwortete: mein hertz tuht mir so weh / daß ich kaum ahtemen kan. Er aber trug sorge vor sie / wiewohl sie nicht krank war.
[453] Auch spricht Ruben / in seinem letzten Willen /hiervon folgende worte: Weil sich Josef von allerlei weibern enthalten und bewahrt hat / ja alle seine gedanken von aller huhrerei und beflekkung gereiniget; so ist er angenehm gewesen bei Gott und Menschen. Fürwahr! die Egiptische Fraue täht ihm viel dampfes an: welche die Zeuberer hohlen lies / und gab ihm betrügliche artzneien. Aber in ihn kahmen keine böse begierden. Darüm hat ihn Gott / der Gott meiner Väter / vor dem sichtbaren und unsichtbarem tode befreiet / u.a.m.
Tatura ist bei den Egiptern eine gattung des Nachschattens / vom Dodoneus Stramonia genennet.Mattiolus meldet / daß dieses kraut dem Nachtschatten welcher sonst Solanus heisset / zwar gleich sei /aber einen geruch habe als Schlaf kraut / opium, mit weissen wohlrüchenden bluhmen / und dunkelbraunen gekerbten blättern. Aus der bluhme komt eine runthafte frucht / mit einer dornichten schahle / wiewohl sie auch zuweilen keine dornen hat: welche von etlichen vor die nus Metel bei dem Avizenne gehalten wird. In dieser frucht lieget ein gelber same / der zuletzt bleich wird; und fast eben die kraft hat / als das Slaf kraut. Dan er machet die menschen tum / tutzig /trunken und sinneloß; ja sie fallen in einen so tieffen schlaf / der wohl drei tage lang währet. Daher pflegen ihn die Egiptischen Straßenreuber den reisenden Kaufleuten / klein zerstoßen / und mit honige vermischt / einzugeben / sie trunken und schlafend zu machen; damit sie ihnen ihr geld und guht abnehmen können. Dergleichen pflegen auch die Huhren in Egipten und Ost-Indien zu tuhn / wan sie einen Jüngling zu ihrem willen zu bringen trachten. Dem geben sie gemelten saamen gemeiniglich im weine zu trinken: darauf er so sinloß wird / daß [454] er nicht weis / was er tuht / oder redet / auch nicht einmahl / wan er wieder zu sich selbst kommen / was er getahn oder geredet.
Zur 19 und folgenden zeilen des 129 blats.
Als ihr Ehherr / seind abermahl Josefs worte / wieder von hause war / bestürmete sie mich aufs neue / und sagte: ich verschmachte dan / oder ich mus sterben. Ich wil mich selbsten erseuffen oder ich wil irgend von oben hinunterspringen / und den hals brechen; wofern ihr mein begehren nicht volbringet. Als ich nun sahe / daß der geist Belials sie besaß / rief ich den HERrn an; und sprach zu ihr: Warüm seid ihr so entstellet / und warüm gebährdet ihr euch so übel? Gedenket doch / ihr verblendete in den sünden / daß Sechon / eures Ehherrn Beischläferin / die euch feind ist / euren kindern manche schläge geben / und euer gedächtnüs von der welt vertilgen wird / im fal ihr euch selbsten das leben nehmet. Hierauf antwortete sie: Nun sehe ich gleichwohl noch / daß ihr meiner nicht gantz vergessen / noch mich aus eurem hertzen verbannet. Es ist mir gnug / das ihr mein und meiner kinder leben beschirmet. Ich habe guhte hofnung / daß ich noch heute bekommen werde / was ich suche. Aber sie erkante nicht / daß ich solches aus der furcht meines Gottes sagte / und nicht üm ihrer willen. Dan imfal sich iemand einigen bösen Gemühts bewegungen und begierden unterwirft / der wird derselben leibeigner und dienstknecht / wie diese gemelte Fraue. Und wan er etwas guhtes höret / weil er von solcher anfechtung überwunden ist; so nimt er dasselbe straks zum vorteil seiner bösen begierden / u.a.m.
Zur 22 und folgenden zeilen des 150 blats.
Guido Panzirol bezeuget / aus dem Plinius / am 26 bl. des 1 b. von den verlohrnen gedenkwürdigen dingen: daß der Egiptischen Priester kleider aus dem allerzährtesten / weichstem / und weissestem leinwande [455] oder baumwollenem zeuge gemacht gewesen; und nicht aus wolle von den tieren. Beroaldus ad Apuleji l. 11. Milesiacor. Daher sagt Ovidius:
Nunc Dea linigerâ colitur celeberrima turbâ.
Linigeri faciunt calvi, sistrataque turba.
Qui grege linigero circundatus & grege calvo.
Tertullian nennet / in seinem buche von der Kriegshelden Krohne / des HERrn Kristus Gewand das eigene kleid des Osiris / nähmlich seiner oder der Isis Priester. Daß aber diese Priester das haar nicht allein auf dem heupte / sondern auch über den gantzen leib abgeschohren / damit kein unflaht daran bleiben möchte / bezeuget Herodotus in seiner Euterpe. Daher nennet sie auch Laktantz im 1 b. seiner Unterweis. deglabra pectora: und Marzial pilatam cohortem, einen geschohrnen hauffen.
Nunciat octavam Phariæ sua turba juvencæ,
& pilata redit jamque subituque cohors.
Pilata cohors ist hier in keinem andern verstande gesagt / als eine geschohrne schaar / die aller haare entblößet. Und dieses ist in gemelten Dichtmeisters 6 b. klährlich zu sehen / wan er also spricht:
Exstirpa, mihi crede, pilos de corpore toto;
teque pilare tuas testificare nates.
Daher komt auch das wort expilator, welches eigendlich einen solchen reuber bedeutet / der alles so rein hinweg raubet / daß er auch fast nicht ein härlein an der beraubten leibe übrig lesset.
Seewermuht / welches von den Lateinernabsythium marinum, von den Griechen σερίφιον, oder [456] ἀψύνθιον σερίφιον, nach dem Serifischen Inlande der Egeischen see / da es überflüßig wächset /genennet wird / war der Isis heilig; gleichwie demOsiris der Eppich / und das Rundkraut. Daher ward es auch / mit den Fiechtenzweigen / in den Isischen festgeprängen herüm getragen. Es pfleget eben üm die zeit / wan der Niel wächset / zu blühen.
Die Seitenspiele warden an den heiligen tagen darüm gebraucht / damit / durch derselben süßen klang / das volk zur heiligen andacht bewegt / und von weltlichen gedanken abgehalten würde. Von allen diesen Festgeprängen schreibet Apulejus in seinem 8 und 11 b. weitleuftig.
Zur 16 und folgenden zeilen des 132 blats.
Als nun der heilige Festtag / schreibet Flavius Josef im 3 h. des 2 b. vor handen war / welchen auch die Frauen zu begehen pflegten; da stellete sie sich gegen ihren Ehheren krank / suchte die einsamkeit / und dadurch gelegenheit den Josef zu gewinnen. Und als sie dieselbe gefunden / sprach sie ihn / mit den allerschönsten und süßesten worten / flöhendlich an. Es were zwar / sagte / viel besser gewesen / daß ihr meiner ersten bitte nicht widerstanden / und entweder das ansehen der bittenden / oder die heftigkeit der liebe etwas bei euch gelten laßen; welche mich zwinget zu vergessen / daß ich eure Fraue bin / indem ich euch mit so untertähnigen worten auflöhen mus. Jedoch werdet ihr klug sein / wan ihr euch noch itzund bekwähmet / und also euren vorigen fehler verbessert. Ist es euch auch etwan darüm zu tuhn gewesen / daß ihr aufs neue woltet gebähten sein; so tuhe ich nun dasselbe viel inbrünstiger / als zuvor iemahls. Dan eben darüm habe ich mich krank gemacht / und eure liebe geselschaft aller freude dieses Festes vorgezogen. Oder habt ihr mir vielleicht nicht zugetrauet / daß ichs mit ernste meinete; so könt ihr nunmehr gewis schliessen / daß ich euch nicht betrüglich versuchet /weil ich in solcher meinung beständig verharre.[457] Darüm wehlet entweder die angebohtene wohllust zu gebrauchen / und derselben die euch aufs höchste liebet / zu gehorchen / daraus ihr auch noch grösseren nutzen zu gewarten; oder aber machet euch gefast meinen grimmigen zorn und euserste ungnade / so fern ihr eure gewähnte keuscheit meiner gnade vorziehet / zu vertragen. Und das solt ihr wissen / daß euch diese keuscheit nichts helfen wird / wan ich euch bei meinem Ehherrn angeben werde / daß ihr mich habet nohtzüchtigen wollen. Dan ob ihr schon die wahrheit sagtet / so würde doch Potifar meinen worten mehr gleuben / als den eurigen. Aber Josef konte auf alle diese worte / welche sie noch darzu mit trähnen bezeugete / weder aus mitleiden bewogen / noch aus schrökken gezwungen werden / von seiner vorgesetzten keuscheit abzuweichen. Und also hielt er beständig an diesen so unbilligen anfechtungen zu widerstehen: ja er wolte lieber alles leiden / als des angebohtenen geniessen; indem er wohl wuste / daß er sich der rechtfärtigen strafe teilhaftig machte / so fern er einer Fraue zu gefallen / dergleichen etwas beginge / u.a.m.
Zu den 2 letzten zeilen des 132 blats.
In den Egiptischen sümpfen wächset das kraut / das die Arabischen Aertzte Beid el Ossar, oder schlecht hin Ossar und el Usar nennen / und man auch in Europe / da es in etlichen Kreutergårten zwar grühnet und blühet / aber keine frucht bekomt / zu bringen pfleget. Aus dessen gebrochenen oder angeknikten oder aufgeritzten zakken / und bleichgrühnen jungen blättern leuft eine scharfe und bittere milch; welche von der sonnenhitze zusammenrinnet / und nach der gleicheit mit dem Manna oder zukker / Man und Saccar el Usar genennet wird. Mit dieser Milch pflegen die Egiptischm Jungfrauen ihre haut zu bestreichen /sie schön / klahr / und glat zu machen. Dan sie vertreibet nicht allein die sonnen- oder sommer-sprossen / und andere flekker; sondern sie beisset zugleich das haar aus. Daher pflegt [458] man auch die Tierheute / sie kahl zu machen / in dieser milch einzuweichen. Die bluhmen seind safrahngälbe / und hängen knütschelweise an den güpfeln der zakken / nach der erde zu gebogen. Die frucht siehet fast aus wie ein paar kamehlsbälle: daher auch der nahme Ossar, das ist ein bal / den früchten / mit dem kraude / gegeben wird. Den saamen ümgiebet eine sehr sanfte wolle; welche man zum zunder gebrauchet / auch die betten / und so genenten matratzen damit füllet.
Zu den 6 letzen zeilen des 134 blats.
Auch hat sie / sagt Josef in seinem letzten Willen /vielmahls ehre ärme / brust / und beine entblößet; damit sie mich zur liebe bewegen möchte. Dan es war eine schöne Frau / und wohlausgezieret mich zu betrügen. Aber der HERr bewahrte mich für allen ihren anmuhtungen. Chærea apud Terentium in Eunucho: Ego verò occasionem tam optatam, tam ins per atam amitterem? tum ego pol! verè is essem, cui assimulabar. Aber so gedachte Josef mit nichten.
Zur 10 zeile des 135 blats.
Continens est, qui se continet ab externâ lasciviâ, sed non sine dolore. Intus enim cupiditatum flammis vexatur; sed nolens volens sese continet. Paræus ad c. Genes. 39. & Num. 9.
Zu den 8 letzten zeilen des 136 blats.
In potestate, inquit Imperator, sunt servi dominorum: quæ quidem potestas juris gentium est. Nam apud omnes peræque gentes animatvertere possumus, [459] penes dominos in servos vitæ necisque potestatem fuisse. l. 1. paragr. 1, ff. de his, qui sui, vel alieni juris sunt.
Zur 23 zeile des 138 blats.
Plutharchus Erot. Dulce pomum, ubi custos abest.Ovidius Remed. Amor. 2:
Quisquis amas, loca sola nocent, loca sola caveto.
Solitudo enim est, quæ etiam virum fortem præcipitat in reatum. Petr. Bles. Epist. 9. Et Magda pars peccatorum tollitur, si peccaturis testis assistat. Seneca.
Zur 25 und folgenden zeilen des 138 blats.
Gundige nicht: dan Gott siehet es / die Engel seind darbei / der Teufel wird dich anklagen / dein Gewissen wird zeuge sein / und die hölle deine strafe. Oculum in te intendit suum, qui tuum fecit. Augustinus, de Verbo Dom. Parietibus oculi hominum submoventur. Divinum autem numen nec visceribus submovetur, quo minus totum hominem perspiciat ac norit. Lactantius. Deus totus oculus, quia omnia videt, totus manus, quia omnia operatur; totus pes, quia nbique est. Augustin. sup. Ps. 120. Intra omnia, nec inclusus; extra omnia, nec exclusus. Hildebertus. Solius DEI est in duobus locis, & per totum mundum in eodem momento inveniri. Athanasius q. 26 ad Antioch. Quid prodest non habere conscium, habenti conscientiam. Lactant. l. 6, c. 24, ex Senecâ. Mala conscientia delictorum nostrorum ipsa est testis, etc. Das böse Gewissen ist selbsten unserer sünden zeuge / selbsten unser richter / selbsten unser hänker / selbsten unser gefängnüs. Es klaget uns auch [460] selbsten an / es richtet / verurteilet / und verdammet uns selbsten / sagt Barnard. Conscientia cujusque propria certum est testimonium judicii divini. Richterus Axiom. 48. Darüm sagt unserJosef bei dem Flavius Josef sehr wohl: Satius esse conscientiæ rectè factorum, quàm peccati latebris fidere, das ist / es sei besser sich aus sein guhtes Gewissen / als auf eine ungewisse bedekkung seiner sünden / zu verlaßen.
Zur 9 zeile des 139 blats.
Dan ausser dem / daß den Josef seine Gottesfurcht /welche Barnard die tührhühterin des gemühts nennet / hiervon abhielt; so wuste er auch sehr wohl / daß die Ehbrecher in Egipten / nach Diodohrs zeugnüsse /mit verlust des mänlichen gliedes gestraft warden. Daher sagt Horatz:
Quin etiam illud
accidit, ut quidam testes, caudamque salecem
demeteret ferro.
Zudem war die strafe der Leibeigenen / die einen Ehbruch begangen / bei den Alten noch viel schärfer, wie Aerod. im 19 h. des 8 b. von den Jüdischen sachen bezeuget.
Zum beginne des 140 blats.
Gleichwohl / spricht Josef in seinem letzten Willen /zog sie mich nachmahls mit gewalt bei den kleidern / damit ich sie fleischlich erkennen solte. Und als ich sahe / daß sie mit aller gewalt unsinnig war / indem sie mich bei den kleidern festhielt; da lief ich weg. Und Flavius Josef schreibet hiervon also: Aber sie hielt viel heftiger [461] an: und weil sie mir worten nichts ausrichtete / so schlug sie die hand an den Jüngling / ihn mit gewalt zu ihrem willen zu zwingen. Da sprang Josef / welcher des weibes unbändige ungestühmigkeit nicht länger vertragen wolte / indem er auch seinen rok / daran sie ihn fest hielt: /im stiche lies / zur kammer hinaus. Hierauf beschlos sie / teils weil es sie schmertzete / daß ihr ansuchen abgeschlagen worden / teils auch weil sie sich befahrete / ihr Ehherr möchte ihr böses vorhaben erfahren /den Josef bei zeiten fälschlich anzugeben / und sich also an ihm zu rächen. Dan sie / als eine arglistige frau / gedachte ihm mit der anklage zuvorzukommen. Und darüm saß sie betrübt und entrüstet: auch stellete sie sich / als wan dieser aus vergebens verhofter sättigung ihrer begierden entstandener unmuht ein rechtmäßiger zorneifer wegen ihrer angefochtenen keuscheit sei / u.a.m. Ambrosius lib. de Joseph, c. 5. Magnus vir Joseph, qui venditus, servile nescivit ingenium; adamatus, non adamavit; rogatus, non adquievit; comprehensus, aufugit.
Pel. ad Demetriadem: Concupiscitur à domina Adolescens, nec ad concupiscentiam provocatur: rogatur, & fugit: castum animum nec ætas adolescentiæ permovet, nec diligentis auctoritas: nec aspectu solùm, sed ipso penè complexu, provocatus à fæmina, fæminam non concupivit.
Zur 15 zeile des 140 blats.
Amici, qui sese mereri omnia præsumunt, si quidquam non extorserint, atrociores sunt ipsis quoque hostibus. Aurelius Victor. Aut amat, aut odit Mulier: nihil est tertium. P. Syrus. Sic omne coactum [462] tragicum habet exitum. Baldus addit. neque ab initio c. de Nupt.
Zur 28 und folgenden zeilen des 140 blats.
Scelere velandum est scelus. Seneca in Hippolito.
Zur 21 und folgenden zeilen des 148 blats.
Hiervon schreibet Moses im 39 h. seines ersten buches / in den drei letzten spr. mit kurtzen worten: als auch Josef selbsten straks im anfange seines letzten Willens.
Zum anfange des 193 blats.
Dieses erzehlet Josef in seinem letzten Willen folgender gestalt: als ich also gebunden und gefesselt lag /ward die Egiptische Frau vor schmertzen krank. Und sie stund / und horchte / wie ich den HERrn lobete /und ihm dankte / in der fünsternüs meines gefängnüsses. Dan ich priese meinen Gott mit fröhlicher stimme / und machte seinen ruhm groß; weil Er mich / durch diese gefangenschaft / von der Egiptischen Frauen erlöset. Aber sie fing auch alhier an / mich von neuen zu bestürmen. Wohlan dan / sagte sie / nehmt meinem vorschlag an / und tuht / was ich begehre; so wil ich euch von euren banden befreien / und aus diesem fünstern loche erlösen. Aber so weit konte sie mich nicht bringen / daß ich auch zu tuhn Dan Gott liebet denselben / der in einem dunkelen gefängnisse sitzet / und in reinligkeit fastet / vielmehr / als einen andern / der mit seiner Braut in wohllüsten lebet. Und wan iemand in sauberheit lebet / und begehret ruhm und ehre; so bekomt er sie von dem Allerhöchsten / gleichwie ich sie bekommen habe / so fern es Ihn guht dünket. Ja sie kahm in ihrer krankheit vielmahls vor mein gefängnüs / und wan sie mich bähten hörete / fiel sie mir üm so viel mehr verdrüßlich. Aber so bald ich ihr seufzen vernahm / schwieg ich stil / u.a.m.
[463] Zur 12 und folgenden zeilen des 155 blats.
Hiesige geschicht beschreibet Moses im 40 hauptstükke seines ersten buchs zwar weitleuftig genug /doch gleichwohl setzt er nicht ausdrüklich hinzu /warüm der König seine zween Kämmerer zum gefängnüsse verda et. Aber die Arabischen Geschichte nennen ihre verbrechen mit ausgedrükten worten: als auch mehrgemelter Greiffensohn in Josefs Lebensbeschreibung.
Zur letzten zeile des 160 blats.
Diesen zweifachen Traum des Königes erzehletMoses / im 41 hauptstükke seines 1 buchs / ausführlich: als auch Flavius Josef in seinen Jüdischen Geschichten / und Pierius am 28 bl. seiner heiligen Bilderschriften.
Zur 10 und folgenden zeilen des 162 blats.
Sunt enim Somnia ex diurna cogitatione quasi in fidibus cessantis impulsus extremæ quædam motiones, quæ ex impulsu resultant, eoque cessante adhuc aliquandiu perdurant; inquit Gregor. Nicenus Tract. de opificio hominis c. 13. Wer mehr von den Treumen zu wissen begehret / der kan des Apomasaris /sonderlich aber des Artemidorus Traumbücher / aufschlagen; als auch den Aristoteles in seinem Buche von 1 en Treumen / und unsren Schatz der ungesundheit / im 21 haupst. des 2. B. am 162 bl. u.a.m.
Zur 7 zeile des 167 blats.
Dieses erzehlet Moses / im 9 und folgenden spr. des 41 h. seines 1 buches.
[464] Zu den 3 letzten zeilen des 172 blats.
Alles dieses findet man im 33 und folgenden spr. de 41 haupst. im Buche der Schöpfung.
Zur 5 zeile des 178 blats.
Durch das Reich der Schällenbügel verstehen wir alhier Egipten. Es ist eine rähtslerische redens ahrt /aus dem Esaias genommen: welcher sein 18 hauptstükke also anfänget: שוכ ירהנל רבעמ רשא םיפנכ לצלצ ץרא יוה: das ist / weh dem Lande des Klingels oder der Schällen mit dem rande / Cymbali orarum, id est Sistri, (da die Ifischen Priester mit Klingelspielen oder Schällenbügeln spielen) jenseit den flüssen des Kusischen Arabiens / trans flumina Chus, id estArabiæ Chusææ: welches Bilder (das Heupt des Osiris) in die See sendet / und zwar in gefäßen oder schiffen vom Papierschilfe auf den wassern. Oder kürtzer und eigendlicher: weh dem Reiche / das die Schällenspiele gebrauchet: / und über den Arabischen flüssen lieget: welches seine Götzenbilder in die See sendet / mit seinen schiffen auf den wassern. Dieses ist / nach meinem urteile / die eigendlichste erklährung der worte des Esaias / und derselben verstandes: der auch Hieronimus / in seiner übersetzung ziemlich nahe / ja unter allen übersetzern am nächsten kommet; welche also lautet: Væ terræ Cymbalo alarum, quae est trans flumina Ætiopiæ. Qui mittit in mare legatos, & in vasis papyri super aquas. Das ist / weh dem lande der Schällenflügel /das über den Mohrenländischen flüssen liegt. Der Gesanten in die see schikt / und in fässern vom papierschilfe über den wassern / u.a.m. Aber die siebenzig Tahlmetscher [465] gehen weiter darvon ab / wan sie die gemelten Ebreischen worte der Weissagung in die Griechische sprache folgender gestalt übertragen:ὀυαὶ γῆς πλάων πτερύγων ἐπέκεινα ποταμῶν ἀιϑιοπίας; ὁ ἄποσέλλων ἐν ϑαλάσση ομηρα, κὶ ἐπισολὰς βιβλίνας ἐπάνω τοῦ ὗδατος. Dieses hat der Lateinische übersetzer also gegeben: Væ terræ navium alarum, trans flumina Æthiopiæ. Qui mittit in mari obsides, & epistolas papyraceas super aquam. Das ist / weh dem lande der schiffe mir flügeln oder segeln / über den flüssen des Mohrenlandes: der im meere bürgen oder pfandsleute / oder vielmehr pfände ausschikket / als auch Sendeschreiben vom papierschilfe / über dem wasser. Eben so weit weichet auch der Kaldeische übersetzer oder erklährer vom Ebreischen grund verstande folgender gestalt ab: væ terræ, ad quam veniunt in navibus de terra longinqua, & vela eorum extensa sunt, quasi aquila, quæ volat alis suis; quæ est trans flumina Æthiopiæ. Quæ mittit in aquis nuncios, & in trieribus super faciem aquarum. Das ist / weh dem lande / dahin man aus fernen ländern auf schiffen kommet / und derer segel sich ausbreiten / wie ein Adler / wan er mit seinen flügeln flüget; das über den flüssen des Mohrenlandes ist. Welches in den wassern Bohten aussendet / und in dreirudrichten schiffen über den flächen der wasser. Ja unsere Hochdeutsche übersetzung komt dem eigendlichen sinne des Esaias nicht näher; wan sie also lautet: weh dem lande / das / unter den segeln / im schatten fähret / disseit den wassern des Mohrenlandes: das Botschaften auf dem Meere sendet / und in Rohrschiffen auf den wassern fähret. Hier sehen wir / daß der übersetzer in betrachtung gezogen / daßEsaias im Jüdischen lande geschrieben / und daher Egipten nicht beschreiben können / als ein land [466] über den Mohrenländischen flüssen; weil Mohrenland /nach dem Jüdischen lande zu rechnen / nicht disseit /sondern jenseit Egipten lieget. Darüm hat er auch / ob schon alle vorigen übersetzer das wort jenseit gebraucht / darvor lieber disseit setzen wollen: damit seine übersetzung nicht wider die gelegenheit der länder lauffen möchte. Aber er hette gantz nicht nöhtig gehabt / daß wörtlein jenseit in disseit zu verändern /wan er gewust hette / daß Esaias durch das wort שוכChus, nicht Mohrenland / sondern Arabien / verstanden. Und hierinnen hatten ihn die vorigen übersetzungen / als auch die meinungen der Kirchenväter und anderer verleitet. Dan fast alle alte Schreiber / als Filo / Josefus / Eusebius / Hieronimus / Eustatius / der Verfasser des Alexandrischen Zeitbuches / ja alle Altväter haben das land Kus vor Mohrenland gehalten: auch selbst die alten Ebreer und Araber; den einigen Jonatan ausgenommen / welcher in seiner Erklährung des 6 spr. im 10 hauptst. des buchs der Schöpfung vor das Ebreische שוכ Chus איברע Arabia gesetzet. Und daß diese letzte erklährung besser und wahrhaftiger sei / hat der fürtrefliche Bochart in seinem Faleg am 238 und 239 bl. eben so gelehrt / als weitleuftig / erörtert. Die flüsse aber des Kussischen Arabiens / welches ein teil des glüklichen und steinichten Arabiens ist / und zwischen Egipten und dem Jüdischen lande lieget / seind Besor / der sich in die Mittelländische see ergiesset; der flus Trajan / welcher bei der Heldenstadt in das Rohte meer sich stürtzet; Koris / dessen Herodotus in seiner Talia gedenket / und andere. Nur eines wollen wir noch errinnern: nähmlich daß so vieler / ja fast aller alten irtuhm aus der einigen übersetzung der siebenzig übersetzer entsprossen: welche / weil sie hierinnen geirret / auch nachmahls alle ihre nachfolger irren gemacht.
[467] Das obgemelte Ebreische wort םיפנכ, welches die meisten flügel erklähren / haben wir rand verdeutschet: weil ףנכ überal vor den rand oder das euserste ende eines ieden dinges / so wohl der flüsse und der erde / als der kleider und gebeue / genommen wird. Und also ist ein klingel oder eine zimbel der ränder oder mit rändern םיפנכ לצלצ ein Schällenspiel mit rändern oder mit einem bügel ümgeben: welches die Griechen von σάιομαι, d.i. rütteln / bewegen / σειςρον, die Lateiner sistrum nennen. Dan es ist eine gattung der so genenten Zimbeln: die Esaias alhier billich לצלצ das ist / ein klingendes spielzeug / vom ללצ klingen / tinnire, heisset. Diese Klingelspiele waren von ertz / von silber / auch wohl von golde; wie Apuleius im 11 seiner Verwandlungsbücher bezeuget: und hierinnen von den gemeinen Klingeln oder Zimbeln unterschieden / daß diese rund waren /als ein runter bächer / und als ein blat vom Nabelkraude gestaltet / wie Turnebus aus demSchribonius Largus im 33 h. des 26 b. anweiset; iene aber ei- oder länglich-rund / mit einem rande /daran etliche schällen hingen / und / im bewegen und anschlagen / einen lieblichen klang von sich gaben.Guido Pancirollus l. 1. rer. memorab. deperditar. p. 29. Alexand. ab Alexandro l. 7, c. 8. Demsterus paralipomen. ad Rosini Antiquitat. Rom. c. ult. l. 2.
Von diesem Klingelspiele / cymbalo marginato, id est, sistro, hat Esaias das Egiptische land terram sistratam, gleichwie andere die Egipter / oder vielmehr ihre Priester selbst / sistratam turbam, genennet; weil nähmlich das Schällenspiel oder der Klingelbügel ihr eigenes spielzeug war. Marziahl:
Linigeri fugiunt calvi, sistrataque turba.
Quid nunc sacra juvant? quid nunc Ægyptia prosunt Sistra.
[468] Idem de Ponto l. 1, Eleg. 1:
Jactantem Phariâ tinnula Sistra manu.
Isis & irato feriat mea lumina Sistro.
Dan es war der Isis / als ihr eignes spielzeug / geheiliget / und ward von ihren Priestern / wan sie ihre feiertage begingen / stähts gebrauchet. Daher singt auchTibul / im 3 ged. des 1 buchs:
Quid tua nunc Isis tibi Delia? quid mihi prosunt
illa tuâ toties æra repulsa manu?
Wie nun / bei mehr gemeltem Esaias / des Egiptischen reichs eigene kenzeichen das Klingelspiel / und dessen gelegenheit über den Kusischen oder Kusisch-Arabischen flüssen seind; so schreibet ihm eben derselbe noch ein drittes zu: nähmlich die sendung der Götzenbilder in die see / in papiernen fässern / über den wassern. Alhier geben etliche das Ebreische wort םיריצ Bohten / gesanten / oderbohtschaften / auch briefe; wir aber Bilder oder vielmehr Götzenbilder / vom zeitworte ריצ, das istbilden. Dan also nennet eben derselbe Esaias im 16 spr. des 45 h. die Bildhauer oder Bildschnitzer םיריצ ישרח. Und hierdurch verstehet der Weissager anders nichts / als des Osiris Heupt: welches von den Egiptern zu Alexandrien jährlich in die see geworfen /und von dar in sieben tagen vom Teufel nach Biblus getrieben ward; wie Luzian / in seinem buche von der Sirischen Göttin / bezeuget. Auch melden Zirillus /und Prokopius / in ihren Anmärkungen über denEsaias fast eben dasselbe. Macrobius l. 1 Saturnal.Elias Schedius de Diis Germ. p. 74. Die Papierne fässer / oder Gefäße aus Papierrohre oder Papierschilfe / seind auch anders [469] nichts / als Egiptische schiffe / die man vor alters aus diesem Egiptischen rohrschilfe zu machen pflegte; wie Teofrast / und Plinius bezeugen. Des letzten worte seind diese: Ex ipso papyro navigia texunt, & è libro vela tegetesque.
Zur 6 zeile des 178 blats.
Hier haben wir auf die sehr schmahle länge des Egiptischen Reichs / da der Niel mitten durchhin fliesset /also daß er zu beiden seiten längst hin ein änges zwischen den gebürgen liegendes land / als zween eingezogene flügel / hat / ein auge gehabt. Und dieser schmahlen länge wegen / nennet Esaias in eben diesem itztgemeltem 18 h. die Egipter ךשממ יוג gentem in longitudinem extensam, ein ausgestrektes / und in die länge gezogenes volk: welches / in unserer Hochdeutschen übersetzung / uneigendlich / ein volk / das ausgemässen ist / gegeben wird. Hiervon siehe / was wir droben in den Anmärkungen am 367 bl. gesagt.
Zur 11 zeile des 178 blats.
Mit diesen worten zielen wir auf die königlichen Treume: welche Josef gedeutet / und raht erteilet / wie dem gedreueten übel könte begegnet werden.
Zur letzten zeile des 178 blats.
Errif / also schreibt es Leo der Afriker: welches eben so viel ist / als das Arabische בירלא mit dem vorangefügtem Arabischen geschlechtsworte: das vor dem R anders nicht ausgesprochen wird. Sonst wird es gemeiniglich ohne das geschlechtswort gebraucht /[470] als
oder
, welches in der alten Egiptischen sprache / wie Horus im 7 h. des 1 b. seiner Bilderschriften bezeuget / eine Birne geheissen. Und also ward eigendlich dasselbe teil des Egiptischen Reichs /das itzund den nahmen Delta führet / nach seiner oben zugespitzten / und unten breitlichten gestalt /von den Egiptern genennet; wiewohl man dadurch auch zuweilen das gantze Egipten verstund. Die Ebreer haben daraus בהר Rahab gemacht: und dieses wort wird in der h. Schrift vielmahls ebenmäßig vor das gantze Egipten gebraucht: als im 11 spr. des 89 Harfenliedes / im 9 spr. des 51 h. bei dem Esaias /und bei dem Job im 12 spr. des 26 h. wiewohl es in diesem letzten orte vielleicht in einem gantz andern verstande stehen sol. Sonsten ist auch Errif / welches wir alhier gleichmäßig vor das gantze Egipten genommen / ein nahme der 5 Landschaft oder Reichs hauptmanschaft des Königreiches Fes: welche an die mittelländische see stößet / sehr viel berge begreiffet /und ein rechtes Weinland ist; wiewohl der wein schwartz von farbe.
Zur 1 zeile des 179 blats.
Hiermit haben wir auf den Nahmen Josef anspielen wollen: welcher auf so genente Kabalistische weise /die uhrsachen / warüm ihn Jakob also genennet / anzuzeigen / folgender gestalt entknöhtelt wird:
ףסוי Josef. 'הי Gott
ופסא hat mir benommen
תפס den mangel.
הי Gott
יפסי setze mir hinzu /
ףסומ mit hinzusetzen / einen andern
ףסוי Josef / das ist Sohn.
[471] Zur 12 zeile des 179 blats.
Hiermit haben wir auf den Nahmen Assenat oder Asnat gezielet: welcher schön / und zugleich auch eine Heilandin / Heilmacherin / oder Aertztin heisset: wie auch auf Josefs ehrennahmen / der ihm nachmahls zugeeignet ward.
Zu den 3 letzten zeilen des 181 blats.
Der Basiliske / wan ihm ein spiegel vorgehänget wird / bläset mit seinem giftigen ahtem / indem er sein bildnüs darinnen erblikket / und es vor einen andern Basilisken ansiehet / so stark und so lange darauf zu /den gewähnten Basilisken im spiegel todt zu blasen /bis er sich selben todt bläset: und darüm wird er vor ein sinbild der Neidhämmel gehalten.
Zur 11 und folgenden zeilen des 184 blats.
Diesen Traum erzehlet Josef seinen Söhnen selbst / in seinem Letzten willen.
Zur 18 / 24 / und folgenden zeilen des 196 blats.
Im 41 haupstükke des Buches der Schöpfung / vom 39 spruche bis auf den 43 erzehlet Moses diese begäbnüs mit kurtzen worten: als auch die Geschicht der Assenat / und Josef der Jüdische Geschichtschreiber. Bei gemeltem hauptstükke des Moses kan ebenmäßig Kornelius à Lapide, in seinen Anmärkungen / gelesen werden.
Vom Elefanten / daß er der Könige sinbild gewesen / schreibet Johan Pierius im 2 b. seiner heiligen[472] Bilderschriften am 15 und 16 bl. weitleuftig. Daß er sich nicht neugen oder beugen könne / und keine gelenke in den kniehen habe / wird von etlichen bejahet / von andern verneinet; wie bei dem Aldrovanden /Johnstohn / und andern zu lesen.
Zur 1 und 2 zeile des 198 blats.
הנעפ תנפצ Tsaphnath Paaneach, der Egiptische Ehrennahme des Josefs / den ihm der König im 45 spr. des 41 h. aus dem Buche der Schöpfung giebet / wird auf unterschiedliche weise gelesen / und erklähret. Die siebenzig übersetzer / die ihre übersetzung in Egipten selbst gemacht / schreiben Ψοντονφανὲχ: welchesHieronimus Salvator mundi, das ist Heiland der welt / giebet; andere in großer anzahl / einen Ausleger der geheimnüsse / oder Verkündiger zukünftiger dinge. Viel lesen Zophnath Paneah, auch Saphenath paneach; und wollen das erste wort vom Griechischen σοφὸς, das ist weise / oder ein weiser /herleiten. Aber dazumahl wusten die Egipter von der Griechischen sprache noch nichts. Der seelige Luhter giebt es einen Heimlichen Raht. Doch hiervon kan Amama über das Buch der Schöpfung / als auchKirchers Koptischer Vortrab / im 5 hauptst. undJohan Vikkars über das 105 Harfenlied gelesen werden.
Zur 26 zeile des 198 blats.
Die Reichsstäbe der Egiptischen Könige hatten auf der spitze einen Storch oder Storchskopf / und endigten sich unten mit einer klaue oder einem fuße vom Fluspferde / aus golde oder anderem ertze gemacht; wie Suidas / und des Aristofanes Ausleger [473] /als auch Tisius am 151 bl. und Joh. Pierius am 170 /und 295 bl. melden; weil nun der Storch bei den Egiptern ein sinbild der frömmigkeit und tugend / dasflußpferd aber der boßheit und untugend war; so wolten sie hiermit andeuten / daß dieselben / die den Egiptischen Reichsstab führeten / die Tugend und frömmigkeit erhöben / und ihr folgen; die untugend aber und boßheit mit füßen trähten und unterdrükken solten. Dan wie der Storch seine Eltern so liebet und ehret / daß er sie im alter speiset / ja selbst auf seinen flügeln fortträget; so pfleger das Fluspferd / welchesHippopotamus genennet / und im Niele / auch zu weilen bei demselben auf dem lande gefunden wird /seinen Vater straks in der ersten jugend frefentlich anzufallen / und seine geulheit an der Mutter zu büßen; wie Plinius im 25 h. seines 8 b. und Aristoteles im 7 des 2 b. seiner Tiergeschichte bezeugen. Und dieses beides hat den Egiptischen Priestern zur erfindung beider sinbilder anlaß gegeben. Auch ist Keiser Hadrian eben daher bewogen worden / einen Storch auf seine Müntzen / mit dieser beischrift / Pietas Augusta, bilden zu laßen.
Zur 10 und folgenden zeilen des 200 blats.
Hiervon schreibet Moses also: und (der König) lies ihn auf seinem andern wagen fahren / und vor ihm her ausrufen: der ist des Landes Vater. So hat der seelige Luhter das wort Abrech verdeutschet. Aber Hieronimus giebet es / pater regis tener annis, das ist / der zahrte und junge Vater des Königes: und Onkelus / als auch Salomon Jarchi / undJudah / der jüngere Vater.
[474] Zur 16 zeile des 201 blats.
Daher hat Polemon die Augen / als bohten des Hertzens / des Gemühts tühren genennet: und der Heilverkündiger Matteus saget in seines 6 h. 22 spr. das Auge ist des leibes licht. Wan dein auge einfältig ist / so wird dein gantzer leib liecht sein. Wan aber dein auge ein schalk ist / so wird dein gantzer leib fünster sein. Aber besiehe / was wir hiervon bei der 8 zeile des 21 blats gesagt.
Zur 16 und folgenden zeilen des 202 blats.
Von der Stadt Heliopel haben wir droben bei der 29 zeile des 26 blats schon überflüßig gehandelt.
Das land Gessen / wie es Hieronimus / und nach ihm die meisten nennen / wird von den siebenzig übersetzern γέσεμ, Gesem / von andern Gossen /auch Gosen / denen der seelige Luhter gefolget / und vom Artapan / bei dem Eusebius / Καίσαν, Käsan benahmet. Auch schreibet Benjamin / daß es zu seiner zeit Bulzir Zalbiz geheissen: und etliche wollen /daß es itzund Tebais genennet werde.
Vom Hermes Trismegist haben wir bei der 12 zeile des 5 blats ebenmäßig genug gesprochen.
Zur 11 zeile des 203 blats.
Des Jüdischen Schriftgelehrtens Eliesers worte vomPotifar lauten also: שמש הדבעה םדקמ םוכס לעבו לודג םכח אוהו, hoc est, Philosophus magnus, ac Præses literarum, & cultus Solis, etc.
[475] Zur 20 und folgenden zeilen des 203 blats.
Alles dieses beschreibet die Geschicht der Assenat weitleuftig / und fast mit eben denselben worten /welche wir alhier gebrauchen: ja die gantze begäbnüs / wie sie auf dem 204 und folgenden blättern folget.
Zur 10 zeile des 206 blats.
Hieronimus / im 1 b. wider den Jovian / sagt von dem Weibesvolke also: Mulieris tactus quasi contagiosus est ac venenatus, viroque fugiendus non minus, quàm rabidissimi canis morsus. Und Diogenes urteilete von ihnen / nach seiner weise: Mulier speciosa est templum ædificatum super cloacam.
Zur 28 und folgenden zeilen des 206 blats.
Die Keuschheit ist ein spiegel / der allein durch das anschauen / und anhauchen verdunkelt wird /sagt Egidius. Und Hieronimus schreibet in seinen Briefen: Memento semper, quòd Paradysi colonum de possessione sua Mulier ejecerit.
Zur 24 und 25 zeile des 208 blats.
Daß dieses üm das 2213 weltjahr / nicht lange vor Abrahams tode / geschehen sei / meldet Kircher in seinem Egiptischen Oedipus. Andere setzen es üm das 1840 jahr vor der Heilgebuhrt. Ja fast kein Schreiber komt hierinnen mit dem andern in der jahrzahl überein.
Zum anfange des 109 blats.
Hiervon schreibet Plinius im 8 h. seines 36 B. von den sitten der Egipter: da er zugleich meldet / [476] daßMitres / das ist Mizraim / der in der Sonnenstadt geherschet / oder sein sohn Misramutisis / den die Araber Nakraus nennen / der erste gewesen / der die Sonnenspitzen zu bauen angefangen: und dasselbe sei ihm / durch einen traum / befohlen worden. Aber dieses hat er ohne zweifel nur darüm vorgegeben / damit es / als eine eingebung der Gotter / üm so viel höher geachtet würde. Doch hiervon schreibet der AraberAbenefi viel anders.
Wer von den Sonnenseulen mehr zu wissen begehret / der lese obgemelten Plinius im 8 / 9 und 10 h. des 36 buches; als auch Isidoren im 31 h. des 18 b.Blonden im 1 b. seines wiedererneuerten Rohms; den Polidorus Virgilius im 11 h. des 3 b. von den Erfindern der dinge; den Panzirol im 1 b. von den verlohrnen dingen am 66 / 178 / und 179 bl. die AraberAbulfeda / Artefi / Aben Vaschia / und Kirchern in seinem Werke von den Feuerseulen / als auch im sEgiptischen Oedipus / und in der Pamfilischen Sonnenseule. Diese Seulen waren alle aus Tebischem Marmel: und man lieset nur von einer einigen bei dem Teofrast / die aus vier Smaragden / 40 ellen hoch /aufgeführet gewesen / und in einem Egiptischen Götzenhause des Jupiters gestanden. Plinius im 5 h. des 37 b.
Zur 14 zeile des 209 blats.
Diesen Seulen / welche wir nicht eigendlicher / alsSonnenspitzen / nennen können / wird von den Lateinern / ihrer spitzigen und schlanken gestalt nach /gemeiniglich der uhrsprünglich griechische nahmeObeliscus gegeben; welches so viel heisset als einkleiner Brahtspis. Dan ὀβηλίςκος, veruculum, ist das verkleinerungswort von οβηλος, veru, brahtspis.[477] Sie möchten zwar mit besserem fuge / als so gar große Seulen / große Brahtspisse heissen: aber es scheinet / daß ihnen dieser verkleinerungsnahme zuerst aus scherze gegeben / und darnach also behalten worden. Die Araber nennen sie sonsten Messalet Pharaun, das ist / Faraons spitzen oder nahteln: und die Wälschen / ihnen zur folge / Auguglia; welches wort sie aus dem Lateinischen acus, das ist /eine nahtel / oder etwas / das oben spitzig und scharf ist / gebildet. Daß man sie aber in der Hochdeutschen sprache Nahteln / oder in der Niederdeutschen Naalden / welches eigendlich Nadelen heissen solte / nach der Araber messalet, und der Wälschenaguglia nennen wil / das lesset beider worte uhrsprung und uhrsprüngliche bedeutung in unserer sprache nicht zu. Dan so wohl das Niederdeutsche nadel /oder versetzt naalde / als das Hochdeutsche Nahtel /ist aus naht gebildet / und heisset eigendlich ein werkzeug / damit man eine naht nähet. Was hat nun eine Sonnenspitze mit der naht oder dem nähen zu tuhn / und was vor eine gleicheit hat sie mit einer geöhrten Nahtel / oder einem dinge / damit man nähet. Darüm komt den Sonnenspitzen der nahme Nahtel /zumahl weil diese rund / und jene vierekkicht seind /anders nicht / als gantz uneigendlich / zu: ja noch viel uneigendlicher den Grabspitzen / welche die Holländer auch Grafnaalden nennen; weil diese so gar vierschröhticht plump und dikke seind / daß man sie eher Zaunskaten / oder lieber Trümmel / als nahteln / nennen könte: ja der nahme Zaunstake / oderTrümmel selbst were zu wenig ihre so sehr dikke klumpfichte gestalt damit zu verstehen zu geben. Zudem was haben wir nöhtig ein so gar uneigendliches wort zu suchen / da wir so ein guhtes und eigendliches / nähmlich Spitze / haben: welches zu beiderlei seulen sich überaus wohl schikket; weil es nicht allein ein [478] scharf- und schlank-spitziges / sondern auch ein stumpf- und plump-spitziges ding bedeutet. Besser hat Hermes Trismegist selbsten seinen erfundenen Sonnenseulen den nahmen Sonnenfinger zugeeignet: weil nicht allein die Strahlen der Sonne / sondern auch die Sonnenseulen / die er nach ihnen gebildet / den fingern der gestalt nach besser gleichen: und die sonnenstrahlen seind auch als finger; damit die Sonne gleichsam üm sich greiffet / und ihre herschaft in den vier Uhrwesen ausführet; ja manchem so hart auf den kopf und in die augen tastet / wan er lange darinnen stehet / daß er es eine guhte weile fühlet.
Zur letzten des 2101 und ersten z. des 211 blats.
Hiervon besiehe den Vorbericht unsers Helikonischen Rosentahls / oder des Ertzschreines derDeutschgesinneten Genossenschaft Rosenzunft /am 2 und 3 blatte. Daß Moses in der Egiptischen weisheit sei unterwiesen gewesen / lieset man in der Zwölfbohten Geschicht / im 7 hauptstükke: ja daß er darinnen in kurtzer zeit so zugenommen / daß er alle Egipter / durch scharfsinniges nachdenken / übertroffen / bezeuget Filo der Jüde / als auch Justinus der Weisemeister / in seinem Buche von den Heidnischen fragen / und Klemens im 5 seiner Prunkdekken.
Zur 9 zeile des 211 blats.
Tanis / τάνις, wird bei dem Ezechiel / im 30 h. Tafnis Thaphnis, davor Hieronimus Zohan oder Zoan lieset / und vom Antonius Thanis, vom Egesippus aber Thamna genennet. Dieser stadt wegen findet man so vielerlei meinungen / daß das ende [479] darvon weg ist. Etliche halten es vor des Ptolomeus πελουσιον, Peluse / oder Eliopel / oder Helviopel; Arias Montanus vor Sin / und Libna / derer die heilige Schrift gedenket; Benjamin vor Kaftor bei demAmos im 9 h. andere vor Tenes / und vor Damiate /oder des Steffans ταμίαπς. Aber weil Damiate dichte bei der see lieget / und Tanis nicht / welches von etlichen wohl 100 meilen darvon gesetzt wird; so kan unser Tanis keines weges Damiate sein; ja eben so wenig Heliopel / davor man es auch wil gehalten haben. Stephanus: Τάνις, ἡ πόλις τ᾽ Αιγύπτου, παλουμῶν ὀνομαψομένη Θάφνις, das ist / Tanis ist eine Egiptische stadt / die vor alters Tafnis hies. Zwischen dieser Stadt und Farbete / welche nahe beieinander lagen / war der Kinder Israels heerlager; von dannen sie Moses durch das Rohte Meer führete.
Zur 13 und folgenden zeilen des 211 blats.
Alles dieses findet man in der Assenat Geschicht /welcher wir in allem gefolget.
Zur 22 und 23 zeile des 217 blats.
Delta ist das Mitternächtige teil des Egiptischen Reichs / bei der see gelegen / darüm wir es auch alhier den Nordwinkel genennet. Hiervon besiehe weiter / was wir bei der letzten zeile des 178 blats / auch anderwärts erinnert.
Zur 11 zeile des 222 blats.
Wor alters pflegte man eine Rose über die tische zu hängen / damit einieder / so bald er sie erblikte / [480] eingedenk würde / daß er dasselbe / was er hörete / verschweigen solte. Daher ist uns noch das sprichwort geblieben / wan wir einem guhten freunde etwas sonderliches / das verschwiegen sol bleiben / offenbahren / daß wir zu sagen pflegen: dis sei unter der Rose geredet. Und also ist die Rose ein sinbild der Verschwiegenheit; und zwar darüm / weil sie der Liebe geheiliget; derer tuhn und wesen verschwiegenheit erfordert.
Est Rosa flos Veneris, cujus quo furta laterent,
Harpocrati Matris dona dicavit Amor,
Inde Rosam mensis hospes suspendit amicis,
convivæ ut sub eâ dicta tacenda sciant.
Und eben diese Verschwiegenheit ist eine von den fürnehmsten uhrsachen / warüm einieder Mitgenosse in der Edelen Rosenzunft der Deutschgesinneten die Rosen / oder etwas darvon / in seinem Zunftzeichen führet.
Zu den 3 letzten zeilen des 222 blats.
Erwägt es bei euch selbst / sagt Josef in seinem letzten Willen / ihr sehet vor euren augen / daß ich /üm meiner langmühtigkeit willen / meines Herrn Tochter zur Gemahlin bekommen; und 100 güldene talenten / das seind 60000 güldene krönen /mit ihr. Dan Gott schikte es also / daß meine langmühtigkeit mich beförderte: u darzu gab er mir eine solche schönheit / daß ich war als eine Bluhme über alle / die in Israel schön waren / u.a.m.
Zum 224 blatte.
Daß der König dem Josef sieben tage lang das freudenfest seines Beilagers / mit allem / was [481] darzu erfordert ward / versehen laßen / findet man in der Assenat Geschicht / mit kurtzen worten / folgender gestalt beschrieben. Des andern tages baht Josef den könig / daß er ihm die Assenat zur gemahlin geben solte. Und Farao gab sie ihm / und setzte eine güldene Krohne auf sein häupt / ja richtete ihm sieben tage lang das Beilager aus.
In eben derselben Geschicht findet man auch dieSonnenburg fast eben also / wiewohl viel kürtzer /als wir getahn / beschrieben.
Zum 225 blatte.
Vom kraude Datura haben wir bei der 20 zeile des 128 blats ausfürlich gehandelt.
Bei der stadt Alkeir wachsen auf den feldern zwei Kreuter / welche einander fast ähnlich seind: alsMoschkraut / und das so genente Bammie. Bammie schiesset wohl vier oder fünf ellen hoch auf / und ist an bluhmen und blättern dem Käschen- oder Pappelnkraude zimlich gleich; ohne daß die blätter an langen stielen hängen / grösser / ja fast so groß als Kürbsblätter / und was rauch und haaricht seind; auch die bluhme bleichgälbe / und fünfblättericht ist. Die gantze frucht / welche zu weilen fünf- zu weilen zehn-ekkicht / und den wilden Gurken nicht ungleich /wird von den Egiptern in fleischsuppe gekocht; und der samen auch absonderlich / als bei uns die Erbsen und Bohnen / zur speise zugerichtet. DasMoschkraut nennen die Egipter sonst schlechthinMosch / und desselben saamen Abelmosch; weil es einen geruch hat / wie der Ostindische Moskus oder Muskes / dem auch sein saame / dem geschmak und der farbe nach / gleich ist: und darüm wird hiermit der Moschsaame / den man so [482] überflüßig auch in Egipten selbst nicht hat / als den so genenten IndischenMuskes / verfälschet / und alles vor Moschsaamen verkauft; wiewohl der unterscheid / weil der Muskes seinen lieblichen geruch bald verlieret / mit der zeit erkant ward. Vor etlichen jahren ward mir ein teil solcher Muskeskörner aus Ostindien mitgebracht: welche zwar im anfange / da sie noch frisch waren / einen lieblichen geruch hatten / aber denselben in kurtzer zeit / mit der schwartzgrauen farbe / gantz verlohren /und verblichen. Das Kraut selbsten schiesset auf / wie das itzt gemelte Bammie. Aber die blätter gleichen mehr den blättern des Leusekraudes / und seind über und über mit weislichten haaren besetzt; auch sprüßen die bluhmen zwischen dem stängel und den stielen der blätter herfür. Aus diesen bluhmen werden runte schwärtzlichte heuslein; darinnen kleine bitterhaftige körner von eben derselben farbe sitzen. So wohl das kraut / als der saame / wird zu den Artzneien sehr viel gebraucht; sonderlich vor das aufsteigen der Bährmutter / und die ausgebliebenen Mohndstunden.
Seewärmuht / ist in den Anmärkungen bei dem 150 blatte schon genug beschrieben: da der Leser nachsehen kan.
Efeu oder Ep-heu / welches wir ins gemein Wintergrühn / die Griechen Κιοτὸς, κλύμενος, διονυσία, die Lateiner / Hedera von hærere, wie Festus wil / weil es an den mauren und rinden der beume gleich als fest klebet / und sich anklammert / auch längst denselben in die höhe steiget / darüm es die Niederdeutschen Klimop heissen / als auch grote Veil / die Franzosen aber Lierre, und die Wälschen Hellera, auch Hedera nennen / war dem Osiris geheiliget. Daher hatte es auch in der Egiptischen sprache den nahmen χενόσιρις Chenosiris, das ist Planta Osiridis, des Osiris gewächs [483] oder pflantze; wie Plutarch im buche von der Isis und dem Osiris bezeuget. Und von diesem Egiptischen Nahmen scheinet das wort הנכ channa, oder הנכו vechanna, im 80 Harfenliede /entsprossen zu sein: darüber sonsten die Tahlmetscher ihre köpfe dermaßen zerbrochen / daß man wohl siebnerlei verdeutschungen findet / welche meist alle vom rechten verstande sehr weit abirren. Aber der Heilige Geist hat alhier ein Egiptisches wort gebrauchen willen / anzudeuten / daß er von einem solchen Gewächse oder einer solchen Pflantze handelte / die aus Egipten in das heilige Land versetzet und fortgepflantzet worden. Und also können wir das work הנכ an gemeltem orte anders nicht geben / als Φυνὸν, plantam, ein gewächse / oder eine pflantze; weil es kein Ebreisches / sondern Egiptisches wort ist.
Aber die Egipter hatten nicht allein dieses gewächse dem Osiris / sondern auch die Griechen ihremWein- und Bächergötzen / den Bachus oder Dionisen / darunter Osiris / wie wir droben bei der 18 zeile des 1 blats angemärket / verstanden ward / gewiedmet. Warüm sie solches getahn / wird im ersten teile unseres Schatzes der Ungesundheit / am 46 blatte /angezeiget. Daß aber Plutarch / in seinen Röhmischen Fragen / meinet / daß das Efeu trunken und rasend mache / weil es die rasenden und halbtolsinnigen Götzendienerinnen des Bachus zu essen pflegten; solches kan nicht allein mit demselben / was der gelehrte Atehner im 5 h. seines 15 h. aus dem Griechischen Artzte Filonides / erzehlet / sondern auch mit der erfahrung selbsten widerleget werden. Dan die Alten pflegten anfangs das heupt / wan es vom trunke weh tähte / mit einem schlechten bande zu binden: darnach aber / an des bandes stat / einen Krantz von Efeu darüber zu stülpen; weil dieses kraut zugleich der Trunkenschaft [484] / ja der Raserei selbsten widerstehet; wie Tertullian / von der Kriegskrohne / und Eusebius in seiner Vorbereitung / bezeugen. Und daher haben es auch ohne zweifel die alten Dichtmeister zu ihren kräntzen erwehlet; damit hierdurch ihre sinnen /die vom vielen und scharfem nachdenken erhitzt / und in eine raserei gerahten / möchte besänftiget werden. Aber hiervon kan ebengemelter Schatz der Ungesundheit am 12 blatte des 2 teils gelesen werden. Auch scheinet es / daß die Kräntze und krohnen hiervon ihren uhrsprung gewonnen; und daß der erste Krantz von Efeu gewesen / nicht allein in geselschaften der Zechenden / sondern auch der Dichtmeister /und Helden. Daß ihn die Dichtmeister getragen / meldet Horatz in seinem ersten gedichte von sich selbst /wan er spricht:
Me doctarum Hederæ præmia frontium
Dîs miscent superis.
und Ovidius zielet auch dahin / wan er / im 3 buche seiner Kunst zu lieben / schreibet:
Nunc Hederæ sine honore jacent, operataque doctis
cura vigil Musis, nomen inertis habet.
Nach der zeit hat man auch Mirtenkräntze / Rosenkräntze / Lorbeerkräntze / und dergleichen mehr aufzusätzen pflegen; damit nicht allein das gesicht /sondern auch der geruch möchte ergetzet werden: wiewohl der Dichter Empedokles die Lorbeerkräntze gantz verbieten wil; vielleicht darüm / weil die Lorbeerblätter alzustark riechen / und alzusehr erhitzen.
Der Rundbaum / wird von den Griechen λωτὸς, und von den Lateinern Lotus genennet. Wir aber haben ihm den nahmen Rundbaum / wie auch dem Egiptischen kraude / das auch Lotus genennet wird /den nahmen Rundkraut gegeben; weil an allen beiden [485] alles / nähmlich die Wurtzel / das blat / die bluhme / und die frucht / mit dem Saamen / rund ist / wieJamblich bezeuget. Der baum ist in Afriken sehr gemein / wird fast so groß als ein Birnbaum / und hat solche süße Früchte / die an grösse den Bohnen gleich seind / und wie die Trauben reiffen / daß auch ein Afriksches Land und Volk / dem diese früchte zur stähtigen speise gedienet / darvon den nahmen bekommen. Ja daher wird auch das sprichwort λωτὸν φαγειν, das ist / von der frucht des Rundbaumes essen / von einem solchen gesagt / dem fremde länder so angenehm und süße seind / daß er seines Vaterlandes vergisset. Homerus Odyss. 1. Plinius l. 13, c. 17, & l. 21, c. 17. Theophrastus hist. pl. l. 7, c. 14. Auf gemeltes sprichwort zielet auch Ovidius / wan er in seinem 4 buche schreibet:
Nec degustanti Lotos amara fuit.
als auch Virgiel / wan er diesem baume das wortimpia zueignet / indem er in seiner Müskke / folgender gestalt spricht:
Inter quas impia Lotos,
impia, quæ socios Ithaci mœrentis abegit.
Mit dem worte Ithacus meinet er den Ulisses / welcher in diesem so genenten Inlande herschete / und durch sturm in Afriken angetrieben war; da er so viel verdrusses / und so viel mühe hatte / seine gefährten wieder von dannen wegzubringen. Das holtz von diesem baume ward sehr viel zu den Schalmeien oder Pfeiffen genommen; weil der klang / der aus solchen pfeiffen gehet / überaus hel und lieblich zu sein pfleget. Und daher wird die Schalmeie bei den Orfeus selbsten λωτὸς genennet.
Καὶ ρ᾽ ἡ μὲν λωτους, ἡ δ᾽ ἄυ χέλην ἔκβαλε χειρῶν.
In eben dem verstande brauchet auch das wort λωτὸς Euripides in seiner Fönizerin.
[486] Das Rundkraut wächset in den Egiptischen wassergräben / wie bei uns die Seebluhmen / oder dasSeebluhmenkraut / Nymphæa oder alga palustris, dem es sehr gleich ist / und daher auch Egiptisches Seebluhmen-Kraut genennet wird. Ein ieder stängel / der eben so lang / als das wasser tief ist / hat nur ein blat / welches oben auf dem wasser schwimmet / und sich allezeit nach der Sonne / wie man schreibet / zuwendet: oder aber nur eine bluhme; welche gleichesfals auf dem wasser schwimmet / und wan ihre blätter abgefallen / einen runten knopf bekömt. Die bluhme wird von den Egiptern Arais el nil, das blat aber Biselnil, und die wurtzel Biarum genennet. Die blätter seind rund herüm gekärbet. Sonst kommen sie mit den blättern der weissen Seebluhmen sehr überein: gleichwie auch ihre bluhmen; die einen lieblichen geruch haben / und vor alters zu den Siegeskräntzen genommen warden / wie Heliodor bezeuget. Die Egipter pflegen / in den heissen sommertagen / die stängel / mit den knöpfen / welche süße /saftig / und sehr kühlende seind / zu essen. Auch wird von den knöpfen / und bluhmen ein artzneisaft gepresset / und mit zukker vermänget: den die AraberSarbet nufar nennen / und wider alle innerliche entzündungen gebrauchen. Theophrast. hist. plant. l. 4, c. 10. Herodotus l. 2. Plinius l. 13, c. 17, & I, 22, c. 21. Homerus Iliad. ξ, Odiss. δ. Dioscorides l. 4, c. 111, 112. Athenæus l. 14.
Von den folgenden Kreutern haben wir in den Anmärkungen bei dem 102 blatte gesprochen.
Surnag / ist ein kraut / welches sonst auf der abendseite des berges Atlas heuffig wächset. Dessen wurtzel hat eine sonderliche kraft den Saamen zu vermehren / und die lust zum beischlafen zu erwekken. Ja diese kraft erstrekket sich auch so weit / daß sie die jungen Mägdlein / wan sie nur ihr wasser darauf abschlagen / ihrer Jungferschaft [487] beraubet; und darüm haben wir ihre kraft eine entjungfernde Manskraft genennet. Auch bezeugen die Bergleute alhier / daß ihre Tochter / welche das vieh auf gemeltem gebürge zu hühten pflegen / wan sie ihr wasser auf diese wurtzel gelaßen / nicht nur ihre Jungferschaft verlohren /sondern auch über den gantzen leib aufgeschwollen weren.
Vom Sant-baume / als auch vom Schwartzen Zimmetbaume / und Balsembaume / haben wir bei der 1 zeile des 112 blattes weitleuftig gehandelt.
Karneb oder Karob / das ist Mutter der Hörner. Also nennen die Araber in Egipten denselben baum /darauf das so benahmte Johannesbroht wächset /von der hornhaftigen gestalt dieser früchte. Er könte sonsten auch Schohtenbaum heissen; weil seine früchte anders nicht / als Schohten / seind / und auch also aussehen: und die früchte selbstenJohannesschohten; welche der Teuffer Johannes in der Wüste sol gegessen haben: daher sie auch den nahmen Johannesbroht bekommen. Die Araber gebrauchen von diesem baume anders nicht / als gemelte frucht: daraus sie einen sehr süßen saft ziehen / damit die Schwartzen Zimmetpfeiffen / wan sie noch grühn seind / als auch die Tamarinden / und derIngber / an zukkers oder honigs stat / eingemacht werden. Und weil dieser saft oder honig den leib /eben als das mark der schwartzen Zimmetpfeiffen / zu öfnen pfleget; so nehmen sie ihn auch vielmahls zu den Abspühlern oder Klistieren.
Die Musenbeume / die man / mit der frucht / sonsten schlecht hin Musa oder Maus nennet / wachsen in Egipten / sonderlich aber in Mohrenland / undGuinee / als auch in Sine; in dessen Landbeschreibung dieser Baum ausführlich beschrieben wird.
Der Wollenbaum / den die Araber Gotne el segiar [488] nennen / ist derselbe baum / darauf die Baumwolle wächset. Erstlich bekomt er eine bleichgelbe blüße /mit purpurfärbigen spitzen an den blättern: darnach aus derselben eine grühne frucht oder nus / welche so groß ist / als ein apfel. Aus dieser frucht / so bald ihre schahle sich / im reiffen / öffnet / komt eine schloßweisse wolle / mit dunkelbraunen körnern / gekrochen. Aber diese Wolle oder Baumwolle wächset auch an einem Kraude in Kandien / Zipern / Apulien / und Sirien; welches man Wollenkraut nennet: und wird aus gemelten ländern heuffig in Egipten geführet.
Die Atlenbeume seind den Tamariskenbeumen fast gleich / ohne daß sie viel höher / ja zu weilen so hoch / als ein Eichenbaum / aufschiessen / auch längere und schmählere blätter haben; welche vol grühner haare sitzen. Ihre früchte seind so groß / als eine nus / und anders nicht als Galäpfel.
Lablab / ist ein baum / welcher / mit vielen ranken / wie ein Weinstok / auch eben so hoch aufschiesset /und an gestalt und blättern den Röhmischen Bohnen gantz gleich ist. Zwei mahl im jahre bekomt er blüßen: welche den Röhmischen Bohnenblüßen fast ähnlich; und zu langen und breiten schohten werden / darinnen schwartze und röhtlichte Bohnen / mit dunkelbraunen flekkern / wie die Röhmische Bohnen / sitzen. Und daher haben wir ihn auch Schohten- oderBohnen-baum genennet. Gemelte Bohnen gebrauchen die Egipter zur speise / eben wie wir die unsrigen: als auch zum tranke / den etliche vor den so genenten Koffee-trank halten.
Alkanne / oder Elhanne ist ein vielzakkichter grühnblätterichter baum oder vielmehr hoher strauch: dessen blätter den öhlblättern / und blüßen den Fliederblüßen / welche das Egiptische Frauenzimmer zur lust mit in das bad zu nehmen pfleget / fast gleich seind. Mit [489] den blättern / daraus eine gälbe farbe gemacht wird / treiben die Egipter einen großen kaufhandel. Auch mahlen mit derselben safte die Frauen ein zeichen auf die nägel der finger / gleich als einen halben mohnd: darauf es lange zeit stehen bleibet / eh es vergehet. Ja sie färben mit dem staube der zerstoßenen Blätter / den sie Archenda nennen / und mit wasser befeuchten / ihre hände und füße: welches sie vor eine große schönheit halten.
Die Sebestenbeume / die man auch Brustbeerenbeume nennen könte / weil ihre früchte / welche die Hochdeutschen Artzneihändler zu weilen auch Brustbeeren heissen / vor alle gebrechen der brust dienen /seind zweierlei: wilde / und zahme. Die zahmen tragen grössere Beeren / als die wilden: und werden eher reif. Die blüßen seind weis: und die früchte / die darauf folgen / den kleinen runten pflaumen nicht ungleich; auch haben sie dreiekkichte kerne.
Der Dattelnbaum ist eine gattung der Palmenbeume. Die Araber nennen ihn so wohl / als die frucht / Dachel. Er ist zweierlei geschlechtes: ein Mänlein und Weiblein; welche beide mit den zakken müssen zusammengefüget werden / damit sie einander gleichsam ümarmen und küssen können: sonst tragen die Weiblein keine frucht. Auch pfleget man den staub / der in den hülsen / welche die Araber dux nennen / darinnen die Datteln wachsen / sitzet / auf die zakken der Weiblein / sie fruchtbar zu machen / vielmahls zu streuen; wiewohl Vesling / in seinen Anmärkungen über den Alpien / eine andere uhrsache der fruchtbarkeit dieser beume beibringet. Kein baum giebet so großen nutzen / als dieser. Dan die früchte seind nicht allein eine guhte speise / und zu vielen gebrechen eine artznei; sondern auch das holtz selbsten /mit dem baste / und der rinde / als auch den blättern /wird / im bauen der heuser / und schiffe / [490] auch sonsten / zu vielerhand dingen / gebraucht. Und darüm halten die Araber den baum in solchen ehren / daß sie fast einem ieden teile desselben / und nachdem diese beschaffen / einen sonderlichen nahmen geben. Ein blat nennen sie Zaaf: einen zakken mit datteln / Samarrich: eine junge unreiffe Dattel / Talla; eine was grössere / Nin; eine halb reiffe / Ramich; eine gantz reiffe / Bellan; eine verfaulte / Rotob; und eine getrüknete / Tamar. Ja eben daher ist es kommen / daß man den Sieges-helden die Palmenzweige / als ein zeichen ihrer fürtrefligkeit / zugeeignet. Es ist ein wunder / daß dieser baum / der so gar dünne und kurtze wurtzeln hat / und unten am stam-ende so gar schlank ist / die große last seines heuptes / mit so vielen zakken und früchten / tragen kan / und daß er von den winden nicht ümgeworfen wird. Und dieses hat den Egiptern zu dem wahne / daß er von der luft lebete / anlaß gegeben. Ja wir könten daher auch selbsten anlaß nehmen / diesen Palm- oder Datteln-baum den schmächtigen / doch darbei weisen und vielgeschäftigen Leuten / als ein Sinbild / zuzueignen. In der Griechischen sprache wird seine frucht δάκτυλος, bei demDioskorides / im 67 h. seines 1 b. als auch andern /genennet: und eben daraus scheinet das wort Dattel gebildet zu sein. Sonsten heisset δάκτυλος eigendlichein finger: und nach dem finger / weil sein erstes glied lang / und die zwei letzten kurtz seind / haben die Dichtmeister / bei dem Plutarchen in seinem Buche von der Singekunst / dieselbe gattung der Schritte ihrer Reimbände / derer erstes glied auch lang / und die zwei andern kurtz seind / ebenmäßig δάκτυλος geneñet. Wir geben ihnen / in unsrem Hochdeutschen Helikon / gemeiniglich den nahmen des Dattelschrittes / oder eines Lang-gekürtzten: und den Reim selbsten heissen wir einen Dattel- oder Palmen-reim; ja die gantze [491] Reimahrt / die Datel- oderPalmen-ahrt. Auch wird dieser Reimgattung solcher nahme nicht unbillich zugeeignet: weil sie / unter andern uhrsachen / alle andere Reim-ahrten / eben wie der Datteln- oder Palmen-baum / alle andere beume / übertrift; indem sie viel schweerer zu machen / und /wan sie wohl gemacht worden / die allerzierlichste und fürtreflichste zu sein pfleget. Ja man kan auch dan erst denselben vor einen Dichtmeister halten /wan er sein Meisterstükke mit dieser Datel- oder Palmen-ahrt / indem er sie wohl zu machen weis / erwiesen / und also den Palmenzweig / als ein zeichen seiner fürtrefligkeit / darvon getragen. Aber hiervon kan unser Hochdeutscher Helikon / und unsere Helikonische Leiter / da wir von der Dattel- oder Palmen-ahrt ausführlich handeln / gelesen werden.
Die Damarinden- oder Sonnen-beume werden von den Egiptern Terelside / von den Arabern aberTamarinden / das ist / eine Indische frucht / weil sie aus Indien / in Arabien / und Egipten / gebracht worden / genennet. Wir haben ihnen den nahmen Sonnenbeume gegeben: weil ihre blätter / welche fort und fort grühnen / und den Mirtenblättern gleich seind / sich stähts nach der Sonne zu kehren; auch / mit ihrem untergange / sich schliessen / und mit ihrem aufgange / wieder öfnen. Ja diese blätter bewegen sich / im zuschliessen dermaßen / und gehen mit solcher kraft zusammen / daß sie auch die nächsthängenden schohten mit einklämmen / und nicht eher loß laßen / als bis die sonne wieder aufgehet. Die grühnen Schohten oder früchte dieses baumes / welche eigendlich Tamarinden / das ist Indische früchte / genennet werden / machen die Araber mit Zukker ein; und geniessen sie / wan sie durch wüsteneien / in heissem wetter / reisen / vor den durst und brand. Dan sie treiben alle verbrante feuchtigkeiten / durch den stuhlgang / ab.
[492] Vom Balsambaume haben wir droben in den Anmärkungen bei der 1 zeile des 112 blats / schon genug gesprochen.
Zum 226 blatte.
Die Egiptischen Bohnen seind ebenmäßig in den Anmärkungen bei der 3 zeile des 16 blats gnugsam betrachtet: wie auch Bammia bei dem vorigen 225 blatte.
Von den Egiptischen Melohnen / haben wir in den Anmärkungen zu den 3 ersten zeilen des 116 blats gehandelt.
Der Babian / oder vielmehr Bafian vom baffen und klaffen der hunde / das er nachtuht / deswegen er auch so wohl / als von der gestalt / bei den Griechenκυνοκέφαλος, cynocephalus, das ist Hundeskopf /caniceps, heisset / genennet / ist eine sonderliche gattung der Affen: und daher heisset er auch Cercopitecus; und bei uns Hundesaffe. Luc. in Hermat. Plin. l. 7, & l. 8, c. 54. Angellius l. 9, c. 4. Pancirollus in Nov. repert. p. 406. welcher alhier / unter andern /meldet / wie Hermes Trismegist / oder die Egiptischen Prister / nach dem zwölfmahligem wasser-abschlagen / und eben so vielmahligem baffen und bällen des Bafians in einem tage / indem er solches / so oft eine stunde verlauffen / allezeit wiederhohlet / das Wasseruhr erfunden / wie auch die einteilung des tages in zwölf stunden. Ohne zweifel hat hier von unser wort stunde seinen uhrsprung: weil diese stündliche zeit über / des Bafians wasser / samt seinem gebaffe / gleichsam stil stund; oder aber / weil nachmahls in den wasser- und sand-leuffern / wan eine stunde vorbei war / des wassers oder sandes laufstund / und zu lauffen aufhielt / indem alles wasser /oder aller sand ausgelauffen. [493] Von einem solchenWasseruhre / das / in der Egiptischen stadt Achante / die tage und stunden eines gantzen jahres angezeiget / meldet Pierius in seinem 6 buche von den heiligen Bilderschriften / am 57 und 58 bl. Daß aber derBafian dem Serapis geheiliget gewesen / bezeugetViktorinus / mit dem Tullius. Und Plinius meldet /daß er auch dem Merkuhr zugeweihet worden. Was er vor eine wunderliche gleicheinstimmigkeit mit dem Mohne habe / zeiget Pierius am 56 bl. des gemelten buches an. Von der gestalt und dem gebrauche des Wasseruhrs kan Apuleius / in seinem 3 buche vom güldenen Esel / gelesen werden / als auch in seiner ersten Verantwortungs-schrift / und Wilhelm Budeus ad l. ult. § defensores. ff. de Muneribus.
Der Adeler vom Adel / den er vor allen andern Vogeln besitzet / daher er auch vor ihren könig gehalten wird / also genennet / scheinet darüm von den Lateinern Aquila, als sagte man Acula, benahmet zu sein; weil er ein so gar scharfes gesichte hat / daß er auch mit unverwanten augen in die stärksten sonnenstrahlen hinein sehen kan. Plinius meldet im 3 h. seines 10 b. von sechs ahrten der Adler: als da sind / derBein- oder stein-brecher / Ossifragus oder Ossifraga, welcher der stärkeste und gröste unter allen ist /und darüm also geneñet wird / weil er die beine von der höhe auf den steinen in stükke fallen lesset: derBunte Adler / Heteropus, dessen rechtes bein himmelblau / das linke / mit dem schnabel / dunkelbraun und weislicht / der leib auch dunkelbraun / mit schwartzen flekkern durchschäkkert / gleichwie der hals / samt der brust / das übrige aber schwartz gefärbt: der Entenstoßer oder Entendieb / Aquila Anataria, und Clanga oder Planga: der Flekadler /Aquila nævia, oder Schildkröhtenfresser / welcher die schildkröhten von der höhe herab auf einen [494] stein in zwei fallen lesset. Und durch einen solchen schildkröhtenwurf hat Eschiles / der Trauerschauspiele erfinder / wie Kwintilian bezeuget / sein leben eingebüßet. Dan als er unter dem bloßen himmel bloßes heuptes saß / da warf ihm einer von diesen Adlern /der seine glatze vor einen stein ansahe / im flügen eine Schildkröhte auf das heupt / dergestalt daß es zerschmettert ward; wie Valerius Maximus im 12 h. seines 9 b. erzehlet. Besiehe auch unsere Horazische Sittenlehre / am 64 und 65 bl. des 2 Teiles. DerFischadler / Haliæetus, Aquila marina, welcher der schwächste unter allen: der Weisschwantz / Pygargus, welcher am allerlängsten lebet; weil er sein weiblein selten / und anders nicht / als mit großen schmerzen der augen / besteiget. Welcher unter diesen sechs geschlechtern der Adler den Egiptern sei heilig gewesen / stehet im zweifel. Doch urteilen etliche / daß es der erste / nähmlich der Beinbrecher / als der edleste / guhtahrtigste und stärkeste / sei. Warüm er aber dem Jupiter geheiliget / und unter das Gestirne gesetzt worden / darvon kan unser Dichterischer Sternhim mel am 175 / 176 / 177 und 178 blatte gelesen werden.
Von den übrigen Tieren und Vogeln haben wir schon hier und dar meistenteils erklährung getahn. Darüm wollen wir nur allein noch etwas vom Sonenvogel beibringen. Also nennen wir den vogel Fönix auf Hochdeutsch / gleichwie er auch bei den Lateinern Avis Titania, und Soligena heisset: weil er / durch die aufgehenden sonnenstrahlen / gleichsam wiedergebohren wird / und derselben gläntzende farbe führet; daher er auch Φοίνιξ heisset / und nicht vom baumeFönix / welcher eine gattung der Palmen ist / und /nachdem er verwelket / sich aus sich selbsten verjünget / wie Plinius in 2 h. des 10 b. meinet. Von seinem alter / als auch vom orte / da er sich aufhelt / [495] und dem tode / den er ihm selbst antuht / oder vielmehr seiner verjüngung / seind sehr viel unterschiedliche meinungen: davon unser Dichterischer Sternhimmel / am 311 / 312 und 313 bl. als auch Pierius in seinen heiligen Bilderschriften / am 198 / 199 bl. kan gelesen werden. Unter andern gedenken auch dieses VogelsHieronimus an den Presidius / Klaudian / Tzezes im 5 b. seiner Gesch. Ateneus im 14 b. Filostratus /Herodotus im 2 b. Seneka im 4 Sendeschr. Solinus /Mela / Albertus / Ortel in Titana, Adamantzius /Laktantz / im 10 b. 2. h. Ovidius im 15 seiner Verwandlungsbücher / und im 2 seiner Liebsgedichte / Artemidor von den treumen / Tazitus im 14 seiner Jahrgesch. Aldrovand / und Jonstohn am 152 bl. seiner Tiergesch. Kaussinus / von den Egiptisch. Sinbild. am 71 und 127 bl. Tertullian von der Auferstehung des fleisches. Etliche wollen gleichwohl nicht gestehen oder gleuben / daß iemahls ein solcher Vogel in der welt gewesen / unangesehen daß es so unzehlich viel Schreiber bejahet. Und diese / ob sie schon so unterschiedlich davon schreiben / seind doch in dem alle einhällig / daß der Sonnenvogel sich verjünget oder selbst wiedergebähret. Ja die meisten stimmen auch hierinnen zusammen / daß solches in der Sonnenstadt / das ist zu Heliopel in Egipten /wie die Priester alda selbsten bezeugen / geschehe: wiewohl Ovidius schreibet / daß der alte Sonnenvogel ein nest von vielerhand köstlichen gewürtzen auf einen Palmenbaum mache / und sich darinnen /indem die heissen sonnenstrahlen das gewürtz angezündet / verbrennen laße; ja daß erst darnach derjunge Sonnenvogel / der aus des alten asche gewachsen / solches nest / als des alten grab / und des jungen wiege / nach Heliopel / vor das Götzenhaus der Sonne trage: da der allererste Sonnenvogel [496] / wie der von Atehn meldet / sol entsprossen sein.
Münster ziehet / in seiner Weltbeschreibung /einen Brief des Mohrenländischen Königes von diesem Vogel an den Pabst zu Rohm an; darinnen unter andern diese worte stunden: In unserem Gebiete befindet sich der Vogel Fönix / dessen lebensjahre sich auf 300 erstrekken. Dieser flieget üm das ende seines lebens so hoch gegen den Himmel auf / damit er durch die sonne angezündet werde. Hierauf schwingt er sich wieder herunter in sein nest; da er gantz verbrennet. Aber aus der asche wird ein Wurm gebohren; daraus endlich ein ander solcher Vogel wächset. Man beschreibet ihn so groß als einen Adler / mit goldstrahlenden federn üm den hals herüm / und auf dem übrigen leibe purpurrot; auch mit einem himmelbauen schwantze / welcher mit rosenfärbigen flekkern durchspränkelt / und auf dem heupte mit einer zierlichen federkrohne.
Zur 24 zeile des 227 blats.
Matarea oder Mattaria / welches zwischen einem kleinen Seepfuhle und einem Wassergraben / 7000 schritte von Alkeir / und 250 von Heliopel lieget / ist in den Geschichten / als ein ort / dahin die Jungfrau-Mutter mit dem Heilkinde Jesus / vor dem Wühteriche Herodes geflohen / gnugsam bekant: wie auch der alte Egiptische Feigenbaum alda; welcher nicht sehr hoch ist / aber seine mit vielen reisern bewachsene zakken zimlich weit ausbreitet. Die Egipter nennen ihn Giumez oder Giumes / und die Egiptische Kristen / Tin el Pharaon, das ist Faraons feige: die Griechen aber συκόμορος, als wolten sie sagen Feigen-maulbeerbaum / oder ein Maulbeerbaum [497] mit Feigen; weil der gantze baum / dem stamme / den zakken / früchten / der milch und farbe nach / demFeibaume / mit der gestalt aber und grösse der blätter / dem Maulbeerenbaume gleichet; wiewohl seine blätter dikker seind / und des winters niemahls abfallen. Aber er wächset nicht allein in Egipten / sondern auch im heiligen Lande so heuffig / daß er in der heiligen Sprache nicht in der einzelen / sondern mehrern zahl םיטקש genennet wird. Seine früchte pflegen wir sonst Adams-feigen zu nennen. Eben ein solcher baum war derselbe / darauf Zacheus / bei dem Heilverkündiger Lukas im 19 h. gestiegen / den HERrenKristus zu sehen. Darüm haben die übersetzer / welche das wort συρομοράια an gemeltem orte Maulbeerenbaum gegeben / die rechte ahrt des baumes nicht getroffen. Dan es war gantz kein Maulbeerbaum; weil er dem Feigenbaume bei weitem mehr gliche /als jenem / ja gantz andere früchte / nähmlich Feigen /trug. Diese Feigen seind von innen hohl / auch sonsten an gestalt von den andern gemeinen feigen in etwas unterschieden. Sie wachsen auch nicht / wie jene / oben an den zakken / sondern dicht bei dem stamme: welcher allezeit mus aufgeritzt werden / wan der baum tragen sol; sonst bleibt er unfruchtbar / eben wie jener / daran der HERr Kristus keine Feigen fand / und ihn deswegen verfluchte. Dergleichen beume /welche sehr alt werden / auch / wan ein zweig darvon in die erde gestekt wird / sich bald bewurzeln / und in die höhe schiessen / pflegt man längst den Nielstämmen hin / wie bei uns die Weiden bei den wassergräben / zu pflantzen; damit das erdreich / durch ihre wurtzeln / zusammengehalten / und vom Niele nicht abgespühlet werde. Und eben daher lieset man bei dem berühmten Rechtsgelehrten Ulpian / da er von ausserhalbgewöhnlichen Mistahten handelt / diese satzung: daß niemand [498] sich unterfangen sol einen Egiptischen Feigenbaum auszurotten. Daß aber der uhralte Egiptische Feigenbaum bei Matarea keinen menschen / der in unehren gezeuget ist / unter seinen Zakken sol hingehen laßen / wie etliche schreiben / scheinet nur ein mährlein zu sein. Hierunter gehöhren auch manche erzehlungen vom Sonnenbrunnen; welcher nicht weit darvon lieget / und von denTürken selbst / eben wie gemelter Baum / gleichsam vor heilig gehalten wird.
Zum 128 Blatte.
Bubast / Βούβαςο, lieget / nicht weit von Heliopel /am eusersten arme des Niels / nach Kanaan zu.Ziegler meinet / daß es Vicus Judæorum sei: wie wohl Wissenburg daran zweifelt. Josefus meldet /aus dem Maneton / daß es vor alters Avaris geheissen: welches etliche Castra Judæorum nennen.
Tebe / welches Theodor aus Sizilien sehr herrlich beschrieben / pflegen viele Diospolis / auch wohl Busiris / und die Ebreer No-ammon / oder Ammon-no zu nennen. Etliche wollen es vor eine nicht sehr alteStadt halten. Gleichwohl meldet Kircher / im 1 teile seines Egipt. Oedipus am 85 blatte / daß Misraim ihren grund geleget: und andere / daß Busiris sie gebauet / oder vielmehr ihren bau vermehret / und die stadt erweitert. Homerus nennet sie εκατόμπυλον, das ist eine hundert-tohrige. Auch schreibet Juvenal / in seinem 15 Schimpfgedichte:
Arque vetus Thebe centum jacet obruta portis.
Und diese Tohre sollen alle hängende gewesen sein /wie etliche wollen / also daß die Könige gantze kriegsheere in solcher stille aus und ein geführet / daß es die bürgerschaft nicht einmahl gewahr worden. Andere schreiben [499] / daß es keine hängende Tohre gewesen: sondern hundert unter der stadt hin gantz überwölbete Schwibbogen; dadurch die Könige ihre völker gleichsam unsichtbar aus der stadt / und wieder hinein führen können. Wieder andere halten diese 100 tohre vor so viel fürstliche Schlösser: noch andere vor so viel Prunktühren der Götzenheuser; oder auch Pferdeställe / bei dem Niele / da man in einem ieden 200 pferde gestallet. Von der macht dieser herlichen Stadt sagt Kato bei dem Steffan von Bizantz / daß sie 30300 Dörfer / 700000 Menschen / 3700 morgen landes / und 400 wälsche meilen in ihren länge / begriffen; und Eustatius schreibet dieser länge noch 20 wälsche meilen mehr zu: da doch Strabo im 17 b. welches auch gleublicher / nur 80 zehlet; ja Diodor ihren ümkreus auf 140 ümschränket. Aber hiervon schreibet Bochart / in seinem Faleg am 314 und 315 blate / ausfürlicher. Zu Strabons zeiten lag diese prächtige stadt schon über einen hauffen / und ward nur stükweise bewohnet.
Zur 3 zeile des 229 blats.
Daher ist das Griechische sprichwort: έκ τοῦ ὀρᾷν γίνεϑιμ τὸ ἐᾳν. Und wir sagen fast eben auf den schlag: durch schauen / komt trauen. Ja eben daher gebrauchet der berühmteste Schauspielschreiber unter den Lateinern / vor charissimus, das wort oculissimus, das ist / einer den man nie aus den augen lässet / vor großer liebe; mit einem worte / der Allerliebste. Dan die Augen seind die führer / und zugleich anzeiger der Liebe. Sehr ahrtig spielet Katullus / wan er an seinen Mitbuhler schreibet:
Quinti, si tibi vis oculos debere Catullum,
aut aliud, quod charius est oculis:
[500]eripere ei noli multò quod charius illi
est oculis, si quid charius est oculis.
Der verstand ist: wan du wilst / daß Katullus dich mehr / als herzlich / lieben sol; so mache ihm dasselbe / das er mehr / als herzlich / liebet / wan man ie etwas mehr / als hertzlich / lieben kan /nicht abwendig. Aber hiervon besiehe / was wir bei der 8 zeile des 21 bl. angemärket.
Zur 1 zeile des 233 blats.
Διφθέρα, diphthera, das ist / ein fel von einem tiere. Also nennet man gemeiniglich des Jupiters Geschichtbuch; darinnen er alles / was geschiehet / aufzuzeichnen gewähnet wird. Wir heissen es alhier seiner Amme fel; weil es vom Pergament aus der ziegen Amalteen felle / welche ihn geseuget / wie die alten Dichtmeister gedichtet / sol gewesen sein. Melchior Guilaldinus, in tractatu de Papyro; Pancirollus l. 2, tit. 13, p. 627. Sonderlich kan hiervon unserDichterischer Sternhimmel am 90 / 91 / 126 / 127 /und 128 bl. gelesen werden; da wir ausführlich erklähret / wer diese Amaltee eigendlich gewesen / und was die alten Dichtmeister darvon gedichtet. Von diesem Felle / oder vielmehr Tagebuche des Jupiters seind unter den Griechen unterschiedliche sprichwörter entstanden. Wan einer etwas / das unbekant / seltzam / oder so alt und verjahret zu sein schien / daß niemand mehr darvon wuste / oder aber was sonderliches sein solte / vorbrachte; so pflegte man gemeiniglich zu sagen: ἀρχαιότερα τερα διοφθέρας λαλεις, du bringest dinge vor / die älterseind / als Jupiters Ziegenfel / das ist / Verzeichnüs. Diesem zur folge haben wir an einen klügelsüchtigen Naseweisen / der ihm mehr zu wissen einbildete / als alle andere Menschen / eines wahls geschrieben:
[501]Du hast der Amme fel des Jupiters durchschauet.
Das rühmt auch Koridon / der deinen worten trauet.
Doch dünkt mich / daß es nicht in dieses Fel geschehn:
es war ein Hürtenbeltz / darein du hast gesehn.
Dan das wort diphthera heisset bei dem Aristofanes / da er von einem Ziegenhürten redet / und dem Luzian / auch ein lederner oder beltzerner Mutzen /aus Ziegen- oder Schafs-fellen / den die Hürten /Schäfer / und Schäferinnen tragen / rheno, pastoritus, Arnacis Varroni. Daher wird ein Hürte bei dem Pollux διφϑεριτις, und eine Hürtin διφτεριτις genennet. Auch pflegten die alten Griechen von ihrem Jupiter / wan er / nach langem verzuge / iemand böses oder guhtes vergolt / zu sagen: ὁ Ζευς κατειδε χρόνιος ἐις τὰς διφϑέρας, das ist / Jupiter hat endlich einmahl in sein Ziegenfel gesehen. Fast eben dahin zielet auch unser sprichwort: Gott kan uns wohl eine zeit lang unsere zeche borgen; oderdurch die finger sehen. Daß man aber nicht allein vor alten zeiten aus der Tiere felle geschrieben / sondern auch noch itzund; solches bezeuget unser Pergament / welches so viel gesagt ist / als Pergamisches schreibefel. Dan in der berühmten Asischen stadtPergam oder Pergamus / die der fürtrefliche ArtztGalenus / als sein Vaterland / wie Leuenklau schreibet / noch berühmter gemacht / seind nach Varrons und Plinius im 11 h. des 13 b. zeugnüsse / dieSchreibefelle zum ersten erfunden; und nach ihrem nahmen Pergament oder Pergameen / Charta Pergamena, gleichwie das wort Charta selbst von der so benahmten Tirischen stadt / genennet worden. Man schreibet zwar die erfündung des Pergaments demEumenes zu / welcher eben eine solche Bücherei /als Ptolemeus Filadelf / zu Alexandrien in Egipten [502] / angefangen / zu stiften gesonnen: weil aber Josefus in seinen Jüdischen Geschichten meldet / daß Eleasar / der Hohe Priester zu Jerusalem / die Heilige Schrift auf sehr zahrtes Pergament geschrieben / gemeltem Ptolemeus / schon vorher durch die siebenzig übersetzer zugeschikt; so ist wahrscheinlich / daß Eumenes der erste erfinder nicht sei / sondern nur anstalt gemacht / daß das Pergamentmachen eifriger fortgesetzt worden. Zudem seind die meisten bücher in derAlexandrischen Bücherei / welche sich / als sie unter dem Könige Basiliskus verbrante / auf 120000 belieffen / meistenteils auf Pergament geschrieben gewesen. Unter andern war in dieser herlichen Bücherei ein Trachenfel oder Eingeweide von einem Trachen / 120 füße lang: darauf man alle Werke des Homerus / samt der Geschicht der Helden / mit güldenen buchstaben geschrieben; wie Johan Zonaras im 3 teile seiner Jahrbücher aufgezeichnet.
Zur 23 und folgenden zeilen des 233 blats.
Dieses alles findet man bei dem Araber Josef Ben Altifasi / und Ben Salamas / in seinem Garten der Wunder der welt: welcher auch zugleich meldet / daß des Schurs Großvater Schariak / gewesen.
Zur 8 und folgenden zeilen des 234 blats.
Eben derselbe Salamas erzehlet dieses gleichfals an gemeltem orte. Hierbei kn auch Peter Bellonius / da er von den Egiptischen Grabspitzen handelt / gelesen werden; als auch Fürst Radziviel in seinem Reisebuche.
[503] Zum 236 blatte.
Von allen diesen Götzenbildern ist droben / in den Anmärkungen bei dem ersten und andern blatte / auch hier und dar in der folge gehandelt worden. Auch kan hierbei Kirchers Egiptischer Oedipus / da er diese Götzenbilder / mit den heiligen Bilderschriften der Leichen / weitleuftiger erklähret / gelesen werden.
Zum 238 blatte.
Von den Sarapen haben wir ebenmäßig in den Anmärkungen bei der 27 zeile des 7 bl. gnugsame erklährung getahn. Von den Papiernen Rollen / die man in die Särge zu legen pflegte / kan obgemelter Kircher in seinem buche von den Gebalsemten und ausgedürreten Leichen der Egipter gelesen werden. So kan man auch hiervon den Guyterus / in seinem buche von den Geistern / da er unter andern beweiset /daß die Röhmer in den Leichengeprängen den Egiptern fast gantz gefolget / aufschlagen. Niemand aber hat alles / was zu den Egiptischen gebalsemten Leichen gehöret / besser und ausführlicher beschrieben /als gemelter Kircher in seinem Buche von der Egiptischen Bilderschrift; als auch Johan Nardius / in seinen Anmärkungen über den Lukretz / und Peter della Valle.
Zum ende des 239 blats.
Von den ewig brennenden Lichtern / ob sie die Alten zu machen gewust / fallen vielerhand unterschiedliche meinungen vor. Die solches bejahen / führen etliche beispiele zum beweis an: als unter andern das ewig brennende Licht / welches im 1401 jahre / [504] samt desPallas Riesenleichnam / ein bauer / nicht weit vonRohm bei der Tiber / gefunden / mit dieser Grabschrift / welche Volaterran aufgezeichnet:
Filius Evandri PALLAS, quem lancea Turni
militis occidit, mole suâ jacet hîc.
Diese Lampe hatte schon über 2000 jahre gebrant /und brante noch / gegen wind und wasser / bis sie unversehens ein loch bekahm / und die feuchtigkeit heraus lief; da sie straks verlosch. Noch ein anderes ewig brennendes Licht hat man zur zeit Pabst Pauls des dritten / auf dem Appischen wege vor der Stadt Rohm / in des Zizerons Tochter begräbnüsse / gefunden; und darbei diese Grabschrift:
TULLIOLÆ FILIÆ MEÆ.
Den unverbrenlichen steinichten Flachs / davon diese ewigbrennende daachte / welche die Franzosenmenthe sans fin heissen / gemacht waren / nennen die Griechen ἀσβέςινον Asbestinum, welches man vonἂσβεςον, das ist unausleschlich / gebildet. Dieser Flachs ward aus einem eisenfärbigem steine gemacht; wie Plinius im 10 h. des 37 buchs aufgezeichnet. Von etlichen wird der stein ἀμίαντος, amiantus genennet: wiewohl andere jenen von diesem unterscheiden. Ἀμίαντος heisset sonst rein / unbesudelt / unbeflekt. Daher ἀμίαντος λίθος, lapis intemeratus, immaculatus, ein unbeflekter stein. Plinius nennet ihn linum vivum, lebendigen flachs: die Griechen aber ἄσβεςον und ἀσβεςινὸν λίνον, unausleschlichen leinen flachs. Die Hochdeutschen geben ihm vielerlei nahmen: als Federweis / Erdflachs / Salmanderhaar /Katzensilber / Glimmer / Pliant / Asbest / undAmiant. Der stein selbsten wächset auf [505] dem InlandeZipern / ist dem gegrabenen Allaun fast gleich / und wan er ins feuer geworfen wird / bleibt er unverseeret / und rein. Auch hat man ehmahls tücher darvon gemacht; welche / wan sie beschmutzt waren / ausgebrant / und durch das feuer / wie das Leinwand durch das wasser / rein gemacht warden. Plinius l. 36, c. 19. Dioscorides l. 5, c. 119, 148. Georg. Agricola, En celius, etc.
Zum ende des 240 blats.
Dieser Irhof wird Labyrinthus ad Lacum Mæridis genennet / und lag nach Krokodilsstadt zu / wie Herodotus / und Plinius melden: da auch Märis sol begraben liegen. Herodotus teilet ihn in zwölf Höfe /Plinius aber in sechzehen. Hierinnen lag / unter andern / des Simendis oder Ismendis Grabbau / zwee morgen landes lang / und 45 ellen hoch.
Zur 18 und folgenden zeilen des 244 blats.
Daß die Ebreer der Hürtenlieder erfinder gewesen /haben wir in einem Gedichte vor unsrem Salomonischen Geistlichem Hürten-liede / oder Hohem Liede / wie es ins gemein genennet wird / als auch noch mehr in einem unter der HöchstpreiswürdigenDeutschgesinneten Genossenschaft Sendeschreiben / erwiesen. Von den Schatten-liedern / das seind Hürtenlieder unter dem schatten / welche die Wälschen itzund / mit einem neuen nahmen / Madrigalen nennen / hat Kaspar Ziegler / ein Leipziger / im 1653 jahre einen zimlichen Unterricht heraus gegeben. Aber ich wundere mich / daß er schreiben darf: das kleinste Schattenliedlein habe bei den Wälschen weniger nicht / als fünfreimbände / und das längste niemahls mehr als funfzehn; ja er hette nur eines von sechzehen bei Johan Baptist Leonen gesehen. [506] Aber ich finde bei dem Ritter Guarin eines von einundzwanzig reimen / ja ein anderes gar von dreiundzwanzigen / nicht liederweise eingeteilet / sondern in einem zuge hin: und bei eben demselben noch ein anderes mit vielen Sätzen; darinnen ieder satz nur vier reime begreiffet. Gleichwohl wil ich gern gestehen / daß ich diesem Ritterlichen Dichtmeister / und mehr andern der Wälschen / die dergleichen getahn /hierinnen keines weges folgen wolte; sondern das gantze Schattenliedlein / wan es in einem satze bestehet / mit gemeltem Ziegler / viel lieber auf das allerhöchste mit funfzehn reimbänden schliessen. Vor diesem haben die Wälschen vom worte Madrigaal gantz nichts gewüst; sondern dergleichen Schattenliedlein / derer Petrarche selbsten etliche gemacht / zu und nach seiner zeit / nur schlecht hin Canzon ein lied /oder Canzonette ein liedlein genennet. Aber laßet uns hören / was der Königliche Französische Geheimverpfleger und Tahlmetscher / der höchstlöblichenDeutschgesinneten Genossenschaft Mitglied / unter dem Zunftnahmen des Deutschliebenden / P. Bense-dupuis, in seinem Apollo von der Wälschen und Spanischen Dichterei / am 177 / und 178 bl. hiervon schreibet. Le Madrigal, sagt er / peut estre comparé aussi bien, que le Sonnet, àl' Epigramme des Latins & des Grecs, c'est le moindre de tous les Poëmes Liriques: & la seule difference, qu'il y peut avoir entre l'Epigramme, & le Madrigal, est, que le Madrigal se chante, & l'Epigramme non. Je ne trouve point que le mot de Madrigal ait esté connu des Anciens, au moins ay-je pris garde, que dans les vieilles impressions de Petrarque il n'en est de tout point fait de mention: & ceux, qui ont commenté les premiers cét Autheur, se sont contentez d'appeller du nom commun de Chanson, ou du diminutif Chansonette, ce que modernes appellent Madrigal. [507] Bembo mesme en ses Asolans ne luy donne point d'autre nom, non plus qu' Horace n'appelle pas moins Odes, celles de huict vers, que celles, qui en contiennent cinquante. Ainsi cét Autheur au dernier Livre parlant de laChanson, qui fit chantée par cette Damoiselle, qui servoit d'Eschanson à la Reine, la qualifie de Chansonette. Questa Canzonnetta cantò tanta piacevolezza, e con maniere cosi nuove, &c. Et Lodovico Dolce, en son Traité de la Poësie vulgaire, l'allegue puor example des Madrigaux, qui sortent des suiets Rustiques, pour traitter de matieres plus relevées.
Amor la tua virtute
non è dal monde, a da la gente intesa,
che dal viltate offesa
segue suo danno, e fugge sua salute.
Mà se fosser tue lodi conosciute
tra noi, si come là, doue risplende
più del tuo vivo raggio,
dritto camino e saggio
prenderia nostra vita, che no'l prende;
e tornerian con la prima beltade
gli anni de l'oro, e la felice etade.
Lorentz Franzosien von Florentz beschreibet dasSchattenliedlein / daß es eine gattung der Gesänge / oder zusammenfügung der Reimbände sei /welche die Hürten zu singen pflegen. Madrigale, sagt er / una sorte di canzone, o composizion di versi, che solevano cantare i pastori. Und an einem andern orte schreibet eben derselbe: Madrigale o Madrigale, poësia lirica, non soggetta à regola di rime, das ist / das Schattenliedlein ist eine liederdichterei / den gesetzen des reimes nicht unterworfen. Hierzu füget er auf Spanisch: Madrigal villanzico, das ist / das Madrigaal ist ein Feldgesang / ein Gesang / den [508] man auf dem lande oder felde finget: welches eben so viel gesagt ist / als ein Schäferlied /oder Hürtengesang. Also erklähret auch des Spanische wort Villanescas der Herr Isola in einem an mich abgelaßenem schreiben / da er von den Schattenliedern handelt. Villanescas, schreibet er / canzoni, che soglion cantare i contadini, das ist / ein gesang / den die landleute oder bauren zu singen pflegen. Aber ein ander beschreibet das Spanische wort Villanzico, nicht als ein Feld- oder Hürten-lied / sondern als einen Freudengesang auf ein fröhliches fest: una sorta di canzonetta allegra, che si canta in feste d'allegrezza, come per natale, etc. Und bei dem Kornelius Kilian wird es Cantio celerior Italica, sive Musica levicula genennet. Dem sei nun wie ihm wolle / so erscheinet doch aus allen ümständen / daß diese Liederahrt vor alters anders nichts / als eine gattung der Schäfer- oder Hürten-lieder / gewesen; und darnach erst zu allerhand andern vorfällen / als ein kurtzbündiges Sin-gedicht / gebraucht worden. Dan wir sehen augenscheinlich in allen dergleichen alten Liederahrten / daß sie von nichts anders / als von büschen / beumen / wiesen / tählern / weiden /bluhmen / flüssen / bächen / vogeln / schatten / und dergleichen in büschen und auf feldern befindlichen dingen handeln. Aber wir wollen den berühmtenDeutschliebenden noch einmahl hören / was er am 179 bl. seines obgemelten Apollons hiervon urteilet.Les Italiens, schreibet er / l'appellent Madrigale, & par sincope Madriale, du nom Mandra, qui veut dire troupeau, bergerie, loge ou caverne, où les bergers se retirent. Le mot de Mandra est Grec, & signifie caverne: & de là vient, qu'en la primitive Eglise celuy, qui estoit Superieur entre ces anciens Pere Grecs, qui vivoient dans les deserts, & qui n'avoient pour demeure que les autres [509] & les cavernes, qu'ils y pouvoient rencontrer, s'appelloit Archimandrita, c'est à dire, Chef de troupeau. De sorte qu'il nous faut dire, que le Madrigal en son commencement n'estoit autre chose qu'une Chanson pastorale & rustique, que les Bergers chantoient dans leus Bergeries, ou plustost, comme dit Couarruvias autheur Espagnol, dans les Cavernes, où ils se retiroient sur le midy, pour laisser passer la grande chaleur. Et de fait Petrarque en ceux, qu'il nous a laissez, qui sont en fort petit nombre, ne parle que d'eaux, de rivieres, de fontaines, de ruisseaux, deglace, d'arbres, de bois, d'herbes, de fleurs, d'oiseaux, d'ombrages & autres choses champestres, & boscageres. Mais à present l'on s'en peut servir pour toutes sortes de suiet. Et nous pouvons dire des Madrigaux ce, que Cesar Scaliger dit des Epigrammes, Epigrammatum gener a tot sunt, quot rerum, il y a d'autant de sortes de Madrigaux, qu'il y a de sortes de sujets. Et à quelque matiere que le Madrigal puisse estre appliqué, pourveu que le suiet en soit bien pris, que la pointe soit subtile, & sans cette contrainte, que Hugo Grotius condamne ouvertement dans les Epigrammes, nihil potest esse tam fatuum, quàns extortum Epigramma; il sera tousjours de mise, & pourra passer pour bon. Hier siehet man / daß der Deutschliebende das wort Madrigal herleitet vom Griechischen μάνδρα: welches so viel heisset / als ein stal / oder eine bucht des viehes / oder die Hürden / darinnen man die schafe des nachtes einsperret; als auch eine höhle / bei dem Teokritus in seinem 5 Gedichte; ja selbsten ein ort / da der wein /in den Weinbergen / gekeltert wird. Vom worte gal / das dem gemelten μάνδρα, daraus man das ν oder n weggelaßen / zu ende beigefüget wird / erinnert er zwar nichts. Aber ich halte / daß es so viel heissen sol / als ein lied oder gesang / oder vielmehr hal / schal / klang. Dan [510] gallen hat bei den alten Deutschen hallen oder schallen / auch wohl singen und klingen bedeutet: wie das noch itzt übliche niederdeutschegalm / das ist ein hal / oder widerschal / ein zurükprallender klang / und unser Nachtigal / welches so viel heissen sol / als ein Vogel / der des nachtes gallet / hallet / singet / klährlich bezeugen. Und also heisset das wort Madrigal so viel als ein Stal- oderHürden-lied / ein Heerden- oder Hürten-gesang /oder aber ein Höhlenlied; welches die Hürten oder Schäfer bei ihren Hürden oder Heerden in den höhlen gesungen. Wir haben es lieber ein Schattenlied geben wollen; weil es die Hürten / wan sie üm den heissen mittag / vor der sonnenhitze / entweder in den höhlen / oder unter dikbelaubten beumen / unter dem schatten geruhet / zu singen pflegen. Es ist auch nichts fremdes / daß die Wälschen das letzte wortglied gal in Madrigale von den Deutschen entlehnet; weil nicht allein sie / sondern auch die Spanier / ob sie uns schon so fern entlegen / ja noch weit mehr dieFranzosen mit vielen andern wörtern dergleichen getahn. Die Wälschen haben auch das wort gallillo, das ist / ein glöklein / oder auch die Luftröhre im schlunde oder halse / dadurch der hal und klang der stimme gehet oder gemacht wird. Dieses ist nirgend anders her / als aus unserem alten deutschen gallen (daraus auch galm / eben wie aus hallen / hals /und halm / den die Hürten zur pfeiffe gebrauchen /gebildet) entsprossen. Ja eben daher hat das Lateinische wort Gallus, das ist ein Hahn / der durch seinenhällen hal den tag anzeiget / selbsten / und nicht vom alten nahmen der Franzosen Gallus, wie etliche / weil die Hähne zuerst in Frankreich sollen entsprossen /oder in großer mänge / zum fechten oder Hahnenkampfe / erzogen sein / fürgeben / seinen uhrsprung gewonnen. Dan dieser Völker nahme Gallus, oder zuerst des gantzen [511] Reichs / Gallia, ist ohne zweifel vom Hahne / den sie Gallus vom gallen oder hallen genennet / indem er sich alda hauffenweise befunden /entsprungen. Und also heisset Gallia so viel als Hahnenland: gleichwie Spanien Kaninenland / undLusitanien / welches nun Portugal genennet wird / Mandelnland / weil man in jenem viel Kaninen /und in diesem viel Mandelnbeume gefunden / dem uhrsprunge der wörter nach / bedeuten. Dan Spanien hat seinen nahmen nicht vom Waldgötzen Pan / wieSostenes im 13 b. und andere treumen / sondern vom Ebreischen oder Fönizischem worte ןפש saphan, daß ist ein kanien / daraus הינפש Sphanija oder Spania gebildet: und Lusitanien auch nicht vom erdichtetenLusus / wie Plinius / aus dem Varro / im 1 h. des 3 b. meldet / sondern von זול lus, das ist eine Mandel oder ein Mandelbaum / bekommen. Und diese nahmen scheinen ihnen die Fönizier oder Kananeer / als sie von den Kindern Israels aus Kanaan verjagt worden / und sich in diesen ländern niedergelaßen / gegeben zu haben. Mir ist im übrigen auch sehr wohl bekant / daß andere das wort Madrigale lieber vonmadre herleiten wollen / also daß es ihnen so viel sein sol / wie sie schreiben / als Madre della gale, das ist eine Mutter der lieder. Und dieses gefället mir auch nicht übel; weil ein Schattenliedlein in der taht und wahrheit / indem es so klein ist / eine Mutter / das ist ein uhrsprung / begin oder anfang der andern lieder und gesänge genennet werden kan. Dan in dem verstande wird / so wohl im Wälschen / als Spanischen / das wort madre, als auch matrize vielmahls gebraucht: nähmlich madre della stampa, cioè la forma che getta le lettere, o i caratteri, das ist / ein werkzeug / darein die drukbuchstaben gegossen / oder darnach sie gebildet werden: matriz de la emprenta; welches [512] unsere Schriftgiesser / den Wälschen zur folge / auch Matrizen / als wolten sie sagen / die Mutter oder Mütter der Buchstaben /zu heissen plegen. So benahmen wir auch die Muschel / darinnen die Perlen wachsen / oder daraus sie ihren uhrsprung haben / Perlenmutter / wie die Spanier Madreperla, und die Wälschen Madre de perlas, d.i. nacar, o concha de perlas. Madre del rio, Madre del fiume, das ist ein uhrsprung der flüsse /ein spring / ein kwäl / sagen die Spanier und Wälschen gleichfals auf eben den schlag. Von mehr andern erklährungen handelt der Hochgelehrte von Kempen / unter den Deutschgesinten der Unsterbliche / in seinem Berichte von den Schattenliedern oder so genenten Madrigalen. Wie nun die Wälschen diese Schattenliedlein auf so vielerlei weise machen / kan man bei ihren Dichtmeistern sehen: als bei demHieronimus Pret / Sachet / Bokaz / Ariost / Bembus / Bernia / Navager / Tassus / Stiglian / Orsien / Peter Michaeln / und andern; als auch bei der edlen Röhmerin Margareta Kosta / in ihren Liebesbriefen: vor allen aber bei den zween berühmten Rittern /Marin und Guarin / die in dieser Liederahrt auch alle neuen und alten übertreffen. Unter andern findet man bei dem letzten ein so zu nennen zusammenge ketteltes Schattenlied / von 84 Reimzeilen; darinnen die sätze zuweilen 14 / zuweilen 4 / zuweilen 6 / zuweilen 12 / zuweilen 10 Reimbände haben.
Zum 246 / 247 / 248 blatte.
In diesem Schattenliedlein werden die zur Ehlichen Liebe gehörige eigenschaften beschrieben: nähmlich im 1 satze geben wir zu erkennen / daß sie rein /ungefärbt / ohne falschen schein und aller dinge unbeflekt sein mus; gleichwie die reinen [513] Schäflein /die erst aus der schwämme kommen: im 2 / daß siesanfte / lieblich / anmuhtig / und ohne einigen zorneifer / oder andere heftige gemühtsbewegungen sei; gleichwie die sanftmühtigen und gedültigen Schäflein: im 3 / daß sie auf unverfälschter Treue beruhe; indem die Braut ihrem Gatten eben so treulich folget / als die Schäflein ihrem Schäfer: im 4 / daß sie beständig in solcher Treue bleibet; indem sich die Braut endlich mit ihrem Breutigam in liebe und treue der maßen verbindet / daß beider Liebe mehr und mehr zunimt: und im 5 / daß die solcher gestalt reine / sanftmühtige / treue / beständige und endlich vereinbahrte Liebe mit seegen vom Himmel gekröhnet werde / und den höchsten preis / die schönste krohne des ruhmes / darvon trage.
Zur 20 zeile des 262 blats.
Daß Josef die meisten Feuerspitzen in Egipten / zur bewahrung des getreides / bauen laßen / haben viele darvor gehalten: derer meinung auch Nazianzenus beipflichtet / und zugleich saget / daß solches der nahme πυραμὶς selbsten guht hiesse; weil πυρὸς so viel gesagt sei / als weitzen / oder getreide / und daher πυρὸς auch eine Weitzen- oder Korn-scheune bedeute; wie dergleichen gebeue noch itzund von den Egiptern genennet würden. Isidorus l. 15, c. 2. Chassaneus in Catalogo gloriæ mundi part. 12, consid. 75. Pierius l. 39. Hierogl. de Meta. Etymologus. Ful. Solinus. Plinius l. 36, c. 12. Zu Karaffar oder Massar / zwo meilen von Alkeir / findet man noch itzund sieben alte gebeue / welche vor Josefs Kornheuser /wie Beauvau schreibet / gehalten werden.
Zur 32 und folgenden zeilen des 262 blats.
Cornelius à Lapide, in vers. 34, 35, 36 capitis 41 Geneseos: Omnes Ægyptii hoc septennio fertilitatis,[514] jussu regis, compulsi sunt quintam partem frugum suarum vendere Regi, servandam in septennium sterilitatis: aut certè, ut vult Tostatus, durante isto septennio fertilitatis vetuit rex frumentum Ægypto efferri, & exteris vendi. Frumentum scilicet non triturat um, non excussum, ut simul jumentis recondatur suum pabulum, puta stramina, paleæ, etc. ut Philoannotat. Andere wollen / daß dieser fünfte teil / den der König / oder Josef vor den König / vorweg genommen / mit königlichen geldern sei bezahlet worden: wieder andere / daß man ihnen andere mittel und wahren / als holtz aus den königlichen büschen / steine / und dergleichen dinge / darvor gegeben.
Zur 20 zeile des 263 blats.
Hiervon schreibet Herodotus / und andere. Auch haben die Griechen und Röhmer nachmahls / den Egiptern zur folge / dergleichen Untersuchungen des lebens / welche sie Judica Censoria nenten / ebenmäßig angestellet. Pancirollus l. 1. Rer. deperditar. memorab. p. 282. Sonderlich hat Solon die Satzung /dadurch alle Egipter verbunden waren / ihre nahmen bei ihren Reichshauptleuten anzugeben / und zu sagen / wovon sie sich erhielten / bei den Atehnern aufgebracht. Jo. Ravisius Textor in Theatro Historico l. 3, c. 6, de Ægypt. legib. p. 234.
Zum 264 und 265 blatte.
Von dieser des Josefs Korneinsamlung handelt auchGreiffensohn in Josefs Lebensbeschreibung / am 170 / 171 / 172 bl. weitleuftig.
Zur 16 zeile des 226 blats.
Isokrates schreibet / in seiner lobrede des Busiris /die uhrsache des Götzendienstes bei den Egiptern den Königen zu; und meinet / daß er darüm eingesetzt [515] sei / damit das gemeine volk den Königlichen gebohten gehorchen lerne. Thysius in Descript. Ægypti p. 137.
Zur 17 zeile des 267 blats.
Besiehe in der Anmärkung bei der 19 zeile des 65 blats / was Ruben / in seinem Letzten willen / hiervon saget: als auch das 42 heupst. des Buchs der Schöpfung / von den folgenden begäbnüssen.
Zur 13 zeile des 268 blats.
Delrio meinet / daß Josef seine Brüder darüm drei tage im gefängnüsse liegen laßen: damit sie vor das dreifache verbrechen / an ihm begangen / nähmlich weil sie vorgehabt ihn zu tödten / ihn in die grube geworfen / und dan verkauft / drei tage lang büßen möchten. Aber solches könte besser auf die drei tage /so lange sie ihn in der grube liegen und hungern laßen / gedeutet werden.
Zur 17 und 18 zeile des 270 blats.
Daß Josef darüm den Simeon vor allen andern binden laßen / weil er die meiste schuld hatte / daß er zum leibeignen war verkauffet worden / ist des Gennadius / Filo / Teokritus und vieler Altväter meinung. Auch ist solches aus der heiligen Schrift selbsten genug abzunehmen.
Zum 273 und 274 blatte.
Hiervon schreibet Moses vom 16 spruche an / bis an das ende des 43 hauptstükkes seines 1 buches.
[516] Zum 275 / und folgenden zwei blättern.
Dieses wird im 44 haupstükke des Buches der Schöpfung / auch noch weitleuftiger vom Samuel Greiffensohn / in Josefs Lebensbeschreibung am 198 / 199 /und 200 blatte / erklähret.
Zum 279 / und 280 blatte.
Hiesige begäbnüs erzehlet Moses ebenmäßig im 45 hauptstükke des Buchs der Schöpfung; als auchGreiffensohn / und Josef / der Jüdische Geschichtschreiber.
Zum 282 blatte.
Hierbei kan gemelter Greiffensohn am 214 / 215 /216 blatte gelesen werden. Auch kan man Josefs undBenjamins Letzten willen nachsehen / wie Josef seiner Brüder übeltaht / an ihm begangen / allezeit zu vertuschen / und guht zu machen getrachtet.
Zu den drei letzten zeilen des 283 blats.
Dieser Fürst / der das gelobte Land eingenommen /und unter die Kinder Israels ausgeteilet / war Josua /des Nuns sohn / der zuvor Hosea hies / aus dem Stamme Efraims / des sohns Josefs / entsprossen; wie aus dem 13 hauptstükke des 4 buchs Moses zu sehen.
Zum 284 blatte.
Diese beschreibung der leibesgestalt Jakobs findet man in der Assenat Geschicht: da / unter andern /auch von der anzahl der Kinder Israels / die / mit ihrem [517] Vater / in Egipten kahmen / diese worte zu lesen: darüm zog Jakob / durch ein gesicht von Gott gestärkt / mit 66 Seelen in Egipten; also daß ihrer / er / und Josef / mit seinen zwee Söhnen /darzu gerechnet / 70 beieinander waren. Und Jakob war 130 jahr alt / als ihn Josef vor des Königes angesicht brachte. Im andern jahre des Hungers / am 22 tage des zweiten mohndes /kahm Israel / mit seinem gantzen Geschlechte / in Egipten / u.a.m. Hierbei ist zu märken / daß die Geschicht der Assenat / als auch das Buch der Schöpfung / im 46 hauptstükke / da ebenmäßig nur 70 Seelen gezehlet werden / die Seelen der Weiber nicht mitgerechnet / wie die Geschicht der Zwölfbohten / im 14 spr. des 7 hauptst. getahn; da von 75 Seelen meldung geschiehet. Aber Hievon kan Lange in seinem Buche von den Jahren nach der Heilgebuhrt / am 262 blatte gelesen werden.
Zur 6 und 7 zeile des 285 blats.
Bei den worten des 34 spruches am ende des 46 hauptstükkes im Buche der Schöpfung / ןוצ העור לכ םירצט תבעות Alle Schafhürten waren den Egiptern ein greuel / finden sich vielerlei unterschiedliche meinungen. Etliche / unter denen auch einer ist der fürtrefliche Bochart am 374 blatte seines Kanaans /halten darvor / daß die Viehhürten darüm den Egiptern ein greuel gewesen; weil die Fönizischen Hürten / derer sechse 242 jahre / wie Maneton / bei dem Af riker / bezeuget / über sie geherschet / ihre Götzenheuser zerstöhret / ihre städte verbrant / sie selbsten teils erwürget / teils mit harter dienstbarkeit beleget /und allen muhtwillen an ihnen verübet: wie Josef der Jüdische Geschichtschreiber in seinem 1 b. wider [518] denApion meldet; welcher aber der Fönizier begäbnüsse mit den geschichten der Israeler vermischet. Hingegen meinet der Ebreer Rambam / und andere / daß die Egipter darüm die Viehhürten verfluchet / weil sie das Vieh / welches jene vor Götter gehalten / geschlachtet: dan sie hetten durch den Widder denHammon / durch das Kalb den Apis / durch denOchsen den Osiris / durch den Bok den Priapus /als welche sie vor eigene wohnungen dieser Abgötter hielten / geehret; und darüm geweinet / und getrauret /wan eines von diesen Götzentieren gestorben. Ja daher were es kommen / daß die Ebreer diese Tiere zu heiligen Schlachtgaben / und zum tode bestimmet; damit dieser gottlose Gottesdienst / durch einen gantz widerwärtigen / verdammet / vernichtiget / und solcher greuel vertilget / ja die sünde zugleich ausgesühnet würde. Fast eben dasselbe lesen die Ebreer in ihrem Buche Tamtam: da unter andern auch stehet /daß die Ebreer die Leuen / Bähren / Tieger / und dergleichen andere tiere darüm zu ihrem Gottesdienste nicht gebrauchet / weil es die Egipter getahn. Gemelter Rambam füget hinzu: daß die Egipter / aus oberzehlten uhrsachen / das Himlische zeichen den Widder geehret: ja etliche Sabeer selbst die Teufel / weil sie in gestalt eines Widders oder Bokkes erschienen; und daher auch Seirim / das ist Boksgeister genennet: von denen unser Dichterischer Sternhimmel am 53 / 54 und 55 bl. kan gelesen werden.
Zum anfange des 290 blats.
Hiervon meldet die Sarazenische Geschicht von Josefs tahten in Egipten / als auch die Nubische Landbeschreibung: mit denen alle Arabische Geschichtschreiber überinstimmen. Von diesem Nielmaße [519] kan auch Strabo gelesen werden. Ob nun das Nielmaß /das die itzigen Egipter auf dem Nielischen InlandeMichias haben / welches ein Maß heisset / und gegen der alten stadt Milfrulhetich / nicht weit von Alkeir /über gelegen ist / eben dasselbe sei / das Josef gestiftet / darvon laßen wir andere urteilen. Man beschreibet es / daß es ein runtes gebeu / und in der mitte mit einem vierekkichten Wassertroge / der 18 ellen tief /versehen sei: und daß mitten im gemelten Wassertroge eine seule stehe / die eben so hoch / auch in eben so viel ellen geteilet / als der trog tief ist; darein das Nielwasser unter der erde hin / durch eine röhre / geleitet wird. Hierher pflegen alle jahr üm die zeit / wan der Niel zu wachsen beginnet / vom Stahtsrahte etliche Beamten geschikt zu werden: welche den anwachs des Niels besichtigen / und desselben höhe / durch Kinder / mit gelben binden üm das heupt / in der stadt Alkeir ausrufen laßen. Auch pfleget man / unter währendem auflauffe des Niels / so wohl in andern städten / als in Alkeir / durch alle gassen die trummeln zu schlagen / und mit trompeten zu blasen: und gemelte kinder / welche / bei ihrem ausrufe / das volk Gott zu fürchten ermahnen / werden von einem ieden mit geschenken begabet. Besiehe / was Leo der Afriker in seinem 8 teile / als auch Kircher / im Egiptischen Oedipus / hiervon schreibet.
Zur 20 und folgenden zeilen des 290 blats.
Kircherius Oedipi Ægypt. tom. 2, part. 2, pag. 430.Diodorus Siculus l. 3, c. 2. Zu dieser Goldarbeit warden nicht allein alle zum tode verwiesene und andere verbrecher / sondern auch ihre sämtliche bluhtsverwanten / und alle gefangene feinde verdammet.
[520] Zu den ersten 7 zeilen des 291 blats.
Es scheinet daß die Scheidekunst / sonderlich dieselbe / die mit dem Goldmachen eigendlich ümgehet /von den Egiptern entsprossen ist; wie hiervon Panzi rol von den neuen erfindungen / am 313 blatte / Suidas / Libavius / Parazelsus / von dem die Scheidekunst am allerersten Ars spagirica, ᾽πὸτοῦ σπᾶν, &ἀρλείρειν, das ist vom zerteilen oder scheiden / undzusammensamlen / genennet worden / als auch Zedrenus / Petrus Severinus / Tohmas Muffet / Teobald Hogenlande / R. Lullius / Paul Skaliger /Moresinus der Schotte / Fenot / Karrer / Niklaß Mirandulanus / Fernel / Kardanus / Kleopatra /eine Jungfrau von Tafunt / Maria die Jüdin / Rosinus von Alexandrien an seine Schwester Teosebie /Seidel / und viel andre mehr / die von dieser Scheidekunst oder Scheidefügekunst / wie sie nach desTeofrasts meinung könte genennet werden / geschrieben / in ihren büchern bezeugen.
Zum 291 / und folgenden 3 blättern.
Diese gantze begäbnüs wird / in der Assenat Geschicht / weitleuftig erzehlet.
Zum 296 / und 297 blatte.
Dresserus Millenario 3, p. 154: Hoc officii genere functus est (Joseph) annis 80, usque ad finem vitæ, factumque est, ut anni gloriæ sexies superârint annos miseriæ ejus. In tanto enim temporis spacio non solùm Politicâ sapientiâ & auctoritate anteivit omnibus Ægyptiis, sed veram etiam doctrinam de Deo, & artium notitiam atque professionem in ille regno fundavit [521] atque propagavit. Nec dubium est, quin Heliopoli Scholam, in qua Astronomia, & cæteræ artes bonæ explicatæ sunt, constituerit, & immunitatibus magnis ornârit; ex qua Dionysius Areopagita etiam prodiit, etc. In hac Schola, quæ postmodum Iséum dicta, imprimis floruit Mathesis, Astronomia, Astrologia, Phisiognomia, Chiromantia, Ars item de Signaturâ rerum, aliæque ejusmodi artes.
Zur 20 und 21 zeile des 300 blats.
Dieses Mittel pflegt man den Ohnmächtigen zu gebrauchen; weil solcher gestalt die stärkende kraft desGoldes und Safrans / durch die Luft- oder Hertz-äderlein / die unter dem vorletzten finger / der daher auch der Hertzfinger heissen könte / lieget / und von dar nach dem hertzen zu gehet / in das matte und schwache hertz / seine geister zu stärken / geführet wird. Auch pfleget man eben darüm meistenteils einen güldenen Ring an diesem finger / den man deswegen gemeiniglich den Goldfinger nennet / zu tragen; wie Jakob Horst im 5 b. des 3 teils von den verborgenen wundern der Natur / am 182 und 183 bl. bezeuget.
Zur 30 zeile des 300 blats.
Diese Aertzte warden Cephalici, Kopfsärtzte / Cordiaci, Hertzensärtzte / Ophthalmici, Angenärtzte /u.s.f. genennet. Prosper Alpinus lib. de Medicina Ægypt.
Zur 22 zeile des 301 blats.
Hiervon kan Eugubinus / Pierius / und andere gelesen werden.
[522] Zur 26 zeile des 301 blats.
Dieses bezeuget Plutarch / in seinem buche vomOsiris / und der Isis.
Zur andern helfte des 306 blats.
Vom balsemen der Egiptischen Leichen hat Herodotus in seinem zweiten buche / nähmlich in der Euterpe / gantz weitleuftig und ausführlich geschrieben: dem wir auch alhier / was die Fürstlichen Leichen betrift / meistenteils gefolget. Besiehe gleichfals unsere Anmärkung bei dem 238 blatte. Der Arabische ArtztHali hält darvor / daß die Egipter ihre Leichen mit Asfalt / welches wir Jüdenpech nennen / und mitHahrtze vom Balsembaume / das der Artzneihändler Opobalsamum ist / als auch mit Mirren / und dergleichen gewürtzen gebalsemt. Hingegen meinetJohan Nardius / daß sie nichts anders als gemeltesJüdenpech darzu genommen; weil alle gebalsemte Leichen keinen andern geruch hetten / als nach diesem Peche. Asfalt / ἄσφαλτος, welches Suidas vom beraubenden wortteilichen α, und ἄσφαλτος, das ist /mit den füßen bewegt werden / zappeln / aufspringen / herleitet / heisset eigendlich das hahrtz oder pech / welches auf dem Todten meere / das aus den versunkenen städten Sodoma und Gomorra / auf 8 meilen lang / entstanden / und daher ἀσφαλτίτνς, das ist / das Hahrtzmeer / oder das unbewegliche oder todte meer / weil alles darinnen todt ist / genennet wird / zu schwimmen pfleget. Honterus Cosmograph. l. 3:
Jordanusque sacer geminis è fontibus ortus,
tandem Aphaltitæ diris immergitur undis.
Von diesem Jüdenpeche schreibet Dioskorides im[523] 100 h. des 1 b. und Plinius im 15 h. des 3 b. als auch Solinus / Justinus / und Kornelius Tazitus weitleuftig. Auch wollen etliche / daß man zu solchem Jüdenpeche / damit es besser flüßen möchte / den dünnen Babilonischen Jüdenleim genommen: den die Griechen νάφϑα nennen / und Dioskorides im 10 h. des 1 b. als auch Plinius im 105 h. des 2 b. Strabo / im 16 b. und Plutarch / mit mehr andern / beschrieben. Viele halten diesen Jüdenleim vor das so genente Peter- oder stein-öhl; welches in unterschiedlichen Egiptischen ortern / mit gantzen pfuhlen / gefunden wird: daraus es die alten Egipter / durch röhren / unter der erde hin / in ihre ewigbrennende Grablampen geleitet; wie der Araber Schianga / in seinen Geschichten von den gedenkwürdigsten Egiptischen dingen bezeuget. Wan dieses Balsempech also zubereitet war /und die Leichen darinnen eine zeit lang gelegen; so hatte es sich mit solcher kraft selbst in die allerinnersten teile hinein gezogen / ja den gantzen leib dergestalt zusammengezogen / daß er fast halb eingekrümpft / und aus einer mansleiche eine kinderleiche geworden zu sein schien. Daher darf man sich auch nicht verwundern / daß alle solche gebalsemte Leichen / die man heute zu tage findet / von den unwissenden / mehr von Kindern / als erwachsenen Menschen / weil sie alle so klein seind / angesehen werden. Ich selbsten habe eine Hand / die von einem gebalsemten Könige sein sol / und mir vom HerrnJohan Georg Brandauen in meine Kunstkammer verehret worden. Diese scheinet / auch selbsten den knochen nach / so klein / als were sie von einem drei-oder vier-jährigem Kinde. Von gemeltem Jüdenpeche / aus dem Sodom- Gomorrischen Todtenpfuhle /hat mir ebenmäßig der Edele Böhmer / Herr Paul Jahn / Ritter von Malta / unter den höchstlöblichen Deutschgesinneten der Vermehrende / ein [524] stüklein /weil es bei uns sonst sehr selten gefunden wird / vor etlichen jahren zugeschikt. Andere hingegen geben vor / daß solcher also zugerichtete Pechbalsam die kraft allein nicht haben könte die Leiber der menschen unverwäselich zu machen: und daher müsten die Egipter nohtwendig Saltz darunter gemischet haben. Aber ob schon das Saltz die Leiber eine zeit lang vor der verderbligteit bewahret / so verzehret es doch dieselben auch zugleich algemach solcher gestalt / daß sie endlich gantz verschwinden. Und hiervon haben wir ein wahres zeugnüs an einem Leichnam / welcher / wie Baronius in seinen Kirchengeschichten schreibet / in den Saltzbergen zu Saltzburg gefunden worden. Dieser hatte eine schneeweisse haut / und augen /als wan sie lebeten. Auch schien er an allen gliedern noch gantz volkommen / und das haar unverdorben zu sein: ja er war so steif / als ein stake. Aber als er drei tage in der luft gelegen / ward er gantz und gar zu wasser. Und darüm haben die Egipter nur die Leichen der armen und schlechten leute 70 tage lang in saltz geleget: aber zum balsam der fürnehmen gantz kein saltz genommen. Hierbei ist zu märken / daß nach dem einfalle des Persischen Königes Kambises in Egipten / welcher üm das 3430 jahr nach erschaffung der welt geschehen / das Balsamen der leichen / weil der überwinder alle Priester verjagte / und alle dergleichen gewohnheiten abschaffete / gantz aufgehöret. Und darüm seind alle gebalsemte Leichen / welche itzund aus den gräbern üm das alte Memfis herüm aufgegraben werden / vor gemelter zeit gebalsemet.
In Guinale / einem Königreiche des Landes der Schwartzen / auf dem Guineischen bodem / werden die Könige auch gebalsemet; aber ihr eingeweide zuerst vor dem Abgotte verbrant / und dan die Asche darvon wieder in den gebalsemten Leichnam getahn.
[525] Zur 8 zeile des 307 blats.
Ein solches Goldblechlein / welches ein wenig mehr / als zwee Ungrische Dukaten / wüget / findet man noch itzund unter der zunge fast aller vornehmen gebalsemten Leichen / die in Egipten aufgegraben werden. Und darüm pflegen die Araber und andere Völker / die zu unserer zeit in Egipten wohnen / wan sie einige gebalsemte Leichen bekommen / dieselben /aus begierde zum golde / vor dem munde straks aufzubrechen / und das gold heraus zu nehmen.
Zum ende des 315 blats.
Hiervon schreibet Moses / im 29 / und folgenden spr. des 47 h. seines 1 buches / und im 31 und 32 spr. des 49 h.
Zur 2 und 3 zeile des 316 blats.
Daß Adam und Eva / nachdem sie aus dem Paradiese verstoßen worden / sich in Kanaan niedergesetzt /und alda zu Hebron / welche zuvor Kiriat-Arbe /das ist / die stadt der Viere / geheissen / begraben worden / lieset man im Buche Beresit Rabba: dem auch Hieronimus / im Grabspruche der Paule / zum teile gefolget. Und hiervon kan Sixtinus Amama über den 15 spr. des 14 h. aus dem Buche des Josua gelesen werden.
Zur 9 und 10 zeile des 316 blats.
Also erklähren etliche Jakobs letzte worte des 47 h. im Buche der Schöpfung. Und hierüber kan Kornelius à Lapide gelesen worden. Die folgende gantze Geschicht wird ebenmäßig im 48 und 49 h. weitleuftig erzehlet.
Zur 13 zeile des 217 blats.
Tertullian / von der Tauffe / und der Altvater vonDamask / im 12 h. des 4 b. stehen in der meinung [526] /daß diese des Jakobs übereinander geschränkten hände oder ärme das Kreutz unsers Heilandes vorgebildet. Und Rupertus saget: Efraim seind die Heiden / welche durch die kreutzweise übergeschlagenen hände / das ist durch das Kreutz unsers Heilandes /dem sie gegleubet / dem Manasse / das ist den Jüden / seind vorgezogen worden.
Zur 16 zeile des 218 blats.
Hiervon spricht Ruben in seinem Letzen willen / zu seinen Kindern also: Sehet! Ich nehme heute Gott vom himmel zum zeugen / damit ihr nicht wandelt in der unwissenheit der Jugend / und in Huhrerei: darinnen ich mich alzusehr verbrochen / indem ich meines Vaters Ehbette besudelt. Ich sage euch in der wahrheit / daß mich der HERR sehr schlug; daß er mich sieben mohnden lang in meinem eingeweide plagte. Und hette Jakob / mein Vater / den HERrn vor mich nicht gebähten / dan Ersuchte mich zu tödten; so were ich vergangen. Ich war dreissig jahr alt / als ich dieses übel vor dem HERren beging: und war sieben mohnden lang siech; da man anders nicht meinte / als daß ich sterben würde. Aber sieben jahre lang trug ich reue vor dem HERren / mit guhtem hertzen. Ich trunk keinen Wein / noch einigen andern starken trank. Ich aß auch kein Fleisch / noch kostete einige lekkerspeise: sondern weinete und kärmete über meine sünde; weil sie sehr groß war. u.a.m.
Zur 21 zeile des 320 blats.
Also werden von etlichen die letzten worte des 21 spr. im 49 h. des buchs der Schöpfung erklähret. Lipomanus. Cajetanus. Cornel. à Lapide in hunc locum.
[527] Zum ende des 321 blats.
Dieses erzehlet Moses im letzten hauptstükke seines ersten buchs.
Zur 25 zeile des 323 blats.
Josef saget in seinem Letzten willen von seinen Brüdern also: Ich hielt ihre Kinder vor meine kinder; und meine Kinder als ihre diener und leibeignen. Ihre Seele war meine seele: alles ihr weh / mein weh; und alle ihre krankheit / meine krankheit; ja mein land /ihr land; mein raht / ihr raht. Und ich erhub mich unter ihnen nicht / in hofahrt / meiner weltlichen herrligkeit wegen; sondern war unter ihnen / als der geringeste / u.a.m.
Zum anfange des 324 blats.
In der Assenat Geschicht wird gemeldet: daß Josef /nach könig Nefrems tode / 48 jahr / an des königlichen Fürstens stat / geherschet; und ihm dan erst die Krohne aufgesetzt. Das folgende von Josefs Söhnen /und derselben Kindern erzehlet Moses im 50 h. des 1 b.
Zum ende des 324 blats.
Diese geschicht / wie sie auf den nächsten blättern folget / erzehlet / aus dem Ben Abed Hakem / der Araber Gelaldin / in seinem ersten b. von den Egiptischen Königen.
Zur 23 zeile des 326 blats.
Diodor schreibet auch / daß die Egiptischen könige dieses Land ein Geschenk der unsterblichen Götter / andere eine Gabe des Merkuhrs genennet.
[528] Zum ende des 326 blats.
Elphyum oder Phyum liegt an einem kleinen arme des Niels / nicht weit von Munie; welches 180 meilen von Alkeir entfernet. Leo Africanus 8 part. Livius Sanutus, Villamont, Maginus, Guiliam de Tyr, Kircher Oedip. Ægypt. tom. 1, p. 8. Benjamin nent es in seinem Reisebuche πυθὼν; dessen in den Sibillischen Aussprüchen / am 180 bl. erwähnet wird. UndOrtel schreibet / daß es zwoer städte freiheiten und vorrechte gehabt.
Zur 6 zeile des 327 blats.
Zu oder bei Nitriote / schreibet Sanut / sol Josefs Grab / ein altes Gebeu / auf dem ekke von zween ärmen des Niels / noch stehen.
Zur 3 zeile vor dem ende des 329 blats.
Naftali / nachdem er / in seinem letzten willen / seine Treume erzehlet / füget folgende worte hinzu: Da sagte mein Vater / ich halte / daß Josef noch lebet: dan ich sehe / daß ihn der HERr allezeit mit euch zehlet. Und er fuhr weinende fort: Ach! Josef / mein Sohn / du lebest / und ich sehe dich nicht; auch siehestu deinen Vater nicht / u.a.m.
Zur 16 und folgenden zeilen des 331 blats.
Fast eben dieselben worte seind in Josefs Letztem willen zu lesen: als auch die folgenden zu ende dieses 131 / und im anfange des 132 blats. Hierher gehören auch die worte / welche bei Simeons Letztem willen hinten angefüget stehen: Aber Josefs gebeine werden von den Egiptern in des Königes Schatzkammer bewahret. Dan die Zauberer sagten zu ihnen: wan sie Josefs gebeine wegtragen liessen / so würde über das gantze Egipten eine fünsternüs kommen / mit großen plagen / also / daß niemand / auch bei dem lichte selbst / seinen bruder kennen solte.
[529] Zur 12 und folgenden zeilen des 132 blats.
Astarot / da Job seinen sitz gehabt / wird über denJordahn / in das land des halben stammes Manasse /14 meilen von Jerusalem gesetzt. Bis hierher /nähmlich bis an den Jordahn / erstrekte sich / von der stadt Damaskus ab / das land Uz / des sohnesArams. Hieronimus meinet / daß gemelte stadt daher diesen nahmen bekommen / weil man die Abgöttin der schönheit und liebe / welche bei den SirernAstarot / auch Astarte heisset / alda geehret. UndBernhard von Breitenbach schreibet / daß man des Jobs grab den reisenden alda noch zu zeigen pflegte. Viele muhtmaßen / daß Job aus des Esaus nachkommen entsprossen. Aber es scheinet der wahrheit gemäßer zu sein / was Hieronimus / in den Ebreischen fragen / und Luhter / über das Buch der Schöpfung /schreiben: nähmlich daß Job aus dem Uz / der ein sohn Nahors / des bruders Abrahams gewesen / hergestämmet: daher er auch Nahors sohn genennet wird. Und etliche meinen / daß er ein könig in Edom gewesen: andere / daß er Jakobs Tochter / die Dina /geehliget. Von seiner überschwänglich großen wohlfahrt und herligkeit / nach ausgestandenen trübsalen /lieset man bei dem Suidas. Euseb. l. 1. demonstrat. Evang. Dresser. mill. 3. p. 157.
Zur 7 zeile des 339 blats.
Levi sagt zwar in seinem Letzten willen: Josef sei im 118 jahre seines alters gestorben. Aber ich halte / daß es ein drukfehler ist / und daß die druksetzer die nichtigkeit 0 vor eine 8 angesehen. Dan nicht nur Moses /im letzten spruche seines ersten buches / sondern auch alle andere Geschichtschreiber / ja der Assenat Geschicht selbsten / schreiben ihm einhällig nicht mehr als 110 jahre zu. Gemelte der Assenat Geschicht wird mit folgenden worten geschlossen: Und Josef ward in einen sarg gelegt / im 110 jahre seines alters / und im 80 seines [530] Fürstentuhms / von der ersten Verheissung / dem Abraham / auf der straße nach Mesopotamien / getahn / im 287 / und nach Abrahams gebuhrt / von welcher das dritte alter beginnet /im 361 / aber vom anfange der Welt an / im 2309. Und Judas ist bis auf die zeit / da die kinder Israels aus Egipten gingen / nicht bewegt worden. Die andern Brüder seind nach ihrem tode meist alle weggeführet / und zu Hebron begraben; ja darnach wieder zu Sichem. In welchem jahre nach erschaffung der Welt Josef gestorben / seind die Geschichtschreiber nicht einig. Etliche setzen das 2390; aber ich muhtmaße / daß diese zahl versetzt sei / und 2309 heissen sol. Andere zehlen gar das 2399; da vielleicht die erste 9 vor eine 0 eingeschlichen: wieder andere noch anders. Die meisten aber setzen / daß er im 2761 jahre vor der Heilgebuhrt / und im 633 nach der sündfluht gebohren; auch im 1651 ebenmäßig vor der Heilgebuhrt / und im 743 nach der sündfluht gestorben sei. Hiervon hetten wir sehr viel zu sagen: aber weder die zeit / nach der hiesige raum / noch auch des Lesers geduld wil solche weitschweiffigkeit leiden.
Zur ersten helfte des 340 blats.
Hinter Josefs letzten willen findet man folgende worte angefüget: Das gantze Israel / und das gantze Egipten / beweineten ihren Josef / mit einer großen trauer. Dan er war barmhertzig und mitleidende gegen die Egipter / eben als gegens seine eigene gliedmaßen / gewesen: und er täht ihnen alles guhtes. Er war ihnen allezeit zugetahn mit guhtem rahte / und in allen dingen behülflich.
Zur ersten zeile des 342 blats.
Besiehe hiervon die Anmärkung bei der 16 zeile des 331 blats.
Zur 17 zeile des 342 blats.
Dieses bezeugen unterschiedliche Ebreische Ausleger des Buches der Schöpfung. Avizenna bringet [531] viererlei uhrsachen bei / warüm der Niel so fruchtbar sei. Hiervon schreiben auch Galenus / Aristoteles / Plutarch / Johan Pierius / l. 46 Hier. Tit. de tribus Urnis; Joh. Langius Epistol. Medicinal. l. 1, epistol. 31; Alexander ab Alex. l. 14 Genial. dier. c. 17;Pancirollus de Nov. repert. und viel andere. Daher ist es kommen / daß Egipten so überaus volkreich /ja so reich an Städten gewesen. Dan alda zehlet Diodor 18000 fürtrefliche Städte; und zu seiner zeit ohngefähr 1300000 Einwohner / ja vor seiner zeit 1700000. Besiehe was Bochart in seinem Faleg / am 314 bl. hiervon schreibet.
Zum ende des 342 blats.
Die Babilonischen Könige haben das Nielwasser unter ihren schätzen / als was seltsames und sonderbahres / das sie so weit hohlen laßen / bewahret. Ja die Egipter selbsten pflegten es / als ein sonderliches geschenke / in fremde länder zu senden. So schikte es der König Filadelf seiner Tochter Berenize / welche dem Antioch vermählet war / in Sirien zu; wieJohan Lange / an obangezogenem orte / schreibet.
Zur 18 zeile des 343 blats.
Dieses bezeuget Abenesra / Abenefi / und Suidas. Die Arabischen worte des Abenefi lauten in unsrer sprache / also: Und Josef ward gleich als ein König des gantzen Egiptens; und sie nenneten ihn Apis.
Isse / oder / wie das Ebreische lautet / Ischa / השא das ist eine Männin / Fraue / Virago, ist aus שיאIsch, das ist ein Man / vir, gebildet / und heisset hier so viel / als eine Frau der frauen; wie man die fürnehmsten Alsgöttinnen genennet findet. Besiehe unsern Dichterischen Sternhimmel / im Sternzeichen der Jungfrau.
Ende.