Anmärkungen

[486] [488]Zugabe oder Anmärkungen über seinen Simson /

zur nohtwendigen Erklähr- und Bewährung

etlicher Dunkelen und sonderlichen

Reden desselben / den Lieb-

habern zum besten zu

Lichte gegeben.

[488][491]

Den guhthertzigen Lesern

Den guhthertzigen Lesern.

Mein Simson hat nunmehr sein Grab verlaßen. Er hat sich in die heitere Luft begeben. Er ist aus der Nacht zu Lichte gegeträhten. Nichtsdeszuweniger scheinet Er / mitten in der offenen Luft / noch halb begraben. Doch dünkt mich / Er sei mit der nächtlichen Dunkelheit noch etwas ümhüllet. Doch gleichwohl deucht mich / Ihm fehle noch hier und dar / mitten im Lichte / das Licht. Dannoch darf ich zweifeln /ob Ihm / im Tage selbsten / nicht zuweilen der Tag mangele. Nicht zwar der Scharfsichtigen wegen; denen ein kleiner Schein genug ist: sondern der schwachen und blöden Gesichter wegen; denen die Macht und Kühnheit / samt der Kunst und Wissenschaft alles zu sehen gebricht. Ob nun schon jene /derer so gar wenig seind / keines fremden Lichtes bedürfen; indem ihnen ihr eigenes Licht genug leuchten kan: so mus ich doch diesen zu liebe / derer überaus große Mänge vermuhtlich lüsterner sein wird diesenWunderheld so wohl von innen / als von aussen zu beschauen / ja ihm selbst / so zu reden / ins Hertze zu schauen / ein sonderliches Licht / ihnen die Augen des Verstandes aufzuklähren / anzünden. Ja ich mus meinem durch Hoch-deutschland reisendem Simson / ob er schon Hoch-deutsch zu reden von mir begriffen / einen Sprachdeuter / oder vielmehr Erklährer seiner Reden zufügen: welche den Ungelehrten / und so mancherlei Wissenschaften noch Unkündigen / ihrer Kürtzbündigkeit wegen / auch sonsten etwas dunkel und undeutlich vorkommen möchten. Und hierzu sollen ihm folgende Anmärkungen dienen: welche nicht allein den Nebel etlicher dunkelen Reden zertreiben / sondern auch zugleich anzeigen werden / woher eine oder die andere geflossen / auch wohin sie zielet. Doch diese begleiten Ihn /nicht die Gelehrten / sondern die Ungelehrten zu unterweisen. Nur den Unwissenden zu gefallen hat sie diese Feder aufgesetzt. Den Wissenden redet Simson selbst Deutsch und deutlich genug. Sie bedürfen keines Anmärkens / noch erklährens. [491] Gleichwohl stehet es ihnen frei / neben dem Simson / auch zugleich seinen Geleitsman zu hören. Ich mag es wohl leiden: doch mit dem Bedinge / daß sie ihn / mit eben der Guhthertzigkeit hören / als er redet; und mit keiner ungewaschenen Zunge sich über ihn zu Splitterrichtern machen: indem es ihnen vielleicht scheinen möchte / daß er in etlichen, Dingen alzuweitschweiffig / in andern alzukurtz redete / ja viel nöhtiges mit Stilschweigen gar überhüpfte. Was dieses letztere betrift / mus ich freilich bekennen / daß wegen änge der Zeit / und Heuffigkeit meiner so mancherlei Geschäfte / nicht alles also / wie mein Wille war / hat können erklähret werden. Auch war mit / bei gleichsam gestohlener Zeit / anders nicht vergönnet / als nur obenhin / und mit gantz flüchtig-färtiger Feder folgende Märkzeilen aufzusetzen. Gleichwohl darf ich hoffen /man werde / dieser Entschuldigung zu liebe / alles im besten aufnehmen. Und in solcher so guhten Hofnung / wil ich diese Voransprache schlüßen / und meine Leser / nächst befehlung in GOttes Obhuht / auf was mehres / gegen künftige Zeit / sofern der Ewiglebende mein Leben fristet / hiermit vertröstet haben.

[492]

Anmärkungen des ersten Buches

Anmärkungen über seinen Simson.

Zur ersten Einteilung

Des ersten Buches.

Fürst Abdon] der eilfte Richter über Israels Kinder nach Mose / war ein Sohn Hillels oder Elels / wie ihn Flavius Josef / der Jüdische Geschichtschreiber nennet / von Pireaton oder Faraton / aus Efraims Stamme / bürtig. Er hatte vierzig Söhne / und dreissig Kindskinder / die allesamt auf jungen Eselsfüllen / als Landesjunkern / einher trabeten. Seine Herschaft über das Volk Gottes währete nicht länger / als acht jahre: wie im Buche der Richter / am Ende des 12 Hauptstükkes zu lesen. Und hierzu füget obgemeldter Geschichtschreiber / in der 9 Abteilung seines 5 Buches von den Jüdischen Altheiten / noch dieses: Bei ihm (dem Abdon) finden wir nichts Denkwürdiges / als die Vielheit seiner Kinder. Dan der Friede / der zu seiner Zeit in höchster Blühte stund / gab ihm keine Gelegenheit etwas tapferes und ruhmwürdiges zu verrichten. Er hatte vierzig Söhne / und dreissig Enkel: und ward / wan er ausritte / mit diesen siebenzig auserlesenen Reitern begleitet. Die hinterlies er alle bei Leben / üm das 1191 Jahr vor der Heilgebuhrt.

Die Boßheit nahm Oberhand.] Der Begin des 13 Hauptstükkes im 1 Buche der Richter lautet hiervon also: die Kinder Israels tähten fürder übel vor dem HErrn: und der HErr gab sie in die Hände der Filister vierzig Jahre. Flavius Josef aber gedenket keiner Boßheit / deswegen das Volk GOttes diese Strafe leiden müssen; indem er / in der 10 Abteilung obangeführten [493] Ortes / folgender gestalt schreibet: nach dieses (des Abdons) Tode / überwältigten die Filister das Israelische Volk / und machten es ihnen schatzbar vierzig Jahre lang.


Zur 2 Einteilung.


Aus diesem Frieden keumete die Wohllust auf /] die ein. Lokaas ist zu allem Bösen / zu allem Muhtwillen / zu allen Untugenden: weil dadurch die Menschen /eben als durch einen Hahmen die Fische / gefangen werden; wie / dem Plato zur folge / Plautus und Tullius von ihr gantz einstimmig / und schier mit einerlei Worten urteilen / wan sie sagen / und zwar jener / in seinem Kaufmanne / VOLUPTAS EST MALORUM ESCA, QUÒD EÂ NON MINUS HOMINES, QUÁM HAMO CAPIANTUR PISCES; dieser aber /in seinem Kato dem ältern / MALORUM ESCA VOLUPTAS, QUÂ HOMINES CAPIUNTUR, UT HAMÔ PISCES. Nichts anders wil auch eben derselbe Tullius andeuten / wan er in seinem 5 Buche an den Attikus schreibet: MAXIMAS VIRTUTES jacere OPORTET, VOLUPTATE DOMINANTE, wo die Wohllust herschet / müssen die grösten Tugenden unterliegen: und im 2 Buche seiner Freundespflichte /VOLUPTATES, BLANDISSIMÆ DOMINÆ, SÆPE MAJORES PARTES ANIMÆ À VIRTUTE DETOR QUENT, die Wohllüste seind so liebreitzende / so hertzentzükkende Herscherinnen / daß sie oftmahls die meisten Teile der Seele von der Tugend abziehen: wie auch in seinem Kato dem altern / IN VOLUPTATIS REGNO VIRTUS CONSISTERE NON POTEST, im Reiche der Wohllust kan die Tugend nicht bestehen: welchen Spruch Salust folgender gestalt etwas kurtzbündiger gefasset / IN REGNO VOLUPTATIS VIRTUTI NON EST LOCUS, im Wohllustreiche findet die Tugend keine stat: weil den Wohllüsten / und der Tugend zugleich niemand zu dienen vermag; wie man anderswo lieset. Ja eben dahin zielet Seneka / wan er in seinem 52 Sendeschreiben schreibet: QUIDAM SE VOLUPTATIBUS IMMERGUNT, QUIBUS IN CONSUETUDINEM ADDUCTIS, CARERE NON POSSUNT: & OB HOC MISERRIMI SUNT, etliche vertieffen sich in den Wohllüsten / durch Angewohnheit so sehr / daß sie derer nicht entbähren können: und daher seind [494] sie die armsäligsten Menschen: wie auch mehrgemeldter Tullius / wan er die Wohllust / in seinem 1 Buche von den Satzungen / also abmahlet: IMITATRIX EST BONI VOLUPTAS, MALORUM MATER OMNIUM, CUJUS BLANDITIIS CORRUMPUNTUR, QUÆ NFATURÂ SUNT BONA, die Wohllust ahmet dem Guhten nach / wiewohl sie eine Mutter ist alles Bösen; die durch ihre Schmeuchlungen / was von Gebuhrt Guht ist / verbastert. Daher hat die Natur / wie Erasmus von Roterdam meinet / die Menschen keiner töhtlichern Haupt- und Gift-seuche / dan der Wohllust / unterwerfen können; indem aus diesem Brunnen /alle Laster / und alles Elend Menschlichen Lebens hervorkwällen. Aber / was noch am allerschlimsten ist / wie süße sie sich bei uns eingeschlichen / so bitteren Nachschmak / wan sie den Rükken kehret / lesset sie hintersich: ja sie flühet / und uns bleibet / an ihre stat / aller der Jammer bei / darein sie uns gestürtzet. Darum ist es wohl alzuwahr / was mehrerwähnter Tullius / aus dem Musonius / schreibet: SI QUID FECERIS HONESTUM, CUM LABORE, LABOR ABIT, HONESTUM MANET: SI QUID TURPE, CUM VOLUPTATE, TURPITUDO MANET, VOLUPTAS ABIT, wan du was Ehrliches / mit Arbeit /ausgerichtet hast / so verschwindet die Arbeit / und die Ehre bleibt: aber auf eine schändliche Taht / mit Wohllust verrichtet / bleibet die Schande / und die Wohllust verschwindet. Darüm INDURANDUS EST ANIMUS, & À BLANDIMENTIS VOLUPTATUM PROCUL ABSTRAHENDUS, sol man das Gemüht gleich als erhärten / und von den Schmeuchlungen der Wohllüste weit abziehen / schreibet Seneka in seinem Sendeschreiben.


Diese Stille war ihm ein Lokaas zum Bösen.] Eben dahin zielet zugleich mit dieser des Kato Spruch:


NAM DIUTURNA QUIES VITIIS ALIMENTA MINISTRAT.
Der Unfug nährt und mehrt und heuft sich eben /
wan wir zu lang' in stiller Ruhe leben.

wie auch der Redner Demostenes / wan er saget: ie sicherer und ruhiger man ist / ie eher sündiget man.

So schläget auch das Guhte.] BONARUM RERUM CONSUETUDO PESSIMA, Gunter Dinge Gewohnheit schläget zum schlimsten [495] aus / saget fast auf diesen Schlag Publius Sirus / in seinen Gaukel-und Possen-sprüchen. Auch zielet fast eben dahin der Franzosen NUL SOULAS SANS HELAS, keine Freuden ohne Leiden / oder den Freuden folgt Leiden. Eben hierher gehöret mit / was Tullius / in seinem Buche von den Satzungen / saget: BONUS ANIMUS IN RE MALÂ. DIMIDIUM MALI, ein guhtes Gemüht in einer bösen Sache / befindet sich halb Böse /oder ist die Helfte des Bösen.


Zur 3 Einteilung.


Zu gar zu guhten und friedlichen Tagen gehören starke Schultern.] Dan das Alzuviel / das Garzuviel / oder das Ubermaß des Guhten ist so ein Böses Ding / daß alle Boßheit daraus entstehet; wie Teognis in seinen Sprüchen spricht. Daher saget auch Plautus: NIMIA OMNIA NIMIUM EXHIBENT NEGOTIUM, alles Alzuviel macht dem Menschen alzuviel zu schaffen. Ja die Uberviel- und Ubervolheit ist eine Mutter alles Trotzes / und Muhtwillens. Τίκτει Κόρος ὕβριν, SATIETAS FEROCIAM SIVE PETULANTIAM PARIT, seind Solons / und aus ihm des Teognis Worte / bei dem Timäus. Selbst ist sie eine Feindin der Natur. So urteilet von eben derselben Hippokrates / wan er im 2 Buch seiner Artzneisätze setzet: πᾶν τὸ Πολυ τη Φύσει πολέμιον OMNE NIMIUM NATURAE INIMICUM. Daher schreibet Tullius / in seinen Tuskelischen Fragen: AJUNT NIMIA RESECARI OPORTERE, NATURALIA RELINQUI, man sagt /das Alzuviele müsse man abschneiden / und das Natürliche bleiben laßen: wie auch Plutarch / in seinem Kamillus: ἡ δὲ ευλάβεια, καὶ Τὸ Μηδὲν ἄγαν ἄριστον, die Frömmigkeit / und das Nichtzuviel ist das allerbeste. Dieses Nichtzuviel / Μηδὲν ἄγαν, welches Terentz / in seinen Schauspielen / auf lateinisch NE QUID NIMIS gegeben / ist / nach dem Urteile des Sokrates / wie Laertz meldet / die eigne Tugend der Jünglinge: ja es stund / als ein sonderlicher Lehrspruch / im Delfischen Götzenhause / mit unter andern ausbündigsten Sprüchen angeschrieben. Wir Hochdeutschen sagen darvor gemeiniglich: Alzuviel ist ungesund / Alzuviel zerreist den Sak / Alzuvieles[496] Spannen zerbricht den Bogen / Alzuscharf macht scharticht / und dergleichen: welche sämtlich eben so viel bedeuten / als Nichtzuviel; weil man durch beiderlei Sprüchwortsweisen von der Un- oder Uber-mäßigkeit ab- und zur Mäßigkeit an-zumahnen pfleget. Auch gehöret zu gemeldtem Nichtzuviel oder Nichtzusehr dieses des Juvenahls Dichtband aus seinem 11 Schimpfgedichte:


ATQUE VOLUPTATES COMMENDAT RARIOR USUS,

Der seltne Wohllustbrauch macht nur die Wohllust gut;
die sonst vol Boßheit stekt / und Böses würkt / und tuht.

Noch gehöret hierher / was ich zum 11 / und 36 Gemälde des 1 Teils meiner Horazischen Sittenlehre gefüget:


1. Die Wohllust wohnt in dir / nicht in der Schöhnheit Zierde /
Natur hat keine Schuld. Sie gibt zwar die Begierde /
doch durch Gewicht und Maß. Wer mehr tuht / als sie wil /
der findt / in seiner Lust / noch Wind / noch Wetter stil.
2. Die Ubertaht in Pracht / im Tantz' / in Lieb' / im Weine
hat vor so kurtze Wonn' ein alzulanges Leid.
Schmertz / Reu / und Weh gehn auf nach diesem Wohllustscheine /
wie nach der Sonne folgt der Wolken Düsterheit.

Zur 4 Einteilung.


Müßiggang würkt aller Tugenden Untergang.] Σχολὴ τερπνὸν κακόν, der Müßiggang ist ein angenehmes Ubel / sagt Euripides / in seinem Hippolitus. Ja der Müßiggang ist es / der die Wohllust / und aller ahrt Boßheit / wie ihn der gelehrte Roterdammer beschrieben / zur Friedenszeit nähret: dessen anmuhtiges Gift die Tugend erstikket / dessen Ledigkeit nichts Guhtes schaffet / doch dem Menschen so viel zu schaffen giebet / daß er sich aus allen den Unheilen / darein er ihn gleichsam eingewikkelt / schweerlich wieder auszuwiklen vermag. Daher hat jener Dichtmeister sehr wohl gesagt:


BLANDÆQUE VENENO
DESIDIÆ VIRTUS, PAULATIM EVICTA, SENESCIT.
[497]
Des Ledigganges süßes Gift /
das Hertz und Muht und Seele trift /
wird algemach der Tugend mächtig /
und macht sie alt / und schwach und schmächtig.

wie auch Sofokles / wan er von diesem guhtscheinendem Ubel also geurteilet: der ledige Lediggang gebähret nichts Guhtes. Auch ist GOtt von den Lediggängern entfernet. Eben dahin zielet auch Lukan / wan er / in seinem 4 Buche / spricht: PRAVAM SEMPER DANT OTIA MENTEM, der Müßiggang giebt allezeit ein verkehrtes Gemüht. Dan wie der Fleis reich machet / so macht der Unfleis / im Lediggehen / ein verdorbenes Gemüht / sagt schier eben also der Verfasser des Buches an den Herennius; dessen eigene Worte folgende seind: DILIGENTIA COMPARAT DIVITIAS, NEGLIGENTIA CORRUMPIT ANIMUM. Hierher gehöret dieses bekante Sprichwort: HOMINES NIHIL AGENDO MALÈ AGERE DISCUNT, die Menschen lernen / durch nichts tuhn / böses tuhn: wie auch / was Ennius sagte: OTIO QUI NESCIT UTI, PLUS NEGOTII HABET, QUÀM CÙM EST NEGOTIUM IN NEGOTIO, Wer der Muße nicht zu gebrauchen weis / der hat mehr Unmuße / dan in der Unmuße selbsten ist / oder der macht ihm mehr Mühe / als wan die Mühe mitten in der Mühe ist: welches die Griechen / bei dem Suidas /in diese drei Worte gefasset / Πράγματ᾽ ἐξ ἀπραξίας, EX OTIO NEGOTIUM (OTIUM NEGANS OTIUM) aus der Muße komt Unmuße / oder Muße hägt Unmuße; dem unser Hochdeutsches Lust häget Last / welches ich ümgekehret / Last häget Lust / in der Edlen Rosenzunft / zu meinem Zunftspruche gewehlet /nicht ungleich. Nirgend andershin zielet auch eben derselbe Ennius / in den Atehnischen Nächten des Gellius / oder Agellius / wie ihn etliche nennen / wan er spricht: OTIUM QUI MALÈ COLLOCAT, PLUS MOLESTIAE SIBI EX IGNAVIÂ ADSCISCIT, wer die Muße übelanwendet / der wendet ihm / aus dem Müßiggange / nur Unmuße zu / oder der schaffet ihm / im Lediggange / mehr zu schaffen / als ihm die Geschäfte selbst schaffen.

Durch ihn werden die Muhtigsten Muht- die Mächtigsten Macheloß.] Der Franzosen Sprichwort ist: NE SOIS PAS [498] PARESSEUX, SI NE VEUX ESTRE DISERTEUX; welches ich also erklähre:


Wan du wilst Muht und Bluht und Guht erhalten /
so laß bei dir die Faulheit ja nicht schalten.
dem seind diese folgende zwei des Kato nicht ungleich:
CONSERVA POTIUS, QUÆ SUNT TIBI PARTA LABORE.
CUM LABOR IN DAMNO EST, CRESCIT MORTALIS EGESTAS.
Erhalte / was du hast / durch Fleis und Schweis / erworben:
komt der erst nach Verlast / so bist du schon verdorben.

Der Sin ist: es fället dir viel leichter das mit Arbeit erworbene / durch Arbeit / zu erhalten / als durch eben dieselbe das mit Faulheit verlohrne zu ersetzen; weil alsdan das Armuht sich mehret.


SEGNITIEM FUGITO, QUÆ VITÆ IGNAVIA FERTUR:
NAM CÙM ANIMUS LANGUET, CONSUMIT INERTIA CORPUS.
Ergib dich nie dem müßig-faulem Leben /
das weder Muht / noch Stärke dir kan geben.

Durch ihn gerahten die stärksten Stahtswesen zum Falle.] IGNAVIA PESTIS MAXIMA REIPUBLICÆ, die Faulheit ist die gröste Giftseuche des gemeinen Wesens / sagt der gelehrte Roterdammer. Und Katul schreibet an seine Lesbie: OTIUM REGES PRIUS, & BEATAS PERDIDIT URBES, das Faulentzen in lediger Zeit hat die Könige / samt den glüksäligen Städten / in das Verderben gestürtzt. Hierher zielet auch Demostenes / wan er saget: der Glüksfal fället behände von einer Seite zur andern /bald auf die guhte / bald auf die böse: was aber durch der Menschen Faulheit und Nachläßigkeit geschiehet /dem folget die gewisse Niederlage / mit dem endlichen Verderben. Ein so gar böser Unstern feuret / bei so süßer lediger Zeit / über unserem Heupte / daß er uns alles Böses / was in einigem Stahtswesen kan gefunden werden / verkündiget / oder vielmehr andreuet. Da heisset es dan wohl recht / NUL OR SANS ESCUME, kein Gold ohne Schaum; wie die Franzosen sprichwortsweise zu sagen pflegen: indem der güldne Freudenblik der [499] Friedensmuße so ein abgescheumtes verderbliches Wesen / wiewohl durch unsere selbsteigene Verwahrlosung / mit sich schleppet. Dan da werden die Stahtsordnungen verunachtsamet / ja fallen endlich gar über einen Hauffen. Da heist es dan wieder / OU MANQUE POLICE, ABONDE MALICE,


Wo der Staht verliert den Zaum /
da findt alle Boßheit Raum /

nach dem Französischen / und unserem Sprichworte. Da werden alle heilsame Satzungen mit Füßen geträhten. Da tuht einieder / was ihn lüstet. Da lebet /ja herschet schier einieder nach seinem verkehrten eigenem Sinne. Und dan heist es abermahl: OU SENSUALITÉ DOMINE, EST FORT PROCHE LA RUINE, wo die Sinligkeit herschet / ist der Untergang sehr nahe.


Herscht der eigne Kopf und Sin /
fält der Staht zu Trümmern hin.

Dagegen stehet ein Staht / dessen Volk in stähter Arbeit bleibet.] Dan die Arbeit / sagt Xenofon / im 2 seiner Lehrbücher / ist eine Führerin des glüksäligen Lebens. Und πόνου χωρὶς ουδὲν ευτυχει, ohne die Arbeit ist nichts glüklich / seind des Sofokles Worte / in seiner Elektra: der auch dieses Lehrgebot giebet: μοχϑειν ἀνάγκη τους ϑέλοντας, die glüksälig sein wollen / müssen arbeiten: welches Salust im Lateinischen mit folgenden Worten ausgedrükket: QUI FELICES ALIQUANDO ESSE VOLUNT, LABORARE DEBENT. Zur Arbeit wird auch der Mensch /nach Adams Falle gebohren; wie der Vogel zum Flügen. Ja GOtt selbst hat ihm / schon im Paradiese / die Arbeit auferlegt / daß er / im Schweisse seines Angesichtes / sein Broht essen solte. Hieraus flüßen gleichsam diese / des Epicharms Worte / bei dem Stobäus:Τῶν πόνων πολοῦσιν ἡμιν πάντα τ᾽ ἀγαϑὰ οἱ ϑεοί, durch die Arbeit verkauffen uns die Götter alles / was Guht ist: wie auch / was Timokles / bei eben demselben Stobäus / spricht: ἄνϑρωπός ἐστι ζωον ἐπίπονον φύσει, der Mensch ist / seiner Gebuhrt nach / ein arbeitsames (wo nicht vielmehr arbeitsäliges) Tier. Keine gebrahtene Taube komt ihm in den Mund geflogen. Kein Ding erlangt er / ohne [500] die Arbeit / sagt Fozilides: Und Xenofon / im 6 B. seiner Griechischen Begäbnisse: alles / was süße / was angenehm ist /wird durch Arbeit zu wege gebracht. Alles / was schön ist / wird durch unendliche Arbeit erlangt /seind des Euripides Worte; welche Diodor der Sikuler also erklähret: alles / was schön / und dem Menschen wunderbar ist / wird durch Arbeit / und Gefahr erhalten. Seneka stimmet mit ein / wan er schreibet: NATURA PULCHERRIMAE CUIQUE REI LABO REM PRAEPOSUIT, die Zeugerin der Dinge hat über oder für ein iedes der schönsten unter ihnen die Arbeit gesetzt. Ja die Arbeit ist selbst eine Mutter des ehrlichen Nahmens; wie sie Euripides nennet. Darümφεύγων πόνους, φεύγει καὶ τιμάς, wer Arbeit ausschläget / schläget auch die Ehre aus / sagte Tuzidides.


ATRIA PRIMA LABOR, TECTI PENITRALIA VIRTUS,
SERVAT. IN EXTREMÂ PARTE LOCATUR HONOR.
seind des Mantuans Dichtbände / die wir also erklähren:
Die Arbeit geht voran / die Tugend in der Mitte:
die Ehre folgt zu letzt / mit langsam-leisem Tritte.
Eben derselbe giebt uns auch / im 2 B. seiner Wälder / folgenden Saffischen Satz:
OTIUM CLARI FUGIUNT HONORES.
NOBILES DUCIT LABOR AD TRIUMPHOS.
SUDOR INSIGNES ITER AD CORONAS MONSTRAT APERTUM.
Kein' Ruhm / noch Ehre wird / durch Müßiggang / erlanget /
Kein' edle Siegespracht. Daß man mit Krohnen pranget /
mit Ehre / Ruhm / und Preis' / im Siegsgepränge geht /
das macht die Arbeit nur / die niemahls stille steht.
Fast auf diesen Schlag schläget sein Seitenspiel der gelehrte Verien:
NON NISI PER MAGNOS AD PRÆMIA MAGNA LABORES
ITUR: AT IGNAVIS NULLA CORONA DATUR.
Nicht / als durch sauren Fleis und Schweis /
erlangt man einen süßen Preis.
Kein fauler Kopf verdient die Krohne /
die bloß der Arbeit wird zu Lohne.

[501] Auch zielet abermahl eben dahin / wiewohl auf geistliche Weise / mehrangezogener Mantuan / wan er also singet:


NON NISI PER MULTOS VOLUIT DEUS ESSE LABORES
AD SUA REGNA VIAM, NEC SLDERA SEGNIBUS OFFERT.
GOTT wil den Weg zum Himmel hin
nicht ohne Mühe wandeln laßen.
Kein träger Fuß / kein fauler Sin
naht iemahls sich den Sternenstraßen.

Zur 5 Einteilung.


Von diesem Solon schreibet Alex(ander) von Alex(ander) in seinem 3 B. daß er dieselben / welche / durch Faulentzen / und böse Tükke / den Leuten überlästig waren / allezeit mit schweeren Strafen zu belegen erkennet. Eben derselbe gedenkt auch alda /im 13 Hauptst. des Drakonischen Gesetzes wider den Müßiggang.

Von den Sardischen Gesetzen meldet Elian / im 4 B. seiner mancherlei Geschichte.

Der Atehner Satzung führet / unter andern Einsetzungen der Alten / in seinem 2 B. Valerius Maximus mit an; wie auch Stobäus / in seiner 42 Rede.

Von den Nabatäern giebet uns Nachricht obgemeldter Alex(ander) von Alex(ander) im 13 Hauptst. seines 3 B.


Zur 6 Einteilung.


Der Lukaner strengen Satzung wider das Laster des Faulentzens / und üppigen Lebens gedenket Nikolaus / in seinem Buche von den Sitten der Völker; wie auch Stobäus / in seiner 42 Rede.

Die den Müßiggängern.] Wer diesen Leuten guhtes tuht / der entzihet ihm dadurch selbst das Guhte / ja tuht ihm selbst Böses. Daher sagt Teognis:


Δείλους δ᾽ εὖ ερδοντι δύω κακά: τῶν τε λὰρ αυτοῦ
χηρώσει πολλῶν, καί χάρις ουδεμία.
[502]
Zwei Ubel schaff' ich mir / der Faulen Guhtes tuh:
die Mindrung meines Guhts / und Undank noch darzu.

Von den Massiliern bezeuget dieses Valer(ius) Max(imus) im 2 B. von den Satzungen der Alten.

Keiser Wentzel ward / seiner Faulheit wegen / vom Reichsgebiete verstoßen: wie Volaterran / im 23 Buche / wie auch Nikolaus Witte von Liljenau / unter den Deutschgesinten der Selbliche / in seinem Röhmischen Adler / und Kuspinian / im 2 Teil von den Röm(ischen) Keisern / bezeugen. Eben dieselben haben auch geuhrkundet / daß Keiser Romahn der Jüngere / des Romahns Laukapenus des ältern Tochtersohn / seines faulen und wohllüstigen Lebens wegen / dem Heerführer Josef Bringen das Reich übergeben müssen.


Zur 7 Einteilung.


Der dreiköpfichte Höllenhund / Kerver oder Zerber /Κέρβερος oder CERBERUS, wie er von den Dichtmeistern insgemein genennet wird / war eigendlich eine selbsterdichtete oder zum wenigsten ümgestaltete vielköpfichte Schlange / oder vielmehr ein Schlangenhund; welcher vor Plutons Höllenburg / in einer fünsteren Höhle / das Höllentohr zu bewahren / sol gelegen / und den Eingehenden überaus geschmeuchelt /die Ausgehenden aber gefressen / oder doch / mit erschröklichem Geklaffe / ihnen den Ausgang verwehret haben. Daher schreibet Hesiodus / in seinem Gedichte von der Göttergebuhrt / von der 769 Zeile bis auf die 775 / unter andern folgender Gestalt:


δεινὸς δὲ κύων προπάροιϑε φυλάσσει;
νηλειής, τέχνην δὲ κακὴν ἔχει: ἐς μὲν ἰόντας
σαίνει ὁμῶς ουρη τε καὶ οὔασιν ἀμφοτέροισιν:
ἐξελϑειν δ᾽ ουκ αὖτις ἐᾷ πάλιν, ἀλλα δοκεύων
ἐσϑίει, ὅν κε λάβησι πυλέων ἔκτοσϑεν ἰόντα
ἰφϑίμου τ᾽Ἀίδεω καὶ ἐπαινῆς Περσεφονείης.

welches / schier von Worten zu Worten verhochdeutscht / also lautet: aber ein rauer grimmiger Hund hühtet vor der Tühre; der eine böse tükkische Ahrt an sich hat. Den Eingängern [503] schmeuchelt er zwar mit dem Schwantze so wohl / als mit beiden Ohren: aber er lesset sie nicht wieder hinaus gehen; sondern lauret / und frisset einen ieden / den er / im ausgehen aus der Tühre des starken Plutons / und der ansehnlichen Proserpine / betrappet.

Diese greuliche Schlange hat Homerus / wie Pausanias bezeuget / zum allerersten einen Hund genennet; vielleicht daher / weil sie voran drei Köpfe / die den Hundesköpfen nicht ungleich / sol gehabt haben: wiewohl er sonsten von ihrer Gestalt nichts gemeldet /gleichwie die folgende Dichter getahn: die ihr so viel /doch der eine mehr / der andere weniger Köpfe / ja selbst den Nahmen Kerver oder Zerber zugeeignet.

Von gemeldten drei Hundesköpfen scheinet es auch entsprossen zu sein / daß die meisten alten Dichtmeister / ja Tullius selbsten / in seinen Tuskelischen Fragen / diesem Ungeheuer nicht mehr / als nur drei Köpfe / zugeschrieben / und es darüm gemeiniglich das dreiköpfichte / dreischnauzichte / wie auch dreizüngichte / und dreihälsichte genennet. Als / unter andern / Sofokles / wan er / in seinem Trachinischen Heldenspiele / also saget: τόνδ᾽ ὑπὸ χϑονὸς Ἅιδου τρίκρανον σκύλακ᾽ ἀπρόσμαχον τέρας δεινῆς Εχίϑνης ϑρέμμα; welches Tullius / im 2 B. seiner Tuskelischen Fragen / mit folgenden Lateinischen steigenden Bänden ausgedrükt:


HÆC À TARTAREÂ TENEBRICÂ ABSTRACTUM PLAGÂ
TRICIPITEM DUXIT HYDRÂ GENERATUM CANEM.

das ist / diese Faust hat den dreiköpfichten Hund /den die Schlange (Echidna / die Schlangenfrau / die Halbschlange / Halbfraue war / dem Tifon) gebohren / aus der fünsteren Hölle hervorgezogen; wie auch Virgiel / im 6 B. vom Eneas:


CERBERUS HÆC INGENS LATRATU REGNA TRIFAUCI
PERSONAT, ADVERSO RECUBANS IMMANIS IN ANTRO,

der ungeheure Höllenhund Zerber erfüllet dieses Höllenreich mit dem Gebälle seines dreifachen oder dreischnauzichten Rachens; indem er in der nächstgelegenen Höhle lieget / und lauret: und Tibullus / in seinem 3 Buche:


[504]
NEC CANIS ANGUINEÂ REDIMITUS TERGA CATENÂ
CUI TRES SUNT LLNGU Æ, TERGEMINUMQUE CAPUT.

Auch nicht der Höllenhund / dessen Rükken mit einer Schlangenkette ümgeben / und der drei Zungen / und einen dreifachen Kopf hat. Ja Horatz selbsten beschreibet diesen Höllenwächter / wiewol er ihn anderwärts ein hundertköpfichtes Untier nennet / im 3 B. seiner Leierlieder / gleichesfals mit drei Zungen / wan er saget:


CESSIT IMMANIS TIBI BLANDIENTI
JANITOR AULÆ
CERBERUS: QUAMVIS FURIALE CENTUM
MUNIANT ANGUES CAPUT EJUS, ATQUE
SPIRITUS TETER, SANIESQUE MANAT
ORE TRILINGUI.

Zerber / der abscheulich-greulichen Höllenburg Tohrhühter / wich dir selbst aus dem Wege / da du ihm liebkosetest: wiewohl üm seinen grimmigen Kopf herüm hundert Schlangen schlingern / auch ein giftiger Ahtem / und stünkender Eiterschaum aus seinem dreizüngichtem Rachen flüßet.

Eben also eignet ihm Ovidius auch drei Zungen oder vielmehr drei Hälse zu / wan er spricht:


EXORANDA CANIS TRIA SUNT LATRANTIA COLLA,

Man mus des Höllenhundes drei bällende Hälse / das ist drei Köpfe / darzu erbitten.

Weil aber mehrgemeldtes Greueltier / nach dem gemeinen Wahne / wie es Apollodor / in seinem 2 B. beschreibet / einen Drachen- oder Schlang-schwantz /und nicht allein drei Hundesköpfe / sondern auch auf dem Rükken unterschiedliche Schlangenköpfe gehabt; daher Katullus / am itzt angeführten Orte / seinen Rükken mit einer Schlangenkette gleichsam ümwunden / ja Horatz auch seinen Kopf mit hundert Schlangen / die üm denselben / an Haare stat / gezottelt und geschlottert / abgemahlet: so hat ihm Hesiodus fünfzig Köpfe zugeeignet. Seine Worte lauten / in seiner Göttergebuhrt / hiervon also:


[505]
Δεύτερον αὖτις ἐτίκτεν ἀμήχανον, οὔτι φατειόν,
Κέρβερον, ὠμηστὴν, Ἀίδεω Κύνα χαλκεόφωνον,
πεντηκοντακάρανον, ἀναιδέα τε, κρατερόν τε,

darnach gebahr sie (die eben itzund erwähnte Halbjungfrau Echidna / aus dem Beischlafe des Sturmwindes Tifons) wieder den grimmigen / unfreundlichen /und fressichten Zerber / des Plutons gewaltigbällenden / funfzigköpfichten / unverschähmten und starken Hund.

Ja Isazius dichtet ihm gar noch eins so viel an /nähmlich hundert Köpfe / wan er also schreibet: alda /(in der Hölle) sagen sie / sollen der Menschen Seelen sein; welche des Plutons Hund / der hundert Köpfe hat / bewahret. Sie sagen auch überdas / er heisse die Ankommenden Seelen mit liebeln wilkommen: aber die Ausgehenden treibe er zurük. Darüm wan sich etwan eine zu entschnappen unterstünde / die ergriffe er straks / und freße sie auf.

Hiemit stimmet auch Horatz überein / wan er / im 2 B. seiner Leiergesänge gemeldten Hundes mit folgenden Worten gedenket:


QUID MIRUM? UBI ILLIS CARMINIBUS STUPENS
DEMITTIT ATRAS BELLUA CENTICEPS
AURES; & INTORTI CAPILLIS
EUMENIDUM RECREANTUR ANGUES,

was für ein Wunder ist es? indem das hundertköpfichte Tier / über diese Lieder (der Saffo / und des Alzäus) bestürtzt / seine schwartze Ohren lest hängen; und die Schlangen / die in den Haaren der Rasereien /oder Höllischen Plagegespänster verwürret liegen /und krübbeln / sich daran erlustigen.

Wiewohl nun alles dieses / was die alten Dichter ihrem Kerver oder Zerber zueignen / sie mögen ihn als einen Drachen oder eine Schlange / oder aber als einen Hund / oder auch als einen Schlangenhund / das ist Halbhund / und Halbschlange / beschreiben / überal für ein Mährlein und Dichtwerk gehalten wird; so scheinen sie doch den Faden hierzu nicht bloß aub ihrem müßigen Gehirne / sondern zugleich und zuförderst aus zweierlei wahrhaftigen Geschichten / welche sie / ein einiges [506] Mährlein daraus zu schmieden / ihrer Gewohnheit nach / zusammen und durcheinander gemischet / angesponnen zu haben.

Nähmlich wan sie ihren Kerver oder Zerber / als eine Schlange oder Halbschlange / oder aber als ein Untier / mit vielen Schlangen und Nattern gleichsam bewachsen / beschrieben / das ist aus der Lakonischen Geschicht von der ungeheuren Tenarischen Schlange geflossen: welche / wie Pausanias und Hekatäus uhrkunden / in einer tieffen / schlammichten / und fünstern Kluft oder Gruft / vol abscheulichen Geheules und Gereusches / des Tenarischen Vorgebürges /nicht weit von Sparta / ihr Schlaufloch gehabt / und so giftig gewesen / daß sie / durch ihren Bis / iederman / der ihr zu nahe gekommen / von Stunden an getöhtet; daher sie auch ohne Zweifel den Nahmen Kerver / Κέρβερος, welches aus, Κρεόβορος, das ist Fleischfresser gebildet zu sein scheinet / indem sie zu gleich das Fleisch der ertöhteten Menschen und Tiere gefressen / bekommen / ja endlich gar der Höllische Hund / von ihrem abscheulichtöhnenden und gleich als klaffendem Gezische / genennet worden. Ja es stärket mich in solcher Meinung noch dieses / daß die Alten gemeldte Kluft für den Eingang zur Hölle gehalten; wie / unter andern / Virgiel seinen Wahn hiervon frei heraus bekennet / wan er / im 4 B. seines Gedichtes vom Feldbau / mit folgenden Worten sich hören lesset:


TÆNACRIAS ETIAM FAUCES, ALTA OSTIA DLTIS,


das ist / auch den Tenakrischen Schlund / das hohe Tohr des Höllenwühterichs. Hierzu komt auch / daß man gedichtet / Herkules habe diese Schlange / durch eben dieselbe Tenakrische Kluft oder Höhle / herauf aus der Hölle geführet: da sie dan / so bald sie das Tagesliecht erblikket / einen abscheulichen giftigen Schaum auf das Erdreich gespiehen; daraus die Tol-oder Teufels-wurtz / welche sonst auch Wolfswurtz /und Eisenhuht / von den Griechen aber und Lateinern ACONITIS genennet wird / sei aufgewachsen: wie Strabo / in seinem 8 Buche / bezeuget.

Wan sie aber eben demselben Kerver die Gestalt eines Hundes [507] angedichtet / oder ihm einen dreifachen Hundeskopf zugeeignet / des haben sie aus der Begäbnis des Piritous / welcher Ixions / des unglüklichen Königes der Lapiter in Tessalien / eben so unglüklicher Sohn und Nachsas im Reiche war / genommen. Dieser Piritous entführete / mit dem Teseus / des Atehnischen Königes Egeus / aus der Etra / Sohne /und Nachsassen / wie Strabo im 9 B. meldet / die weltberufene schöne Helene: die nachmahls auch Paris geraubet; da dan / aus ihren durch Reue entstandenen Trähnen / das zur Liebe reitzende Kraut / wan es im Weine getrunken wird / welches / nach ihrem Nahmen / die Griechen ελένιον, die Lateinei auch HELENIUM, ja wir selbsten / wiewohl etwas verändert / Aland / als sagte man Helend / nennen / entsprossen zu sein Alexander Kornelius / in seinen Frigischen Begäbnissen / aufgezeichnet.

Weil aber Piritous die Geraubte seinem Gefährten /dem Teseus / der sie durch das Loß gewonnen / zu besitzen überlaßen muste; so muste Teseus dagegen /aus Kraft ihrer zuvor erneuerten und fester geschlossenen Freundschaft / und ihres, unterlichen mit einem Eidschwuhre bekräftigten Vergleichs / dem Piritous /im entführen einer andern dergleichen Schönheit /wiederüm hülfliche Hand leisten. Dem zur folge begab sich dan dieses getreue Freundepaar in das Epirische oder Tesprotische Reich / zum Könige der Molossen / dem Adoneus / welcher zugleich Pluto und Dis / oder Aistes und Orkus Ines / dessen aus der Zeres fürtreflich schöne Königliche Tochter Proserpine zu rauben. Dan weil der Königliche Vater / unter andern großen und starken Hunden / die man in Molossien / daher es auch diesen Nahmen bekommen / in großer Mänge fand / einen gewaltig-ungeheuren Kettenhund / der Kerver hies / hatte / mit dem alle Freuer der Proserpine zuvor fechten musten / ehe man den Zutrit ihnen vergönte; da sie dan von ihm / sofern sie den kürtzern zogen / alsobald gefressen warden: so wolte Piritous sein Leben keines weges so lüderlich auf die Wageschahle setzen; sondern entschlos sich itztgenente Königliche Schöne mit List zu entführen. Doch diese List mislung. Der Anschlag schlug fehl. Die Sache brach aus. Beide / Piritous und Teseus /warden gefangen: ja jener dem Kerverhunde [508] / der ihn auch auffraß / wie Seneka / in seinem Herkules / meldet / straks vorgeworfen; dieser aber / weil ihn die Sache des Piritous selbst nicht eigendlich anging / mit dem Leben begnadigt / doch gleichwohl / bis auf des Herkules Ankunft / der ihn erlösete / gefänglich gehalten.

Auf itzterzehlte Weise haben diese Begäbnis zwar Plutarch / in seinem Teseus / und Zezes / im 2 hunderte seiner Geschichte / der Nachwelt hinterlaßen. Aber Pausanias meldet / in seinen Attischen Händeln / daß Piritous und Teseus die Proserpine nicht mit List zu rauben sich unterfangen; sondern sie hetten den König der Molosser mit gewafneter Macht / ihm die Königliche Tochter abzuzwingen / überfallen: da dan Piritous / mit seinen meisten Völkern / in der Schlacht geblieben / Teseus aber gefangen worden.

Aus dieser Begäbnis haben die alten Dichter nachmahls / unter andern / gedichtet / daß gemeldte beide Helden sich, hinunter in die Hölle begeben / und dem Pluto seine Gemahlin die Proserpine zu entführen unterwunden: welches dan Virgiel / in seinem 6 B. vom Eneas / selbsten berühret / wan er also spricht:


NEC VERÖ ALCIDEM ME SUM LÆTATUS EUNTEM
ACCEPISSE LACU; NEC THESEA, PIRITHOUMQUE:
DÎS QUANQUAM GENITI, ATQUE INVICTI VIRIBUS ESSENT.
TARTAREUM ILLE MANU CUSTODEM IN VINCLA PETIVTT,
IPSIUS À SOLIO REGIS TRAXITQUE TREMENTEM.
HI DOMINAM DITIS THALAMO DEDUCERE ADORTI.

Auch war es mir nicht lieb (redet der Höllische Fährman Karon) den ankommenden Herkules wie auch den Teseus / und Piritous mit auf den Höllenflus zu nehmen: ob sie schon von den Göttern gezeuget / und einer unüberwindlichen Tapferkeit waren. Dan jener hat den Höllischen Wächter (Kerver) in die Fessel geschlagen / und von des Höllischen Königes Reichsstuhle selbst / dahin er sich zitternde begab / weggerissen: ja beide haben sich gar die Gemahlin des Plutons aus seinem Ehbette zu entführen unterfangen.

[509] Zudem haben auch eben dieselben Dichtmeister ihren Höllenflus Acheron selbsten aus dieser Gegend / da sich gemeldte Geschicht mit dem Piritous und Teseus begeben / genommen. Dan daß ein sogenenter Flus aus dem Epirischen Seebusem Acheruse / bei der Stadt Heraklee / nicht weit von Sinape / sich ergossen / und bei demselben ein Ort / den man für den Eingang zur Hölle gehalten / gewesen / dadurch auch Herkules den Höllenhund Kerver sol herauf geschleppet haben / bezeuget Aretades / im 2 B. seiner Mazedonischen Geschichte / und Apollonius / in seinem 2 Buche / sowohl selbst / als dessen / und Nikanders Anmärker / wie auch Pomponius / Nimfis / und Strabo / im 5 Buche.

So sehen wir dan alhier / aus itzt angeführten / augenscheinlich genug / daß der alten Dichtmeister Künstelwerk nicht allezeit ein solches eiteles und leeres Dicht- oder Mährlein-werk sei / darunter gar nichts wahres verborgen / wie etwan die alten Spinweiber herzuschwatzen pflegen; sondern mehrern teils entweder aus wahrhaftigen Geschichten / oder aus der Angebohrenheit der Dinge / oder auch aus der Sittenlehre / ja zuweilen aus allen dreien zugleich geflossen.

Was die Angebohrenheit oder angebohrene Kraft der Dinge betrift / so darf ich schier sagen / daß sie durch ihren dreischnauzichten Höllenhund Kerber /indem sie gedichtet / daß ihn Tifon / dadurch sie die Hitze der Sonne verstehen / mit der Echidna / das eine Natter heisset / die ein gantz kaltes Ungeziefer ist /gezeuget / die Gebuhrt der Natürlichen Dinge gleichsam abbilden wollen: weil diese Gebuhrt aus der Vermischung solcher hitzigen und kalten Eigenschaft oder Sotabnigkeit eigendlich entstehet.

Wan sie ferner dichten / daß der Höllenhund den Eingehenden geschmeuchelt / und die Ausgehenden abgeschrökket und zurük getrieben; so scheinet es /daß sie dadurch die Eigenschaft der Natur bezeichnen wollen: welche den Eingehenden in das Leben liebkoset / den Ausgehenden aber widerstrebet / als eine solche / die aus eigner Ahrt das Sterben scheuet.

Auch kan die fünstere schlammichte Höhle / darinnen Kerver sein Lager gehabt / auf die Unwissenheit seiner selbst / [510] und den Unflaht / daraus alles entsprüßet / gedeutet werden: wo man hierdurch nicht lieber die fünsteren Gräber verstehen wil; darinnen auch die Nattern / welche man dem Kerver angedichtet / gern zu wohnen / und das Fleisch der Abgeseelten / wie von ihm gemeldet wird / zu verzehren pflegen: daher auch der Höllenhund Kerver / das ist Fleischfresser /genennet zu sein scheinet.

Was endlich die Sittenlehre betrift / darinnen kan mehrgemeldter Höllenhund nichts besser und eigendlicher abbilden / als den Geldgeitz / und die Begierde des Reichtuhmes: weil sein Herr selbsten sowohl / als dessen Sohn / der auch deswegen / wie Aristofanes /und Timokreon melden / vom Jupiter geblendet zu sein scheinet / wiewohl es Teokritus / und Plato leugnen / über die Reichtühmer geherschet: daher dan jener Pluto und Dis / dieser aber Plutus / beide vom Reichtuhme genennet worden. Dan wie Kerver den Ankommenden Seelen sein Wohlgefallen / mit Ohrenspitzen und Schwantzwedeln / den Weggehenden aber sein Misfallen / mit erschröklichem Bällen / bezeuget: so empfänget der Geitzhals den ankommenden Reichtuhm mit großen Freudenbezeigungen; wan er aber nur etwas darvon missen / und ausgeben sol / ob es auch schon die höchste Nohtwendigkeit erfordert /alsdan ist er so karg / so filtzicht / so hündisch / und ahrtet dem Höllenhunde so eigendlich nach / daß er darwider bället / und bälvert / ja für Widerwillen schier tol zu werden beginnet.

Wie ferner aus diesem Untiere schier unzehliche Schlangen und Schlangenköpfe hervorrageten; so sprüßen aus dem Geitze / dem eigenen Brunnen alles Ubels / schier unzehlige Laster und Sünden / ja nicht weniger Gefährligkeiten. Wie eben dasselbe in einem düsteren unflähtigem Schlaufloche hausete; so hauset auch der Geitz / als das allerhäslichste Laster / in einer fünstern und garstigen Seele / ja der Geitzige gesellet sich zu keinen / als unflätigen Garsthämmeln /und lieget / mit der Sündennacht ümfangen / gleich als im stünkenden Modder aller Untugenden versunken: da er weder ihm / noch dem Nächsten dienet /und weder seine / noch eines andern Ehre suchet.

[511] Wie endlich mehrgemeldtes Greueltier mit drei Hundesköpfen zugleich bället / zugleich beisset / zugleich frisset; so siehet man den Geitzhals / mit dem dreifachen Hauptlaster der Vergessenheit GOttes / des Nächsten / und seiner selbst / sich zugleich wider GOtt / zugleich wider seinen Nächsten / und zugleich wider sich selbst versündigen: wo man nicht vielmehr durch seine drei Hundesschnautzen / mit meinem Simson / den Müßiggang / die Sünde / und den Zorn GOttes / das dreifache Ubel im Menschlichen Leben; oder aber noch vielmehr / mit dem seeligen Luhter /die Sünde / das Gesetz / und den Tod / darunter die erste zur Geschicht / das zweite zur Sittenlehre / der dritte zur Natur kan gezogen werden / verstehen wolle.


Zur 8 Einteilung.


Nichts in der Welt ist leichter / als Sündigen.] Der Weg zur Untugend / seind des Plato Worte / ist leicht / aber zur Tugend schweer: weil wir alle von Natur heimlich und öffendlich zu sündigen geneugt seind; wie Diodor saget. Hierher gehören mit diese des Tullius Worte: HUMANUM EST ERRARE, SED FERINUM PERSEVERARE IN ERRORE, Irren ist Menschlich; aber im Irtuhme verharren ist Viehisch: welche anderwärts eben derselbe / etwas verändert /folgender gestalt ausspricht: CUIVIS EST HOMINIS ERRARE: NULLIUS, NISI INSIPIENTIS, PERSEVERARE IN ERRORE, einieder Mensch irret: aber keiner / als ein Tohr / bleibet im Irtuhme. QUILIBET MORTALIUM ERRORIBUS OBNOXIUS, einieder unter den Sterblichen ist den Irtühmern unterworfen /sagt fast auf eben den Schlag Guikziardien. Salomon zielet eben dahin / wan er / im 20 h. seiner Sprüchwörter / also spricht: wer kan sagen / ich bin rein in meinem Hertzen / und lauter von meinen Sünden? Wie auch Job im 24 Hauptst. seines Buchs: wer wil einen Reinen finden / da keiner rein ist: und Esaias im 64 h. seiner Weissagung: Wir seind alzumahl / wie die Unreinen / und alle unsere Gerechtigkeit ist vor GOtt / wie ein unflähtiges Kleid.


[512] Zur 9 Einteilung.


An ihres GOttes stat ehreten sie fremde Götzen.] TURBATA RELIGIO POLITIAM TURBAT, der verunruhigte Gottesdienst verunruhigt den Staht / sagt Lipsius / in seinem Buche vom Gottesdienste. Ja er füget hinzu: À NULLÂ RE MAJUS PERICULUM IMPERIIS & SCEPTRIS, QUÀM AB INNOVATÂ & INSIMULATÂ RELIGIONE, nichts bringt den Herschaften und Königen grössere Gefahr / als der veränderte und heuchlerische Gottesdienst. Hierher gehöret auch dieses des Tullius: PIETATE ADVERSUS DEOS SUBLATÂ, FIDES ETIAM, & SOCIETAS GENERIS HUMANI, & UNA EXCELLENTTSSIMA VIRTUS, JUSTITIA, TOLLATUR NECESSE EST, wo der Gottesdienst aufgehaben wird / da mus auch die Treue / mit der Geselschaft des Menschlichen Geschlächts / und, die fürtreflichste Tugend / die Gerechtigkeit / zugleich nohtwendig aufgehoben werden.

Darum übergab Er sie.] FELIX GRIMINIBUS NULLUS ERIT DIU, keiner / der sich mit Lastern beschmützet / wird lange glüksälig sein / sagt Ausonius: dem Juvenal / in seinem 4 Schimpfgedichte zustimmet / wan er schreibet: NEMO MALUS FELIX, kein Böser ist glüksälig. Hierher gehöret auch dieser Stahtsspruch: CRESCENTIBUS PECCATIS, INDE USQUE AB INITIO CREVIT SERVITUS, & IMPERIORUM ASPERITAS, wo die Sünde zunimt / da hat allezeit vom Begin an die Dienstbarkeit / und harte Herschaft zugenommen: NUL VICE SANS SUPPLICE, kein Laster ohne Strafe / ist der Franzosen Sprichwort: dem nicht ungleich / was Horatz in seinem 5 Leierliede des 4 B. saget: CULPAM PŒNA PREMIT COMES, die Strafe folgt der Sünde straks auf den Hakken nach. Ja es reimet sich hierher am allerbesten / was ebenderselbe im 2 Leierliede seines 3 B. singet:


SÆPE DIESPITER
NEGLECTUS, INCESTO ADDIDIT INTEGRUM.
RARÒ ANTECEDENTEM SCELESTUM
DESERUIT PEDE PŒNA CLAUDO,

Der verunachtsamte Gott Jupiter hat oftmahls den Keuschen / mit dem Unkeuschen / den Unschuldigen /mit dem Schuldigen [513] / gestraft. Die verzügerte Strafe /wiewohl sie gleich als auf Steltzen gehet / folget dem Bösewichte doch allezeit auf dem Fuße nach. Auf diese Worte habe ich auch mein Absehen gehabt / als ich zum 20 Gemälde meiner Horazischen Sittenlehre /folgende Reimbände fügte:


Die Rache schleicht dir nach / gleich als mit Kröplem Gange:
doch steht sie nimmer stil. Verweilt sie sich was lange /
so streicht sie schärfer zu / und bringt die Straf' und Pein /
dir / der du andre strafst / doch endlich zweifach ein.

Zur 12 Einteilung.


Dessen Gebuhrt.] Hiervon meldet das Buch der Richter im 13 Hauptst. wie auch der mehrangeführte Jüdische Geschichtschreiber Flav[ius] Jos[ef] in der 10 Abteil. seines 5 Buches.

Ja als der Sonne selbst ihres Heiles.] Durch hiesige Worte zielen wir so wohl auf Simsons Nahmen / als auf Jakobs des Ertzvaters Weissagung. Diese lautet /im 48 Hauptst. des 1 B. Mos(e) / da er seinen letzten Willen oder vielmehr Segen seinen Söhnen giebet /also: Dan wird Richter sein in seinem Volke / wie ein anderes Geschlächt in Israel. Dan wird eine Schlange werden auf dem Wege / und eine Natter auf dem Steige / und das Pferd in die Ferschen beissen / daß sein Reiter zurükfalle. HERR / ich warte auf dein HEIL. Hiervon kan Val(erius) Herberger / in der 58 Uberdenkung seines 4 Teiles von den Großen Tahten GOttes / gelesen werden. Der Nahme Simson aber heisset in seiner Grundsprache / nach der meisten Gottsgelehrten Verdeutschung / soviel als Sonneman / oder /wie ihn andere erklähren / ihre / nähmlich der Israeler / Sonne / oder aber die Sonne derselben / SOL EORUM: weil er / Simson selbsten / des Volkes Israels Landessonne sein solte / und solcher sein Nahme שמשון zweifelsfrei aus dem Worte שמש, das ist Sonne / gebildet; darinnen auch dieses שמשות FENESTRÆ, die Fenster / da die Sonne durchhinscheinet / seinen Uhrsprung findet: wiewol Flav(ius) Josef / und ihm zur folge der Wälsche Pallavizien / in seinem Simson / diesen Nahmen vom Ebräischen [514] Worte שמיר, oder /wie es Sebast(ian) Münster schreibet / שמר, das bei dem Jeremias / im 17 Hauptstükke / so viel heisset /als שמן ROBUSTUS, TERRIBILIS, stark / erschröklich / oderaber als חזק FORTTS, ROBUSTUS, tapfer, kräftig / wie auch / im 3 Hauptst. des Ezechiels /ein Demant / herzuleiten scheinen; daher sie ihn dan beiderseits SAMSON, als wan im Ebräischen geschrieben stünde שמשון, und nicht SIMSON aussprechen. Des Pallaviziens / durch den Herrn von Stubenberg / unter den Durchleuchtigen Fruchtbringenden den Unglüksäligen / verhochdeutschte Worte seind hiervon folgende: mit dem Nahmen SAMSON / welcher Kräftig oder Stark heisset / richteten sie ihm die Ehrenseule auf / ehe dan er noch das Fußgestelle seiner herlichen Siege gelegt hatte. Fast eben also schreibet auch Flav(ius) Josef im 5 B. der Jüdischen Altheiten: NATO DEINDE INFANTI SAMSON EST NOMEN INDITUM, QUOD ROBUSTUM SIGNIFICAT: QUI MOX EGREGIÂ ANIMI AC CORPORIS INDOLE PRÆDITUS, PRO-MISSO CAPILLITIO, VICTUS QUE SOBRIETATE DIVINUM NESCIO QÜID PRÆ SE FEREBAT, dem erstgebohrnem Knaben ward nachmahls der Nahme Samson /welches stark heisset / gegeben: und er / dessen Gemühts- und Leibes-gaben fürtreflich waren / schien straks ich weis nicht was götliches / durch sein abhängendes langes Haar / und seine sehr mäßige Lebensweise / anzuzeigen.


Zur 13 Einteilung.


Simson Danssohn.] Also verdeutschen wir des Simsons Ebräischen Bei- oder Zu-nahmen בדן, BEDAN, den ihm der Verfasser des 1 Buchs Samuels / im 12 Hauptst. giebet / und der seelige Luhter selbst / in seiner Hochdeutschen Ubersetzung behalten / wan er also schreibet: da sandte der HERR Jerub Baal /Bedan / Jeftah / und Samueln; und er errettete euch von eurer Feinde Händen ümher / u.s.f. Dieser Nahme Bedan / das ist der Sohn des Dans / ist aus zwei Wörtlein בן und דן, Ben und Dan zusammengezogen /und darinnen das erste נ oder N / hinter dem Wörtlein oder Wortgliede בן, BEN, das ist Sohn / weggeworfen. Dergleichen Ausstoßung des נ oder N bei gemeldtem Wörtlein / die in der Ebräischen Sprache / [515] sonderlich in Bildung der Eignen Nahmen / nichts neues oder ungemeines ist / befindet sich / unter andern /auch im Kartagischen Nahmen בענק, BEANAK; welches volkommen ענק־בן, BEN-ANAK, das ist der Sohn Anaks oder Anakssohn / wie man sonst eigendlich einen Riesen / sonderlich einen solchen / der einer aus Anaks Nachkommen ist / zu nennen pfleget /heissen solte. Ja selbst im Wörtlein,בת, BATH, das ist eine Tochter / welches aus בנת, BENETH gebildet / fället eben dasselbe vor. Hierbei können wir nicht unterlaßen beileuftig zu erinnern / daß die Griechen /aus dem eben itzund angeführten verzwiktem WORTE BEANAK, erstlich / wie es scheinet / nach ihrer gewöhnlichen Weise / PHEANAK, darnach garφοίνιξ, und aus diesem die Lateiner wiederüm PHŒNIX, ja selbst ihr PŒNUS und PUNICUS gebildet. Und also ist endlich ausfündig gemacht / daß der Föniker oder Fönizier Nahme / über dessen Erklährung Skaliger / Füller / und viel andere hochgelehrte Sprachengrübler ihre Köpfe tapfer zerbrochen / nirgend andersher gebildet worden / als aus dem einigen ענק־בן, BEN-ANAK, das ist Anakssohn / oder ענק־בני, BENE-ANAK, das ist Anakskinder.


Zur 14 Einteilung.


Tugend kennet keinen Haustrümmel.] Hierher gehöret / was Putean / in seiner 9 Rede saget: CÙM NIMIUM DESIDET DITIORIS INDOLIS VIGOR IN SINU MATERNO, CONTABESCIT. PEREGRINA-TIONE DELENDA PARENTUM INDULGENTIA, UT À PUERITIÂ JUVENTUTIS ILLE GENIUS DISCERNATUR. ALIOS ANNOS ALII MORES DECENT, & ALIOS MORES ALII ANNI DOCENT. SEMPER ILLE PUER, QUI DOMI EST; QUI EXTRA PATERNI AGELLI AMBITUM SOLEM NON VIDIT, wan ein wakkeres Gemüht / im mütterlichen Schoße / zu lange faulentzet / wird es schläfferig und schmächtig. Durch Reisen in die Fremde /mus man der Eltern Verzährt- und Verhähtschelung entwohnen; damit der Jugendgeist von der Kindheit unterschieden werde. Anderen Jahren geziemen andere Sitten / und anderen Sitten dienen andere Jahre. Der zu Hause lieget / und ausserhalb seines väterlichen Erbländleins die Sonne nicht siehet / bleibt alzeit ein Kind: [516] wie auch was eben derselbe / an gemeldtem Orte / weiter redet: OPUT HERBAS & FRUCTUS NATURÆ DELQUIO SEROTINAS, PRO-CURATO CALORE, PRÆCOCES REDDIMUS; ITA MENTEM LICETPORTUNÂ PEREGRI NATIONE, wie man Kreuter und Früchte / die aus eigner eingebohrner Schwachheit spähte zu zeitigen pflegen / indem man ihnen Wärme verschaffet / zeitig machet; so wird auch das Gemüht / durch Reisen zu rechter Zeit / in der Fremde gezeitiget.


Zur 15 Einteilung.


Sein Zarea.] So heisset Simsons Gebuhrtsstadt / da sein Vater Manoah oder / wie ihn Flav(ius) Josef nennet / Manoches / aus dem Geschlächte Dans bürtig /wie im 13 Hauptstükke des Buchs der Richter gemeldet wird / wohnete. Zwischen dieser Stadt / und Estaol war das Dannische Läger.


Zur 19 Einteilung.


Als er das erste Morgenroht hinter ihm schimmern sahe.] Hier sagen wir nicht ohne Uhrsache / hinter ihm. Dan Simson / der in das Filisterland zog / welches / nach seinem Vaterlande zu rechnen / gegen Abend zu lag / hatte freilich den Morgen oder Aufgang der Sonne hinter seinem Rükken: wie aus des Esaias Worten erscheinet / wan er in seinem 9 Hauptst. also schreibet: der HERR wird ihre Feinde zu Hauffe rotten / die Sirer / (die nach dem Morgen zu liegen) vornen her / und die Filister / (die gegen Abend an sie grentzen) von hinten zu / daß sie Israel fressen / u.s.w.


Zur 20 Einteilung.


Die fünf Kreuse des Filisterlandes.] Daß dieses Land in fünf sonderliche Fürstentühmer oder Kreuse sei unterschieden gewesen / kan man / unter andern / aus dem Beginne des dritten Hauptst. im B. der Richter leichtlich abnehmen; da der Verfasser desselben also schreibet: Dis seind die Heiden / die der HERR lies bleiben / daß Er an ihnen Israel versuchte; das nicht[517] wuste üm die Kriege Kanaans: und daß die Geschlächter der Kinder Israels wüsten und lerneten streiten / die vorhin nichts darüm wusten. Nähmlich die fünf Fürsten der Filister / u.a.m. Ja noch deutlicher meldet hiervon Samuel im 6 Haubtst. seines 1 Buchs; da zugleich die fünf Hauptstädte des Filisterlandes / in denen die fünf Kreusfürsten Hof hielten /nahmkündig gemacht werden. Seine Worte seind diese: da die fünf Fürsten der Filister zugesehen hatten / zogen sie wieder gen Ekron. Dis seind aber die güldenen Aerse / welche die Filister dem HERRN zum Schuldopfer gaben: Asdod oder Azot einen /Gasa oder Gaza einen / Asklon oder Askalon einen /Gat oder Get einen / und Ekron oder Akkaron einen: und die güldenen Meuse / nach der Zahl aller Städte der Filister unter den fünf Fürsten / u.s.f. Daß aber gemeldte fünf Kreuse der Filister sich dazumahl zu Timnat versamlet gehabt / bezeuget Flav(ius) Josef /in seinem 5 Buche / mit folgenden Worten; als er (Simson) erwachsen war / begleitete er seine Eltern nach Tamna (wie er Timnat nennet) da die Filister eben ihre Zusammenkunft hielten.


Zur 21 Einteilung.


Timnat heisset ein Bild.] Wir lesen in heiliger Schrift von vier unterschiedlichen Städten / welche diesen oder dergleichen Nahmen geführet. Die erste / deren im 1 Hauptst. des 1 Buchs der Zeitgeschichte gedacht wird / war die Hauptstadt der Kinder Edoms / und ein Sitz ihrer Fürsten. Althammer nennet sie / in seinem Buche von den Eigenen Nahmen der heiligen Schrift /THIMNA, Hieronimus aber / in einem dergleichen Werklein / THAMNA. Die andern drei waren / durch das Loß / drei unterschiedlichen Geschlächtern der Kinder des Israels zugefallen: nähmlich die eine dem Stamme des Juda / die andere dem Stamme des Efraims / die dritte dem Stamme des Dans; wiewohl dieser Stam / zu Simsons Zeiten / die seinige noch nicht in würkliche Besitzung gebracht. Die erste dieser drei nennet das Buch des Josua / schier am Ende des Hauptst. Timna / Hieronimus aber / in seinem Werklein von den Ebräischen Oertern / Tamna oder THAMNA, sonsten vom [518] Schafeschähren des Ertzvaters Juda bekant. Die zweite / die an der Nordseite des Berges Gaas / auf dem Gebürge der Kinder des Efraims lag / und dem Josua / dessen Begräbnis sich auch alda befunden / zum Erbteile gegeben worden / ward von den Filistern nicht nur schlechthin Timnat / sondern auch / und öfter Timnat-Heres / חרס־תמנת das ist ein Sonnenbild / oder die Stadt des Bildes der Sonne / von den Israelern aber nachmahls /indem sie das Wörtlein Heres ümkehreten / oder hintersich zurüklasen / סרח־תמנת Timnat-Serah / oder Timnat-Sarah / das ist ein stünkendes Bild / oder eine Stadt des stünkenden Bildes / wie im Buche des Josua das 24 Hauptst. andeutet / genennet. Die dritte /nähmlich dieselbe / die dem Stamme des Dans zugeteilet war / und von der alhier gehandelt wird / nennet das Buch der Richter straks im beginne des 14 Hauptst. Timnat / das Buch des Josua aber im 19 Hauptst. Timnata / und Althammer / in seinem obangeführten Buche / ebenmäßig THIMNATHA, auch Tamna /Flav(ius) Josef Tamna. Und hierbei / darf ich schier sagen / haben die Filister oder auch Israeler allezeit das Wort קרית, das ist eine Stadt / verstanden; also daß der volkommene Nahme vielleicht תמנת־קרית, Kirjat-Timnat / das ist die Stadt des Bildes / heissen sollen: weil sie sonsten solches Wort bei etlichen an dern Nahmen ihrer Städte stähts auszusprächen pflegten: als wan sie sagten /, ספר־קרית Kirjat-Sefer / das ist die Stadt der Lehre / oder סנה־קרית, Kirjat-Sanna /die Stadt des Gesetzes / oder ארכי־קרית, Kirjat-Arche /URBS ARCHIVORUM, die Stadt des Ertzschreines; welche drei Nahmen die einige Stadt Debir / im Stamme des Juda / führete: wie auch ארבע־קרית, Kirjat-Arba / die Stadt der Viere / oder des Arba / der sie erbauet; die ebenmäßig im Stamme des Juda lag / und nachmahls den Kindern des Levi eingereumet ward: welche sie / nach dem Nahmen des Sohns Kalebs /Hebron הברון genennet: und den בעל־קרית, Kirjat-Baal / sonst auch בעלה und יערים־קרית, eine Stadt der Hiveer / im Stamme des Juda. Ja wer wil in Abrede sein / daß oberwähnte vier Städte nicht darum also genennet worden; weil man in dieser dieses / in jener jenes Götzenbild / oder auch etliche zugleich / für andern Städten geehret.


[519] Zur 23 Einteilung.


Hebe / welche vor Alters / wie Pausanias / in seinen Korintischen Geschichten / meldet / auch Ganimede /und nachmahls bei den Lateinern JUVENTAS, das ist die Jugend / weil man sie für eine Göttin und Vorsteherin der Jugend / und des jugendlichen Wohllebens hielt / genennet worden / war eine Tochter des Frigischen Jupiters / des Tros / Königes zu Trojen / oder /wie Echemenes gemeinet zu haben scheinet / des Kretischen Jupiters / des Minos / und der Frigischen /oder aber Kretischen Juno / das ist Königin: welche /nachdem sie sich / im Gastmahle des Apollons / durch starken Wein zu sehr erhitzet / einen Lattichsalat gegessen / und damit die überflüßige Hitze / die sie zur Empfängnis und Gebuhrt untüchtig / und unfruchtbar gemacht / gleichsam abgekühlet / und so wohl gemäßiget / daß sie mit dieser Hebe schwanger geworden. Weil nun die gebohrne Tochter überaus schön war /hat sie gemeldter Jupiter / wie Homerus / im 4 Buche seines Heldengedichtes von Trojen / meldet / nicht allein zu seiner Tafeldienerin und Mundschenkin bestellet / sondern auch gar zur Vorsteherin der Jugend gemacht / und nachmahls selbst dem Herkules / wie eben derselbe Homerus / im 11 Buche seines Heldengedichtes vom Ulisses / bezeuget / sobald er in den Himmel aufgenommen worden / vermählet. Daß sie aber / im Tafeldienen / sol gestulpert / und einen solchen Fal getahn haben / daß sie das jenige / was die natürliche Zucht verborgen haben wil / ohnvorsichtig / im beisein aller Umstehenden / entblößet / und der schöne Jüngling Ganimedes deswegen an ihre stat /zum Mundschenken bestellet worden; hierdurch haben die Alten Dichtmeister ohne Zweifel auf den Abgang der Jugend / und des Sommers / den Hebe bezeichnet / und die Ankunft des Alters / und Winters /dadurch Ganimedes verstanden wird / ein Auge gehabt: wo man nicht lieber sagen wil / daß Hebe /damit ihr hinfort solches Unglük nicht wieder zustoßen möchte / ihre leichten und leichtlich aufflügenden Frauenkleider in Manskleider verändern / und sich also in einen Ganimedes gleichsam verstellen müssen. Aber hiervon wird [520] mein Dichterischer Sternhimmel am 92. 93. und 94 Bl. im Wassermanne / und im Antinous am 180 Bl. wie auch Natalis Komes / im 5 Hauptst. seines 2 Buches von den Erklährungen der Dichterischen Mährlein / und Ravisius Textor / im 8 B. seines Schauplatzes / am 839 Bl. ein mehres berichten.

Omfale / eine Königin in Lidien / hatte den Herkules / durch ihre Schönheit / dermaßen entzükt / daß er / ihr zu gefallen / wie Donatus / bei dem Terentz / angemärket / selbst gesponnen; indem sie / an stat des Spinkorbes und Wokkens / Pfeil und Keule / ja an stat Weiberkleider / die Leuenhaut / welche sonst Herkules zu tragen pflegte / zur Dekke gebrauchete: welches ihm dan seine Dejanire / bei dem Oviden /sehr hoch aufgemutzet / und als eine große Schande zugerechnet. Daher schreibet auch Propertz / in seinem 3 Buche:


OMPHALE IN TANTUM FORMÆ PROCESSIT HONOREM,
LYDIA GYGÆO TINCTA PUELLA LACU,
UT QUI PACATO STATUISSET IN ORBE COLUMNAS,
TAM DURÂ TRAHERET MOLLIA PENSA MANU.

Omfale / die Lidische Jungfrau / die im Gigischen Seebusem sich gebadet / hat die Schönheit ihrer Gestalt zu so hohen Ehren gebracht / daß derselbe / der die zwo Seulen in der befriedigten Welt aufgerichtet /das ist Herkules / mit so harter Faust den weichen Wokken zog.

Jole war des Euritus / Königes in Etolien Tochter; die dem Herkules versprochen / aber nachmahls wieder versaget ward: weil ihr Bruder / der ihn beschuldigte / daß er seine vorige Frau / die Megäre / zusamt den Kindern / die er mit ihr gezeuget / umgebracht /solches abgerahten. Daher verwandelte sich dan die Liebe des Herkules in einen so heftigen Zorn / daß er der Geliebten Vaterland zu grunde verwüstete / ja den Vater selbsten / mit seinen Söhnen / töhtete; wie Virgiel / im 8 Buche seines Heldengedichtes vom Eneas /bezeuget / und Servius darbei noch ein mehres angemärket. Nach dieser grausamen Taht / oder vielleicht noch mitten in derselben / sol sich die Königliche Tochter Jole selbst von der Mauer herab gestürtzet haben; wie Plutarch aufgezeichnet.

[521] Briseis war eine sehr anmuhtige schöne Jungfrau /oder vielmehr Magd von Laresse / aus Frigien; welche / nachdem sie gefangen worden / dem Achilles /des Königlichen Fürstens Peleus / und der Tetis Sohne / dem Tapfersten aller Griechen / wie ihn Homerus / im 9 B. seines Heldengedichtes von Trojen /beschreibet / und derselben Feldherrn vor Trojen /durch das Loß zufiel; aber ihm nachmahls / durch den Mizenischen König Agamemnon / des Königs Menelaus Bruder / den Tullius einen König aller Könige nennet / abhändig gemacht ward: daher dan Achilles /aus großem Unwillen / wie sehr man ihn gebähten /wie reichlich man ihn beschenket / ja selbst bedreuet /keines Weges mehr fechten wollen / bis er endlich vernommen / daß sein liebster Spiesgeselle / durch den Hektor / erschlagen sei. Dessen gedenket Horatz /im 4 Leierliede seines 2 Buches / mit folgenden Worten:


– – PRIUS INSOLENTEM.
SERVA BRISEIS NIVEO COLORE
MOVIT ACHILLEM.

Die Magd Briseis bewegte / durch ihre schneeweisse Farbe / den zuvor verwägenen und tapfermühtigen Achilles: wie auch Mantuan / wan er spricht:


ÆSTUAT, AMISSÂ BRISEIDE, MAGNUS ACHILLES,
LANGUET, & ARGOLICIS FERRE RECUSAT OPEM.

Der große Achilles brennet für Zorne / ja er lesset die Hände sinken; und versaget den Argoliern seine Hülfe; nachdem er seine Briseis verlohren. Hiervon kan auch Homerus / im 1 B. seines Heldengedichtes von Trojen / wie auch Ovidius / im 11 seiner Verwandlungsbücher / und im 8 seiner Sendeschreiben /gelesen werden.

Andromede war des Mohrenkönigs Zefeus / und der Kassiope Tochter; welche bei der Stadt Joppe /wegen der Hofart ihrer Mutter / die sich gerühmet die Nereinnen an Schönheit zu überträffen / an eine Klippe fest gebunden / und einem ungeheuren Walfische zu verschlingen vorgesetzt / vom Argolischen Königlichen Fürsten aber / dem Perseus / des Argischen Jupiters Prötus / und der Danae Sohne / von dieser Gefahr [522] erlöset / und geehliget ward: wie Herodotus / im 7 B. Euripides / in seiner Andromede / Kares / im 2 B. Strabo / im 1 und 16 B. Plinius / im 13 und 31 Hauptst. des 5 B. und im 5 Hauptst. des 9 Buchs seiner Natürlichen Geschichte / Vossius / im 30 Hauptst. des 1 B. vom Götzendienste / wie auch Aristides / Dionisiokles / Pindarus / Hesiodus / Simonides / in seinem Perseus / Ovidius / Libanius / Verulamius / und viel andere so wohl Geschicht- als Gedicht-schreiber mehr bezeugen. Aus dieser des Perseus / und der Adromede glüklichen Ehe ward / unter andern Kindern /derselbe Perseus gebohren / von dem die Perser / wie Herodotus / im 7 B. uhrkundet / ihren Uhrsprung gewonnen / und die Pfeile / wie Plinius im 56 Hauptst. seines 7 B. bezeuget / zum allerersten erfunden worden. Sonsten gedenket auch dieser Geschicht Propertz / im 1 B. mit diesen Worten:


QUALIS & ACCUBUIT PRIMO CEPHEIA SOMNO,
LIBERA JAM DURIS COTIBUS ANDROMEDA.
und dan im 2 B. wan er spricht:
ANDROMEDE MONSTRIS FUERAT DEVOTA MARINIS.
HÆC EADEM PERSEI NOBILIS UXOR ERAT.

Daß endlich nicht nur Andromede / mit ihrem Perseus / sondern auch ihr Königlicher Vater Zefeus / ja selbst ihre Mutter / die übermühtige Kassiope / an den Himmel / unter das Gestirn / gesetzt worden / darvon geben uns Nachricht Aratus / Higinus / Manilius /Dezimator / und alle dieselben / die von den Gestirnen oder Sternzeichen geschrieben. Zuvoraus aber kan hierbei mein Dichterischer Sternhimmel / da ich alles weitleuftig ausgeführet / und was noch erdichtetes in hiesiger Geschicht etwan sein möchte / durch dasselbe / was sich wahrhaftig begeben zu haben scheinet / zu erklähren mich bemühet / bei den Sternzeichen des Zefeus / der Kassiope / der Andromede / und des Perseus / vom 114 Blatte / bis auf das 124; wie auch mein Güldener Regen / ein Gedicht dem Göttlichen Ferdinanden dem Dritten Kristsäligsten Andenkens /auf dem Reichstage zu Regensburg / im 1653 Jahre gewiedmet / gelesen werden.


[523] Zur 24 Einteilung.


Sobald dem Gesichte der Zügel gelaßen wird.] Darüm sagt Isokrates / oder / wie andere wollen / Perikles /als er den Sofokles / einen schönen Jüngling / alzusehr loben höhrete / wie Plutarch im Lebenslauffe der zehen Redner angemärcket: ου μόνον δει τὰς χειρας ἔχειν παρ᾽ αυτω, ἀλλὰ καὶ τους ὀφϑαλμους, es geziemet sich nicht allein die Hände / sondern auch die Augen in seiner Gewalt zu haben.


Zur 31 Einteilung.

Der Weinstok ümarmet ja / aus Liebe / den Ulmbaum.] Daher sagt Ovidius:
HÆC QUOQUE QUÆ JUNCTÂ VITIS REQUIESCIT IN ULMO,
SI NON JUNCTA FORET, TERRÆ ACCLINATA JACERET.

Auch dieser Weinstok / der an der angefügten Rüster ruhet / wan er nicht angefüget were / würde zur Erde niedergesunken ligen. Der Ulmbaum / oder die Ulme /der Ilmenbaum oder die Ilme / welche Wörter / alle viere vom Lateinischen ULMUS gebildet / wird auch gewislich / aus keiner andern Uhrsache / bei uns / mit unserem eigenen rechtdeutschem Worte / Rüster oder Rustbaum / das ist Ruhebaum / genennet / als weil der Weinstok / mit seinen Reben / so gern an der Rüster hänget / und ruhet oder rustet. Es wollen zwar etliche zwischen den Ilmen / und Rüstern einen Unterscheid machen / als wan es zweierlei Beume weren: aber sie irren; indem jener Nahme / wie schon gesagt /aus dem Lateinischen ULMUS flüßet / dieser aber der Hochdeutschen eigener ist / damit sie eben denselben Baum / den die Griechen πτελέα, die Lateiner ULMUS, auch wir zu weilen / ihnen zur Folge / Ulmbaum / Ulme oder Ilmenbaum / oder auch Ilme / nen nen / zu benahmen pflegen. Die Franzosen heissen ihn ORME, die Wälschen OLME, beide gleichmäßig nach dem Lateinischen ULMUS; die Niederdeutschen aber gemeiniglich IEPENBOOM, welches aus dem Hochdeutschen Iffenbaum oder Iffenholtz / oder vielmer Jeper / wie eben derselbe Ulm- oder Rust-baum an etlichen Oertern des Hochdeutschlandes auch heisset / gebildet ist. Sonst gebrauchen die Niederdeutschen [524] gleich so wohl / als wir / das Wort RUSTBOOM, das ist Ruhebaum: dan Rust / als sagte man Ruhest / Ruhst / daher Rühester / Rühster / oder auch Rast heisset bei ihnen / wie bei uns / eben so viel / als Ruhe; wiewohl es bei unsrem gemeinen Völklein öfter für Rost / RUBIGO, FERRUGO, ÆERUGO, den das Eisen / aus langer Rust oder Ruhe / wan es nicht genützet wird / zu bekommen pfleget / verstanden wird. Doch die Niederdeutschen schreiben nicht RUST oder RUSTE, wan es so viel heissen sol / als Rost / RUBIGO; sondern, ROEST, zum Unterscheide des Wortes RUSTE, welches bei ihnen so viel / als Ruhe / bedeutet. Zu unsern Zeiten ist es zwar / so viel als ich gesehen / nicht gebreuchlich / daß man die Wein- oder Reben-stökke neben die Rüstern zu pflantzen pfleget / und sie an denselben hinauf wachsen lesset: gleichwohl ist es nicht zu leugnen / daß sie / aus einer verborgenen unterlichen Liebe / beide gern beieinander stehen und wachsen wollen; da hingegen die Weinstökke / wan man sie zu nahe neben andere Beume pflantzet / ausgehen und verdorren. Und daß es vor Alters üblich gewesen / haben wir eben itzund aus des Ovidius Worten vernommen. Ja neben mehr andern so wohl Geschicht- als Gedicht-schreibern /bezeuget es noch eigendlicher Virgiel selbsten / der ein fürtreflicher Ahrtforscher gewesen / wan er spricht:


SEMIPUTATA TIBI FRONDOSA VITIS IN ULMO EST.


Du hast einen halbbeschnittenen Weinstok an einer grühnenden Rühster stehen.

Der Magneht oder Liebestein.] Wir nennen alhier diesen Stein den Liebestein: weil er aus einer sonderlichen verborgenen Kraft und Eigenschaft / ja gleich als aus einem heimlichen Triebe der Liebe / das Eisen an sich ziehet / oder / wo es ihm zu schweer / und unbeweglich fället / gleichwohl allezeit sich darnachzu wendet: wie man in dem Schifzeiger siehet / da die Spitze der Nahtel / mit einem solchen Steine versehen / stähts nach Mitternacht zu weiset. Ja man drehe und kehre den Schifzeiger / wie man wolle / so wird diese Spitze gleichwohl wieder nach dem Nordstriche /dahin der Stein so begierig verlanget / zulauffen: vielleicht darüm / weil nach Mitternacht zu / wie die [525] Naturkündiger gemeiniglich meinen / das meiste Eisenwerk pfleget gegraben zu werden. Aus diesen und keinen andern Uhrsachen haben ihm auch die Franzosen eben einen solchen Nahmen gegeben / nähmlich AIMANT, das ist Liebende / als wolten sie sagen / der liebende Stein / das eben so viel ist / als Liebestein. Und darüm irret derselbe gröblich / der / in einem Französischen Wortbuche / das Wort AIMANTIN, eben als wan es aus DIAMANTIN gebildet worden /auf Lateinisch ADAMANTINUS giebet; wie auch FOI AIMANTINE, FIDEM ADAMANTINAM, für MAGNETICAM, das ist ein magnetischer / Gott gleichsam mit starker Kraft an sich ziehender Glaube / und nicht Demantischer; wiewohl er seiner harten Tauerhaftigkeit und Beständigkeit wegen / sonsten auch also könte genennet werden. Anders nennen ihn die Hochdeutschen auch einen Segelstein / und die Niederteutschen SEYLSTEEN; weil die Schiffer nach desselben Anweisung im itztgemeldten Schifzeiger so wohl bei Nacht / als bei Tage / mitten auf der weitesten und breitesten See / da sie sonst nicht wissen könten / wo sie weren / ohne Sorge fortsegeln können. Aber sein gemeinester Nahme / den er bei uns hat /nähmlich Magneht / ist vom Griechischen μαγνῆτις des Galenus / oder μάγνης des Porfirius / oder aberμάγνησσα des Kallimachs Worte / oder auch aus dem Lateinischen MAGNES, MAGNÉTIS, gebildet: wel che sämtlich ihren Uhrsprung vom Völkernahmen der Magneten / oder dem Landesnahmen Magnesien / da dieser Stein in großer Mänge wächset / wie Laertz meinet / oder wie Plinius im 16 B. schreibet / von seinem Erfinder / der Magnus geheissen / bekommen. Von seiner ziehenden Wunderkraft / wie ihm gleichwohl der Knoblauch / wan er mit desselben Safte bestrichen wird / wie Plutarch in seinen Aufgaben angemärket / benimt / scheinet er bei dem Plinius im 10 Hauptst. des 37 B. auch SIDERITIS, σιδερίτης genennet zu sein; eben wie von der Stadt Heraklee ἡρακλεῶτις bei dem Hesichius / oder ἡρακλεια, HERACLIUS LAPIS, der Heraklische Stein / oder der Herakleer. CALAMITA PIETRA ist sein Nahme bei den Wälschen: wiewohl CALAMITES bei den Lateinern ein ander Stein ist.

Ja selbst der Salmander.] So ist der gemeineste Nahme dieses [526] giftigen Ungeziefers / das im Feuer zu leben gewähnet wird / und einer Heidexe nicht ungleich ist / in allen Europischen Sprachen; daher wir ihn auch alhier behalten wollen: unangesehen / daß es im Hochdeutschlande sonsten auch ein Molch / und an etlichen Oertern ein Mahlen / oder Moldwurm /und Olm genennet wird. Neben dem σαλαμάνδρα, daher der Lateinische SALAMANDRA, und unser Salmander sprüßet / hat er bei den Griechen zugleich den Nahmen μόγγη; bei den Franzosen aber PLUVI NE, das ist ein Regenwurm / weil er den Regen verkündiget / und MIRTIL, wie auch SOURD, vielleicht weil er taub / auch als stum / dahin vermuhtlich der Nahme μόγγη zielet / zu sein scheinet. Von dessen Eigenschaft kan Aristoteles / Galenus / Plinius / Elian /und Dioskorides / im 67 Hauptst. seines 2 B. wie auch im 5 Hauptst. des 6 B. gelesen werden.


Zur 34 Einteilung.


Die Augen / als Fenster zum Hertzen.] Derer Gestalt und Blikke des Hertzens Gedanken / ja alle desselben Heimligkeiten verrahten. Dahin zielet Filostratus /wan er saget: Πολλὰ μὲν ὀφϑαλμοὶ τῶν ἀνϑρωπίνων ἤϑων ερμηνεύουσι, die Augen zeigen die Menschlichen Sitten gemeiniglich an.


Zur 40 Einteilung.


Fehlet es dan deinem Geschlächte an Jungfrauen.] Hiervon redet das Buch der Richter im 14 Hauptst. wie folget: Sein Vater und seine Mutter sprachen zu ihm: ist dan nun kein Weib unter den Töchtern deiner Brüder / und in deinem gantzen Volke / daß du hingehest / und nimst ein Weib bei den Filistern / die unbeschnitten seind? Und hierbei hat L(ukas) Osiander angemärket: als wolten sie sagen / wir verwundern uns /was du damit meinest / daß / da du wohl köntest eine ehrliche Jungfrau aus deinem Stamme / oder doch sonst aus dem Israelischen Volke bekommen / du dir dannoch unter dem Gottlosen Volke der Filister ein Weib aussuchest / welches von dem Bunde Gottes /der durch die Beschneidung bestähtiget worden / entfernet ist. Auch schreibet eben hiervon [527] Flavius Josef also: als die Eltern sich weigerten / indem sie ihm vorhielten / sie sei eines andern und gantz widerwärtigen Geschlächtes / wie auch / daß der Gottesdienst eine solche Hochzeit nicht zuliesse; da überwand sie gleichwohl des Jünglings Hartnäkkigkeit / und brachte es so weit / daß die Jungfrau mit ihm verlobet ward.


Zur 46 Einteilung.


War es dem Josef.] Diese Heurraht des Josefs beschreibet Moses in seinem 41 Hauptst. des 1 Buchs. Auch wird eben dieselbe in meiner Assenat weitleuftiger ausgeführet.


Zur 47 Einteilung.


Scheuete sich Moses.] Diese gantze Geschicht erzehlet eben derselbe Moses im 2 und 18 Hauptst. seines 2 Buches / wie auch im 12 Hauptst. des 4 Buches.


Zur 48 und 52 Einteilung.


Die meinen Augen gefället.] Hiermit wird gezielet auf Simsons eigene Worte / die er zu seinen Eltern redet /wan er / im erstangezogenem Orte des Buchs der Richter / also saget: gib mir diese; dan sie gefället meinen Augen.


Zur 58 Einteilung.


Aber es war beiden Eltern noch zur Zeit verhohlen.] Hiervon meldet ebenmäßig das Buch der Richter / in der folge / folgender Gestalt: aber sein Vater / und seine Mutter wusten nicht / daß es vom HERRN were. Dan Er suchte Uhrsache an den Filistern. Die Filister aber herscheten zu der Zeit über Israel.


Zur 59 Einteilung.


Da den Fal des ersten Mansbildes / und zugleich aller nach ihm das allererste Weibesbild veruhrsachte.] Durch dieses Weibesbild verstehen wir die Eva: welche vom Homerus / im 19 B. seines Heldengedichtes von Trojen / Ate / und vom [528] Hesiodus / in seinem ersten Buche der Werke und Tage / Pandore genennet wird. Des Homerus Worte seind diese:


Πρέσβα Δίος ϑυγατήρ Ἄτη, ἥ πάντας ἀᾶται
ουλομένη, etc.
FILIA PRIMA JOVIS, QUÆQUE OMNES PERDIDIT, ATE
PERNITIOSA, etc.

Die erste Tochter des Jupiters / die schädliche Ate /die alle (Menschen) ins Verderben gebracht. Diesen Nahmen Ἄτη, Ate hat Homerus ohne Zweifel aus Adam / als wolte er Ade / Ada / oder Adame / das ist die Adamin / sagen / gebildet; weil er vielleicht vom rechten Nahmen dieser ersten Fraue / der Eva war /nicht gehöret. Sonst stimmet er mit der Geschicht des Adams und der Even zimlich überein; indem er saget /daß Ate / die der Anfang und Uhrsprung alles Böses sei / den Klügesten unter allen Menschen betrogen. Fast eben also tuht an gemeldtem Orte Hesiodus / der auch im 3 Buche von der Göttergebuhrt / das Weib aus dem Zorne Gottes gebohren zu sein saget / und esκαλὸν κακόν, das ist das guhte Ubel / nennet; wie es Zirillus wider den Julian mitangeführet: wiewohl Paläfatus / und Fulgentz sein Gedichte von der Pandore ander wärtshin ziehen.


Zur 60 Einteilung.


Jesabel / Achabs des Königs in Israel Gemahlin /deren Geschicht das 19 und 24 Hauptst. des 1 Buches der Könige beschreibet.

Atalia / Jorams des Königes in Juda Gemahlin /und Tochter des Amri / Königs in Israel; welche vom Flav(ius) Josef / im 7 Hauptst. des 9 B. von den Altheiten der Jüden / Gotalia / und Achabs Tochter / weil sie desselben verkehrten Sitten folgete / genennet wird. Was sie für ein Gott- und heil-loses Leben geführet / zeiget das 8 und 11 Hauptst. des 2 B. der Könige / wie auch das 22 und 23 Hauptst. des 2 B. der Zeitgeschichte genug an.

Helene / des Tindars / eines Oebalischen oder Lakonischen Königs / und der Lede Tochter / des Pollux Schwester / [529] und Gemahlin des Menelaus / Königes zu Sparta. Diese ward / ihrer überausgroßen Schönheit wegen / zweimahl entführet: erstlich / als ein Freulein / vom Teseus / wie wir droben / bei der 7 Einteilung /schon angemärket; darnach / als eine Gemahlin des Spartischen Königes / vom Paris / des Priams / Königes der Trojer / und der Hekube Sohne / den man nachmahls / seiner tapferen Tahten wegen / Alexandern genennet. Aus hiesiger letzten Entführung entstund der zehenjährige Krieg der Griechen mit den Trojern: in welchem auch die gewaltige Stadt Troje selbst eingeäschert ward. Die gantze Geschicht hat Homerus / unter andern / sehr herlich beschrieben. Auch gedenket derselben Ovidius in seinen Gedichten sehr oft; desgleichen Propertz / wan er in seinem 2 Buche schreibet:


OLIM MIRABAR, QUÒD TANTI AD PERGAMA BELLI
EUROPÆ ATQUE ASIÆ CAUSA PUELLA FUIT.

Vor diesem war ich verwundert / daß eine junge Frau (nähmlich die Helene) eines so gewaltigen Europischen und Asischen Krieges vor Pergama (das ist Troja) Uhrsache gewesen.

Hippodamie / eine Tochter des Oenomaus / Königes der Elider und Piser; welchen Pelops / der Frigische König / weil er ihm diese Tochter zu vermählen abgeschlagen / mit einer großen Kriegesmacht überfiel.

Noch eine andere Hippodamie / des Piritous Gemahlin / welche die vom Weine trunkene Zentauren entführet / veruhrsachte den gewaltigen Krieg / der zwischen ihrem Ehherrn / und den Entführern entstund. Daher nennet sie auch Propertz / in seinen Gedichten / Isomachen / das ist eine Stteitführerin / wan er schreibet:


QUALIS & ISOMACHE LAPITHÆ GENUS HEROINE
CENTAURIS MEDIO GRATA RAPINA MERO.

Aspasie / eine gelehrte Mileserin / und Beischläferin des Perikles / welcher das Atehnische Stahtswesen vierzig Jahre beherschet / war die Uhrsache zu zween heftigen Kriegen: nähmlich zum Samischen / weil die Samier den Milesern feind waren; und dem Peloponnesischen / wie Plutarch / und Aristofanes bezeugen.

[530] Lavinie / des Königs Latinus Tochter / und Gemahlin des Eneas / veruhrsachte den bluhtigen Krieg zwischen dem Eneas / und Turnus / ihren beiden Freuern; wie Pontan / im 4 Buche von den Sternen angezeichnet.

Arsinoe / des Egiptischen Königes Ptolemäus Tochter / und des Mazedonischen Lisimachs Gemahlin / verreitzte ihren Ehherrn so weit / daß er den Agatokles / ihren Stiefsohn / unangesehen daß er dem Vater viel Kriege glüklich ausgeführet / mit Gifte hinrichtete; wie Volaterran meldet.

Anaxarete / eine wunderschöne Jungfrau / die aus Königlichem Bluhte herentsprossen / fiel dem Ifis /der sie überaus liebete / so hart / daß er vor ihrer Tühre sich erhing; wie Ovidius im 14 seiner Verwandlungsbücher erzehlet.

Deianire / des Etolischen Königes Tochter / war nicht allein die Uhrsache des Krieges zwischen dem Herkules / und Achelous / wie auch des Gefechtes zwischen eben demselben Herkules / und dem Nessus / sondern auch dieselbe / die den Herkules / ihren Ehherrn selbsten ümbrachte; wie Sofokles in seinem Rasenden Herkules / als auch. Perottus / und Seneka /der Heldenspielschreiber / bezeugen. Der letztere bricht unter andern mit diesen Worten heraus.


O TURPE FATUM! FÆMINA
HERCULEÆ NECIS AUCTOR FERTUR.

O welch ein schändlicher Glüksfal! Eine Frau wird gesagt des Herkulischen Todes Veruhrsacherin zu sein.

Berenize / des Seleuks / welcher / nach Alexanders des Großen Tode / König in Sirien ward / Stiefmutter / und Schwester des Ptolemäus / Königes in Egipten /war eine Anstifterin des Krieges zwischen ihrem Bruder / und Stiefsohne; wie Justinus im 27 Buche bezeuget.

Eurifile / des Amfiaraus / eines Griechischen Wahrsagers / Ehfraue / verriet ihren Ehherrn dem Argirischen Könige / Adrast / der ihn mit sich in den Krieg vor Tehbe führen wolte; nachdem er sie mit einem güldnen Armbande bestochen. Dan weil Amfiaraus / vermittelst seiner Wahrsagerkunst / wohl[531] wuste / daß er in diesem Kriege ümkommen solte; so hielt er sich an einem heimlichen Orte verborgen. Als er aber / durch die Verrähterei seiner Fraue / gefunden / und gezwungen ward mitzuziehen; da begegnete ihm das Unglük / das er ihm selbst geweissaget / indem er von der Erde / die sich voneinander spaltete / verschlungen ward. Dieser Geschicht gedenket Statz in seinem 1 Buche vom Tebischen Kriege / wie auch Strabo im 9 Buche / und Euformion am 267 Bl. seines 2 Teiles.

Nikostrata / des Evanders aus Arkadien Mutter /eine Wahrsagerin / und Dichterin / welche diesen ihren Sohn zum Vatermorde verreitzete; wie Tortellius meldet. Sonst wird sie von den Lateinern auch CARMENTA oder CARMENTIS genennet: weil sie die Aussprüche der Götter in Gedichte gebracht. Daher ist ein Tohr zu Rohm CARMENTALIS PORTA genennet worden / dessen Virgiel / im 8 B. seines Heldengedichtes vom Eneas / gedenket / wan er also schreibet:


ET CARMENTALEM ROMANO NOMINE PORTAM.


Nachmahls aber hat man dieses Tohr PORTAM SCELERATAM geheissen: weil dadurch dreihundert und sechs Fabier / mit fünf tausend der ihrigen / wider die Hetrusker ausgezogen / und allesamt erschlagen warden; wie Strabo / im 5 B. und Solinus / in seiner Beschreibung der Stadt Rohm / angezeichnet.

Fedra war des Kretischen Königes Minos / und der Pasifae Tochter / auch des Teseus Gemahlin. Diese hatte sich in ihren Stiefsohn / den Hippolitus / dermaßen verliebet / daß sie aus Unmuht und Verzweifelung / indem sie ihn zur Gegenliebe keines Weges bewegen konte / sich selbsten erhing; und ihn / in einem hinterlaßenen Schreiben an den Teseus / beschuldigte / daß er sie notzüchtigen wollen / und der Uhrhöber ihres Todes so sei. Daher gedachte der erzürnete Vater den Hippolitus zu erwürgen: der aber / indem er ihm entflühen wolte / von den wühtenden Pferden zerträhten ward. Dieser Begäbnis gedenken / wiewohl auf unterschiedliche Weise / Servius / Ausonius /Ovidius / u.a.m.

Hermione / des Menelaus Königs von Sparta zweite Tochter aus der Helene. Diese war so schön / daß sie / durch ihre [532] Schönheit / wonicht vielmehr Wankelmühtigkeit / den Orestes / des Agamemnons Sohn /dem sie erstlich versprochen war / bewog / den nachmahls geehligten Pirrus / des Achilles Sohn / zu töhten; damit er ihrer Besitzung genüßen möchte. Daher schreibet Marzial im 3 Buche:


DIC MIHI, QUID SIMILE EST, THAIS, & HERMIONE?


Zille / des Megarischen Königes Nisus Tochter /hatte sich in den Minos / König von Kreta / dermaßen verliebet / daß sie ihm ihren eigenen Vater / den er bekriegete / verriet; indem sie ihm sein Haar / an dessen Verluste der Verlust des Reiches hing / abgeschnitten / und seinem Feinde zugeschikt. Weil sie aber nachmahls vom Minos verschmähet ward / sol sie für großer Betrübnis / eben wie auch ihr Vater Nisus / in einen Vogel verwandelt sein worden / und zwar jene in einen uns unbekanten ihres Nahmens /dieser aber in einen Sperber / den der Nahme Nisus bezeichnet; welche beide Vogel noch heute zu Tage /dieser Begäbnis wegen / in stähter Feindschaft leben sollen: wie Servius / bei dem 6 Hürtengedichte des Virgiels / angemärket. Auch gedenket dessen / unter andern / Ovidius / mit diesen Worten:


FILIA NEVE MAGIS CAPITI SIT FIDA PARENTIS,
QUÀM TUA VEL PTERELA, VEL TUA, NISE FUIT.

Kleopatre / eine Egiptische Königliche Tochter und nachmahlige Königin / war nicht allein die Uhrsache des gewaltigen Krieges zwischen ihrem Königlichen Vater / und dem Sirischen Könige Alexandern; sondern veruhrsachte darnach auch dasselbe Kriegesunwetter / das zwischen dem Antohn / und dem Keiser Augusten entstund: indem sie den Antohn / der dazumahl Römischer Feldherr in Afriken war / beredete sie zu ehligen / und des Augusts Schwester / die seine Gemahlin war / zu verstoßen. Dan dieses nahm der Keiser so übel auf / daß er von stunden an beschlos ihn zu bekriegen. Aber Antohn kahm ihm zuvor / und machte sich mit einer gewaltigen Heersmacht auf /den August zu überrumpeln. Doch dieser schlug ihn /in einer gewaltigen Seeschlacht / und bekahm die Kleopatre [533] gefangen. Ja Antohn selbst muste sein Leben einbüßen, Gemeldtes Seetreffen beschreibet /unter andern / Virgiel / im 8 Buche seines Heldengedichtes vom Eneas / überaus ahrtig.

Tullia / des Servius Tullius / des sechsten Röhmischen Königes / Tochter / brachte bei dem Tarkwien dem Hofärtigen so viel zu wege / daß er ihren Vater ümbrachte / und sich des Reichs bemächtigte.

Fridegunde / Hülfrichs / der des Klohtars Sohn war / Gemahlin / hatte die Uhrsache / daß ihr Ehherr auf der Jagt sein Leben einbüßen muste.

Isabelle / Luchiens / eines Wälschen Grafens Gemahlin / welche Ugolien Gonzaga geschändet / war die Uhrsache des Krieges / den ihr Ehherr wider den Schänder führete.


Zur 63 Einteilung.


Tais / welche von der Hofahrt des Pfauens / der bei den Griechen Ταώς heisset / diesen Nahmen bekommen zu haben scheinet / war eine Huhre von Alexandrien / welche die Atehnische Jugend verführete / und den grausamen Brand in der Stadt Persepolis anrichtete. Hiervon schreibet / unter andern / Kurtz / in seinem Buche / wie auch Zelius / im 35 Hauptst. seines 8 Buches: und Menander / ein Griechischer Dichtmeister / hat sie / in seinen Gedichten / dermaßen heraus gestrichen / daß sie die Menandrische Tais genennet ward. Daher schreibet Propertz:


TURBA MENANDREÆ FUERAT NEC THAIDOS OLIM
TANTA, IN QUA POPULUS LUSIT ERICHTHONIUS.

Das Gedränge üm die Menandrische Tais / darinnen das Volk zu Atehn spielete / war ehmahls so groß nicht.


Zur 74 Einteilung.


Ein Leue / wan er erzürnet wird.] Hiervon schreibet Val(erius) Herberger / im 57 Hauptst. des 11 Teiles seines Werkes von den großen Tahten GOttes.

[534] Indem der Geist GOttes seinen Muht bemuhtigte.] Im 14 Hauptst. des Buches der Richter stehen hiervon diese Worte: Und der Geist des HERRN geriet über ihn / und er zerris ihn / wie man ein Böklein zerreisset: und hatte doch gar nichts in seiner Hand.


Zur 76 Einteilung.


Nachdem er ihn in die Streucher verstekt hatte.] Flav(ius) Josef schreibet hiervon / im 10 Hauptst. seines 5 Buches / also: und er warf das Aß desselben in ein Dorngehäkke / nahe bei dem Wege.


Zur 77 Einteilung.


Von einer so kühnen Taht schwieg dieser Leuenkämpfer stok-stille.] Das Buch der Richter führet hiervon diese Worte: und (Simson) sagte nicht an seinem Vater / noch seiner Mutter / was er getahn hatte. Hieraus ist zugleich genugsam abzunehmen / daß Simson seine Eltern / wie in meinem Simson angeführet wird / vor den Weinbergen verlaßen / und einen andern Weg / hinter denselben hin / genommen: ob es schon der Schreiber des itztangezogenen Buches / der Kürtze wegen / nicht ausdrüklich gemeldet.


Zur 84 Einteilung.


Auch füget sich das Wort / das dieses Band bindet /nur aus zween Buchstaben zusammen.] Dieses Wort ist / JA / darinnen der erste Buchstab / nähmlich das j / ein Mitlauter / und Weiblich ist / der zweite / nähmlich das a / dagegen ein Selblauter / und Mänlich.


Zur 110 Einteilung.


Was unter der Rose bleiben sol.] Die Rose war vor Alters ein Sinbild der Verschwiegenheit. Und darum pflegte man über die Tafeln oder Tische / sonderlich in heimlichen Raht- auch wohl Gülde-stuben / eine Rose zu mahlen / oder aus Holtze geschnitten [535] zu hängen; damit einieder sich dabei seiner Pflicht verschwiegen zu sein / sooft er sie anblikte / erinnern möchte. Und dieser Gebrauch ist ohne Zweifel daher entsprossen: weil die Rose der Liebe / derer Werke heimlich und verschwiegen wollen gehalten sein / geheiliget ist; wie aus folgenden Dichtbänden zu sehen:


EST ROSA FLOS VENERIS, CUJUS QUÒ FURTA LATERENT,
HARPOCRATI MATRIS DONA DICAVIT AMOR.
INDE ROSAM MENSIS HOSPES SUSPENDIT AMICIS,
CONVIVÆ UT SUB EÂ DICTA TACENDA SCIANT.

Die Rose ist eine Bluhme der Liebe / derer Diebstal verborgen zu halten hat sie selbsten ihrer Mutter Geschenk dem Harpokrates / das ist der Verschwiegenheit / geheiliget. Daher pfleget der Würt seinen Gästen eine Rose über den Tisch zu hängen; damit sie /was unter derselben geredet würde / zu verschweigen wüsten. Hierbei mus ich auch des Gedichtes / welches ich unlängst auf Herrn Filip Jakob Zeiters / unter den Deutschgesinten des Verschwiegenen / Hochfürstlichen Würtenbergischen Geheimverpflegers und Ertzschreinbewahrers / Zunftzeichen / Zunftnahmen und Zunftspruch verfärtigte / gedenken; weil es schier nach dem itztangeführten Lateinischen seinen Anfang gewinnet. Es lautet aber wie folget:


Die Rose / die noch roht vom Bluhte des Adonen /
auch wohl der Venus selbst / der sie geheiligt blieb /
hat Liebereitz verehrt / dem unsre Buhler frohnen /
dem Schweiger Harpokrat; damit der kleine Dieb /
und was er in der Lieb' ausübt / verschwiegen bliebe.
Drüm wird Verschwiegenheit durch Rosen vorgebildt /
durch Rosen / die zugleich ein Zeichen seind der Liebe.
Drüm ziert die Ros' auch oft der Tafeln Oberschild.
Drüm führt sie gleich also Herr Filip Jakob Zeiter /
wiewohl mit Näglichen / die weis seind / gantz ümringt /
im Schilde / das Ihm dient zu einem Tugendleiter:
darbei sein Zunftwort auch / Hierunter bleib' es / klingt.
Der Fürsten Heimligkeit mus unter Rosen bleiben /
mus mit Verschwiegenheit durchaus gehandhabt sein.

[536] Wer dieses tuht / der mag sich den Verschwiegnen schreiben mit recht und ohne scheu; der ziert den Rosenschrein. Dieser Harpokrates ist ein Weisemeister gewesen / welcher gelehret: die Verschwiegenheit sei die gröste Tugend. Daher ist sein Bildnis / welches /mit seinen auf den Mund gelegten Fingern / wie die Göttin Angerone zu Rohm / zur Verschwiegenheit anmahnete / bei dem Götzendienste der Isis / und des Serapis gebraucht worden. Daß er aus der Insel Farien bürtig gewesen / zeiget Alziat in folgenden Bänden an:


CÙM TACET, HAUD QUICQUAM DIFFERT SAPIENTIBUS, AMENS,
STULTITIÆ EST INDEX LINGUAQUE VOXQUE SUÆ.
ERGO PREMAT LABIUM, DIGITOQUE SILENTIA SIGNET,
& SESE PHARIUM VERTAT IN HARPOCRATEM.

Zur 121 Einteilung.


Daß die Bienen desselben Rachen zum Honigstokke gemacht.] Am mehrgemeldten Orte des Buches der Richter lauten die Worte hiervon also: und er traht aus dem Wege / daß er das Aß des Leuen besähe. Sihe! da war ein Bienenschwarm im Ase des Leuen /und Honig. Und er nahm es in seine Hand / und aß darvon unter Wegens: und ging zu seinem Vater / und zu seiner Mutter / und gab ihnen / daß sie auch aßen. Er sagte ihnen aber nicht an / daß er den Honig von des Leuen Ase genommen hatte.


Zur 125 Einteilung.


Auch vergaß er hierbei seiner Liebsten nicht.] Flavius Josef schreibet hiervon / im 10 Hauptst. seines 5 Buches / also: und er nahm daraus drei Honigscheiben /und überreichte sie / neben andern Geschenken / seiner Liebsten.


Zur 129 Einteilung.


Er ist die große Sonne der Gerechtigkeit.] So nennet unsern HErrn und Heiland Maleachi / wan er im 4 Hauptst. seines Buches saget: Euch aber / die ihr meinen Nahmen fürchtet / sol [537] aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit. Eben dasselbe wil auch Johannes sagen /wan er im 21 Hauptst. seiner Offenbahrung / also spricht: und die Stadt darf keiner Sonne / noch des Mohnes / daß sie ihr scheinen. Dan die Herligkeit Gottes erleuchtet sie / und ihre Leuchte ist das Lam. Und die Heiden / die da sälig werden / wandeln in demselben Lichte. Ja der Heiland selbst wil dieses sagen / wan Er / im 8 Hauptst. der Heilverkündigung des Johannes / saget: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolget / wird nicht in der Fünsternis wandeln; sondern das Licht des Lebens haben.

Wie der Engel von ihm mit Vorbedacht sagte.] Nähmlich im 13 Hauptst. des B. der Richter: und er (Simson) wird anfangen Israel zu erlösen aus der Filister Hand.

Eine gantz volkommene und ewige Erlösung.] Hiervon redet das Sendeschreiben an die Ebräer / im 9 Hauptst. wie folget: Kristus ist kommen / daß Er ein Hoher Priester der zukünftigen Gühter sei / durch eine grössere und volkomnere Hütte. Auch ist Er nicht durch der Kälber oder Bökke Bluht / sondern durch sein eigenes einmahl in das Heilige eingegangen / und hat eine ewige Erlösung erfunden. Ja Er hat die ewige Gerechtigkeit gebracht; wie Daniel / im 9 Hauptst. seiner Weissagung / redet.


Zur 132 Einteilung.


Das heilige Kind Gottes.] Also nennen die Jünger des HErrn unsern Heiland / in ihrem Gebähte / wan sie zu Gotte dem Vater folgender Gestalt bähten: sie haben sich versamlet über dein Heiliges Kind JESUS; welchen Du gesalbet hast / u.s.f. wie die Apostelgeschicht / im 4 Hauptstükke / bezeuget. Ja der Engel Gabriel nennet Ihn gar den Allerheiligsten / wan er zum Daniel / in dessen 9 Hauptstükke spricht: siebenzig Wochen seind bestimt über dein Volk / und über deine heilige Stadt: da wird dem Uberträhten gewehret / und die Sünde zugesiegelt / und die Missetaht versühnet / – – – und der Allerheiligste gesalbet werden. Eben derselbe Gabriel ist es / der Ihn auch das Heilige Kind nennet / wan er zur Jungfrauen Marien /bei dem Lukas / im 1 Hauptstükke / folgender Gestalt spricht: der [538] Heilige Geist wird über dich kommen /und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darüm sol auch das Heilige / das von dir gebohren wird / Gottes Sohn genennet werden.

Ja Er heiligte sich selbst für uns.] Dieses bezeuget unser Heiland von sich selbst / in seinem Gebähte zu seinem Vater / wan Er / bei dem Heilverkündiger Johannes / im 17 Hauptst. unter andern spricht: heilige sie in der Wahrheit. Dein Wort ist Wahrheit. Ich heilige mich selbst für sie; aufdaß auch sie geheiliget seind in der Wahrheit / u.s.f. Eben derselbe Johannes bezeuget auch in seinem 8 Hauptst. was / in meinem Simson / straks hierauf folget. Ja er führet zugleich /im 6 Hauptst. diese des Heilandes eigene Worte mit an: Ich bin vom Himmel kommen / nicht / daß Ich meinen Willen tuhe / sondern Dessen / der Mich gesandt hat / u.s.w. Das übrige findet man bei dem Lukas / 2. Esaias / 9.1 Pet(rus) 5. Matt(eus) 4. Offenb(arung) Joh(annes) 5. Esa(ias) 7. u.a.m.


Zur 134 Einteilung.


Sie lauerte darauf / mit unverwanten Blikken.] Hierher zielet / was Mantuan / im 1 seiner Hürtengedichte saget:


NON CELARE SUAS, NEC VINCERE FŒMINA CURAS,
NEC DIFFERRE POTEST. TANTUM LEVITATIS IN ILLÂ EST.

Zur 138 Einteilung.


Dreissig der muhtigsten Timnattischen Jünglinge.] Das Buch der Richter meldet hiervon / im 14 Hauptst. folgender Gestalt: und da sie ihn sahen / gaben sie ihm dreissig Gesellen zu / die bei ihm sein solten. Diese Worte werden / im oftangezogenem 5 Buche des Flavius Josefs / also erklähret: darnach lud er zur Hochzeit die Timnatter: welche dem Jünglinge / weil sie ihn / seiner Stärke wegen / verdächtig hielten /zum scheine der Ehren / dreissig Brautdiener aus derer Zahl / die ihm Alters halben gleich waren / zufügten / mit dem Befehle / daß sie auf ihn acht schlügen / damit er nicht etwan einen Muhtwillen verübete.


[539] Zur 142 Einteilung.


Uber Lehi.] So ward derselbe Ort genennet / da Simson nicht lange hiernach tausend Filister / mit einem Eselskinbakken erschlug; wie das 15 Hauptst. des B. der Richter / schier am Ende / beschreibet. Dagons Götzenhaus war dasselbe / das Simson über einen Hauffen warf / und dadurch mehr Filister töhtete / als er zuvor iemahls getahn; wiewohl er selbst sein Leben darbei einbüßen muste; wie im 16 Hauptst. des itzt angezogenen Buches zu lesen.

[540] Anmärkungen des zweiten Buches

Zur 1 Einteilung.


Gesichtskreus / das ist derselbe Kreus und Umschweif des Erdbodems / der sich so weit erstrekket / als wir mit unsern Augen sehen können. Sonst wird er bei uns auch Gesichtsendiger / und bei den Griechen und Lateinern HORIZON, ja selbst bei den letzteren FINITOR, oder FINIENS genennet.

Gegenfüßer / das seind dieselben Menschen / welche / auf der Unterfläche des Erdbodems / unsern Füßen ihre Füße zukehren. Sonst werden sie auch Gegengänger / Gegenwandler / aber so eigendlich nicht /genennet. Die Griechen und Lateiner gebrauchen beide das Wort ANTIPODES, wie auch ANTICHTHONES. Hiervon kan Plinius / im 65 Hauptstükke seines 2 Buches / wie auch im 22 Hauptst. des 6 Buches gelesen werden.


Zur 6 Einteilung.


Die Französischen Haarstulpen.] Das ist ein falsches Haar / oder eine Hauptzierde von falschen Haaren /welche von den Franzosen PERRUQUE, oder vielmehr FAUSSE PERRUQUE, MENTITA CÆSA RIES genennet / und über das rechte angebohrne Haar / oder das Heupt / als eine Haarmütze / oder Haarhaube / gleichsam hingestülpet wird. Simson trug lieber sein eigenes langgewachsenes Haar / wie die Sparter /und Lazedemonier; denen dort Likurgus / hier Agesilaus eine Satzung vorgeschrieben ihre Haare wachsen zu laßen: weil ein langgewachsenes Haar ein Zierraht sei / der wenig kostete; wie Nikander / und ebengemeldter Agesilaus gemeinet.


Zur 8 Einteilung.


Es geziemet keinen Man.] Hierher zielet Ovidius /wan er schreibet;
[541]
SINT PROCUL À VOBIS JUVENES UT FŒMINA COMTI.
FINE COLI MODICO FORMA VIRILIS AMAT.

Zur 13, 14, und 16 Einteilung.


Ich wil euch ein Rähtsel aufgeben.] Hiervon redet das Buch der Richter / im 14 Hauptst. also; Simson sprach zu ihnen: ich wil euch ein Rähtsel aufgeben. Wan ihr mir das errahtet / und treffet / diese sieben Tage der Hochzeit; so wil ich euch dreissig Hemden geben / und dreissig Feierkleider. Könt ihr es aber nicht errahten / so solt ihr mir dreissig Hemden / und dreissig Feierkleider geben. Und sie sprachen zu ihm: gib dein Rähtsel auf / laß es uns hören. Er sprach zu ihnen: Speise ging von dem Frässer / und Süßigkeit von dem Starken, u.a.m.


Zur 22 Einteilung.


Aus den immergebährenden Bergen.] Hier haben wir auf das Dichtband des Horaz gesehen:

PARTURIUNT MONTES, NASCETUR RIDICULUS MUS.


Wie auch auf dieses Griechische Sprichwort: ὤδινε οὖρος, ειτα μῦν ἀπέκτικεν, MONS PARTURIBAT, DEINDE MUREM PRODIDIT, der Berg lag in Kindesnöhten / darnach gab er eine Maus hervor.


Zur 91 Einteilung.


Den die trüpfende Regentropfen ermürben.] Hiermit haben wir auf des Ovidius Dichtband ein Absehen gehabt:


GUTTA CAVAT LAPIDEM, CONSUMITUR ANNULUS USU.


Wie auch auf folgenden Spruch bei dem Stobäus: durch die vielen Tropfen / die fort und fort trüpfen /wird auch ein Stein selbsten so ausgehöhlet / daß er endlich zerspaltet. Dieses giebt Tullius gantz kurtzbündig: ASSIDUA GUTTA LAPIDEM EXCAVAT, ein [542] stähtstrüpfender Tropfe trüpfet den Stein in Stükken / und höhlet ihn aus: und einander also:


GUTTA CAVAT LAPIDEM CONTINUATA CADENS.


Zur 141 Einteilung.


Der Krammetsvogel.] Alhier sehen wir auf das gemeine Sprüchwort der Griechen: κίχλα χίζει αυτοῦ κακόν, TURDUS SIBI IPSI MALUM CACAT. Dieser Vogel / der sonsten auch ein Ziemer oder Wacholdervogel / weil er die Wacholderbeere so gerne frisset / genennet wird / pfleget seinen Mist / wieman saget /gemeiniglich auf die bemoseten Zakken der Aepfelbeume zu werfen: da dan ein Baumgewächse /mit weissen klebrichten Beeren / daraus der Vogelleim gesotten wird / entsprüsset. In Meissen wird dieses Baumgewächse Kenster genennet / und meistenteils auf den alten Aepfelbeumen gefunden: wiewohl es zuweilen auf den Eichen / da man es den Eichenmispeln oder vielmehr Eichenmisteln nennet / zu sehen (ist). Dieser der Ziemer Mist / weil aus ihm gemeldte Vogelbeere / daraus der Leim zum Vogelfangen gekocht wird / samt ihrem gantzen Gewächse /wachsen / hat also Ursache zu gemeldtem Sprichworte gegeben; welches von denen / die ihnen selbst ein Unglük verursachen / gesagt wird.

Hette Simson der Eingebung seiner Liebe gefolget.] Von diesem gantzen Handel führet das Buch der Richter / am 14 Hauptst. keine Worte mehr / als diese: Aber Simson sprach zu ihnen: wan ihr nicht hettet mit meinem Kalbe gepflüget / ihr hettet mein Rähtsel nicht getroffen. Und der Geist des HErrn geriet über ihn: und er ging hinab gen Asklon / und schlug dreissig Männer unter ihnen / und nahm ihr Gewand / und gab Feierkleider denen / die das Rähtsel errahten hatten. Auch ergrimmete er in seinem Zorne / und ging hinauf in seines Vaters Haus. Daß durch diese letzten Worte Simsons Grol / den er auf seine Liebste / weil sie sein Geheimnis geoffenbahret / geworfen / wie auch daß er sie deswegen eine Zeit lang verlaßen wollen / gemeinet sei / können wir aus der folge leichtlich [543] schlüßen: nähmlich da sein Schwiegervater zu ihm also spricht: ich meinete / du werest ihr (meiner Tochter) gram worden / u.a.m.


Zur 142 Einteilung.


Das Mittelmaß ist das beste.] Eben dasselbe wil Tullius andeuten / wan er in seinem Buche von den Freundespflichten saget: MEDIOCRITAS REGULA OPTIMA, die Mittelmäßigkeit ist die beste Richtschnur / oder das Mittelmaß ist das beste Maß: welches gleichsoviel gesagt ist / als des Apollodorus Spruch bei dem Stobäus / ἡ μεσότης ἐν πᾶσιν ἀσφαλεστέρα. Marzial zielet eben hierher / wan er spricht:


ILLUD, QUOD MEDIUM EST, ATQUE INTER UTRUMQUE, PROBATUR.

wie auch Ovidius mit diesem halben Dichtbande:
– – MEDIO TUTISSIMUS IBIS,

auf der Mittelstraße ist der sicherste Weg / oder in der Mitte gehestdu am sichersten. Dan

VIRTUS EST MEDIUM VITIORUM UTRINQUE REDUCTUM, HOC EST, VIRTUS EST MEDIA INTER DUO EXTREMA VITIOSA; wie Horatz urteilet.

Durch alzugroße Guhtwilligkeit.] Tullius saget / in seiner Rede an den Brutus: MODUS EST OPTIMUS, DECUS IPSUM TENERE, NEC PROGREDI LON GIUS, den Wohlstand beobachten / und nicht alzuweit fortschreiten / ist das beste Maß. Ja eben derselbe drükt die Meinung dessen noch deutlicher aus /wan er anderwärts spricht: SUUS CUIQUE MODUS EST; TAMEN MAGIS OFFENDIT NIMIUM, QUÀM PARUM, einiedes hat seine Maße: doch schadet das Alzuviel mehr / als das Alzuwenig.

Anmärkungen des dritten Buches

[544] Anmärkungen des dritten Buches.

Zur 5 Einteilung.


Mit deiner Gebuhrt ging es gantz wunderlich zu.] Im 13 Hauptst. des Buchs der Richter findet man / unter andern. / diese Worte: und der Engel des HErrn (der in der folge sich selbst Wundersam nennet / auch mit der Schlachtgabe wunderlich ümging) erschin dem Weibe des Manoah / und sprach zu ihr: siehe! du bist unfruchtbar / und gebierest nichts; aber du wirst schwanger werden / und einen Sohn gebähren. So hühte dich nun / daß du nicht Wein / noch starkes Getränke trinkest / und nichts Unreines essest. Dan du wirst schwanger werden / und einen Sohn gebähren /dem kein Schährmesser auf das Heupt kommen sol: dan der Knabe wird ein Verlobter Gottes sein von Mutterleibe / und er wird anfangen Israel zu erlösen aus der Filister Hand.


Zur 10 Einteilung.


Die Schönheit deiner Mutter / die dazumahl überaus schön war.] Hiervon redet Flavius Josef / im 10 Hauptstükke des 5 Buchs / unter andern also: Manoches / ein fürtreflicher Man unter Dans Kindern / und ohne Widersprächen ein Fürst seines Vaterlandes /hatte eine so überaus schöne Frau / daß sie an Schönheit alle Weibsbilder zu ihrer Zeit übertraf / u.s.f. Er liebete sie aber so übermäßig / daß er für großer Liebe schier tol ward. Auch war er auf das heftigste Liebeseifrig.

Ja er zog sie selbst in Verdacht.] Dieses ist aus des itztgemeldten Flavius Josefs Worten genommen; der in der folge solcher gestalt fortredet: Sie gab ihrem Ehherrn / sobald sie wieder zu ihm kahm / des Engels Worte zu verstehen. Auch priese sie desselben jugendliche Leibesgestalt und Schönheit dermaßen /daß ihr Ehherr / durch ein solches Lob / zum [545] Liebeseifer / und die Keuschheit seines Weibes in einen Argwahn zu ziehen bewogen ward. Weil sie nun dem Manne seinen närrischen Unmuht zu benähmen gedachte / rief sie Gott inständig an / Er wolle doch den Engel noch einmahl erscheinen laßen: damit ihn ihr Man auch sehen möchte / u.s.f.


Zur 11 Einteilung.


Den nennete sie einen Man Gottes.] Im Buche der Richter stehen / am obangezogenem Orte / folgende Reden: Es kahm ein Man Gottes zu mir / und seine Gestalt war anzusehen / wie eines Engels Gottes / fast erschröklich / daß ich Ihn nicht fragte / woher? oder wohin? und er sagte mir nicht / wie er hiesse.


Zur 23 Einteilung.


Sie war ungleich muhtiger und behertzter / als dein Vater.] Hiervon seind an mehrgedachtem Orte / des Buchs der Richter / folgende Worte zu lesen: da erkante Manoah / daß es ein Engel des HErrn war / und sprach zu seinem Weibe: wir müssen des Todes sterben / weil wir GOtt gesehen haben. Aber sein Weib antwortete ihm: wan der HErr Lust hette uns zu töhten / so hette Er das Brandopfer und Speisopfer nicht genommen von unsern Händen; Er hette uns auch nicht solches alles erzeiget / noch uns solches hören laßen / wie itzt geschehen ist.


Zur 47 Einteilung.


Sie war veränderlicher / als die Rattenheidexe.] Dieses Ungeziefer / welches bei den Griechen und Lateinern CHAMÆLEON, bei uns aber / weil es mit den Füßen und dem Schwantze der Ratte / doch mit dem übrigen Leibe der Heidexe gleichet / eine Rattenheidexe heisset / und seiner Furchtsamkeit wegen / wie Plinius im 8 Buche meldet / bald diese / bald jene Farbe annimt / hat Alziat / bei seinen Sinbildern / mit den Heuchlern und Schmeuchlern sehr artig verglichen / wan er also schreibet:


[546]
SEMPER HIAT, SEMPER TENUEM, QUÂ VESCITUR, AURAM
RECIPROCAT CHAMÆLEON:
& MUTAT FACIEM, VARIOS SUMITQUE COLORES:
PRÆTER RUBRUM, VEL CANDIDUM.
SIC & ADULATOR POPULARI VESCITUR AURÂ,
HIANSQUE CUNCTA DEVORAT:
& SOLÙM MORES IMITATUR PRINCIPIS ATROS,
ALBI ET PUDICI NESCIUS.

Die Rattenheidexe ziehet / mit aufgesperter Schnautze / die Luft / dadurch sie sich erhohlet / allezeit nach sich. Auch, verändert sie ihre Gestalt / und nimt mancherlei Farben an / ohne die Rohte und Weisse. Also schnappet der Heuchler nach der Luft des gemeinen Völkleins / und verschlinget / mit aufgespertem Rachen / alles / was ihm vorkömt: ja er ahmet den schwartzen Sitten der Fürsten nach / und weis von der weissen Farbe der Aufrichtigkeit / und der Röhte der Schaam nichts.

Die Kreutlein der Liebe / Vergismeinnicht / und Ielängerielieber.] Dieses wird von den Griechen χαμαίπιτυς, und ὑπερικόν, von den Lateinern AJUGA, oder ABIGA, CUCURBITULARIS, und bei dem Plinius THUS TERRÆ, von den Wälschen IUA, CHAMEPITIO, von den Franzosen IUE MOSCATE oder ARTHETIQUE, und von den Spaniern PENILHO der IUA ARTHETICA genennet. Es hat einen Geruch schier / wie das Fiechtenhartz / und wird vom Dioskorides / im 171 Hauptst. seines 3 Buches / beschrieben. Jenes aber wird sonst auch Gamanderlin / und bei den Lateinern QUERCULA MINOR genennet. Es ist ein blau- und lieblichblühendes Kreutlein / mit zahrten Blühmlein / wiewol etwas harten Stängeln.


Zur 53 Einteilung.


Wie es jenem Mahler müglich war.] Dieser Mahler war Apelles / der alle Schönheiten der Jungfrauen zu Kroton zusammensamlete / und in einem einigen Bilde der Venus entwarf / damit es unvergleichlich schön sein möchte.


[547] Zur 69 Einteilung.


Sie sei schon einem andern verheurrahtet.] Flavius Josef führet hiervon / an oftangezogenem Orte / diese Worte: aber die verschmähete Frau / damit sie ihm wieder einen Possen spielen möchte / verheurrahtete sich an einen seiner Mitgesellen / welcher die vorige Heurraht gemacht.


Zur 75 Einteilung.


Zu dem Ende schlug er ihm seine jüngere Tochter zur Ehe vor.] Im 15 Hauptst. des Buchs der Richter spricht Simsons Schwiegervater also: sie hat aber eine jüngere Schwester / die schöner ist / dan sie: die laß dein sein für diese.


Zur 82 Einteilung.


Weil man dergleichen schon zu des Noah Zeiten erfahren.] Diese Geschicht beschreibet Moses / im 6 und 7 Hauptstükke seines Buches von der Schöpfung / ausführlich.


Zur 84 Einteilung.


Daß die Holländer den Fund ihrer Brandschiffe.] Diese Bränder oder Brandschiffe sind in der gewaltigen Seeschlacht in Duins vor Engelland zum allerersten gebraucht worden / die Spanische mächtige Kriegsfluht / welche mit der Englischen der Königin Elisabet in ein hartes Treffen gerahten / zu verbrennen: wie Famian Strada / in seinem Buche vom Niederdeutschen Kriege / da er zugleich die erschrökkliche Gewalt solcher Bränder sehr ahrtig beschrieben / bezeuget.


Zur 88 Einteilung.


Nähmlich der Fariseer / Saduzeer / und Esseer.] Hiervon kan Val(erius) Herberger / in seinem 11 Teile von den großen Tahten Gottes / über das 15 Hauptst. des Buchs der Richter gelesen werden.


[548] Zur 94 Einteilung.


Er weidete seine Begierde selbst in den Weinbergen.] Dieses giebet das Buch der Richter klahr genug zu verstehen / wan desselben Schreiber / im 11 Hauptst. folgender Gestalt spricht: Er zündete (die Bränder) an mit Feuer / und lies sie unter das Korn der Filister: und zündete also an die Mandeln / samt dem stehenden Korne / und Weinberge / und Oehlbeume.


Zur 96 Einteilung.


Uber Sodoma und Gomorra.] Die Verwüstung dieser zween Städte durch Feuer / Pech / und Schwefel / beschreibet uns Moses im 18 und 19 Hauptst. des Buches der Schöpfung,


Zur 107 Einteilung.


Die Vermuhtungen gerieten endlich gar stark auf den einigen Simson.] Hiervon redet das Buch der Richter /im 15 Hauptstükke / wie folget: da sprachen die Filister: wer hat das getahn? Da sagte man: Simson / der Eidam des Timnatters / darüm daß er ihm sein Weib genommen / und seinem Freunde gegeben hat. Da zogen die Filister hinauf / und verbranten sie / samt ihrem Vater / mit Feuer. Aber Flavius Josef erzehlet diese Begäbnis etwas anders / wan er / im 10 Hauptstükke des 5 Buches der Jüdischen Altheiten / also spricht: nachdem die Fürsten des Volkes dieses erfahren / wie auch was den Simson hierzu bewogen ausgeforschet / da schikten sie ihre Beamteten nach Timnat / und liessen Simsons gewesene Frau / mit ihren Verwanten / die man schuldig befunden / öffentlich verbrennen.

Anmärkungen des vierden Buches

[549] [551]Anmärkungen des vierden Buches.

Zur 4 Einteilung.


Im Agrigentischen glühendem Ofen.] Diesen hat Perillus / ein Künstler von Atehn / auf Befehl des Falaris / Königes von Agrigent / den Tullius den grausamsten aller Wühtriche nennet / aus Ertze gegossen / und so künstlich erfunden / daß die Menschen / die man darinnen versperret brahten lies / eben als ein Ochse /wie Plinius / im 8 Hauptst. seines 34 Buches / meldet / zu bölken schienen. Daher schreibet Ovidius / im seiner Trauergedichte:


IPSE PERILLÆO PHALARIS PERMISIT IN ÆRE
EDERE MUGITUS, & BOVIS ORE QUERI.
wie auch anderwärts:
ÆRE PERILLÆO VEROS IMITERE JUVENCOS,
AD FORMAM TAURI CONVENIENTE SONO.

Aber der Erfinder / als er vom Falaris / der an dergleichen neuen Peinwerkzeugen sich überaus ergetzte /eine Verehrung forderte / muste der erste sein / welcher / auf Befehl des Wühterichs / darinnen verbrant ward. Ja Falaris ward endlich selbst / samt seiner Gemahlin / und den Kindern / durch das aufrührisch gemachte Volk / in eben demselben Ochsen hingerichtet; wie es ebenmäßig Ovidius mit folgenden Worten berühret:


UTQUE FEROX PHALARIS, LINGUÂ PRIUS ENSE RESECTÂ,
MORE BOVIS PHARIO CLAUSUS IN ÆRE GEMAS.

Zur 5 Einteilung.


Kreuse / die auch Glauke genennet wird / des Korintischen Königs Kreons Tochter / welche Jason geehliget / nachdem er die Medee / des Kolchischen Königs Eta Tochter / verlaßen: [551] darüm dan diese / sich zu rächen / jener ein Kästlein / darinnen sich ein verborgenes Feuer befand / zur Verehrung geschickt; aus welchem / sobald man es eröfnet / das eingeschlossene Feuer heraus gefahren / und das gantze Schlos /mit der Kreuse / verbrant. Daher schreibet Propertz im 2 Buche seiner Gedichte:


ASPICE, QUID DONIS ERYPHILA INVENIT AMARIS,
ARSERIT & QUANTIS NUPTA CREUSA MALIS.

Siehe doch / was Erifile / das ist Medee / mit ihren bitteren Geschenken erfunden / und wie die Gemahlin Kreuse so unglüklich verbrant worden. Aber Nigidius schreibet / daß Kreuse / dem Feuer und Gifte der Medee zu entflühen / sich zu Korint in einen Brunnen / den man nachmahls Glauke genennet / solte gesturtzt haben.

Alzibiades / ein fürtreflicher Kriegs- und Stahts-man zu Atehn / der so große Tugenden / und zugleich auch so große Laster an sich hatte / daß man zweifelte / ob er mehr zu preisen / oder zu schälten sei / war überaus wohl gestaltet / und mit einer sonderlichen Schönheit begabet / zu derer Erhalt-oder Vermehrung / er die wilde Ochsenzunge / eine Gattung der Rohten / die sonst ANCHUSA, nach ihm aber ἀλκιβιάδιον, das ist Alzibiadeskraut / genennet worden. Dieser /als er Atehn verlaßen / und sich in Frigien aufhalten muste / ward alda von denen / die ihn zu verfolgen ausgeschikt waren / in seinem Bette verbrant; wie Plutarch / Elian / Justien / im 5 Buche / und Plinius /im 22 Hauptstükke seines 34 Buches / angezeichnet.

Pitagoras war der weltbekante fromme Samische Weisemeister / dessen Lob Ovidius / im 15 seiner Verwandlungssbücher also erhöbet:


MENTE DEOS ADIIT, & QUÆ NATURA NEGAVIT
USIBUS HUMANIS, OCULIS EA PECTORIS HAUSIT.

Von diesem meldet Laertz / daß er / im Wälschlande zu Kroton / da er zur Zeit des Servius Tullius / wie Livius / Suidas / und Dionisius schreiben / gelehret /in des Nikokles oder Milons Hause / von einem Jünglinge / den er in seine Schuhle nicht [552] aufnehmen wollen / verbrant / oder vielmehr / nachdem er aus dem brennenden Hause geflohen / ermordet worden. Aber Plutarch beschuldiget hiermit / in seinem Buche vom Sokratischen Geiste / die Kiklonier; indem er meldet /daß eben diese den fürtreflichen Man zu Metapont /welches eine Griechische Stadt war / in / und samt dem Hause seiner Geselschaft / eingeäschert. Hingegen wird vom Dizearch / bei dem Laertz / gegleubet /daß er nicht verbrant / auch nicht ermordet / sondern im Heiligtuhme der Musen zu Metapont / dahin er geflohen / nachdem er vierzig Tage gefastet / im achtzigsten Jahre seines Alters / wie Heraklides / bei dem Laertz / angemärket / gestorben sei. Man hielt ihn /seines überaus mäßigen und halbgötlichen Lebens wegen / so hoch / daß er auch nach seinem Tode /gleichals ein Gott geehret / und seine Wohnung zum Götzenhause gemacht ward; wie Trogus im 20 Buche bezeuget.


Zur 24 Einteilung.


Wie Bitus und Bachius.] Diese / derer Swetohn gedenket / waren zween fürtrefliche Fechter / die weder an Kühnheit / noch Kunst einander nicht wichen. Dan nachdem sie viel andere Fechter niedergemacht / gingen sie endlich auch auf einander selbst loß / und erstachen sich / nach langem Fechten / alle beide. Daher sagt Horatz:


UT NON COMPOSITI MELIUS CUM BITHO BACCHIUS.


Hiervon komt das Sprichwort / Bitus wider den Bachius: welches gebraucht wird / wan zween Böse mit gleicher Boßheit einander begegnen.


Zur 26 Einteilung.


Arba / der Enaker oder Enakskinder Stamvater / den Jakob Kapelle / weil ארבע, ARBA, bei den Ebräern so viel als Viere bedeutet / und das Wort אמנת, das ist ein Ellebogen / darbei solte verstanden werden / vier Ellebogen lang gewesen zu sein meinet. Aber er hat diesen Nahmen / indem eine Länge von [553] vier Ellebogen zu einem solchen Riesen / welcher der gröste unter den Enakskindern / wie es in der Grundsprache lautet / im 14 Hauptst. des Buchs des Josua / genennet wird / viel zu wenig ist / durch das Wort Ellebogen gantz nicht recht erklähret. Dan weil dieser Arba gleichsam ein Vater der vier Riesen war / nähmlich des Enaks / Achimans / Sesai / und des Telmai / derer drei letzten im 1 Hauptstükke des Buchs der Richter gedacht wird / so kan man anders nicht urteilen / als daß dieser Nähme volkömlich ארבע־אבי, ABI-ARBA, das ist der Vater der Viere / nähmlich der Vier Riesen / heissen sol. Dergleichen Beispiel finden wir im 26 Hauptst. des 4 der Bücher des Moses / am Nahmen Hieser oder Ihezer / den das Buch des Josua im 17 Hauptst. volkommen Abiezer ausspricht. Dieses Ihesers oder vielmehr Abiesers Vater war Gilead / und Großvater Machir / der Sohn des Manasse.


Zur 27 Einteilung.


Kirjat-Arba / ארבע־קרית, das ist des Arba Stadt.] Diese lag auf dem Gebürge des Juda / und war eine von den sechs Freistädten der Kinder des Israels / wie Josua im 20 Hauptst. seines Buches anzeiget: wie auch eine von den Städten der Kinder des Levi; darvon das 21 Hauptstükk des gemeldten Buches also spricht: so gaben sie ihnen (den Kindern Aarons / des Geschlächts der Kahatiter / aus den Kindern des Levi) Kirjat-Arba / die des Vaters Enaks war / das ist Hebron / auf dem Gebürge des Juda. Ja eben dieselbe Stadt war es / die erstlich dem Kaleb / dem Sohne des Jefunne / straks nach ihrer Eroberung / der Stam des Juda erblich zu besitzen übergab. Die Worte des 1 Hauptstükkes des Buchs der Richter lauten hiervon also: und Juda zog hin wider die Kananiter / die zu Hebron wohneten (Hebron aber hies vor Zeiten Kirjat-Arba) und schlug den Sesai / und Achiman / oder Ahiman / und Talmai. Und sie gaben dem Kaleb Hebron / wie Moses gesagt hatte. Und er vertrieb daraus die drei Söhne des Enak. Eben dasselbe meldet auch das 15 Hauptst. des Buches des Josua. Hierbei kan zugleich nachgelesen werden das 14 Hauptst. itztangezogenen [554] Buchs / wie auch was wir droben bei der 21 Einteilung unsers ersten Buches / und Matt(eus) Aurogallus / in seinem Buche von den Eignen Nahmen der Ebräer / hiervon erinnert. Kirjat-Arche / das ist der Uhrkunden Stadt.] Von den dreierlei Nahmen dieser Stadt haben wir droben / bei der 21 Einteilung unsers 1 Buches schon etwas angemärket. Den itztgemeldten findet man in der Kaldäischen Ubersetzung aus dem Arabischen. Daß ihr aber der Nähme Debir / das ist Dornenstadt / wie es Althammer / in seinem Walde der Eignen Schriftnahmen / erklähret / erst nach der Zeit / da sie von den Kindern des Israels erobert worden / gegeben sei / erscheinet aus dem 15 Hauptst. des Buchs des Josua / und aus dem 1 Hauptst. des Buchs der Richter / da man diese Worte lieset: Und Juda zog von dannen / wider die Einwohner zu Debir. Debir aber hies vor Zeiten Kirjat-Sefer. Und Kaleb sprach: wer Kirjat-Sefer schläget / und gewinnet / dem wil ich meine Tochter Achsa zum Weibe geben / u.a.m. Auch saget das itztgemeldte 15 Hauptst. des Buches des Josua ferner / und weiter nach dem Ende zu: Kirjat-Sanna / das ist Debir.


Zur 28 Einteilung.


Enak oder Anak.] ענק, das ist ein Halsschmukträger /Halskettenträger / TORQUATOS, war ein Uhrhöber der ענקים, ANAKIM, der Anaker oder Enaker / oder der ענק־בני, Anakskinder oder Enakskinder. Jenes gedenket die heilige Schrift an vielen Oertern: nähmlich im 4 B. des Moses 13; 29;34: im 5 B. Mos(e) 9; 2: und im Buche des Josua / 15; 13, 14: 21; 12: wie auch im Buche der Richter / 1; 20: dieser aber / im 5 B. des Moses 1; 28: und im B. des Josua / 11; 21, 22: 14; 12, 15. Auch nennet eben dieselbe die drei Söhne des Enaks / aus denen alle die andern eigendlich also genenten Enaker oder Enakskinder entsprossen / im 4 B. des Moses 13; 23: wie auch im Buche des Josua /15; 4: und im B. der Richter / 1; 10, 20, ausdrüklich mit Nahmen. Am erstangeführten Orte stehen hiervon diese Worte: da (zu Hebron) war Achiman / Sesai /und Talmai / die Kinder des Enak. Hebron aber war sieben Jahr gebauet vor Zoan in Egipten / u.a.m.

[555] Der Föniker oder Fönizier / oder auch Pöner / und Puniker Nahme.] Hiervon kan droben unsere Anmärkung / bei der 13 Einteilung unsers 1 Buchs nachgelesen werden.

Darunter man nicht allein die Riesen von Kanaan.] Daß aber die Föniker ins gemein für Anakskinder oder Anaker haben wollen gehalten sein / obschon die wenigsten von Anak herstammeten / siehet man /unter andern / deutlich genug am Nahmen der Stadt Kartago / welche sie gebauet / und in ihrer Sprache CHADRE-ANAK, ענק־חדרי, das ist den Sitz der Anaker / genennet: wie / im 2 Aufzuge der 5 Handlung seines so genenten PŒNULUS, Plautus anzeiget /und Bochard / in seinem Kanaan / am 804 Bl. weitleuftig angemärket. Auch ist es kein Wunder; weil es schier bei allen Völkern gebreuchlich / daß sie nach ihrem edlesten und berühmtesten Teile sich zu nennen pflegen.


Zur 29 und 30 Einteilung.


Achiman / אחימן wird von den Ebräischen Sprachmeistern solcher Gestalt erklähret / als wan es aus אח und ימין gebildet were / und als hiesse es מיומן שבאחין, das ist durch die Faust 20 den Brüdern überlägen. Sesai / ששי, war der mitteste Sohn des Enaks / wiewohl ihn das Buch des Josua / und der Richter voran setzet. Talmai / תלמי, scheinet aus תלם das ist eine Furche /oder Akkerfuhre / gebildet zu sein.


Zur 31 Einteilung.

Des Landes Einwohner.] Diese Worte stehen im 4 Buche des Moses /13; 29, 32, 33, 34.

Zur 32 Einteilung.

Gleichwohl überwand sie Josua.] Hiervon handelt das 11 Hauptst. des Buches des Josua also: zu der Zeit kahm Josua / und rottete aus die Enakim von dem Gebürge / von Hebron / von Debir / von Anab / von allem Gebürge des Juda / und von allem Gebürge Israels / und verbannete sie / mit ihren Städten; [556] und lies keinen der Enakim übrig bleiben / im Lande der Kinder Israels / ohne zu Gaza / zu Gad / zu Asdod: da blieben sie übrig.

Der Riese Goliat.] Von diesem handelt das 17 Hauptst. des 1 Buchs Samuels: da unter andern stehet / daß gemeldter Riese einen ehernen Helm auf seinem Heupte / und ein schupichtes Pantzer getragen / dessen Gewicht 5000 Sekkel Ertzes gewesen. Auch hab' er ein ehernes Beinharnisch an seinen Schenkeln / und ein ehernes Schild auf seiner Schulter gehabt. Und der Schaft seines Spiesses sei wie ein Weberbaum gewesen / dessen Eisen 600 Sekkel gewogen. Hierbei hat M(agister) Johan Vogel / in Joh(an) Kassions Berichte von den Riesen / folgendes angemärket: wan man verstehet / schreibt er / SICLUM τετράδραχμον, und ihn auf ein Loht rechnet / so machen 5000 Sekkel 156 Pfund / und ein Vierteil. Lesset man es aber / wie vermuhtlich ist / auch nur SICLUM PROFANUM oder τετράδραχμον sein / so macht es gleichwohl 78 Pfund / und ein halbes Vierteil. Also machen auch die 600 Sekkel zum Eisen am Spiesse / SICLO SANCTUARII, 19 Pfund / und anderthalbes Vierteil.

Vom Lahemi findet man im 21 Hauptst. des 1 Buchs der Zeitgeschichte folgende Worte: da schlug Elhanan / der Sohn Jairs / den Lahemi / den Bruder Goliats / den Gatiter / welcher eine Spiesstange hatte /wie ein Weberbaum. Sibai oder Sippai / der auch einer aus den Kindern der Riesen war / wird an eben demselben Orte mitangezogen. Vom Isbibenob stehet / im Hauptst. des 2 B. Samuels / also: und Isbi zu Nob / welcher war der Kinder Rafa einer / und das Gewücht seines Speers war 300 Gewücht Ertzes / und hatte neue Warfen: der gedachte David zu schlagen Aber Abisai / der Sohn des Zeruja half ihm / und schlug den Filister toht. In der Folge dieses Hauptstükkes wird auch des Sippai / der alda Saf heisset /und des Lachemi / unter Goliats seines Bruders Nahmen / wie auch desselben Riesen mit den vielen Zeen und Fingern gedacht. Vom letzteren lauten die Worte / wie folget: und es erhub sich wieder ein Krieg zu Gat. Da war ein langer Man / der hatte sechs Finger an seinen Händen / und sechs Zeen an seinen Füßen /das ist vier und zwanzig an der Zahl; und er war auch[557] gebohren von Rafa. Und da er Israel hohn sprach /schlug ihn Jonatan / der Sohn des Simea / des Bruders Davids. Diese viere waren dem Rafa zu Gat gebohren / oder von den Riesen zu Gat / wie im 21 Hauptst. des 1 B. der Zeitgeschichte stehet / und fielen durch die Hand Davids / und seiner Knechte.


Zur 33 Einteilung.


Der Egiptische Riese von fünf Ellen.] Von diesem /und seinem Uberwinder dem Benaja / dem Sohne des Jojada / handelt / unter andern / das 12 Hauptst. des 1 Buchs der Zeitgeschichte.


Zur 34 Einteilung.


Das erste war Basan.] Hiervon handelt das 21 Hauptstük des 4 Buchs des Moses; wie auch das 3. und 29 Hauptst. des 5 B. Mos(e).


Zur 35 Einteilung.

Den Kindern Ammons / und Moabs.] Hiervon zeuget das 2 Hauptstük des 5 B. des Moses.

Die Emer.] Von diesen Riesen lauten / im itztgemeldten Hauptstükke / die Worte / wie folget: Ich habe Ar den Kindern Lots zu besitzen gegeben. Die Emim haben vor Zeiten darinnen gewohnet. Das war ein großes / starkes / und hohes Volk / wie die Enakim. Man hielt sie auch für Riesen / gleichwie die Enakim: und die Moabiter heissen sie auch Emim.

Die Sammesumer.] Hiervon findet man / in eben demselben Hauptstükke / diese Worte: Ich wil dir des Landes der Kinder Ammons nichts zu besitzen geben: dan ich hab es den Kindern Lots zu besitzen gegeben. Es ist auch geschätzt für der Riesen Land. Auch haben vor Zeiten Riesen darinnen gewohnet: und die Ammoniter heissen sie Sammesumim. Das war ein großes / starkes / und hohes Volk / wie die Enakim /u.s.f.


[558] Zur 36 Einteilung.


Das vierde gemeldter Riesenländer.] Hiervon spricht mehrgemeldtes Hauptstük ebenfals. Dessen eigene Worte lauten / wie folget: auch wohneten vor Zeiten in Seir die Horiter: und die Kinder des Esau vertrieben und vertilgeten sie von ihnen / und wohneten an ihre stat.


Zur 37 Einteilung.


Jener Französische Riese.] Von diesem schreibet Livius / im 4 B. des 1 Teils / und aus ihm Joh(an) Kassion / im 5 Hauptst. von den Riesen. Der Röhmer Manlius / welcher gemeldten Riesen straks im ersten Gange / wiewohl er nicht halb so lang / und noch sehr jung war / erlegte / ist eben derselbe / der seinen eignen Sohn / nachdem er ihn zuvor mit Ruhten gestrichen / entheupten lies / nur allein darüm / weil er /wider seinen Befehl / mit den Samniten / die ihn ausgefordert / geschlagen / unangesehen / daß er den Sieg darvon getragen. Daher spricht Virgiel / im 6 B. seines Heldengedichtes vom Eneas:


– SÆVUMQUE SECURI
ASPICE TORQUATUM.

Ja daher / scheinet es / hat er auch zu dem ersten Zunahmen TORQUATUS, der nachmahls sein Geschlächtsnahme ward / noch einen bekommen /indem er IMPERIOSUS, das ist der Gebietende oder Herscherische genennet worden; wie Gellius / im 13 Hauptst. seines 9 Buches / und Livius an gemeldtem Orte / bezeugen.


Zur 39 Einteilung.


Dan als die Kuhrkinder GOttes.] Hiervon meldet die heilige Schrift im 6 Hauptst. des Buches der Schöpfung also: Als sich die Menschen zu mehren begunten auf Erden / und zeugeten ihnen Töchter; da sahen die Kinder GOttes nach den Töchtern der Menschen / wie sie schön waren / und nahmen zu Weibern / welche sie wolten. Es waren auch zu der Zeit Tirannen auf[559] Erden. Dan da die Kinder GOttes die Töchter der Menschen beschlieffen / und Kinder zeugeten / wurden daraus Gewaltige in der Welt / und berühmte Leute. Da aber der HERR sahe / daß der Menschen Boßheit groß war auf Erden / und alles Dichten und Trachten ihres Hertzens nur böse fort und fort; da reuete es Ihn / daß Er die Menschen gemacht hatte /und es bekümmerte Ihn in seinem Hertzen; und Er sprach: Ich wil die Menschen / die Ich geschaffen habe / vertilgen von der Erde / u.s.f. Noah fand Gnade vor dem HERRN. Aber die Erde war verderbet vor GOttes Augen / und vol Frevels / u.s.f. Da sprachGOTT zu Noah: alles Fleisches Ende ist vor Mich kommen. Dan die Erde ist vol Frevels von ihnen: und siehe da! Ich wil sie verderben / mit der Erde / u.s.f.


Zur 40 Einteilung.


Nimrod / der erste König zu Babel / da eine große Mänge des edlesten Weines wuchs / und er also mit rechte ein Herr des Weines heissen mochte / war eben derselbe / den die Griechen Βάκχος, und die Lateiner / ihnen zur folge / BACCHUS, wie auch die Deutschen Bachus nennen. Und diesen Nahmen haben sie aus כוש־בר BAR-CHUS, das ist der Sohn Kus / gebildet; indem die Griechen nur allein das r in Bar / das so viel / als Sohn / bedeutet / in ein oder k / und die Lateiner in ein C verwandelt / die Deutschen aber gantz weggeworfen. Er war auch warhaftig ein Sohn Kus oder CHUS, und ein Sohnssohn des Hams / oder Jupiter Ammons; wie den Harn die Götzendiener nachmahls benahmet: wie auch ein Vater des Ninus /der die gewaltige Stadt Ninive gestiftet. Daher ward auch dieser Bachus oder Sohn des Kus bei den Griechen zugleich Διόνυσος, als sagte man Διὸς ὑιός, das ist Gottes Sohn / FILIUS JOVIS, und bei den Lateinern ebenmäßig DIONISUS, wie auch seiner Fürtreflichkeit wegen / schlechthin LIBER, das ist ein Kind oder Sohn / genennet. Ja der Nahme Nimrod selbst hat den Dichtern Anlaß gegeben / daß sie ihren Weingötzen / den Bachus / auch Nebrod / Νεβρώδεα, undνεβριδόπεπλον hiessen; gleich als were er mit Hirsch-oder Reh-fellen / wie das Griechische Wort [560] νεβρίς bedeutet / bekleidet / und zugleich ein gewaltiger Jäger gewesen: wiewohl ihm andere / doch eben daher / an stat der Hirsch- oder Reh-felle / Tiegerfelle / weil NIMRA, נמרא bei den Kaldäern ein Tieger heisset /angedichtet: ja selbst seinen Wagen mit Tiegern bespannet. Gleichwie auch Nimrod / im Hauptst. des Buchs der Schöpfung / ein gewaltiger Jäger vor Gott genennet wird / also haben die Dichter ihrem Weingötzen den Nahmen Ζαγρεύς, der eben so viel heisset / nähmlich ein starker oder gewaltiger Jäger / gegeben. Wie endlich Nimrod in den Morgenländern / und bis in Indien Kriege geführet / so dichten sie auch eben solche Kriege dem Weingötzen Bachus an. Aber weil wir dieses alles / in den Anmärkungen über unsere Assenat / vom 356 Bl. bis auf das 362. ausführlich erörtert / so wollen wir den Leser eben dahin gewiesen haben.


Zur 45 Einteilung.


Nasenhörning oder Nasenhorn nennen wir dasselbe starke und gewaltige Indische Tier / das im Wasser so wohl / als auf dem Lande / lebet / und bei den Griechen ῥινόκερως, RHINOCERUS, weil es ein kurtzes / doch zimlich starkes und spitziges Horn auf der Nase führet / oder vielmehr eine Hörnerne Nase hat /heisset. Sonst wird es auch bei uns von etlichen Elefantenmeister / ELEPHATIS VICTOR benahmet: weil es mit dem Elefanten / als seinem gleichsam gebohrnem Feinde / zu fechten / und ihm mit seinem andern Horne / das weiter hinauf nach dem Rükken zu stehet / nachdem er es an den Steinen geschärfet /unten in den Pansch stoßet / da er die weicheste Haut hat / und ihn also mit Gewalt aufreisset; wie Plinius /im 20 Hauptst. seines 8 B. der Natürlichen Geschichte / Solinus / im 63 Hauptst. Elian / im 44 Hauptst. des 16 B. seiner Tiergeschichte / Jonstohn / am 19 Bl. seiner Natürlichen Begäbnisse / Aldrovand / Gesner /und andere in dergleichen Schriften aufgezeichnet.


Zur 46 Einteilung.


Den Nahmen Enak / oder Anak.] Hiervon kan Bochard / im 1 Hauptst. des 1 B. seines Kanaans / wie auch mein Dichterischer Sternhimmel./ im Zeichen der Zwillinge gelesen werden.


[561] Zur 47 Einteilung.


Der Rise Abkamazi.] Hiervon schreibet der Ebräer Benjamin von Tudele / in seinem Reisebuche / am 16 Bl.


Zur 48 Einteilung.


Antäus.] Von diesem meldet Volaterran / daß er /durch den Herkules / indem dieser gemärket / daß jener / sobald er das Erdreich berührete / straks wieder zu völligen Kräften gelangte / in die Luft / oder in die Höhe / wie Natalis Komes im 1 Hauptst. seines 7 B. saget / sei gezogen / und alda getöhtet worden. Daher schreibet von ihm Lukahn / im 4 B. seiner Dichtereien:


HOC QUOQUE TAM VASTAS CUMULAVIT MUNERE VIRES
TERRA SUI FŒTUS, QUOD QUAM TETIGERE PARENTEM,
JAM DEFECTA VIGENT RENOVATO CORPORE MEMBRA

Dahin zielet auch Seneka / wan er in seinem Herkules / also saget: NULLUS ANTÆUS ANIMAM RESUMIT. Daß aber Antäus / sobald er / im fechten mit dem Herkules / seine Mutter / die Erde / berühret /seine geschwächten Kräfte sol wiederbekommen haben: das verstehen wir vom Seegefechte desselben mit dem Herkules in der Libischen See; da er zwar vielmahls geschlagen / aber auf dem Libischen Erdbodem / von dannen er bürtig war / sich allezeit wieder gestätket: deswegen ihn Herkules auch endlich in die Höhe des Meeres / das ist ferne vom Libischen Lande weg / und weit in die See hinein gezogen / ja ihm also den Weg / frische Völker in Libien zu hohlen / abgeschnitten; damit er ihn üm so viel eher übermeistern möchte.


Zur 49 Einteilung.


Die Güldenen Aepfel / in den Hesperischen Gärten.] Hiesige Gärte / darinnen / wie man gedichtet / die Güldene der Venus geheiligte Aepfel stunden / kahmen den Hesperinnen zu. Diese waren Jungfrauen /und Töchter des Hespers; von denen man schreibet /daß er auf seines Bruders des Atlas Berge / da er das[562] Gestirn beschauet / in den Abendstern sol verwandelt sein: wiewohl Eubulus / und Servius sie für Töchter des Atlas selbst / und andere für des Forkus ausgeben. Die meisten nennen sie Egle / Aretuse / Hespertuse /Veste / und Eritie. Den Drachen / der Ladon hies /und diese Güldenen Aepfel beschirmete / hatte der Riese Tifon / aus der Echidna / gezeuget. Er war mit hundert Köpfen versehen / und gab mancherlei Stimmen von sich; wie des Apollonius Anmärker erzehlet. Ohne Zweifel wird hierdurch der Riese / und Riesen-oder Anaks-sohn Antäus / mit seinen hundert Schiffen / und vielerlei Sprachen / die er redete / verstanden: gleichwie durch die Hesperinnen / die / als Priesterinnen oder Nonnen / das Hesperische Götzenhaus bewahreten / und den Drachen warteten / etliche Edele /ja Königliche Jungfrauen / die den Schatz des Antäus in ihrer Huht hatten / und ihn selbst / zur Seereise /mit Lebensmitteln versahen. Daß aber gemeldte Gärte nicht in Wälschlande / dahin sie etliche / weil es vom Hesper den Nahmen Hesperien / wie Higinus meldet /bekommen / zu setzen pflegen / sondern / nach der meisten Meinung / im Mohrenlande / und zwar im eusersten Ende desselben / nach dem Abende zu / unfern von der Stadt Lixen / auch nicht weit von Meroe / und dem Rohten Meere / sich befunden / ist zugleich aus des Virgiels Worten zu schlüßen / wan er / im 4 Buche seines Heldengedichtes vom Eneas / also saget:


OCEANI FINEM JUXTA, SOLEMQUE CADENTEM
ULTIMUS ÆTHIOPUM LOCUS EST; UBI MAXIMUS ATLAS
AXEM HUMERO TORQUET STELLIS ARDENTIBUS APTUM.
HINC MIHI MASSYLÆ GENTIS MONSTRATA SACERDOS,
HESPERIDUM TEMPLI CUSTOS, EPULASQUE DRACONI
QUÆ DABAT, ET SACROS SERVABAT IN ARBORE FRUCTUS.

Dan eben alda / da der Mohrenberg Atlas / oder der Mohrenkönig Atlas selbst den Himmel mit seinen Schultern zu unterstützen gedichtet ward / wohneten /an der eusersten Grentze des Landes / die Hesperinnen; wie Dionisius / in seinem Buche [563] von der Gelegenheit der Welt / bezeuget. Seine Worte lauten / in der Lateinischen Ubersetzung / also:


SUSTINET HIC ATLAS COELUM. SIC FATA JUBEBANT.
ULTIMUS HESPERIDUM LOCUS EST IN MARGINE TEERÆ:
HIC CAPITE & MANIBUS FERT VASTI PONDERA MUNDI.

Auch bezeuget Ferezides / in seinem 10 Buche / da er das Beilager der Juno beschreibet / welche dem Jupiter die Hesperischen Aepfelbeume / die güldene Aepfel trugen / verehrete / daß das nächst bei der Weltsee / nach dem Niedergange zu / gelegene Land goldfärbige Aepfel getragen: welche nachmahls Herkules / auf Befehl des Argolischen Jupiters oder Königes Euristus / nachdem er den Drachen erschlagen / geraubet; wie Luzian bezeuget / wan er spricht:


ABSTULIT ARBORIBUS PRETIUM, NEMORIQUE DECORUM
ALCIDES: PASSUSQUE INOPES SINE PONDERE RAMOS,
RETTULIT ARGOLICO FULGENTIA POMA TYRANNO.

Aber Agretas schreibet / in seinen Libischen Begäbnissen / daß es keine Güldene Aepfel gewesen / die Herkules geraubet / sondern Schafe mit güldener oder goldgälber Wolle: von denen man vorgegeben / weil sie ein grober unmenschlicher Schäfer gehühtet / daß sie ein Drache beschirmete. Daher sagt auch Servius bei dem Virgiel: es seind aber in Wahrheit Edele Jungfrauen gewesen / derer Heerden Herkules weggetrieben / nachdem er ihren Hühter getöhtet. Und Natalis Kornes erzehlet / nicht weis ich aus wem diese Begäbnis noch ausführlicher / wiewohl mit etwas andern Umständen / als sie sonsten erzehlet wird; indem er schreibet: es sind zween berühmte Brüder gewesen /Hesper / und Atlas. Diese hatten überausschöne gälbe oder goldfärbigte Schaf. Hesper zeugete mit seiner Ehegattin eine Tochter / die Hesperide / und gab sie /nachdem sie erwachsen / seinem Bruder zur Ehe. Nach dieser nennete man das Land Hesperitis oder Hesperien. Sie gebahr aber dem Atlas sechs Töchter /welche vom Vater her Atlantinnen / und von der Mutter her Hesperinnen benahmet [564] warden. Diese waren /ihrer Schönheit wegen / so berühmt / daß Busiris (des Neptuns und der Libie Sohn / wie Eusebius im Buche von den Zeiten meldet / und zur Zeit des Danaus / der Archiver König / wie Augustien / im Buche von der Stadt Gottes / bezeuget) durch unmäßige Liebe bewogen / etliche Seereuber ausschikte sie entführen zu laßen / eben damahls / als Herkules mit dem Antäus stritte. Die Seereuber fanden sie spielen / in einem Garten / und schlepten sie mit Gewalt auf ihr Schif /mit ihnen darvon zu fahren. Aber Herkules / der solches erfahren / überfiel die Seereuber / indem sie am Seeufer Mahlzeit hielten / und erwürgete sie alle. Also erlösete er die Gefangenen / und brachte sie wieder zu ihrem Vater: der ihm / zur Vergältung einer so hohen Wohltaht / überaus schöne Schafe / samt vielen andern Geschenken / verehrete. Ja er teilete ihm zugleich die Sternkunst mit: die er mit sich in Griechenland brachte. Und daher ist der Ruf erschollen / daß Herkules / an des Atlas stat / den Himmel auf seinen Schultern getragen.

Dem sei nun / wie ihm wolle / so siehet man doch aus allem / was wir alhier nur kürtzlich / und gleichsam bei Brokken angeführet / augenscheinlich / daß die alten Dichter in ihrem Dichtwerke von den Hesperinnen / und Hesperischen Gärten / mehr als eine Geschicht zusammengeflikt: welches ausfündig zu machen / wol ein gantzes Buch erforderte / und alhier / da wir die Weitleuftigkeit nohtwendig meiden müssen / unsers Tuhns nicht ist. Gleichwohl ist nöhtig /ehe wir die Feder hiervon abziehen / noch dieses zuerinnern: nähmlich daß die zwei Arabischen Wörter מאל, MAL, und מאלן, MALON oder MELON, deren das erste so viel als Vieh / das andere Reichtuhm oder Geld und Guht bezeichnet / ja noch mehr das Griechische μῆλον oder / nach der Dorischen Mundahrt /μᾶλον, weil es beides einen Apfel / den die Lateiner gleichesfals MALUM nennen / und ein Schaf / auch wohl allerlei Vieh / ja selbst die Liebe / darüm daß der Apfel der Liebe heilig / und eine Bakke oder Wange / welche / der Gestalt nach / dem Apfel gleichet / bedeutet / den Dichtmeistem / indem der eine gemeldte Wörter auf diese / der andere auf jene Weise verstanden / fast den [565] meisten Anlaß gegeben / daß sie diese Begåbnis von den Hesperinnen auf so vielerlei unterschiedliche Ahrt ümgekünstelt / und so mancherlei Mährlein daraus gemacht. Dan etliche haben den Hesperinnen / nach der Bedeutung des Arabischen Wortes MALON, einen Schatz / andere / wieder nach dem Arabischen MAL, und der zweiten Bedeutung des Griechischen Wortes μῆλον oder μᾶλον, die Schafe oder anderes Vieh / noch andere / nach der ersten Bedeutung des Griechischen / die Aepfel zu bewahren gegeben. Hierbei dünket uns gleichwol der ersten Vorstellung vom Schatze oder Reichtuhme die wahrhaftigste zu sein: weil sie aus dem Arabischen Worte MALON, oder vielmehr aus desselben Bedeutung geflossen / und die Hesperischen Gärte viel weiter von den Griechen / als von den Arabern / lagen; daher auch diese solche Begäbnis ohne Zweifel viel eher und wahrhaftiger / als jene / beschreiben können. Aber hiervon kan zugleich unser Dichterischer Sternhimmel / im Zeichen des Widers / gelesen werden.


Zur 50 Einteilung.


Nattern- oder Schlangen-füßer.] Also nennet die Riesen Ovidius / im 1 seiner Verwandlungsbücher / wan er spricht:


– QUÆ CENTUM QUISQUE PARABAT
INJICERE ANGUIPEDUM CAPTIVO BRACHIA CŒLO.
wie auch Pontan / im folgenden Dichtbande:

TUNE DEUS, TÚNE ANGUIPEDES VICTURE GIGANTES?


Schlangen- oder Drachen-gebuhrten.] So heisset sie eben derselbe Ovidius / in seinem vierden Buche der Traurigen / wan er schreibet:


SPHINGAUQE & HARPYIAS, SERPENTIGENOSQUE GIGANTES.


Wiewohl sie etliche aus der Erde.] Daher nennet Lukan die Riesen TERRIGENAS, das ist aus der Erde gebohrne / oder Erdenkinder / wan er also schreibet:


AUT SI TERRIGENÆ TENTARENT ASTRA GIGANTES.

Dahin zielet auch eben er / im 4 Buch seiner Gedichte / wan er also saget:

NONDUM POST GENITOS TELLUS EFFŒTA GIGANTES, etc.


[566] Die Gebuhrt derselben aus der Erde / durch des Himmels Bluht gleichsam geschwängert / zeiget Hesiodus / in seiner Göttergebuhrt / folgender Gestalt an:


όσσαι γὰρ ῥαϑαμίγγες ἀπέσσυϑεν αἱματόεσσαι,
πάσας δέξατο Γαια. περιπλομένων δ᾽ἐνιαυτῶν,
γείνατ᾽ Εριννῦς τε κρατερὰς, μεγάλους δε Γίγαντας

SANGUINEÆ QUOTQUOT GUTTÆ CECIDERE, RECEPIT
TERRA OMNES: EADEM RURSUS VOLVENTIBUS ANNIS
HORRENDAS PEPERIT FURIAS, MAGNOSQUE GIGANTES, etc.

Alle Bluhtstropffen / die aus des Himmels Schaam /welche sein Sohn Saturn mit einer Sichel abgeschnitten / geflossen kahmen / empfing die Erde / und gebahr / nach verlauffe der Zeit / die gewaltigen Hölhuhren / mit den ungeheuren Riesen. Fast eben dasselbe hat Orfeus in seinem 8 B. wie auch Akusilaus geschrieben: dessen Meinung des Apollonius Anmärker mit aufgezeichnet. Dargegen meinet Apollodor /in seinem 1 Buche / daß die Riesen nur allein von der Erde solten entsprossen sein: welche die Schmaach /die von den Göttern ihr zugefüget worden / indem sie die Titanen / das ist die Riesen vor der Sündfluht /durch das Wasser vertilget / zu rächen / andere Riesen nach der Sündfluht gebohren. Ja es zielet fast eben dahin Hesiodus selbst / in seiner Göttergebuhrt / da er gantz weitleuftig von beiderlei Riesen handelt: wie auch Apollonius / wan er also spricht:


AST HIC HORRIBILIVE TYPHOËO, PIGNORIBUSVE
TERRÆ PERSIMILIS; QUÆ TELLUS EDIDIT OLIM
ALMOIRATA JOVI, etc.

Zur 51 Einteilung.


Daß Noah / der Uhrhöber des Menschlichen Geschlächts nach der Sündfluht.] Diese Geschicht beschreibet uns Moses / im 9 Hauptstükke seines 1 Buches / also: Noah aber fing an / und ward ein Akerman / und pflantzete Weinberge. Und da er des Morgens trank / ward er trunken / und lag in der Hütten[567] aufgedekt. Da nun Ham / Kanaans Vater / seines Vaters Schaam sahe / sagte er es seinen beiden Brüdern draussen. Da nahm Sem und Jafet ein Kleid / und legtens auf ihre beide Schultern / und gingen rüklings hinzu / und dekten ihres Vaters Schaam zu / daß sie ihres Vaters Schaam nicht sahen. Als nun Noah erwachte / und erfuhr / was ihm sein kleiner Sohn getahn hatte; da sprach er: Verflucht sei Kanaan / und sei ein Knecht aller Knechte unter seinen Brüdern /u.s.f.


Zur 53 Einteilung.


Von den ersten Riesen vor / und von den andern nach der Sündfluht.] Von jenen handelt Hesiodus / in seiner Göttergebuhrt / vom 147 Dichtbande bis auf das 169; von diesen aber / in eben demselben Buche /vom gemeldten 169 Bande bis auf das 186.

Für Kinder des Himmels / und der Erde.] Daher sagt Orfeus in seinen Himmelsliedern:


Τιτῆνες Γαίης τε καὶ Οἀρανοῦ ἀγλαὰ τέκνα.

TITANES CŒLI AC TERRÆ CLARISSIMA PROLES.


Eben also nennet die Titanen Eschiel in seinem Prometeus / Ουρανοῦ τε καὶ χϑονὸς τέκνα, das ist des Himmels / und der Erde Kinder.


Zur 54 Einteilung.


Seiner drei getreuesten Nachfolger.] Vom ersten derselben handelt das 4 und 5 Hauptst. von dem zweiten ebenmäßig das 5 Hauptst. und vom dritten wieder das 5, wie auch 6, 7, 8, 9 und 10 Hauptst. des Buches der Schöpfung.


Zur 55 Einteilung.


Uber einer aufgerichteten Reucherhöhe.] Hiervon schreibet des Aratus Anmärker also: es bezeuget aber Eratostenes / daß diese Reucherhöhe / die unter dem Gestirne stehet / eben dieselbe sei / welche die Ziklopen / des Vulkans Schmiedeknechte / gebauet / und über welcher die Götter zuvor schwöhren [568] müssen /ehe sich Jupiter zum Kriege wider die Titaner gefast gemacht.

Aus der Geschicht des Noah entlehnet.] Diese Geschicht beschreibet Moses / im 8 und 9 Hauptstükke seines 1 Buches.


Zur 57 Einteilung.


Daß aus dem Bluhte der Titaner.] Dieses findet man /unter andern / bei dem Nikander / welcher also schreibet:


Ἀλλ᾽ ἤτοι κακοεργὰ Φαλάγγια συν καὶ ἄνιγρους, etc.

SERPENTES, PARITERQUE PHALANGIA NOXIA, & ATRUM
VIPERUM GENUS, ET QUÆ TERRÆ PLURIMA MONSTRA
PRODUCUNT, SUNT TITANUM DE SANGUINE NATA.

Die Schlangen / die giftige Erdspinnen / die schwartze Nattern / und was für giftiges Ungeziefers die Erde mehr erzielet / seind alle aus dem Bluhte der Titaner gebohren.


Zur 58 Einteilung.


Daß sie den Himmel zu stürmen.] Den Riesenkrieg wider die Götter beschreibet Ovidius / im 5 seiner Jahrbücher / nicht unahrtig / wan er spricht:


TERRA FEROS PARTUS, IMMANIA MONSTRA, GIGANTES

EDIDIT AUSUROS IN JOVIS IRE DOMUM.
MILLE MANUS ILLIS DEDIT, & PRO CRURIBUS ANGUES;
ATQUE AIT: IN MAGNOS ARMA MOVETE DEOS.
EXTRUERE HI MONTES AD SIDERA SUMMA PARABANT,
& MAGNUM BELLO SOLLICITARE JOVEM.
FULMINA DE CŒLI JACULATUS JUPITER ARCE

VERTIT IN AUCTORES PONDERA VASTA SUOS.


So tuht auch Homerus / in seinem Heldengedichte vom Ulisses / da er die Riesen / den Otus / und Efialtes / für Kinder des Neptuns / und der Ifimedee ausgiebet / wan er spricht:


– POST HANC EST IPHIMEDEA
VISA MIHI: QUÆ NEPTUNO DUO PIGNORA MAGNO
EDIDIT, HI PARVI SUNT PRIMO TEMPORE NATI:
[569]
OTUS DIVINUS, VALDE INCLYTUS INDE EPHIALTES.
ATQUE NOVEM CUBITOS AMBO CREVERE NOVENNES
IN LATUM, LONGUMQUE NOVEM CORPUS FUIT ULNAS.
HI SUPERIS PUGNAM GRAVEM, BELLUMQUE MINATI,
PRÆGRANDES MONTES, UT CŒLUM POSSET ADIRI,
INVOLVERE, OSSAM FRONDOSUM, MOX & OLYMPUM
CUM SYLVIS, STABULISQUE SUPER TE PELION ALTUM.

Aber wir wollen auch hören / was Isazius hiervon meldet. Die Erde / sagt er / die das Verfahren der Götter mit den Titanen sehr übel aufnahm / hat / in den Flegrischen Feldern / bei Pallene / die mit Schlangenfüßen / strauben Haaren / und großen Bährten versehene Riesen gebohren: welche gantze brennende Eichen / und ungeheure große Steine nach dem Himmel zu geschleidert. Ihre fürnehmsten waren Porfirio / und Alzioneus. Daß aber dieser Himmelsstürmer und Götterbekrieger eine große Mänge gewesen sei / kan aus den Worten des Sofokles geschlossen werden / wan er spricht:


οὔϑ᾽ ὁ γηγενὴς στρατὸς Γιγάντων


NEQUE TERRIGENUM EXERCITUS GIGANTUM.


Selbst Virgiel gedenket unterschiedlicher dieser Riesen / und ihres Krieges / sonderlich im 1 Buche von der Feldarbeit / da er unter andern also spricht:


– TUM PARTU TERRA NEFANDO

CÆUMQUE, JAPETUMQUE CREAT, SÆVUMQUE TYPHŒA,
& CONJURATOS CŒLUM CONSCENDERE FRATRES.
TER SUNT CONATI IMPONERE PELIO OSSAM,
SCILICET ATQUE OSSÆ FRONDOSUM IMPONERE OLYMPUM.
TER PATER EXTRUCTOS DEJECIT FULMINE MONTES.

Aus denen dieselben / die auf die See gefallen / zu Inseln / die aber auf die Erde fielen / zu Bergen sollen geworden sein.] Dieses bezeuget / unter andern /Duris der Samier.

Das haben sie aus der Geschicht der Nachkömlinge des Noah.] Hiervon meldet Moses / im 11 Hauptstükke seines 1 Buchs / also: es hatte aber alle Welt einerlei Zungen und Sprache. Da sie nun zogen gegen Morgen / funden sie ein [570] ebenes Land / im Lande Sinear / und wohneten daselbst. Und sprachen untereinander: wohlauf! laßt uns Ziegel streichen / und brennen. Und sie nahmen Ziegel zu Steinen / und Tohn zu Kalke / und sprachen: wohlauf! laßet uns eine Stadt /und einen Turn bauen / dessen Spitze bis an den Himmel reiche / daß wir uns einen Nahmen machen: dan wir werden vielleicht zerstreuet in alle Länder. Da fuhr der HERR hernieder / daß Er sehe die Stadt / und den Turn / welche die Menschenkinder baueten. Und der HERR sprach: siehe! es ist einerlei Volk / und einerlei Sprache unter ihnen allen / und haben das angefangen zu tuhn. Sie werden nicht ablaßen von allem /was sie fürgenommen zu tuhn. Wohlauf! laßt uns hernieder fahren / und ihre Sprache daselbst verwürren /daß keiner des andern Sprache vernehme. Also zerstreuet sie der HErr von dannen in alle Länder / daß sie musten aufhören die Stadt zu bauen. Daher heist ihr Nahme Babel / daß der HErr daselbst verwürret hatte aller Länder Sprache / und sie zerstreuet von dannen in alle Länder.

Und hierbei wird Nimrod.] Von diesem schreibet Johan Kassion / im 2 Buche seines Berichtes von den Riesen fast eben dasselbe gantz weitleuftig. Auch ist es aus den Worten des Hauptst. im Buche der Schöpfung / da von diesem Nimrod gehandelt wird / nicht unschweer zu schlüßen.


Zur 59 Einteilung.

Porfier den Pangäischen / und Adamaster den Rodope.] Dieses bezeuget Sidonius / wan er spricht:
HIC ROTAT EXCUSSUM VIBRANS IN SIDERA PINDUM
ENCELADUS, RAPIDO FIT MISSILIS OSSA TYPHŒO,
PORPHYRIO PANGÆA RAPIT, RODOPENQUE ADAMASTER.

Die Asträe.] Von dieser meldet Aratus / daß zu ihrer Zeit / da sie noch auf der Erde gewohnet / und die Menschen sich von ihr lenken laßen / die Eintracht überal geblühet / wan er spricht:


NONDUM VESANOS RABIES NUDAVERAT ENSES,
NEC CONSANGUINEIS FUERAT DISCORDIA NOTA, etc.

[571] Aber nachmahls / als die Ungerechtigkeit überhand nahm / und die Laster wuchsen / flohe sie nach dem Himmel zu; wie eben derselbe / mit den folgenden zwei Dichtbänden / andeutet:


ET CŒLI SORTITA LOCUM, QUO PROXIMUS ILLI
TARDUS IN OCCASUM SEQUITUR SUA PLA USTRA BOOTES.

Doch hiervon haben wir / in unsrem Dichterischen Sternhimmel / bei dem Himmelszeichen der Wage /mit mehr Umständen gehandelt.


Zur 60 Einteilung.

Es scheinet zwar lächerlich.] Hiervon schreibet Ovidius / im 5 seiner Verwandlungsbücher / also:

BELLA CANIT SUPERUM, FALSOQUE IN HONORE GIGANTES
PONIT, & EXTENUAT MAGNORUM FACTA DEORUM;
EMISSUMQUE IMÂ DE SEDE TYPHOËA TERRÆ
CŒLITIBUS FECISSE METUM, CUNCTOSQUE DEDISSE
TERGA FUGÆ, DONEC FESSOS ÆGYPTIA TELLUS
CEPERIT, & SEPTEM DISCRETUS IN OSTIA NILUS.
HUC QUOQUE TERRIGENAM VENISSE TYPHOËA NARRAT,
& SE MENTITIS SUPEROS CELASSE FIGURIS,
DUXQUE GREGIS, DIXIT, FIT JUPITER: UNDE RECURVIS
NUNC QUOQUE FORMATUS LIBYS EST CUM CORNIBUS HAMMON.
DELIUS IN CORVO, PROLES SEMELIA CAPRÔ,
FELE SOROR PHŒBI, NIVEÂ SATURNIA VACCÂ,
PISCE VENUS LATUIT, CYLLENIUS IBIDIS ALIS.

Er singet die Kriege der Götter / und dichtet den Riesen einen falschen Ruhm an: indem er die Tahten der großen Götter so gar klein machet / und vorgiebet / daß Tifoeus / aus dem Abgrunde herauf geschikt /die Götter dermaßen erschrökket / daß sie alle die Flucht genommen / bis sie endlich in Egipten / bei dem siebenströhmigen Niele / gantz ermüdet angelanget. Ja er saget / daß Tifoeus auch hierher gekommen sei / und die Götter gezwungen sich unter einer andern Gestalt zu verbärgen: indem sich Jupiter in einen Wider / daher Hammon noch itzund [572] in Libien mit Hörnern gebildet ist / Apollo in einen Raben / Bachus in einen Bok / Diane in eine Katze / Juno in eine weisse Kuh / Venus in einen Fisch / Merkuhr in einen schwartzen Egiptischen Storch verwandeln müssen. Auch gedenket dieser der Venus ümgestaltung in einen Fisch Manilius / wan er / im 4 Buche seines Werkes von den Gestirnen / also schreibet:


SCILICET IN PISCEM SESE CYTHEREA NOVAVIT,
CÙM BABYLONIACAS SUBMERSA PROFUGIT IN UNDAS
ANGUIPEDEM ALATIS HUMERIS TYPHONA FURENTEM;
INSERUITQUE SUOS SQUAMOSIS PISCIBUS IGNES.

Hierbei kan auch unser Dichterischer Sternhimmel / im Sternzeichen der Fische / am 97, 98 und 99 Bl. gelesen werden.

In der Geschicht Abrahams und Jakobs.] Diese beschreibet uns Moses / im 12 und 15 Hauptst. seines 1 Buches / und im 46 / und folgenden Hauptstükken eben desselben Buches.

Daß die Egipter ihre Götter unter mancherlei Tiere Gestalt geehret.] Hiervon schreibet Johan Ravisius Textor / in seinem Schauplatze / am 126 / und 821 Bl. Auch meldet Herodotus / in seinem 2 Buche / daß die Egipter / eben daher / die gestorbenen Katzen zu beweinen / in ihre Heiligtühmer / sie alda einzusaltzen / zu tragen / und dan in Bubast zu begraben pflegten. Eben also tähten sie auch mit den gestorbenen Bähren / Wölfen / und Krokodilen; welche sie alle götlich ehreten / doch nicht zu Bubast begruben.

Daß sie den Josef / Jakobs Sohn.] Hiervon kan unser Dichterischer Sternhimmel / am 37 Bl. bei dem Gestirne des Stiers / wie auch unsere Assenat / im 7 Buche / gelesen werden.


Zur 63 Einteilung.


Des nimmernüchternen Silenus Esel.] Von diesem meldet Natalis Komes / im 4 Buche seines Mährleinwerkes / am 640 / und 641 Bl. Von Bileams redendem Esel aber handelt Moses / im 22 Hauptst. seines 4 Buches.


[573] Zur 64 Einteilung.


Daß endlich mehrerwähnte Riesen.] Hiervon schreiben Ovidius im 5 seiner Verwandlungsbücher / Virgiel / im 10 seines Heldengedichtes vom Eneas / Hesiodus / u.a.m.

Was sie aber vom Riesen Enzeladus dichten.] Von diesem redet Virgiel / in seinem Gedichte vom Berge Etna / also:


MURMURE TRINACRIO MORIENTEM JUPITER ÆTNÂ
OBRUIT ENCELADUM, ETC.
Auch gedenket er dessen / im 3 Buche seines Heldengedichtes vom Eneas / mit diesen Worten:

FAMA EST ENCELADI SEMIUSTUM FULMINE CORPUS
URGERI MOLE HAC, INGENTEMQUE INSUPER ÆTNAM
IMPOSITAM RUPTIS FLAMMAM EXPIRARE CAMINIS:
& FESSUM QUOTIES MOTAT LATUS, INTREMERE OMNEM
MURMURE TRINACRIAM, & CŒLUM SUBTEXERE FUMO.

Vom Riesen Tifoeus aber schreibet eben derselbe /wie folget:

VASTA GIGANTEIS INGESTA EST INSULA MEMBRIS
TRINACRIS, & MAGNIS SUBJECTUM MOLIBUS URGET,
ÆTHERIAS AUSUM SPIRARE TYPHOËA SEDES.
NITITUR ILLE EQUIDEM, PUGNATQUE RESURGERE SÆPE:
DEXTRA SED AUSONIO MANUS EST SUBJECTA PELORO,
LÆVA, PACHINE, TIBI, LILYBÆO CRURA PREMUNTUR;
PRÆGRAVAT ÆTNA CAPUT, etc.

Ja er erwähnet auch des Titius / den Apollo / weil er die Latone nohtzüchtigen wollen / mit seinen Pfeilen durchschossen / wan er / in seinem 6 Buche vom Eneas / also spricht:


NEC NON & TYTIUM, TERRÆ OMNIPARENTIS ALUMNUM,
CERNERE ERAT; CUI TOTA NOVEM PER JUGERA CORPUS
PORRIGITUR, ROSTROQUE IMMANIS VULTUR ADUNCO
IMMORTALE JECUR TUNDENS, FŒCUNDAQUE PŒNIS
VISCERA, NEC VIBRIS REQUIES DATUR ULLA RENATIS.

Zur 65 Einteilung.


Daß etliche Riesen wohl hundert Hände sollen gehabt haben.] Unter diesen seind gewesen Egeon / und Briareus. Von jenem [574] meldet es Virgiel / im 10 Buche sei nes Heldengedichtes vom Eneas / da er also spricht:


ÆGÆON QUALIS, CENTUM CUI BRACHIA DICUNT,
CENTENASQUE MANUS, QUINQUAGINTA ORIBUS IGNEM
PECTORIBUS ARSISSE, JOVIS CUM FULMINA CONTRA
TOT PARIBUS STREPERET CLYPEIS, TOT STRINGERET ENSES.

Von diesem aber Klaudian / in folgenden Dichtbänden:
– QUÆ BRACHIA CENTUM
BRIAREUS ALIIS NUMERO CRESCENTE LACERTIS
TOT SIMUL OBJECTIS POSSET CONFLIGERE REBUS.

Gleich also urteilen wir von dem Riesengebeine.] Von diesem meldet Johan Ravisius Textor in seinem Schauplatze der erdichteten so wohl / als wahrhaftigen Geschichte / im 37 Hauptst. des 2 Buches / am 127 Bl.


Zur 66 Einteilung.


Wan man dem Mohrischen Riesen und Könige / dem Atlas.] Man findet drei unterschiedliche Könige dieses Nahmens. Der erste Atlas / der ein Vater der Elektra gewesen / herschete im Wälschlande: der andere /der Maje / die den Merkuhr gebohren / Vater / in Arkadien: und der dritte / der unter allen der gröste sol gewesen sein / wie Servius / des Virgiels Anmärker /meldet / im Mohrenlande. Dieser letztere ist eben derselbe der die Sternkunst / wie Plinius aufgezeichnet /erfunden / und in den höchsten Libischen oder Mohrischen Berg / den die Einwohner / wie Herodotus bezeuget / des Himmels Stütze nennen / verwandelt zu sein gedichtet wird. Daher eignet auch diesem Berge /der von gemeldtem Könige den Nahmen Atlas führet /Virgiel die Gestalt eines Mannes zu / wan er also schreibet:


JAMQUE VOLANS APICEM, & LATERA ARDUA CERNIT
ATLANTIS DURI, CŒLUM QUI VERTICE FULCIT:
ATLANTIS, CINCTUM ASSIDUÈ CUI NUBIBUS ATRIS
PINIFERUM CAPUT & VENTO PULSATUR, & IMBRI.
NIX HUMEROS INFUSA TEGIT, TUM FLUMINA MENTO
PRÆCIPITAT SENIS, & GLACIE RIGET HORRIDA BARBA.

[575] Daß er auf seinen Schultern den Himmel getragen /deutet eben derselbe Virgiel noch deutlicher an / wan er im 4 Buche seines Heldengedichtes spricht:


– – UBI CŒLIFER ATLAS
AXEM HUMERIS TORQUET STELLIS ARDENTIBUS APTUM.
Eben dasselbe tuht auch Eschiel / in seinem Prometeus / in folgenden verlateinischten Worten:
HOC SIC PROFECTÒ TORQUET INFORTUNIUM
ATLANTIS INDE FRATRIS. ILLE PONDERA
SOLEM AD CADENTEM SUSTINET PRÆGRANDIA,
CŒLI COLUMNAM, TOTIUS TERRÆQUE ONUS.

Daß ferner die Pleione / der Tetis Tochter / dieses Atlas Gemahlin gewesen bezeuget Ovidius / im 5 seiner Jahrbücher:


DUXERAT OCEANUS QUANDAM TITANIDA THETYN;
QUI TERRAM LIQUIDIS, QUA PATET, AMBIT AQUIS.
HINC SATA PLEIONE CUM STELLIFERO ATLANTE
JUNGITUR, UT FAMA EST, PLEIADESQUE PARIT.

Hiesige Plejaden oder Pleioinnen / des Atlas und der Pleione Töchter / sollen an der Zahl sieben gewesen /und fünf Jahre nacheinander / durch den Orion / zum Beischlafe / samt der Mutter / angetrieben worden sein: daher sie dan Jupiter / aus Mitleiden / und durch ihr flöhen bewogen / in Sterne verwandelt / an den Sternhimmel gesetzet / und sie also aus der Gewalt des Orions errettet. Aratus nennet sie alle mit Nahmen / wan er / nach unser Verhochdeutschung / also spricht: man sagt / daß ihrer sieben seind / wiewohl man nur sechs Sterne darvon siehet: nähmlich Alzione / Merope / Zeleno / Elektra / Sterope / Taigete und Maje. Sie stehen aber alle am Kopfe des Himlischen Stiers; indem zween die Augen / andere zween die Naselöcher / noch andere zween die Hörner bezeichnen / und dan einer vor der Stirne des Stiers / da die Haare sich drehen / stehet. Wie sie nun Aratus / und Ovidius eben itzund PLEIADES, das ist Pleioinnen /von der Mutter der Pleione / genennet; so nennet sie Virgiel / im 1 Buche seines Feldgedichtes / nach[576] ihrem Vater dem Atlas / ATLANTIADES, das ist Atlassinnen. Die übrigen fünf Töchter aber / welche der König Atlas / ausser diesen gemeldten sieben / gezeuget / seind des Hias Schwestern / und wie es scheinet /von einer andern Mutter gewesen: daher sie zwar /eben wie jene / Atlassinnen / aber nicht zugleich Pleioinnen genennet warden. Hesiodus heisset sie /hiergegen mit dem algemeinen Nahmen / ὑάδας, HYADES, das ist Hiaden / oder viel mehr Hiassinnen /Hiessinnen / oder Hiainnen; und giebet ihnen auch zugleich folgende absonderliche fünf Nahmen. Nähmlich die erste nennet er Feole oder Fajole / die zweite Koronis / die dritte Kleia oder Kleeia / die vierde Feo oder Fajo / und die fünfte Eudore. Doch andere geben ihnen andere Nahmen / nähmlich Ambrosie / Dione /Esile / Prolixo / und Fileto; auch wohl Tiene / und Proidile. Den algemeinen Nahmen / HYADES, scheinen sie entweder vom Dionisus / der auch Hies geheissen / und von ihnen sol erzogen sein / oder aber von ihrem Bruder / dem Hias / dessen Tod / den ihm ein Schlangenbis veruhrsachet / sie so lange beweinet /bis sie gestorben / und vom Jupiter in fünf Sterne verwandelt worden / bekommen zu haben. Von diesen fünf Sternen / die man das Regengestirn / weil dessen Aufgang den Regen andeutet / zu nennen pfleget /seind ihrer Zahl wegen unterschiedliche Meinungen. Tahles der Milesier zehlet derer nur zween / davon der eine der Nordliche / der andere der Sudliche hiesse: Euripides / in seinem Schauspiele vom Faeton /drei: Achäus vier; und Ferezides gar sechs. Doch hiervon kan auch unser Dichterischer Sternhimmel / bei dem Zeichen des Stiers gelesen werden.


Zur 68 Einteilung.

Gemagog.] Von diesem Riesen schreibet Architrenius folgender Gestalt:
– – CUBITIS TER QUATUOR ALTUM
GEMAGOG HERCULEÂ SUSPENDIT IN AËRE LUCTÂ.

Ganges /] ein Etiopischer König und Riese / von dem der große Indische Flus Ganges / wie Suidas meldet / seinen [577] Nahmen bekommen. Von diesem Flusse bezeuget Ovidius / daß er Indien ümströhmete / wan er im 4 seiner Verwandlungsbücher also spricht:


DECOLOR EXTREMO QUA CINGITUR INDIA GANGE,


Daher wird auch Indien das Gangische Land / GANGETICA TELLUS, bei dem Lukan genennet. Seine Worte seind diese:


ET QUAS SENTIT ARABS, & QUAS GANGETICA TELLUS.


Hartbeen / den Saxo der Sprachlehrenschreiber HARTHLENUM, vielleicht wil er HARTHBENUM sagen / nennet / war so ein wüster und unmenschlicher grausamer Riese / daß er es ihm für einen Ruhm schätzte / wan er Königliche Töchter schändete / und alle dieselben / die ihm seine Unzucht wehren wolten / straks erwürgete; wie / im 5 Hauptstükke des Berichts von den Riesen / bei dem Johan Kassion zu lesen.

Orestes / dessen Tohtengebeine man / auf Befehl der Göttersprache / lies aufgraben / war dazumahl noch sieben Ellebogen lang; wie Plinius anzeiget. Daher sagt Architrenius:


STATURAM CUBITIS SEPTEM DISTENDIT ORESTES.


Dieser Orestes / und Pilades / des Fozeers Strofius Sohn / hatten eine so nahe und unvergleichliche Freundschaft untereinander / daß Tullius selbsten dieselbe zu beschreiben die Feder anfassete. Daher sagt Ovidius:


NON ITA VIXERUNT STROPHIÔ, & AGAMEMNONE NATI.


Wie auch:

ADFUIT INSANO JUVENI PHOCÆUS ORESTI.


Des Orestes Unsinnigkeit aber rührete daher; weil er seine eigene Mutter / die den Vater ümgebracht / und im Heiligtuhme selbsten / den König Pirrus erwürget / damit ihm die Hermione / seine Gemahlin / möchte zu teile werden. Marzial gedenket beider ebenmäßig /wan er im 6 B. spricht:


UT PRÆSTEM PYLADEN, ALIQUIS, MIHI PRÆSTET ORESTEM.


Ein Sirer.] Von diesem Sirischen Riesen meldet Nizeforus / im 37 Hauptst. des 12 Buches seiner Kirchengeschichte / daß [578] er krumme Schenkel gehabt / die dermaßen eingebogen gestanden / daß sie seiner übrigen Leibesgestalt wenig ähnlich gewesen.

Eleazar / ein Jüde.] Diesen schikte der König zu Babel / Artaban / dem Keiser Tiberius zum Geschenke; wie Flavius Josef / im 8 Hauptst. seines 18 Buches von den Altheiten der Jüden / bezeuget.

Ein Märkischer Bauer.] Von diesem schreibet Magister Johan Vogel / in seinen Anmärkungen zum Berichte von den Riesen Johan Kassions.

Artachäus / ein Perser.] Von diesem meldet Herodotus in seinem 7 Buche.

König Porus.] Dessen Grösse beschreibet Ravisius / im 37 Hauptst. des 2 Buchs / und Arrian im 5 Buche.

Pusio / und Sekundilla.] Von diesen Leutchen meldet Plinius / im 16 Hauptst. des 7 Buches.

Gabbaras ward aus Arabien nach Rohm zur schaue gebracht; wie eben derselbe Plinius am itzt-angeführten Orte bezeuget. Dessen gedenket auch Architrenius mit folgenden Worten:


IN HIS QUINQUE PEDES PRODUXIT GABBARUS ARTUS.


Agato.] Von diesem schreibet Filostratus / im Lebenslauffe des Herodes von Atehn also: er / als ein Jüngling / war in seiner ersten Jugend dem großen Gallier gleich / und acht Füße lang. Er hatte ein starkes Haar / rauhe und gleich als in eins zusammengewachsene Augen / und eine Habichtnase / mit einem fröhlichen Angesichte / u.a.m. Auch gedenkket eben desselben Volaterran / im 13 Buche.


Zur 71 Einteilung.


Keiser Julius Maximinus / der ältere.] Von diesem schreibet / unter andern / Julius Kapitolinus / daß ihn der Keiser Aurelius Alexander Severus / der sich über seiner / als eines Schäferknechtes / Grösse nicht wenig verwundert / durch die allerstärkesten Küchenrökel erstlich tapfer abrichten laßen: da er dan / in einer Hitze / derer sechszehen mit Ringen überwunden / [579] und eben so viel Verehrungen darvon getragen. Darnach hette der Keiser auch versuchen wollen / was er im Lauffen vermöchte: da er dan einen muhtigen Gaul eine lange Zeit in einem Kreuse herüm getummelt / und gleichwohl nicht müde geworden. Ja er hette straks darauf sieben der allermuhtigsten und stärkesten / die der Keiser mit ihm ringen laßen / schier in einem Augenblikke bezwungen: daher ihn der Keiser nicht allein mit etlichen silbernen Müntzen /sondern auch mit einer güldenen Kette beschenket / ja gar zum Trabanten und Lakkeien bestellet. Was er für ein gewaltiger Seuffer und Fresser gewesen / bezeuget Kordus / und viel andere. Auch wird gemeldet / daß er seines Wassers auf einmahl bei drei Nößeln in ein Geschir gelaßen / und damit gleichsam gepranget. Seine gröste Lust war / wan er mit den allertapfersten und muhtigsten Kriegshelden ringen solte. Und derselben konte er / selbst in seinem hohen Alter / oft fünfe / ja wohl sieben nacheinander zu Bodem werfen. Ja er war so stark / und seine Faust hatte einen solchen Nachdruk / daß einem Pferde / wan er es damit an den Kopf schlug / die Zähne wakkelten / wo sie nicht gar ausfielen. Schlug er es aber an einen Schenkel / so brach derselbe straks inzwei. Sein Schuch am Stiefel ist einen gantzen Schuch längergewesen / als anderer gemeiner Leute. Und daher allein kan man leichtlich schlüßen / wie groß und stark sein gantzer Leib mus gewesen sein. Aber von diesem Ungeheuer wird man im Röhmischen Adler des Selblichen / wie auch in Michel Sachsens / und andern Zeitbüchern von den Keisern / wie auch im 8 Hauptst. des Berichtes von den Riesen Johan Kassions / mehr zu lesen finden.


Zur 72 Einteilung.


Der so genente Firmius.] Von diesem Riesen / der üm das 275 Jahr nach der Heilgebuhrt gewühtet / schreibet Flavius Vopiskus / daß er ein großer langer Man /dem die Augen aus dem Kopfe gestanden / und über den gantzen Leib rauch und vol Haare gewesen.


[580] Zur 75 Einteilung.


Zwärglein / sonst auch Ellenbogener / und Dreispanlinge.] Πυγμαιοι, PYGMÆI, werden sie von den Griechen und Lateinern genennet; von πυγμή, das ist eine zusammgezogene Hand / oder Faust / oder auch die Länge zwischen dem Gelenke des Ellenbogens und den geschlossenen Fingern; welches das Wortπῆχυς ebenmäßig bezeichnet: daher πηχυαιος, QUI UNIUS CUBITI EST, der eines Ellenbogens lang ist. Aber andere wollen das Wort πυγμαιος zugleich vonπυγμή, wan es so viel heist / als ein Streit / Gefechte /herleiten: weil die Zwärglein sehr geschikte Streiter und Fechter weren; wie Hieronimus bei dem 27 Hauptst. Ezechiels angemärket: daher auch ein Indischer König / wie Kassion schreibet / dieser Zwärglein drei tausend üm sich gehabt / und sie zu seinen Bogenschützen gebrauchet. Strabo nennet sie /in seinem 2 Buche / sonsten auch τρισπιϑάμους, das ist dreispännige / weil sie gemeiniglich dreier Spannen lang weren. Eben dasselbe tuht auch Plinius im 2, und 15 Hauptst. seines 7 Buches.

Einen überaus scharfsinnigen Verstand.] Daß solches wahr sei / kan man aus der Beschreibung des Sisifus / und eines Egiptischen Zwärgleins / derer straks wird gedacht werden / wie auch anderer dergleichen /genugsam schlüßen.

Sisifus.] Hiervon meldet Johan Kassion / im 12 Hauptst. seines Berichts von den Riesen. Er war aber ein gantz anderer Sisifus / als derselbe / den Teseus /als einen Straßenreuber / erschlug / und Ovidius / im 4 seiner Verwandlungsbücher / also anspricht:


AUT PETIS, AUT URGES REDITURUM, SISYPHE, SAXUM.


Dan dieser Sisifus ward / seiner begangenen Ubeltahten wegen / zu einer solchen Strafe verdammet / daß er / in der Hölle / fort und fort einen großen Felsenstein auf einen hohen Berg hinauf wältzen muste; weil eben der Stein / sobald er ihn auf die Spitze gebracht /immer wieder herunter rollete. Dahin hat auch Virgiel gesehen / wan er / im 6 Buche seines Heldengedichtes vom Eneas / also saget:


[581]
SAXUM INGENS VOLVUNT ALII, RADIISQUE ROTARUM
DISTRICTI PENDENT.

Ein anderes befand sich in Egipten.] Dessen gedenket Nizeforus / im 37 Hauptstükke des 12 Buches seiner Kirchengeschichte. Hierbei kan zugleich gelesen werden / was Martin Borraus über das 21 Hauptst. Samuels angemärket. Zu diesen Zwärglein gehören auch Manius Maximus / und Markus Tullius / zween Edle Röhmer / die zween Ellebogen lang waren; wie Varro bei dem Plinius meldet: wie auch Konopas /Luzius / die zween Moloner. Konopas war zween Füße und einer Handbreite lang / wie Plinius schreibet / und ward von der Julia / des Keisers Augusts Enkelin / zur Lust gehalten. Luzius / den August auf den Schauplatz bringen lies / war ein Jüngling von fürtreflichen Eltern / und noch nicht zween Füße lang. Andromede / welcher Julia Augusta die Freiheit geschenket / war zween Füße und einer Zwerghand lang. Die zween Moloner / daher das Sprichwort entstanden / PUSILLUS, QUANTUS MOLON, so klein / als Molon / waren gantz kleine Menschen / deren der eine ein Gaukelspieler / der andere ein berufener Reuber gewesen.


Zur 76 Einteilung.


Die man vor Zeiten in Trazien.] Daß diese Zwergahrt eine lange Zeit in Trazien / in der Stadt Geranea / sich aufgehalten / aber von dar von den Kranchen vertrieben worden / bezeuget Plinius / im 11 Hauptst. seines 4 Buches. Eben dasselbe hat auch Juvenal andeuten wollen / wan er in seinem 13 Schimpfgedichte schreibet:


AD SUBITAS THRACUM VOLUCRES, NUBEMQUE SONORAM
PYGMÆUS PARVIS CURRIT BELLATOR IN ARMIS,
MOX IMPAR HOSTI, RAPTUSQUE PER AËRA CURVIS
UNGIBUS, À SÆVÂ FERTUR GRUE. SI VIDEAS HOC
GENTIBUS IN NOSTRIS, RISU QUATIÉRE: SED ILLIC,
QUANQUAM EADEM ASSIDUÈ SPECTENTUR PRÆLIA, RIDET
NEMO: UBI TOTA COHORS PEDE NON EST ALTIOR UNO.

[582] Darüm ist auch klein sein unter den Zwärglein keine Schande; wie Mantuan meinet / wan er also schreibet:


INTER PYGMÆOS NON PUDET ESSE BREVEM.


An der Egiptischen See.] Aristoteles bezeuget / im 12 Hauptst. seines 8 Buches von den Tieren / daß die Kranche aus den Zitischen Flachfeldern an die Obersee / daher der Niel gelauffen kähme / in Egipten zu flügen / und in derselben Gegend mit den Zwärglein zu streiten pflegten. Ja er setzet ausdrüklich darzu /daß solches kein Mährlein / sondern die lautere Wahrheit sei / und daß alda solche kleine Menschlein / und Pferdlein gewislich weren / und in Löchern und Erdhöhlen sich aufhielten: daher sie auch Trogloditen /das ist Grubenheimer oder Höhlenwohner genennet worden. Aber andere schreiben / daß sie ihnen kleine Hütlein von Leimen machten / und dieselben mit Eierschahlen und Vogelfedern ausfütterten.

Wie auch üm ein Indianisches Gebürge.] Johan Ravisius Textor schreibet / im 44 Hauptst. des 2 Buches seines Schauplatzes: die Zwärglein wohnen im eusersten Teile der Indischen Berge. Ihre Weiberchen gebähren im fünften Jahre / und werden alt im achten. So meldet auch Plinius / im 2 Hauptst. des 7 Buches /daß zu euserst in Indien Leutlein üm das Gebürge wohneten / welche nicht über drei Spannen / oder fünftehalb Vierteil einer Elle lang weren. Aber Ktesias setzet sie mitten in Indien hinein / und beschreibet sie mit Flätschnasen / und gantz ungestalten Angesichtern / wie auch langen Haaren / und Bährten.

Daß sie ihr Haar hinten / und den Bahrt vornen.] Dieses meldet von den Zwärgen / die vielleicht daher Albertus für keine Menschen / sondern für eine Affenahrt halten wil / Augustien / im 16 Buche von der Stadt GOttes: da er / unter andern / auch saget / daß sie sich im Frühlinge mit großen Hauffen aufmachten / an das Meer zögen / und den Kranchen ihre Jungen und Eier verderbeten: weil sie anders keinen Raht wüsten einer so großen Mänge der Kranche zu widerstehen. Und zu diesem Meerszuge pflegeten sie alle Jahr drei Mohnden zu nehmen. Wer mehr von den Zwärglein zu wissen begehret / [583] der lese / was Homerus / der ihrer am allerersten erwähnet / im dritten Buche seines Heldengedichtes von Troje / wie auch Strabo darvon schreibet.


Zur 78 Einteilung.


Das Gerippe des Orestes.] Hiervon schreibet Herodotus / im ersten Buche / und Kassion / aus ihm / im 9 Hauptst. seines Berichts von den Riesen.

Und dasselbe von 22 Schuhen.] Dieses Riesengerippes gedenket Johan Marius in seinem Buche von Frankreich. Eben dieselbe Länge hat das Riesengerippe im Hertzogtuhme Safojen / in einem Kloster der Predigermünche / an der Mauer abgemahlet; welches Budäus und Kassion / als Augenzeugen / beschrieben. Der Kopf ist zween Ellebogen / oder guhter anderthalben Elle dikke. Die Schultern seind fast vier Ellebogen / oder bei drei Ellen breit. Es ist aber gewis /seind des Kassions eigene Worte / daß man solche große Riesengebeine vor Zeiten etwan daherüm gefunden / und sie nicht / als etwas erdichtetes / nur Lust halben / sondern vielmehr darüm also daselbst abgemahlet / damit es bei den Nachkommen zum ewigen Gedächtnisse bleiben solte.

Wie auch des Pallas / den Turnus erleget:] wie Virgiel / im 10 Buche seines Heldengedichtes vom Eneas / beschreibet. Daß die Wunde / die Turnus gemeldtem Riesen in die Brust gegeben / fünftehalben Schuch /oder neun Vierteile von einer Elle sei lang gewesen /bezeuget Vinzenz von Beluak / im 16 Buche seines Geschichtspiegels: da er zugleich meldet / daß man in seinem Grabe / bei dem Heupte / ein ewigbrennendes Liecht gefunden; welches nicht eher verleschen können / als bis man / mit einer Pfrieme / den Tacht untergraben / also daß die Luft hineingedrungen / und das Flämlein ausgewehet. Hiervon kan auch Baptista Fulgosus / im 6 Hauptst. seines 1 Buches / gelesen werden. Hierbei mus ich auch der großen marmelsteinernen Bildseule / die zu Antorf oder Antwerpen / am Rahthause stehet / gedenken. Diese sol / wie man saget / eines Riesen Bildnis sein: der vor Zeiten / in einem Sumpfe bei [584] der Schelde / sein Schlos gehabt /und alle Kaufleute / die etwan einige Wahren über gemeldten Flus führen laßen / gezwungen ihm die Helfte darvon / an Zolles stat / zu geben. Erfuhr er aber / daß iemand seine Wahren nicht allesamt angegeben / so behielt er alles / was er hatte / und hieb ihm noch darzu die Faust ab. Doch endlich war ihm einer zu stark / der ihm selbst die Faust abschlug / und sie straks ins Wasser warf. Von diesem Handwurfe sol auch gemeldte Stadt den Nahmen Antwerpen oder Handwerpen / nach der alda gebreuchlichen Mundahrt / ja selbst die abgehauene Faust in ihr Wapen bekommen haben.


Zur 79 Einteilung.


Was man aber von Kandien oder Krete meldet.] Dieses findet man bei dem Plinius / im 16 Hauptst. seines 7 Buches. Hierbei kan auch Filostratus / in seinen Heldengeschichten / da er viel wunderseltsame Dinge von den Riesen schreibet / gelesen werden; wie auch Sabellikus / und Solinus.

Des droben erwähnten Antäus von 60 Ellebogen:] zu dessen Grabe der Röhmer Sertorius reumen laßen. Hiervon schreibet Strabo / in seinem 17 Buche vom Weltkreuse.

Ein Zahn darvon / der einen Schuch lang / und vier Finger breit war.] Die gantze Geschicht beschreibet Johan Kassion / in seinem 11 Hauptst. des Berichtes von den Riesen gantz weitleuftig. Darbei kan auch Kalamäus / in seinen Büchern von den Biturigern /und Baptista Fulgosus / im 6 Hauptst. seines 1 Buches / gelesen werden. Einen dergleichen ungeheuren Riesenzahn hat Augustien / wie er / im 9 Hauptst. sei nes 15 Buches von der Stadt GOttes / schreibet / am Ufer der See bei der Stadt Utike selbsten gesehen. Dieser / der ein Bakkenzahn war / befand sich so groß / daß man viel hundert gemeine Zähne / wie er selbsten bezeuget / daraus machen können. Aber was Ludwich Vives von einem ungeheuren Bakkenzahne des heiligen Kristoffels / den er zum Heiligen Kristoffel / als er dahin auf die Walfahrt gezogen / angetroffen / bei [585] gemeldtem Orte des Augustiens angemärket; das kömt mir von einem so weisen Manne / weil es gewis ist / daß kein solcher Kristoffel iemahls in der Welt gewesen / sehr wunderlich vor.


Zur 80 Einteilung.


Noch vielmehr könte man denselben Sizilischen Riesen.] Von diesem schreibet Johan Bokatz / im 68 Hauptstükke seines 4 Buches von der Göttergebuhrt /gantz weitleuftig. Unter andern erzehlet er auch / daß etliche Sizilische Bauern / indem sie den Grund eines Hürtenhauses unten am Berge suchen wollen / dieses Riesens Höhle mit dem Spahten von ohngefähr eröfnet / und ihn weit hinein sitzend gefunden. Doch sei sein Leib / wiewohl er noch gantz und unversehret gewesen / dazumahl in Staub und Asche / darinnen man drei erschröklichgroße Zähne gefunden / und an einem eisernen Drahte zu Drepan / in der Kirche / zum ewigen Andenken aufgehänget / zerfallen. Auch sei ein Teil seiner Hirnschahle / und ein Schienbein noch zimlich gantz und unverweset gefunden worden.


Zur 81 Einteilung.


Daß dasselbe Meusegerippe.] Hiervon meldet Magister Johan Vogel in seiner Anmärkung bei dem 11 Buche von den Riesen des Kassions / der in seinem Werke selbsten mehr dergleichen Gerippen von Eseln und Meusen gedenket.


Zur 84 Einteilung.


Daß alle geschaffene Dinge die Kraft ihrer Jugend schon längst verlohren.] Hierbei kan Johan Kassion /im 12 Hauptst. seines Berichts von den Riesen / wie auch Ziprian / und Augustien gelesen werden.


Zur 86 Einteilung.


Unter denen die Gohten Keiser Justinian deswegen zu preisen pflegte.] Hiervon schreibet / unter andern Prokopius. Hingegen meldet Julius Zeser / daß die Röhmer von den Franzosen oder [586] Galliern darüm seind verhöhnet worden; weil sie so kleine Leute weren.


Zur 95 Einteilung.


Mein Zorn / sprach er / ist noch nicht gesättiget.] Hiervon redet das 15 Hauptst. des Buchs der Richter also: Simson aber sprach zu ihnen: ob ihr schon das getahn habet / so wil ich mich doch an euch selbst rächen; und darnach aufhören.


Zur 96 Einteilung.


Mit langsamen Tritte schreitet auch ihre Rachbegierde fort.] Hier wird auf des Valerius Maximus schönen Spruch / LENTO QUIDEM GRADU PROCEDIT VINDICTA DIVINA, SED TARDITATEM GRAVITATE COMPENSAT, gesehen.


Zur 104 Einteilung.


Ward Totila / der Gotten König.] Von diesem schreibet Johan Ravisius Textor / im 33 Hauptstükke des 5 Buches seines Schauplatzes: da er unter andern auch meldet / daß er die Stadt Rohm erobert / ihre Mauren geschleiffet / und ihr Rahthaus angezündet.

Der Ungrische König Attila.] Dieser war derselbe /welcher Aken verwüstete / und die euserste Grausamkeit / wo er hin kahm / verübete; wie itztgemeldter Ravisius / an gemeldtem Orte / bezeuget.


Zur 106 Einteilung.


Hatte Samgar.] Von dieses Heldentaht redet das Buch der Richter / am Ende des 3 Hauptstükkes / also: darnach war Samgar / der Sohn des Anat. Der schlug sechshundert Filister mit einem Ochsenstekken / und erlösete Israel.

Anmärkungen des fünften Buches

[587] [589]Anmärkungen des fünften Buches.

Zur 11 Einteilung.


Als ein Lehrling in des Pitagoras Schuhle.] Dieser Pitagoras / des Demaratus Sohn / der aus Samos bürtig / zu Metopont gestorben / wie Frantz Petrarcha bezeuget / hat nach vielem hin und wiederreisen und untersuchen heilsamer Gesetze / die Wälschen zu Kroton zur Mäßigkeit gebracht / die Frauen zur Schaamhaftigkeit / und die Jünglinge zur Zucht ermahnet. Ja er bewog die Weibsbilder / durch die Heiligkeit und Eingezogenheit seines Lebens / so weit / daß sie ihre mit Golde gezierte Kleider / und allen ihren übermäßigen Schmuk der Alsgöttin Juno weiheten / und in ihrem Götzenhause aufhingen. Daher kahm er auch überal in ein solches Ansehen / daß man aus seiner Wohnung ein Götzenhaus machte / ja ihn selbst als einen Gott ehrete; wie Trogus / in seinem 20 Buche /Laertz / und Suidas / die seinen Lebenslauf beschrieben / und andere / die ihn zum höchsten rühmen / in ihren Schriften / aufgezeichnet. Niemand aber hat ihn mehr gerühmet / als Ovidius / der im 15 seiner Verwandlungsbücher ihm / unter andern / dieses herliche Zeugnis giebet:


MENTE DEOS ADIIT, & QUÆ NATURA NEGAVIT
VISIBUS HUMANIS, OCULIS EA PECTORIS HAUSIT.

Er lehrete zu Kroton / zu eben der Zeit / da Servius Tullius im Wälschlande herschete; wie Livius / und Dionisius bezeugen. Wan er einen Lehrling / nachdem er seine Geburtsahrt untersuchet / in seine Schuhlgeselschaft aufnahm / da war das erste Schuhlgesetz / das er ihm gab: er solte zween Jahre schweigen / und unterdessen nichts tuhn / als hören; wie Gellius / im 9 Hauptst. seines 1 Buches der Attischen Nächte [589] meldet. Wan er ihn aber wieder von sich lies / da muste er zuvor diese Wort hersagen:


Πῇ παρέβην, τι δ᾽ ἔρεξα, τί μοι δέον ουκ ἐτελέσϑη.


QUO TRANSGRESSUS SUM? QUID VERO EFFECI? QUID MIHI DECENS NON PERFECTUMEST? Wohin bin ich gegangen? Was aber hab' ich begangen? Wie weit bin ich von dem / das mich geziemete / abgegangen? Und also achtete Pitagoras die Verschwiegenheit für die gröste Tugend / darzu ein Jüngling sich gewöhnen solte. Ja ihm folgete hierinnen sein Lehrling Agato / den der König Archelaus /wie Elian meldet / so gern üm sich hatte / dermaßen eifrig nach / daß er einen Stein / damit er das Stilschweigen lernete / drei Jahre lang im Munde zu halten pflegete. Eben also schwieg auch der berühmte Tohmas / der Akwiner / schier allezeit / und hörete nur allein / was man sagte: daher ihn auch seine Mitlehrlinge nicht anders / als einen stummen Ochsen nenten. Also schwieg / auf Befehl seines Lehrmeisters / des Einsiedlers Paulus des ersten / drei gantzer Jahre lang Paulus Simplex so hartnäkkig / daß er auch nicht ein Wort redete. Also enthielt sich der Rede Zeno /welchen Tullius / in seinem Redner / für den Urhöber der Ernstsittigen ausgiebet / als er des Königs Antigonus Gesanten / die er nach Atehn geschikt / neben etlichen Weisemeistern / mit einem Gastmahle bewürtete / so gar / daß er anders nichts redete / als da er von seinen Gästen / die ihre Gelehrtheit mit überflüßigen Worten sehen liessen / was die Uhrsache seines Stilschweigens sei gefragt ward / nur allein zur Antwort gab: den Mund halten sei unter allen Dingen das schweereste. Ja also schwieg ewig stil der Weisemeister Sekundus / nachdem er Bluhtschande mit seiner eigenen Mutter getrieben / und sie sich deswegen / als sie aus der Stimme des Beischläfers vernommen / daß es ihr Sohn sei / für großem Hertzleide selbsten ermordet: damit er seine Stimme / die ihn der Mutter verrahten / strafen möchte; wie Diogenes Laertz aufgezeichnet.

Den Nahmen Etam.] Etam heisset in der Ebräischen Sprache so viel / als Vogelreich.

Wie irgend ein Melampus.] Dieser war ein berühmter Artzt / [590] und Wahrsager aus dem Vogelgeschrei / und ein Sohn des Amitaons; wie Homerus /im 15 Buche seines Heldengedichtes vom Ulisses /anzeiget. Nach seinem Nahmen scheinet die Schwartze Niesewurtzel / darvon Plinius im 5 Hauptst. seines 25 B. handelt / μελαμπόδιον, MELAMPODIUM genennet zu sein: weil er mit diesem Kraude des Prötus / Königes der Argiver / vier Töchter / welche Juno /mit Unsinnigkeit geschlagen / wieder / zu recht gebracht; daher eben dasselbe Kraut auch προίτιον, PRÆTIUM heisset. Virgiel scheinet / im 3 Buche seines Feldgedichtes / da er von den Artzneien wider die Sterbeseuche handelt / auch eben hierher gezielet zu haben. Des Melampus selbsten gedenket / unter andern / Propertz / im 2 Buche seiner Gedichte. Daß aber des Königs Prötus Töchter / von der Göttin oder vielmehr Königin Juno / weil sie schöner sein wollen / als dieselbe Juno / so rasend und unsinnig gemacht worden / daß sie sich Kühe zu sein eingebildet / und aus Furcht / sie möchten etwan vor den Pflug gespannet werden / in den Wald geflohen; dieses alles bezeuget Ferezides. Auch zielet eben hierher Virgiel / wan er / in seinem Gedichte vom Silenus / also schreibet.


PRŒTIDES IMPLERUNT FALSIS MUGITIBUS AGROS.


Zur 26 Einteilung.


Man rükte gantz unvermuhtlich auf das Jüdische Land zu.] Hiervon lautet die Geschicht im 15 Hauptstükke des Buchs der Richter also: da zogen die Filister hinauf / und belägerten Juda / und liessen sich nieder zu Lehi.


Zur 27 Einteilung.


Die Uhrsachen eines so unversehenen Uberfals zu erfahren.] Dieses zeiget der itztangezogene Ort mit folgenden Worten an: aber die von Juda sprachen: Warüm seid ihr wider uns herauf gezogen? Sie antworteten: wir seind herauf kommen / den Simson zu binden / daß wir ihm tuhn / wie er uns getahn hat.


[591] Zur 34, 37, und 38 Einteilung.


Sie selbst wolten hinziehen ihn zu greiffen.] Die Worte hiervon lauten / am schon itztangeführtem Orte des Buchs der Richter / also: da zogen drei tausend Männer von Juda hinab in die Steinkluft zu Etam /und sprachen zum Simson / weissestdu nicht / daß die Filister über uns herschen? Warum hastdu dan das an uns getahn?


Zur 38 und 40 Einteilung.


Der ihnen anders nicht getahn / als wie sie erstlich tähten.] So lauten die Worte der Geschicht im oftgemeldtem Buche der Richter: Er sprach zu ihnen: wie sie mir getahn haben / so habe ich ihnen wieder getahn. Sie sprachen zu ihm: Wir seind herab gekommen dich zu binden / und in der Filister Hände zu geben.


Zur 45, 46, und 47 Einteilung.


Weil nun Simson / aus Eingebung des Geistes GOttes / wohl wuste.] Das Buch der Richter schleust dieses alles in folgende kurtze Worte zusammen: Simson sprach zu ihnen: so schwöhret mir / daß ihr mir nicht wehren wollet. Sie antworteten ihm: wir wollen dir nicht wehren; sondern wollen dich nur binden / und in ihre Hände geben / und wollen dich nicht töhten.


Zur 51 Einteilung.


Also ward dan ein zweifacher Strük.] Hiervon spricht das vielgemeldete Buch der Richter abermahl kurtzbündig: und sie banden ihn mit zween neuen Strükken / und führeten ihn herauf vom Felsen.


Zur 54, 55, 57, und 60 Einteilung.


Sobald die Filister von ferne den Simson erblikten.] Die heilige Schrift fasset dieses alles / an oftangeführtem Orte / wieder gantz kurtz zusammen / wan sie also spricht: und da er kahm bis gen Lehi / jauchzeten die Filister zu ihm zu. Aber der [592] Geist des HErrn geriet über ihn / und die Strükke an seinen Armen warden wie Faden / die das Feuer versänget hat / daß die Bande an seinen Händen zerschmaltzen.


Zur 64, 65, und 85 Einteilung.


Simson erblikte von ohngefähr alda einen faulen Eselskinbakken.] Hiervon redet das 15 Hauptstükke des Buchs der Richter folgender Gestalt / ebenmäßig mit gantz kurtzen Worten: und er fand einen faulen Eselskinbakken. Da rekte er seine Hand aus / und schlug damit tausend Männer.


Zur 87 und folgenden Einteilungen.


Da er zu denen vom Stamme des Juda sagte.] Alle diese Reden deutet das Buch der Richter wiederüm mit gantz kurtzen Worten an / wann es also spricht: und Simson sprach: da liegen sie bei Hauffen. Ich habe / durch einen Eselskinbakken / tausend Männer erschlagen.


Zur 106 und 107 Einteilung.


Kaum hatte Simson seine Rede zu denen aus dem Stamme des Juda volendet.] Hiervon führet der Schreiber des Buches der Richter / nur allein diese wenige Worte: und da er das ausgeredet hatte / warf er den Kinbakken aus seiner Hand / und hies die Stätte Ramat Lehi. Da ihn aber sehr dürstete / rief er den HErrn an / und sprach / u.s.f.


Zur 116 Einteilung.


Eben also verschmachtete für Durste der Große Rohland.]

Von diesem / wie auch von den Glogauischen Rahtsherren / die auf Befehl Hertzog Johans von Sagan / im 1488 Jahre gefänglich gehalten warden /und in einem Schreiben / mit Dinte von Lichtputzenschwärtze gemacht / geschrieben / ihren unerleidlichen Durst selbst zu verstehen gaben / meldet Valerius Herberger im 60 Hauptst. des 11 Teils seiner Großen Tahten GOttes.

[593] Wie dort des Reichen Wanstes.] Diese Geschicht vom Reichen Manne findet man am Ende des 16 Hauptstükkes bei dem Heilverkündiger Lukas.


Zur 117 Einteilung.


Die Geschicht vom Einzuge des Heilandes zu Jerusalem auf einem Esel.] Diese beschreibet Matteus im 21, und Markus / im 11 seiner Heilverkündigung.


Zur 122 und 123 Einteilung.


Ach! HErr / rief er mit wehmühtigem Hertzen.] Dieses des Simsons Gebähtes erwähnet der Schreiber des Buches der Richter nur mit kurtzen Worten / wan er also schreibet: und Simson sprach: Du hast ein solches großes Heil gegeben / durch deinen Knecht. Nun aber mus ich Durstes sterben / und in der Unbeschnittenen Hände fallen.


Zur 128 Einteilung.


So bohrte dan seine Almacht in eben den Eselskinbaken.] Hiervon redet das Buch der Richter / am Ende des 15 Hauptstükkes / also: da spaltete GOtt einen Bakkenzahn im Kinbakken / daß Wasser heraus flos. Und als er trank / kahm sein Geist wieder / und ward erkwikt. Darüm heist er noch heutiges Tages des Anrufers Brun / der im Kinbakken ward.


Zur 129 Einteilung.


Eben einen solchen Wunderbrun.] Von diesem schreibet Moses selbsten / im 17 Hauptstükke seines 2 Buches.


Zur 131 Einteilung.


Ein solcher Brun / darnach Davids Hertz dürstete.] Hiervon lauten die Worte des 2 Buchs Samuels / im 23 Hauptstükke / wie folget: und David ward lüstern /und sprach: wer wil mir zu trinken hohlen des Wassers aus dem Brunnen zu Betlehem unter dem Tohre?

Anmärkungen des sechsten Buches

[594] Anmärkungen des sechsten Buches.

Zur 15 Einteilung.


Kein Herkules vermag sich für den Liebesblikken einer Omfale.] Von der Zahl derer / die den Nahmen Herkules geführet / seind unterschiedliche Meinungen. Diodor der Sikuler zehlet ihrer drei: Tullius / im 3 Buche von der Götter Natur / sechse. Der erste sol derselbe gewesen sein / der mit dem Apollo üm den güldenen Tisch gestritten; wie Pausanias meldet: der zweite vom Berge Ida: der dritte / Jupiters / und der Asterie / die eine Schwester der Latone war / und in eine Wachtel / ja endlich gar in eine Klippe sol verwandelt sein / Sohn / den fürnähmlich die Tirer geehret: der vierde / ein Egipter / aus dem Niele gebohren / der die Frigischen Buchstaben erfunden / und einer von den zwölf Egiptischen Göttern gewesen / von dem die Griechen den Nahmen entlehnet / und ihrem Herkules / des Amfitruons Sohne / wie Herodotus schreibet / gegeben: der fünfte / ein Indier / der sonst auch Belus geheissen: der sechste / von Tehbe / des dritten Jupiters / und der Alkmene / die des Amfitruons Fraue / und des Elektrions Tochter war /Sohn; dem die Griechen aller der andern Tahten zugeeignet. Ja Varro rechnet derer wohl drei und vierzig her; die aber alle diesen Nahmen vom Griechischen Herkules / dem Sohne der Alkumene / welche Jupiter / in Gestalt ihres Ehmannes / des Amfitruons / geschwängert / wie Plautus meldet / bekommen. Makrobius hingegen wil behaupten / daß die Sonne der rechte Herkules sei: weil sie / unter andern / wie Herkules zwölferlei Arbeit solte verrichtet haben / also in einem Jahre die zwölf Himlischen Zeichen durchzulauffen pflegte. Daß aber der Griechische oder Tehbische Herkules den Nemeischen Leuen / der /durch Zutuhn des Mohnes / aus einem Schaume / wie Griserm in [595] seinem 2 Buche / und Demodokus / in den Herakleischen Geschichten aufgezeichnet / gebohren worden / und eine undurchdringbare feste Haut / die Herkules nachmahls / an Schildes oder Pantzers stat /stähts getragen / gehabt / mit seiner mit Eisen stark beschlagenen / oder gar eisernen Keule / wie sie Sokrates an den Jodoteus / und Pisander beschreiben / in seiner ersten Jugend / da er / auf des Amfitruons Befehl / zwischen Filunt / und Kleone das Vieh gehühtet / zu seinem ersten Meisterstükke gefället und erschlagen / bezeuget / unter andern / Euripides / in seinem Rasenden Herkules / wie auch Seneka. Ja daß er die Omfale / des Lidischen Königes Tochter / und des Tmolus Gemahlin / dermaßen geliebet / daß er ihr seine Leuenhaut überlaßen / und unter ihren Zofen / in Frauenkleidern / als eine Spinnerin / drei Jahre lang gedienet / ja gar ihr Leibeigner geworden / bezeuget er selbsten / bei dem Propertz / wan er also redet:


IDEM EGO SIDONIÂ FECI SERVILIA PALLÂ
OFFICIA, & LYDA PENSA DIURNA COLO.
MOLLIS & HIRSUTUM CEPIT MIHI FASCIA PECTUS,
& MANIBUS DURIS APTA PUELLA FUI.

Eben dasselbe verweiset und rechnet es ihm / als eine große Schande / zu seine Deianire / bei dem Ovidius /wan sie folgender Gestalt spricht:


NON PUDET, ALCIDE, VICTRICEM MILLE LABORUM
RASILIBUS CALATHIS IMPOSUISSE MANUM?
CRASSAQUE ROBUSTO DEDUCIS POLLICE FILA,
ÆQUAQUE FORMOSÆ PENSA REPENDIS HERÆ.
DICERIS INFELIX SCUTICÆ TREMEFACTUS HABENIS
ANTE PEDES DOMINÆ PERTIMUISSE MINAS.

Malide war eine von der gemeldten Omfale Zofen oder Hofjungfrauen / mit welcher er den Azelus / von dem die Lidische Stadt Azele / diesen Nahmen bekommen / gezeuget.

Melite / des Egäus Tochter / und des Hillus Mutter / den sie dem Herkules gebahr / von welcher die im Sizilischen Meere gelegene Insel / als auch die Stadt auf derselben / derer Plinius [596] im 3 Buche gedenket /den Nahmen Melite oder Malte bekommen.

Pirene / von welcher das Pirenische Gebürge zwischen Spanien und Frankreich / wie Silius / in seinem 3 Buche meldet / den Nahmen empfangen; weil Herkules auf diesem Gebürge die Pirene geschwängert /und sie selbsten alda nachmahls begraben worden: wiewohl Diodor / in seinem 6 Buche / eine andere Uhrsache beibringet / warüm dieses Gebürge / das Plinius im 3 Hauptst. des 3 Buches / und Strabo gleichmäßig im 3 Buche beschrieben / gemeldten Nahmen führet.

Jole war des Etolischen Königes Euritus Tochter /den Herkules / weil er ihm die zu erst versprochene Jole nachmahls zu geben geweigert / bekriegte; wie Menekrates aufgezeichnet.

Hebe / der Juno Tochter / ohne Vater / die dem nunmehr unter die Götter gezehletem Herkules vermählet worden; wie Plato / der ihre Hochzeit beschrieben / als auch Apollodor im 2 Buche / und Pausanias in den Attischen Begäbnissen aufgezeichnet. Aber hiervon / wie auch von der Jole / kan unser Dichterischer Sternhimmel / und was wir droben bei der 23 Einteilung des 1 Buches unsers Simsons angemärket / gelesen werden.

Filone / des Alzidemons eines Arkadischen Heldens Tochter; welche dem Herkules den Echmagoras gebohren / und mit ihm / den wilden Tieren zum Raube / auf einem Berge an einem Baum angebunden / aber vom Herkules aus solcher Gefahr erlöset worden.

Megare / des Königes zu Tehbe Kreons Tochter /die er dem Herkules / wie die Jokaste dem Oedipus /vermählete / aber nachmahls Herkules selbst / als er tolsinnig worden / wie Seneka / in seinem Schauspiele vom Rasenden Herkules / bezeuget / ümbrachte.

Astidamie war des Ormenus Tochter / welche Herkules / nachdem er ihren Vater entleibet / entführete.

Astiochie / die Herkules / aus der Lakonischen Stadt Efire / gleichmäßig entführet / und den Tlepolemus mit ihr gezeuget; wie Bokatz aufgezeichnet. Dieser Tlepolemus ward nachmahls [597] der Rodier König /den Sarpedon / im Kriege vor Trojen / ümbrachte; wie Homerus / im andern Buche seines Heldengedichtes von Trojen / meldet.

Deianire / den Etolischen Königes Eneus Tochter /welche zuerst dem Könige Achelous versprochen /aber nachmahls dem Herkules / als er jenen seinen Mitbuhler überwunden / zu Teile ward; wie Perottus aufgezeichnet. Diese unterstund sich Nessus am Ufer eines Etolischen Flusses zu nohtzüchtigen. Aber Herkules durchschos ihn mit Pfeilen / die er mit Schlangengifte bestrichen. Weil nun Nessus seinen Tod /den er itzt vor Augen sahe / rächen wolte; so gab er der Deianire sein Kleid mit Gift und Bluhte besudelt /und sagte darbei / wan sie es ihren Ehman anziehen ließe / daß es alsdan ein guhtes Artzneimittel wider die Liebe der Huhren sein würde. Deianire nahm dieses zu Ohren / bewahrete das Kleid / und als Herkules / mit der entführten Jole / nachdem er die Feinde besieget / bei einem Euböischen Vorgebürge angelanget / auch den Licha seinen Knecht voran geschikt der Deianire seinen Sieg / samt seiner Ankunft / ansagen zu laßen; da schikte sie dem Herkules solches Kleid zu; damit es ihm zum Gegengifte wider die Liebe der Jole / die ihr verdächtig war / dienen möchte. Sobald nun Herkules dieses Kleid anzog / da begunte sein Leib von stunden an heftig zu jükken / und mit hitzigen Blattern auszuschlagen. Auch ward er so rasend /daß er seinen Knecht / der ihm das Kleid gebracht /von einem Felsen ins Wasser stürtzte. Ja er sprang endlich für unerleidlichen Schmertzen / auf dem Berge Eta / selbst in das angezündete Tohtenfeuer. Und hiernach erhing sich die Deianire / sobald sie des Herkules unglüklichen Tod erfahren / aus Verzweifelung / mit eigenen Händen: wie Euripides / und Seneka / in ihren Schauspielen vom Rasenden Herkules / wie auch Apollodor / Luzian / Filip von Bisantz /und viel andere weitleuftig beschrieben.

Noch auch der funfzig königlichen Töchter des Tespius.] Dieser Tespius / oder Tespis / wie ihn andere nennen / der in Beozien König / und des Erichteus /Königes zu Atehn / Sohn war / nachdem er des Herkules tapfere Tahten vernommen / vermeinte / daß es ein großes Glük für ihn sein würde / wan er [598] von einem solchen Helden aus seinen funfzig Töchtern /die er hatte / gleich so viel tapfere Söhne bekommen möchte. Und darüm baht er den Herkules auf ein köstliches Gastmahl / und trank ihm so tapfer zu / daß Herkules berauschet alle Töchter / bis auf eine / welche / wie Pausanias / in seinen Beotischen Geschichten / bezeuget / in ewiger Jungfrauschaft zu leben geschworen / in einer Nacht beschlief.


Zur 17 Einteilung.


Diese wohnete zu Gaza / in einer von den damahligen drei Riesenstädten.] Hiervon redet der Verfasser des Buches der Richter / straks im Anfange des 16 Hauptstükkes / also: Simson ging hin gen Gaza / und sahe daselbst eine Huhre / und schlief bei ihr. Von der Stadt Gaza schreibet Stefanus / in seinem Buche von den Städten / folgender Gestalt: sie wird auch Aza genennet / und die Sirer nennen sie noch itzund Aza /vom Azon / des Herkules Sohne. Dieses Nahmens zweierlei Aussprache rühret vom Ebräischen עזה her; da der erste Buchstab / nähmlich das Ajin / von etlichen wie ein g gelesen / von andern gar weggelaßen wird. Und weil dieses Ebräische Wort feste / befestiget / oder eine befestigte Stadt bezeichnet / so ist es nur ein Mährlein / daß gemeldte Stadt den Nahmen Gaza oder Aza / welches einerlei ist / vom Azon / des Herkules Sohne / solte bekommen haben. Daß sie aber in der Taht so wohl / als dem Ebräischen Nahmen nach / eine feste Stadt oder Festung gewesen /bezeuget Mela / wan er spricht: im Filisterlande befindet sich Gaza / die eine gewaltige und sehr befestigte Stadt ist. Und eben daher durfte Batis / ihr Befehlhaber / wie Arrianus in seinem 2 Buche bezeuget /sich dem Großen Alexander so lange widersetzen: welches auch Kurtz / in seinem 4 Buche / meldet.


Zur 24 Einteilung.


Dem die heilige Schrift den allerschändlichsten Nahmen giebet.] Diesen Nahmen hat uns eben itzund der Verfasser [599] des Buches der Richter / da er kein Blat vor den Mund nimt / ungescheuet genennet.


Zur 25 Einteilung.


Ach! wie wenig Joseffe findet man.] Von der unvergleichlichen Keuschheit des Josefs ist zu lesen im 39 Hauptstükke des Buches der Schöpfung / wie auch in unserer Assenat / und in Jakob Katsens Selbstreite.


Zur 27 Einteilung.


Sei eine Gastgäberin gewesen.] Dieses meldet Valerius Herberger / im 61 Hauptst. seines 11 Teiles von den Großen Tahten Gottes. Auch findet man bei dem Flavius Josef / im 10 Hauptst. seines 5 Buches von den Altheiten der Jüden / diese Worte: nach dieser Schlacht / indem er nunmehr die Filister nichts achtete / kahm er nach Gaza / und hielt sich alda in einem öffendlichen Würtshause auf. Von der itzigen Liebe des Simsons aber schweiget dieser Geschichtschreiber gantz stil. Ja er gedenket der Würtin selbst; oder eines andern Weibesbildes / darein sich Simson solte verliebt haben / mit keinem einigen Worte / gleich als hette er diesen Fehler eines solchen Helden mit Vorbedachte verschweigen wollen.


Zur 31 Einteilung.


Die bei den Röhmern von den Verdiensten.] Eine Huhre heisset auf Lateinisch MERETRIX, das ist QUÆ MERET ÆRE SIVE PECUNIÂ, die üm Geld dienet / oder Geld verdienet / QUÆ CORPUS SUUM AD TURPEM QUÆSTUM PROSTITUIT, die üm einen schändlichen Verdienst oder Gewin ihren Leib aussetzet / feil bietet / MULIER MERITORIA SIVE MERCENARIA IMPUDICA, QUÆ MERCEDE CONDUCITUR, eine unzüchtige / unverschähmte Mietfraue / die man üm Lohn dinget oder mietet /QUÆ TURPISSIMAM EXERCET MERCATURAM. Welche die allerschändlichste Kaufmanschaft treibet.

Bei den Griechen von den Verkauffungen.] Eben dieselbe nennen die Griechen πόρνην, von περάω, wan es so viel heisset / als VENDO ich verkauffe /oder IN ULTERIORE REGIONE VENDO [600] ich verkauffe es auf der andern Seite; oder IN ULTERIORA LOCA TRANSFERO, UT VENDAM, ich bringe es über auf die andere Seite zu verkauffen; wie es Eustatius erklähret: oder vielmehr von περνάω oderπέρνημι, welche beide gleichmäßig verkauffen bezeichnen. Daher ist bei den Griechen das Wortπόρνη; das ist eine Huhre / so viel gesagt / als eine /die ihren Leib gleichsam zu kauffe setzet / oder verkauffet. Und πορνειον heisset bei eben denselben ein Ort / da die Huhren sich feil bieten / GANEA, LUPANAR, ein Huhrenhaus / BORTHELHUSE, wie es die Engelländer von BORTHEL, das ist Huhre / nennen. Die Franzosen sagen auch / wan sie von einem solchen unzüchtigen Orte reden / BORDEAU, die Niederteutschen BORDEEL, die Wälschen BORDELLO, die Spanier BURDE: welche letztere Wörter alle sechse dem Griechischen πορνή oder πορνειον sehr nahe kommen; wiewohl sie sonsten aus dem Niederdeutschen BORDELEN, das ist ÆSTUARE, übersich / oder über den Bord oder Rand steigen / wie ein siedendes Wasser / hitzig / feurig / und brünstig sein /gebildet zu sein scheinen. Ja das Wort δημιουργός damit die Griechen zuweilen ebenmäßig eine Huhre bezeichnen / bedeutet nicht viel anders / als ihrπόρνη; weil es sonst so viel heisset / als einer / dessen Werk oder Arbeit öffendlich und iedermanne zu Kauffe stehet; wie der Huhren ihre Werke / Schönheit /oder Leiber zu tuhn pflegen. Auch wird δῆμος oderδημός selbsten / daraus δημιουργός zusammen gesetzt und gebildet ist / bei dem Archiloch für eine Huhre /ich wil sagen Allemanshuhre / gemeine öffendliche Mätze / die sich dem gantzen Volke / welches das Wort δημός; eigendlich bezeichnet / dar- oder zu kauffe bietet / genommen.

Und bei uns von den Vermietungen oder Verheurungen ihrer Leiber.] Das Wort Huhre bedeutet bei den Deutschen eigendlich anders nicht / als ein Heuerweib / ein geheuertes oder gehüertes / das ist gemietetes Weib / ein Mietweib / das man zur Unzucht mietet / hüert / dinget / oder das seinen Leib darzu verhuert oder vermietet / und ein gewisses Geld bedinget / ja sich also auf eine Zeitlang einem ieden / dem sie anstehet / gleichsam verkauffet: Daher dan Ovidius saget:


STAT MERETRIX CERTO CUIVIS MERCABILIS ÆRE.


[601] Zur 37 Einteilung.


Die Zintokbeume.] Diese wachsen in etlichen / wiewohl sehr wenigen Oertern im Ostindien / und seind unsern Aertzten in Europa bisher gantz unbekant gewesen. Der erste / der sie / indem er ein überaus starkes und kräftiges Oehl / aus ihrer Rinde gezogen / zu nützen gesuchet / war der nunmehr durch den Tod uns vielzufrüh entzogene Vielerfahrne Preusse / Johan von Kempen: welcher mir solches Oehl / zusamt der Rinde / und dem Holtze / selbsten aus Ostindien mitgebracht. Das Oehl pflegte er denen / die einen übelvertauenden erkälteten Magen hatten / als ein heilsames Artzneimittel / in etwan einer Brühe einzugeben. Ein Tropfen darvon ist so stark und so kräftig / daß er seinen Geschmak einem gantzen Maße warmen Weines oder Bieres kräftiglich mitteilet. Das Holtz / welches / schier wie das alte Brasilienholtz / dunkelbraun ist / rieb er gantz klein / und gebrauchte dasselbe / zur Hertzstärkung / im Weine; der darvon straks einen gantz lieblichen Geschmak und Geruch bekahm. Wan es angezündet / und straks wieder ausgeleschet wird /giebet es den alleranmühtigsten Geruch / der in der Welt zu finden. Auch stärket dieser Geruch das Gehirn auf eine gantz sonderliche Weise. Die Borke / die fast eines kleinen Fingers dikke ist / und was graulicht aussiehet / ist so kräftig / daß ein Stüklein darvon / als ein Nahtelknöpflein groß / in den Mund genommen / und zerkauet / eben einen solchen Geschmak giebet / als hette man allerlei Gewürtze von Näglichen / Zimmet / Muskatenbluhmen und Nüssen genossen.


Zur 54 Einteilung.


Daß es in der Danae Schoß Gold regnen müste.] Die Geschicht der Danae / des Argischen Königes Akrisius Tochter / und nachmahliger Gemahlin des Königes Pilumnus / welcher das Brohtbakken / wie sein Bruder Pitumnus die Aekker zu misten / sol erfunden haben / wird in meinem Güldenen Regen / den ich des dreimahl Großen Ferdinandens des Dritten Keiserlicher Majestäht / auf dem im 1653 Jahre zu Regensburg [602] gehaltenem Reichstage / untertähnigst gewiedmet / unter den Anmärkungen / folgender gestalt erzehlet: Nachdem Akrisius / der Argische König / der ein Sohn des Abas war / seinem Bruder dem Prötus /wie Eusebius / und Laktantz melden / im Reiche gefolget / und seinen Stuhl in der Königlichen Hauptstadt Argos befestiget / hat er die Götter oder vielmehr Götzen gefraget: was er für Glük in seinem angeträhtenem Reiche haben würde? Weil er nun zur Antwort bekommen; daß er von der Hand desselben /den seine Freulein Tochter / die Danae / gebähren würde / sterben solte: so hat er sie in einen Turn gesetzt / und so stark und fleissig zu bewachen befohlen / daß ja niemand zu ihr gelangen möchte. Jupiter aber / oder ein ander König / der in die Zahl der Heidnischen Götter aufgenommen / und zum Obersten unter ihnen erkohren worden / durch das Gerüchte von ihrer übermenschlichen Schönheit angereitzet / verwandelte sich in einen Güldenen Regen / und lies sich / durch das Dach desselben Turnes / in der schönen Danae Schoß / herunter. Ich wil sagen / er bestach die Wächter solches Turnes mit Golde / daß er zur Königlichen Fürstin gelangen / und sich mit ihr in Liebeslust ergötzen konte. Als sich nun die Danae / aus solchem Güldenen Regen / oder vielmehr aus solcher Liebesergetzung / geschwängert befand; da ward der Königliche Vater Akrisius überaus zornig / und lies sie in einen Kasten setzen / und in das Meer werfen. Die Armsälige schwebete so lange auf dem Meere herüm /bis sie endlich an das Apulische Seeufer angetrieben /und alda von einem Fischer von ohngefähr aufgefangen ward. Dieser brachte sie / samt dem Knaben Perseus / den sie im Kasten gebohren / zum Könige Pilumnus; den die Bäkker nachmahls / weil er sie das Brohtbakken gelehret / für ihren Gott aufwarfen. Pilumnus fragte von stunden an / wer sie sei / und von wannen sie were; und als er ihr Vaterland / und Königliches Herkommen verstanden / entschlos er sich sie ohne Verzug zu ehligen. Nach dieser Vermählung erwuchs Perseus / und verrichtete viel tapfere Heldentahten. Unter andern überwand er die drei ungeheuren Gorgonen / die Stenno / Euriale / und die Meduse. Diese waren Jungfrauen in Afriken / bei dem Berge Atlas; [603] die alle drei nur ein Auge / oder / wie andere melden / einerlei Schönheit gehabt; dadurch alle dieselben / welche sie angesehen / sich in Steine verwandelt / oder vielmehr aus heftiger Liebe erstarret: wie Servius über diese des Virgiels / im 6 Buche seines Heldengedichtes vom Eneas / ausgelaßene Worte /


GORGONES, HARPYIÆQUE & FORMA TRICORPORIS UMBRÆ, ETC.


angemärket / u.a.m. Der letzten dieser Jungfrauen hieb der tapfere Königliche Fürst Perseus den Kopf herunter / und lies ihn / als ein Zeichen seines Sieges /auf sein Schild mahlen: damit er seine Feinde freilich in Schrökken / Furcht / und ewige Erstarrung gebracht / wan er sie durch seine Waffen und sein Schild / darauf der Medusen Heupt entworfen stund /in eine ewige Unbewöglichkeit / ich wil sagen / in den Tod selbsten / versetzet. Und also verstehen wir auch dasselbe / was uns die Scheinwahrheit der alten Dichtmeister vormahlet / daß Perseus seinen Großvater den Akrisius / indem er ihm der Medusen Kopf vorgehalten / in einen Stein verwandelt / und sich seines Reichs / daraus er ihn / samt seiner Mutter / der Danae / vertrieben / bemächtiget: wie Bokatz / Virgiel / Ovidius / Herodotus / Natalis Komes / als auch Eusebius in seinen Zeitgeschichten / und viel andere mehr aufgezeichnet. Gleichwohl wird der Danae / von ihrem Vater dem Akrisius / noch der Zunahme Akrisioneis gegeben; wie aus folgenden Virgilischen Worten zu sehen:


PROTINUS HINC FUSCIS TRISTIS DEA TOLLITUR ALIS
AUDACIS RUTILI AD MUROS: QUAM DICITUR URBEM
ACRISIONEIS DANAË FUNDASSE COLONIS
PRÆCIPITI DELATA NOTO.

Ja es hat auch dieser tapfermühtige Perseus die Königliche Etiopische Fürstin Andromede nicht allein von ihren Fesseln / sondern auch aus dem Rachen eines ungeheuren Walfisches / aus Liebe so wohl / als aus Mitleiden / erlöset / und sich nachmahls mit ihr vermählet. Diese Andromede war des Mohrenköniges Zefeus / und der Kassiope Freulein Tochter / eine[604] überaus schöne Fürstin / aber ihrer Frau Mutter Hofart wegen / weil sie mit den Nereinnen üm den Preis der Schönheit zu streiten sich unterfangen / deswegen sie auch unter das Gestirn gesetzt worden / wohl recht armsälig; indem sie / auf Befehl der Götter / an einen Steinfels / bei der Stadt Joppe gebunden / und obgemeldtem Walfische zum Raube dargestellet ward; wie Euripides / in seiner Andromede / Ovidius im 4 seiner Verwandlungsbücher / als auch Perottus hiervon / mit mehren Umständen / können gelesen werden. Endlich ward auch üm solcher des Perseus Tapferkeit willen /seine liebe Andromede / aus Gunst der Weisheit Göttin Minerve / zugleich mit ihm unter das Gestirne gestellet. Hierbei kan auch nachgelesen werden / was wir droben / in der 23 Einteilung des ersten Buches /bei dem Nahmen Andromede angemärket / wie auch was wir hiervon / in unserem Dichterischen Sternhimmel / unter dem Sternzeichen des Zefeus / Perseus /der Kassiope / und Andromede / gemeldet. Nun wollen wir diese Geschicht vom Perseus / und seiner Mutter der Danae mit den Worten des Horatz / aus dem 16 Leierliede seines 3 Buches / schlüßen / da er also singet:


INCLUSAM DANAËN TURRIS AËNEA
ROBUSTÆQUE FORES, & VIGILUM CANUM
TRISTES EXCUBIÆ MUNIERANT SATIS
NOCTURNIS AB ADULTERIS;
SI NON ACRISIUM, VIRGINIS ABDITÆ
CUSTODEM PAVIDUM JUPITER, & VENUS
RISISSENT: FORE ENIM TUTUM ITER, & PATENS,
CONVERSO IN PRETIUM DEO.
AURUM PER MEDIOS IRE SATELLITES,
& PERRUMPERE AMAT SAXA POTENTIUS
ICTU FULMINEO.

Und also heisset es wohl recht / wie wir in unserer Horazischen Sittenlehre / bei dem 49 Sinbilde des 1 Teiles / geschrieben:


Gold dringt durch Stahl und Eisen hin /
schlägt Mauren / Wal / und Turn zu trümmern.
Das Schlos springt auf / nach unsrem Sin /
[605]
wan güldne Schlüssel vor ihm schimmern.
Gold macht / daß niemand standfest ist /
ein Weiser seinen Witz vergist /
das Recht die Pflicht / der Mensch die Lehre /
die Wach' ihr Amt / die Frau ihr' Ehre.

Zur 64 und 67 Einteilung.


Kaum war er in dieses Haus eingekehret.] Hiervon redet das Buch der Richter im 16 Hauptst. mit kurtzen Worten also: da ward denen von Gaza gesagt: Simson ist herein gekommen. Und sie ümgaben ihn / und liessen auf ihn lauren die gantze Nacht / in der Stadt Tohre. Und sie waren die gantze Nacht stil / und sprachen: harre! morgen / wan es liecht wird / wollen wir ihn erwürgen. Simson aber lag bis zur Mitternacht.


Zur 73 und 85 Einteilung.


Zu dem Ende stund er dan mitten in der Nacht auf.] Die Worte des Buchs der Richter lauten hiervon also: da stund er auf zur Mitternacht / und ergrif beide Tühren am Stadttohre / samt den beiden Pfosten / und hub sie aus mit den Riegeln / und legte sie auf seine Schultern / und trug sie hinauf auf die Höhe des Berges vor Hebron. Hierbei kan auch gelesen werden /was Valerius Herberger im 41 Hauptst. seines 11 Teiles von den Großen Tahten Gottes / angemärket.


Zur 96 Einteilung.


Als ein zweiter Jason.] Dieser Jason / der zuvor Diomedes hies / war des Kreteus Enkel / und Esons / des damahligen Tessalischen Königes Pelias Bruders /und der Polimede / die etliche Polimelen / oder auch Polifemen nennen / des Autolikus Tochter Sohn; wie Apollonius / Valerius Flakkus / Herodotus / und andere melden: wiewohl dieser des Jasons Mutter Ferezides den Nahmen der Alzimede / die des Filax Tochter war / Andronis der Teogenete / Stesichor der Eteoklimene / Demetrius der Röus oder Rius zu geben pflegen [606] Gemeldter Pelias / seines Vaters Bruder /schikte ihn von Jolk / welches Jasons Großvater Kreteus zur Königlichen Hauptstadt gebauet / nach Kolch / das ihm durch List dahin entführete Güldene Fel wiederzuhohlen: welches er auch glüklich erhielt /und nach überstandenen vielen Gefährligkeiten auf solcher Seereise / mit sich nach Jolk brachte; da er den Pelias endlich erwürget / und sich seines Väterlichen Königreichs bemächtiget. Dieses Güldene Fel /meinet Plutarch / sei eine Goldschacht / oder ein verborgener Schatz in Kolch unter der Erde gewesen. Justien aber / der des Jasons Reise weitleuftig beschreibet / in seinem 42 Buche / daß das Mährlein des Güldenen Felles von den durchbohreten und mit wollichten Fellen überzogenen Bretern / damit die Kolcher den Goldsand aus den Flüssen zu fischen pflegten /entsprossen sei. Hingegen erzehlen andere / daß Frixus des Tehbischen Königes Atamas aus der Nefele Sohn / und der Helle / davon der Hellespont / das ist der Helle Meer / den Nahmen bekommen / Bruder /als er der Nachstellung seiner Stiefmutter der Ino /samt seiner Schwester / entflühen wollen / auf einem güldenen Wider / durch die Luft hin / in Kolch geführet worden: da er den Wider geschlachtet / und sein güldenes oder mit güldener Wolle bewachsenes Fel dem Mars zu Ehren an einen Baum aufgehänget. Und hierher zielet Ovidius / wan er / in einem Sendeschreiben des Leanders / also spricht:


FLUCTIBUS IMMODICIS ATHAMANTIDOS ÆQUORA CANENT,
VIXQUE MANET PORTU TUTA CARINA SUO.
HOC MARE CÙM PRIMÙM DE VIRGINE NOMINA MERSÂ,
QUÆ TENET, EST NACTUM, TALE FUISSE PUTO.
EST SATIS AMISSÂ LOCUS HIC INFAMIS AB HELLE,
UTQUE MIHI PAREAT, NOMINE CRIMEN HABET.
INVIDEO PHRIXO, QUEM PER FRETA TRISTIA TUTUM
AUREA LANIGERO VELLERE VEXIT OVIS.
wie auch Manilius / im vierden Buche seiner Sternkunst / mit folgenden Worten:
– TESTIS TIBI LANIGER IPSE,
CÙM VITREUM FINDENS AURATO VELLERE PONTUM,
[607]
ORBATUMQUE SUÂ PHRIXUM PER FATA SORORE
PHASIDOS AD RIPAS, & COLCHIDA REGNA REVEXIT.

Doch dieser Wider ist kein Schafbok oder Hammel gewesen / sondern ein Bedienter / oder vielmehr Hofmeister des Frixus / der Krius / welches eben so viel als Wider gesagt ist / geheissen / und seines weisen Rahtes wegen / den er dem Frixus gegeben / der Güldene Krius / daraus die Dichtkünstler / durch diesen Nahmen verführet / der eine einen Güldenen Wider oder einen Wider mit güldener Wolle / der andere ein Güldenes Schaf / und dergleichen Dinge mehr gemacht / genennet worden. Aber hiervon kan der Lieb haber in meinem Dichterischen Sternhimmel / unter dem Sternzeichen des Widers / wie auch bei dem Natalis Komes / im 9 Hauptstükke seines 4 Buches von den Lehrdichtereien / mehr zu lesen finden. Darüm wil ich auch alhier weder vom Frixus / der das erdichtete Güldene Fel nach Kolch sol gebracht / noch vom Jason / der es von dar / durch Hülfe der Medee / des Kolchischen Königes Eta Tochter / wieder sol weggeführet haben / keinen weiteren Bericht tuhn: sondern diese Anmärkung mit dem herlichen und märkwürdigem Lobe / das Xenofon dem Jason giebet / schlüßen / wan er im 6 Buche seiner Griechischen Geschichte folgender gestalt schreibet: Er / der Jason / ist so ein behuhtsamer und kluger Kriegsheld / daß ihm sein Anschlag / wan er die Feinde zu überlistigen / oder zu überrumpeln / oder mit Gewalt zu überfallen vorhat /schier niemahls fehl schläget. Er ist so wohl des Nachtes / als bei Tage / stähts bereit; ja selbsten /wan er / in Gastereien / müßig zu sein scheinet. Auch ruhet er eher nicht / als bis er dahin / da er hin gedenket / gelanget / und dasselbe / das ersprüßlich sein kan / verrichtet. Eben also gewöhnet er auch seine Kriegsleute: denen er / wan sie eine tapfere Taht getahn / viel nachgiebet. Daher meinen alle / die ihm üm Sold dienen / daß Wohllust und Muße nur allein durch Arbeit erlanget werde. Er selbst genüßet unter allen / die ich kenne / der Wohllust am allerspaarsamsten. Darüm kan auch diese ihn nicht verhindern seiner Sachen auf das beste wahrzunehmen.


[608] Zur 99 Einteilung.


Ohne Morgenverschub gewan Alexander der Große.] Alhier sehen wir auf die Antwort dieses Großen Alexanders / die er demselben gab / der ihn fragte: wie er in so kurtzer Zeit so viel mächtige Königreiche bezwingen können? Nähmlich diese / μηδὲν ἀναβαλλόμενος, NON PROCRASTINANDO. Etliche schreiben sie auch dem Julius Zesar zu. Hierher gehöret mit / was Hesiodus / in seinem 2 Buche saget:


Ου γὰρ ἐτωσιοεργὸς ἀνὴρ πίμπγησε καλιήν,
ουδ᾽ ἀναβαλλόμενος.

NEQUE HOMO OTIOSUS SUAM IMPLET DOMUM, NEQUE QUI PROCRASTINAT, weder ein Müßiggänger / noch ein Zauderer füllet sein Haus. Αἰεὶ δ᾽ ἀμβολιεργὸς ἀνὴρ ἄταισι παλαίει, SEMPER PROCRASTINATOR VIR LUCTATUR CUM DAMNO, ein Zauderer oder Verzögerer ringet allezeit mit dem Schaden / spricht eben derselbe.

Anmärkungen des siebenden Buches

[609] [611]Anmärkungen des siebenden Buches.

Zur 2 Einteilung.


Dieser gefährliche Staffeltag des 63 seiner Krankheit.] Die Lehre von den Wechsel- oder Staffel-tagen hat nicht allein Hippokrates und Galenus kurtzbündig /sondern auch der berühmte Artzt und Lehrer auf der Hohen Schuhle zu Helmstet / Jakob Horst / in seinem Berichte von gemeldten Tagen / wie auch Mohnden /und Jahren an den Freiherrn zu Waldstein / damahligen Landeshauptman in Mähren / ausführlich beschrieben. Daß aber diese Lehre sich selbst auf das Wort GOttes gründet / sehen wir daraus / daß GOtt auf den siebenden Tag der Schöpfung gefeiert / und ihn auch den Menschen iederzeit zu feiern befohlen. Ja wir sehen / daß / durch seine Schikkung / auf den vierzigsten Tag die grössesten Veränderungen in der Welt vorgefallen: nähmlich bei der Sündfluht / die auf den vierzigsten Tag sich geendet / wie auch bei dem Fasten unsers Heilandes / der / in der Wüste / vierzig Tage gefastet / auch am vierzigsten Tage nach seiner Auferstehung wieder gen Himmel gefahren. Eine solche Veränderung fiel auch vor im vierzigsten Jahre nach dem Auszuge des Volkes GOttes aus Egipten. Der itztgemeldte Galenus schreibet / unter andern /daß er die Veränderung oder Abwechselung der Krankheiten von Jugend auf bis in sein höchstes Alter fleissig in acht genommen / und befunden / daß zwar alle und iede Tage die Krankheiten sich verändert /und in etlichen mehr / in andern weniger / auch in etlichen zur Verbesserung / in andern zur Verschlimmerung. Aber auf den zwölften Tag hette sich die Krankheit nicht verändert / und auf den sechszehenden niemahls: welches auch Diokles und Archigenes angemärket. Daß aber der Wechsel oder die Veränderung der Krankheit auf gewisse Tage / die man aus der Erfahrung für [611] Wechseltage zu halten pfleget / sich oftmahls nicht begiebet / dessen ist die Uhrsache entweder der Artzt / oder der Kranke selbst: wan sie den Lauf der Natur / jener durch unzeitige Artzneien / dieser durch Nachlässigkeit / indem er dem heilsamen Rahte des Artztes zu folgen nachlässet / oder durch Unbehuhtsamkeit / indem er sich / bei euserlichen Zufällen / zu sehr bewägen / ich wil sagen / zur Schweermuht / zum Schrökken / zum Zorne / und zu dergleichen heftigen Gemühtsbewägungen zu sehr treiben und reitzen lesset / dergestalt verhindern und gleichsam irre machen / daß sie / in ihrer ordentlichen Würkung stutzig gemacht / dasselbe / was sie gern wolte / nicht zu verrichten vermag. Und eben daher komt es / daß die Krankheiten / wan ihre Veränderung an solchen Wechsel-tagen auf gemeldte Weise verhindert wird / sich verlängern / ja in eine langwierige Lungen- und Wasser-sucht / oder dergleichen gefährliche Zufälle / wo nicht gar ein schnäller Tod folget / ausschlagen.


Zur 3 Einteilung.


Dieses drei und sechszigste Lebensjahr ist das allergefährlichste.] Wie das 7, 14, 17, 20, 27, 34, 40, 60, und 80 Jahr / so auch der 7, 14, 17, 20, 27, 34, 40, 60, und 80 Mohnd / und der 4, 7, 9, 11, 14, 17, 20, 27, 34, 40, 60, 80, und 120 Tag für guhte Wechseljahre / Mohnden / und Tage gehalten werden; also helt man hingegen das 3, 6, 63, und 66 Jahr / wie auch eben diese Mohnden / und Tage für die allerärgesten der bösen Wechseljahre / Mohnden und Tage. Was das 63 Lebensjahr betrift / welches / nach der Rechnung des Diokles / und Archigenes / die Galenus längst widerlegt / sonsten das rechte guhte Wechseljahre sein solte; dieses ist darüm das allerschlimmeste Stufen- oder Staffel-jahr des Menschlichen Lebens /daher es auch Galenus / eben wie das dritte / und sechste / ja sechs und sechszigste / einen Wühterich des Lebens genennet: weil der 63 Tag / in der zehenden Woche nach der Aertzte rechter Rechnung / der dritte Tag ist / oder weil es das dritte Jahr / wie Jakob Horst redet / in der zehenden Woche ist. Dan was sich [612] in diesem 63 Jahre / Mohnden / oder Tage Böses reget / oder wechseln wil / das wechselt oder reget sich zur Unzeit: welches die große Mänge des Unflahts im menschlichen Leibe veruhrsachet. Daher müssen auch die meisten / die in diesem Jahre krunken / die Zeche bezahlen; wie Gellius / im 7 Hauptst. des 15 Buches seiner Attischen Nächte / da er auch des Keisers Augusts gedenket / angemärket.


Zur 6 Einteilung.


Entweder zum Guhten / oder Bösen verändert.] Doch mehr zum Guhten; weil diese zwei Jahre / Mohnden /oder Tage unter die guhten Wechseljahre / Mohnden /oder Tage gehören: Die wir / weil sie guht und glüklich seind / schlechthin Wechseljahre / Wechselmohnden / und Wechseltage / CRITICOS oder DECRETORIOS; die andern aber / welche gefährlich / und böse seind / Stufen- oder Staffel-jahre / Stufen- oder Staffel-mohnden / und Stufen- oder Staffel-tage / CLIMACTERICOS, oder SCALARES, eigendlich zu nennen pflegen.


Zur 10 Einteilung.


Der 40 Tag nach der Gebuhrt.] Kornelius Zelsus schreibet hiervon im 1 Hauptst. seines 2 Buches also: mit allen Kindern ist es gefährlich üm den 40 Tag nach der Gebuhrt; darnach üm das siebende Jahr ihres Alters und zuletzt üm das vierzehende.


Zur 11 Einteilung.


Dieses 63 Jahr / so auch der 63 Mohnd / und Tag des Menschlichen Lebens / ja selbst der 63 Tag der Krankheit / ist auch gewislich am allergefährlichsten. Hiervon schreibet Levien Lemnius / oder vielmehr aus ihm Jakob Horst / in dem verhochdeutschten Werke von den verborgenen Wundern der Natur /also: wie das 3 Jahr / mit dem 6, das gefährlichste in der ersten Woche / also ist auch in der zehenden Woche das dritte / weil es zum zehenden mahle wiederkomt / zehen mahl ärger. Dan die ersten drei Wochen machen (nach seiner [613] Rechnung) zwanzig Tage /die andern drei Wochen 40 Tage / abermahl drei Wochen 60 Tage. So fänget mit dem 61 Tage die zehende Woche sich an: und der 63 Tag / und Mohnd / wie auch das 63 Jahr seind eine der ärgsten / gefährlichsten / und unglüklichsten Wechsel- oder Stufen-zeiten / ja die allerschlimste; weil das 63 Jahr das dritte der zehnden Woche ist. Also ist auch das 66 Jahr / eben dieser Rechnung nach / das gefährlichste oder ärgeste; und alle beide seind als Wühteriche des Lebens zu halten / u.a.m. Was er alda von der unterschiedlichen Ausrechnung des 63 Jahres / Mohndes / oder Tages schreibet / kan alda in der Folge gelesen werden.


Zur 17 Einteilung.


Die erste Schicht / welche die Glüklichen Jahre begreiffet.] Hiervon handelt Wolfgang Hildebrand / im dritten Teile seiner natürlichen Kunstgriffe / oder im ersten seines Planetenbuches am 40 und 41 Blatte.


Zur 36 Einteilung.


Die verborgene Kraft der Siebenden Zahl.] Die Uhrsache dessen / daß die Siebende Zahl solche Kraft und Volkommenheit hat / ist nicht den sieben Irsternen /wie etliche wollen / sondern dem Schöpfer aller Dinge selbsten zuzuschreiben; weil Er sie geheiliget und gesegnet / indem Er den siebenden Tag der Schöpfung gefeiert / und ieder Woche siebenden Tag dem Menschen zu feiern befohlen. Daher pfleget auch die heilige Schrift / wan sie eine volkommene Zahl nennen wil / die Siebende zu gebrauchen: als wan sie saget / dem Nächsten solstdu vergeben nicht siebenmahl / sondern siebenzig mahl sieben mahl: wie auch im andern Hauptst. des 1 Buchs Samuels / da Hanna in ihrem Gebähte spricht / bis die Unfruchtbare Sieben gebähre: darnach im 110 Harfenliede Davids / Sieben mahl habe ich Dich im Tage gelobet: und dan im 26 Hauptst. der Sprüche Salomons / ein Narre ist weiser in seinen Gedanken / als sieben / die vernünftigen Bescheid geben. Auch [614] musten die Aussetzigen / nach ihrer Reinigung / noch sieben Tage eingesperret bleiben. Als Noah am 40 Tage / da die Sündfluht ablief /einen Raben / und darnach eine Tauben flügen laßen /und die Taube / weil sie nicht fand / da ihr Fuß ruhen konte / wiederkahm; da lies er am siebenden Tage darnach abermahl eine Taube flügen / die kahm gegen Abend wieder / mit einem Oehlblatte im Schnabel. Aller Geschlächter vom Abraham bis auf David waren zweimahl sieben / das ist vierzehen. Soviel Geschlächter zehlete man auch von David bis auf die Babilonische Gefängnis: und wieder so viel von dieser Gefängnis bis auf den Heiland der Welt. Ja Josef muste zweimahl sieben / das ist vierzehen Jahre lang im Gefängnisse sitzen / ehe mit ihm so eine große Veränderung / die ihm die zweimahl siebende Zahl brachte / vorfiel / daß er zum Schaltkönige des Egiptischen Reichs erkohren ward. Dieses Josefs Vater /Jakob / dienete dem Laban üm seine Tochter Rahe ebenmäßig zweimahl sieben Jahre; wie Moses / im 29 Hauptst. seines 1 Buches / bezeuget. Dergleichen Beispiele von der siebenden Zahl haben wir noch vielmehr in der Heiligen / ja selbst in andern Weltlichen Schriften: daraus dan zu schlüßen / daß GOtt diese Zahl gar sonderlich / und vielmehr / als andere / geheiliget / gesegnet / und ihr eine so gar grosse Kraft unerforschlicher Weise mitgetheilet / daß sie noch itzund dem Menschen in Krankheiten und andern Dingen gemeiniglich große Veränderungen zum Guhten und Bösen / doch mehr zum Guhten / mitbringet. Hierher gehöret / was Galenus / im 6 Hauptst. seines 2 Buchs von den Wechseltagen / bezeuget / wan er also schreibet: ich habe gesehen / daß in einem Sommer / da hitzige schnälle Krankheiten sich euserten /400 Kranke am 7 und 9 Tage der Krankheit alle miteinander ihren Wechsel bekommen / und ein guhtes Ende gehabt / oder zur Gesundheit gelanget. In andern Jahren befand ich / daß viele / durch Nasebluhten / etliche am 7, andere am 9, wieder andere am 14, auch wohl am 20 Tage volkömlich gesund worden. So habe ich auch im Herbste wahrgenommen / daß alle Kranke / welche gestorben / auf den 6 Tag den bösen Wechsel bekommen / und an diesem Tage das Leben eingebüßet.


[615] Zur 38 Einteilung.


Weil Lamech / des Metusaels Sohn.] Dieser Lamech ist auch des Tubalkains Vater: der ein Meister war in allerlei Ertz- und Eisen-werke / und von den Heidnischen Dichtern Vulkan / welches sie aus Tubalkan gebildet / wie ich im 2 Hauptstükke meines Egiptens /ausführlich erwiesen / benahmet wird. Seine Geschicht erzehlet Moses / im 4 Hauptst. seines 1 Buches / mit kurtzen Worten also: Lamech sprach zu seinen Weibern / der Ada / und Zilla: ihr Weiber Lamechs / höret auf meine Rede / und märket / was ich sage. Ich habe einen Man erschlagen / mir zur Wunde / und einen Jüngling / mir zur Beule / u.s.f. Andere aber / als Hieronimus / in unterschiedlichen. Schriften / Augustien / im 17 Hauptst. des 15 Buches von der Stadt GOttes / Abulensis / im 1 seiner Zeitbücher /wie auch Tostatus / Lipomanus / Rabanus / Liranus /Kajetanus / Pierius / Delrio / und mehr dergleichen Schreiber / erklähren sie / aus den Geschichten der Ebräer / folgender Gestalt: Lamech ging einesmahls auf die Jagt / in einen Wald; dahin seines Großvatern Großvater Kain / entweder einen Lustwandel zu tuhn / oder aber im kühlen Schatten der Beume sich zu erfrischen / begeben hatte. Als nun des Lamechs Handleiter / oder Waffenträger / welcher Tubalkain / des Lamechs Sohn sol gewesen sein / das Gereusche der Streucher / das Kain machte / vernahm; da deutete er dem Lamech an / daß alda ein Wild vorhanden: und Lamech richtete seinen Pfeil nach dem Gereusche zu /und erschos also den Kain. Sobald er aber erfuhr /daß ihn sein Waffenträger fälschlich berichtet / ergrimte er dermaßen / daß er ihn mit dem Bogen / oder einem Stokke straks erschlug. Wiewohl Teodoretus diese Erklähr- oder Erzehlung / in seinem 44 Hauptst. für ein Mährlein der Ebräer helt / so streitet sie doch nicht wider den Bericht des Moses: welcher die Begäbnisse der Gottlosen nur obenhin und mit gantz kurtzen Worten zu berühren pfleget. Aber hiervon wird meine Egiptische Beschreibung / im 2 Hauptst. da ich / unter andern / erwiesen / daß Tubalkain oder Vulkan der erste König in Egipten vor der Sündfluht gewesen / ein mehrers berichten.


[616] Zur 51 Einteilung.


Diese böse Wechseljahre / wie auch Wechseltage.] Hierbei müssen wir auch erinnern von den Aertzten angemärket zu sein / daß im 8, 12, und 16 Tage /Mohnde / und Jahre so wohl des Menschlichen Alters / als der Krankheiten keine sonderliche Veränderungen vorzufallen pflegten. Und hieraus allein könte man den Unterscheid der Tage wider dieselben / welche nicht gestehen wollen / daß der Wechsel oder die Veränderung auf gewisse Tage / Mohnden / oder Jahre fället / behaupten.


Zur 68 Einteilung.


Sie war eben / als eine Turteltaube.] Diese hat ihren Nahmen bei uns so wohl / als bei den Lateinern / da sie TURTUR, und bei den Wälschen / da sie TORTORE oder TORTORA, wie auch bei den Franzosen / da sie TURTURELLE oder TORTORELLE heisset / vom traurigen Klange / den sie giebet / und durch den sie ihren Gatten zu suchen scheinet / bekommen. Die Ebräer nennen sie gleichfals תור THOR, von der Wurtzel תור THOR, welches so viel heisset / als er hat gesucht / nachgeforschet / nachgespühret durch einen Kreus: weil sie / mit ihrer kläglichen Stimme /ihren Turtelteubricht suchet / sonderlich / wan er toht ist. Daher sagt Tullius: TURTURES EREPTÂ COMPARE SEMPER GEMUNT, & CASTITATEM SERVANT, die Turteltauben / wan sie ihren Gatten verlohren / seufzen / und bewahren ihre Keuschheit allezeit: wie auch Virgiel / im 1 seiner Hirtengedichte:


NEC GEMERE AËREÂ CESSABIT TURTUR AB ULMO.


Zur 74 Einteilung.


Zwischen das Leuen- und Wage-gestirn.] Hier verstehen wir die Jungfrau oder das Frauengestirn / das / im so genenten Tierkreuse / zwischen dem Leuen / und der Wage stehet.


Zur 78 Einteilung.


Daß derselbe / der einen Menschen gestohlen.] Diese Satzung hat Moses im 21 Hauptstükke seines 2 Buches aufgezeichnet.


[617] Zur 124 Einteilung.


Niemahls war in Kedes.] So hies der schönen Naftalerin Gebuhrtsstadt / welche / neben Adama /Hama / Hazor / und andern Städten der Kanaaner /dem Stamme Naftali / durch das Loß / zugefallen; wie Josua / im 19 Hauptst. seines Buches / angezeiget.

Anmärkungen des achten Buches

[618] Anmärkungen des achten Buches.

Zur 4 Einteilung.


Ein solches öffendliche Lob / nach desselben Tode /zuerkante.] Daß die Röhmer ein Gesetz gegeben bei den Begräbnissen der Frauen eine öffendliche Lobrede zu halten / deutet Plutarch an / wan er / in seinem Buche von der Weiber Tugenden / also schreibet: ἄριστα δὲ ὁ Ῥωμαίων δοκει νόμος ἔχειν, ωσπερ ἀνδράσι, καὶ γυναιξὶ δημοσίᾳ μετὰ τὴν τελευτὴν τους προσήκοντας ἀποδιδους ἐπαίνους, gefället mir der Röhmer Satzung überaus wohl; welche befielet den Frauen so wohl / als den Männern / nach ihrem Absterben ihr verdientes Lob öffendlich widerfahren zu laßen. Es hat aber der Raht zu Rohm diese Ehre den Frauen darüm zuerkant / weil sie / als kein Gold im gemeinen Kasten vorhanden war / den Galliern die bedungene tausend Pfund Goldes zu entrichten / allen ihren Goldschmuk / den man sonst aus den Heiligtühmern nehmen müssen / hergegeben; wie Livius bezeuget / wan er in seinem 5 Buche also spricht: MATRONIS PRO AURO AD LIBERANDAM À GALLIS ROMAM COLLATO GRATIÆ ACTÆ, HONOSQUE ADDITUS, UT EARUM, SICUT VIRORUM, POST MORTEM SOLEMNIS ESSET LAUDATIO, man dankte den Frauen für das Gold / welches sie / die Stadt Rohm von den Galliern zu erlösen / zusammengebracht / und täht ihnen noch darzu diese Ehre / daß ihnen so wohl / als den Männern / nach ihrem Ableiben / eine öffendliche Lobrede solte gehalten werden. Dieses geschahe nach Erbauung der Stadt im 363 Jahre / wie Sidonius meldet: wiewohl es Plutarch / im Leben des Kamillus / da er die Geschicht auch etwas anders erzählet / üm das 358 geschehen zu sein schreibet.

Bei dem Begräbnisse der Popillia.] Hiervon schreibet Tullius / im 2 Buche seines Redners / also: IN EO QUIDEM GENERE SCIO & ME, & OMNES, QUI AFFUERUNT, DELECTATOS ESSE VEHEMENTER [619] TER, CUM ABS TE (CATULE) EST POPILLIA MATER VESTRA LAUDATA: CUI PRIMUM MULIERI HUNC. HONOREM IN NOSTRÂ CIVITATE TRIBUTUM PUTO. Und dieses war ein großes Wunder / daß die Frauen zu Rohm sich solcher vergönten Freiheit nicht eher gebrauchet / als nach so langer Zeit: zumahl weil sie gemeiniglich ehrgeitzig waren / und einen hohen Geist hatten. Aber hiervon kan Johan Kirchman / im 2 Buche von den Röhmischen Begräbnissen / da er alles dieses weitleuftiger ausführet / gelesen werden.


Zur 6 Einteilung.


Bei den Griechen / und Röhmern.] In den ersten Zeiten der Röhmer / und Griechen war es zwar gebreuchlich / daß man die Verstorbenen in ihren eignen Heusern begrub; wie Servius / bei dem 5 Buche des Virgilischen Heldengedichtes vom Eneas / und Plato / in seinem Buche vom Kretischen Könige Minos / des Xantus Sohne / bezeugen. Aber nachmahls ist selbst der Römische König Numa / wie Plutarch / Dionisius / Livius / und Plinius / aus des Kassius Hemina 4 Buche seiner Jahrgeschichte / im 13 Hauptst. des 13 Buches / aufgezeichnet / ausserhalb der Stadt Rohm /da sie kaum ihren Uhrsprung gewonnen / begraben worden: so auch Servius Tullius / wie Dionisius im 4 Buche meldet. Und diese Gewohnheit ist lange Zeit vor der Stiftung der zwölf Gesetztafeln durch die Zehenmänner im Schwange gegangen: darinnen / unter andern / diese Satzung / wie sie Tullius / in seinem 2 Buche von den Gesetzen / aufgezeichnet / HOMINEM MORTUUM IN URBE NE SEPELITO, NEVE URITO, einen Tohten begrabe / noch verbrenne nicht in der Stadt / gefunden ward. Nach gestifteten diesen Gesetztafeln / weil gemeldte Gewohnheit zuweilen verseumet / und darwider gehandelt ward / erneuerte der Röhmische Raht selbst / üm das 490 Jahr nach Erbauung der Stadt / da Duillius Bürgermeister war / itzterwähnte Satzung / durch einen algemeinen Rahtschlus; wie Servius / bei dem 11 Buche des Virgiels / angemärket. Ja die Römischen Keiser / obschon der Röhmische Staht unter ihnen ein gantz anders aussehen gewan / [620] liessen gleichwohl solche Gewohnheit nicht verfallen / sondern stützten sie mit so scharfen Gesetzen / daß auch Keiser Adrian eine Geldbuße von 40 Goldgülden nicht allein denen / die ihre Tohten in der Stadt begruben / sondern auch den Obrigkeiten / die es zugelaßen / zu erlegen ansetzte /ja die Leiche wieder aufzugraben / und anderswohin zu tragen befahl; wie Ulpian / in seinem 30 Buche /meldet. Eben dasselbe bezeuget Julius Kapitolinus vom Keiser Antohn dem Frommen. Ja selbst auf gantzen Inseln / von den Städten wil ich nicht einmahl melden / war es bei den Griechen verbohten die Tohten zu begraben. Von der Insel Dele bezeuget dieses Strabo / wan er in seinem 10 Buche also schreibet: Renea ist eine kleine und unbewohnte Insel / ohngefähr vier wälsche Meilichen von Dele. Alda seind die Begräbnisse der Delier. Dan auf der Insel Dele durfte kein Tohter weder begraben / noch verbrant werden.

Aus zweierlei Uhrsachen.] Hiervon handelt Johan Kirchman im 21 Hauptst. seines 2 Buches von den Leichen und Begräbnissen der Röhmer; wie auch Isidorus / in seinem 14 Buche / und Origenes / im 11 Hauptstükke.


Zur 7 Einteilung.


Zu den Tohten zu gehen verbohten.] Dieses bezeuget Gellius oder Agellius im 15 Hauptst. seines 10 Buches der Attischen Nächte / wie auch Servius / in seinen Anmärkungen bei dem 10 B. des Virgiels.

Die Grab- und Klage-lieder pfeiffen hören.] NEC TIBIAS FUNEBRES AUDIRE LICEBAT, sagt Festus.

Selbst die Schuhe.] Hiervon meldet eben derselbe Festus / wie auch Servius / in seinen Anmärkungen bei dem 4 Buche des Virgiels vom Eneas.


Zur 8 Einteilung.


Die Bildseulen der Götzen.] Dieses bezeuget Dion /in seinem letzten Buche.

[621] Zur 9 Einteilung.


Daß Josias / der Jüden König.] Hiervon kan das 23 Hauptstük des 2 Buchs der Könige gelesen werden.

Der Leermachende Götze Viduus.] Von diesem schreibet Ziprian / in seinem Buche von der Eitelkeit der Götzen / also; IN TANTUM VERÒ DEORUM VOCABULA APUD ROMANOS FINGUNTUR, UT SIT APUD ILLOS & VIDUUS DEUS; QUIA ANIMÂ CORPUS VIDUET: QUI QUASI FERALIS & FUNEBRIS INTRA MUROS NON HABETUR, SED FORIS COLLOCATUR, man erfindet bei den Röhmern so viel Götzennahmen / daß sie auch einen Gott oder Abgott haben / der Viduus heisset; weil er aus dem Leibe die Seele leeret. Dieser wird / als ein trauriger Leichengötze / nicht innerhalb der Stadtmauer geduldet / sondern mus ausserhalb stehen.


Zur 10 und 11 Einteilung.


Dadurch dan solche heilige Oerter entheiliget.] Hiervon handelt Johan von Beverwig / im 2 Teile seines Schatzes der Ungesundheit / den ich vor etlichen Jahren verhochdeutschet zu Lichte gegeben / wan er von der Peste schreibet / zimlich weitleuftig.


Zur 14 Einteilung.


Den Pelusischen Hafen.] Diesen nennet Wilhelm Tirius Karabes. Nahe bei ihm lieget die Stadt Peluse /davon er auch den Nahmen bekommen: welche / wie Sabellikus meldet / vor Alters Eliopel / vom Fürsten Elius / der sie mit einer dreifachen Mauer ümzogen /oder aber Helviopel vom Helvius Pertinax / wie Platina / im Leben Keisers Honorius des dritten / anzudeuten scheinet / oder auch Kaftor / dessen Amos im 9 Hauptst. seines Buches gedenket / wie Benjamin meinet / nachmahls aber Belbais / wie Wilhelm Tirius / Jakob Vitriakus / und Nigrus bezeugen / oder Bilbis / nach Augustien Kurions Zeugnisse / geheissen. Daß aber gemeldter Pelusische Hafen gleichals ein Schlüssel des Egiptischen Königreichs gewesen / ist aus dem Suidas bekant.


[622] Zur 48 Einteilung.


Die Fönizische Göttin Onke.] So ward bei den Föniziern die Göttin der Weisheit Minerve genennet. Daher schreibet Steffanus von Bizanz aus dem Euforion: Ὄγκα ἡ Ἀϑηνᾶ κατὰ Φοίνικας. Eben dasselbe bezeuget auch des Eschiels Anmärker; wie auch derselbe des Sofokles / im Oedipus / wan er saget: δύο ἱερὰ ἐν ταις Θήβαις ιδρυται τη Ἀϑηνᾷ. τὸ μὲν Ὀγκαιας, τὸ δὲ Ἰσμενίας, er hat zwei Götzenheuser der Minerve zu Tehbe gestiftet / eines der Onkischen /das andere der Ismenischen. Daher hatte man zu Tehbe ein Tohr / das das Onkische genennet ward. Nonnus giebet / in seinem 4 Buche / der Atehne oder Pallas auch den Nahmen Onke / indem er sie die Onkische Atehne nennet.


Zur 50 Einteilung.


Gemeldter Göttin war der Leue heilig.] Nähmlich wan sie für die Mutter der Götter / das ist Veste / genommen ward. Auch spannete man die Leuen für der Sirischen Göttin / das ist der Onke / Wagen / sowohl wan sie als eine Göttin der Liebe / als der Erde betrachtet ward. Von dieser bezeugt es Virgiel / wan er im 3 Buche seines Heldengedichtes vom Eneas / also saget:


ET JUNCTI CURRUM DOMINÆ SUBIERE LEONES.

wie auch im 10 Buche:
ALMA PARENS IDÆA DEÛM, CUI DINDYMA CORDI,
TURRIGERÆQUE URBES, BIJUGIQUE AD FRÆNA LEONES.

Zur 88 Einteilung.


Ein Leue schläft mit offenen Augen.] Hiervon kan Jonstohn / und Aldrovand / in ihrer Tieregeschicht /gelesen werden / wie auch / was wir / in unsrem Dichterischen Sternhimmel / bei dem Leuengestirne / am 65 Bl. angemärket. Weil der Leue / wan er schläfet /beide Augen offen hat / und zugleich fort und fort mit dem Schwantze wedelt / so wähnete Maneton / wie Herodotus bezeuget / daß er niemahls schlieffe. Und darüm [623] war der Leue bei den Egiptern der Wachsamkeit und Huht Sinbild / eben wie die Sonne / die ewig wachet. Aber es ist unmüglich / daß ein lebendiges Geschöpf ohne Schlaf leben könne. Und warüm der Leue / mit offenen Augen / und waklendem Schwantze / schlafe / dessen Uhrsache haben wir / in unserem Simson selbsten schon angezeiget.


Zur 99 Einteilung.


Daß Justien / und Mandro.] Justien / des Keisers Justinians Vorsasse / ist Anfangs ein Viehhürte und Sautreiber gewesen; aber darnach Keiser worden.

Mandro war ein schlechter Bohtsgeselle / und ward endlich Keiser. Daher ist das Sprichwort entstanden: FUIT & MAN-DRONI FICULNEA NAVIS. Dieses wird von denen gesagt / die ihres alten geringen Standes / wan sie zu hohen Ehren gelanget / vergessen.

Primislaus / der in seiner Jugend das Vieh hühtete /ward zum Böhmischen Könige gekröhnet.

Darius / des Histaspis Sohn / der vierde König in Persien / dem Xerxes im Reiche gefolget / ist zuvor des Königes Zirus Pfeil- und Bogen-träger / ja selbst ein Häscher gewesen. Dieser ward ein überaus reicher und mächtiger König; gleichwohl überwand ihn /nachdem er 36 Jahre geherschet / der Große Weltherr Alexander; da er in der Flucht von seines eigenen Dieners / des Verrähters Bessus / Hand sterben muste. Daher schreibet auch Klaudian:


DARIUM FAMULIS MANIBUS DOLUISSE PEREMTUM.


Agatokles / ein Töpfer / und Töpferssohn / nachmahls König in Sizilien / dessen Justien / im 22 Buche / gedenket: wie auch Plutarch / in seinen Gedenksprüchen der Keiser und Könige; da er / unter andern aufgezeichnet / daß er über seiner Tafel / damit er sich seiner schlechten Ankunft stähts erinnerte / keine andere / als töpferne Geschirre gebrauchet. Daher schreibet auch von ihm Ausonius also:


FAMA EST FICTILIBUS CŒNASSE AGATHOCLEA REGEM,
ATQUE ABACUM SAMIO SÆPE ONERASSE LUTO;
[624]
FERCULA GEMMATIS CÙM PONERET AUREA VASIS,
& MISCERET OPES, PAUPERIEMQUE SIMUL.
QUÆRENTI CAUSAM RESPONDIT: REX EGO QUI SUM
SICANIÆ, FIGULO SUM GENITORE SATUS.
FORTUNAM REVERENTER HABE, QUICUNQUE REPENTÈ
DIVES AB EXILI PROGREDIERE LOCO.

Telefanes / ein Wagner / ward / auf Befehl der Göttersprache / zum Könige der Lidier erwehlet; wie Steffanus in seinem Buche von den Eigenen Nahmen /und Johan Ravisius Textor / im 24 Hauptstükke seines 2 Buches bezeugen.

Hiperbolus. Von diesem meldet / an gedachtem Orte / eben derselbe Ravisius.

Viriat / ein Portugallier / ist in Spanien erstlich ein Hürte / darnach ein Jäger / und dan ein Straßenreuber gewesen / bis er endlich aus einem Straßenreuber ein Heerführer worden / und das gantze Portugal erobert.

Gadareus / ein Landstreicher und Bätler / den Maximinian zum Röhmischen Bürgermeisteramte befördert.

Ventidius Bassus / lebte in seiner Jugend in einem gantz armsäligen Bättelstande / darnach erhielt er sich mit Genäsung der Maulesel. Endlich aber wuste er sich bei dem Julius Zesar so einzuschmeucheln / daß er / durch seine Beförderung / erst Zunftmeister / darnach Oberschultze / und zuletzt gar Bürgermeister ward. Ja er stieg so hoch / und ward so mächtig / daß er der erste war / der die Parter unter der Röhmer Bohtmäßigkeit gebracht / und über sie Siegesgepränge gehalten. Aber die Röhmer misgönneten ihm dieses ruhmherliche Glük dermaßen / daß sie folgende Stichelreden über ihn ausliessen:


CONCURRITE OMNES AUGURES, ARUSPICES:
PORTENTUM INUSITATUM CONFLATUM EST RECENS.
NAM MULOS QUI FRICABAT CONSUL FACTUS EST.

Hiervon meldet / unter andern Gellius / im 14 Hauptstükke seines 15 Buches.

Rodope oder Rodopis / war eine wunderschöne Trazische Huhre / welche mit dem Aesopus zugleich gefangen saß / und vom Karaxes / dem Bruder der Saffo / durch eine große Mänge [625] Geldes / aus dem Gefängnisse wieder erlöset ward; wie Herodotus / in seinem 2 Buche schreibet. Dieser Begäbnis gedenket auch Saffo selbsten / in einem Schreiben an den Faon / bei dem Ovidius. Auch schreibet Plinius / im 12 Hauptst. seines 36 Buches / daß diese Rodope so eine kostbahre Grabspitze gebauet / daß sich iederman verwundert / wie sie so ein großes Geld / als dieser Bau gekostet / mit ihrer Huhrerei verdienen können. Ja erstgemeldter Plinius / und Herodotus bezeugen /daß sie des Aesopus Mitgesellin gewesen. Gleichwohl ist sie endlich / durch die Vermählung mit dem Psamnites / auf den Egiptischen Reichsstuhl erhoben worden.


Zur 143 Einteilung.


Darinnen Abrahams Dienstmagd und Beiweib die Hagar.] Die Geschicht dieser Egiptischen Magd Hagar erzehlet Moses / im 16, und 21 Hauptstükke seines ersten Buches.

Anmärkungen des neunden Buches

[626] Anmärkungen des neunden Buches.

Zur 18 Einteilung.


Daß der fürnehmste der Reuber Pammenes geheissen.] Dieses Pammenes gedenket Eusebius / im 1 seiner Zeitbücher am 43 Blatte / da er also schreibet: damahls blühete Demokritus von Abdere / ein Naturkündiger / den / in Egipten / der Meder Ostanes / welcher dahin geschikt worden / daß er / mit andern Priestern / und Weisemeistern / dem Egiptischen Gottes dienste zu Memfis vorstehen solte / zum allerersten unterwiesen. Unter diesen Weisemeistern war auch Marie / eine Ebreische weise Frau; und Pammenes /welcher vom Golde und Silber / wie auch von den Steinen / und vom Purpur auf ümschweiffende Weise geschrieben. Eben dasselbe hat auch Maria getahn. Und diese hat Ostanes darüm gepriesen; weil sie die Kunst mit vielen und gelehrten Rähtseln verdekket.


Zur 22 Einteilung.


Hanno / ein Fönizier.] Dieser war von Kartago / einer der fürnehmsten Fönizischen Städte bürtig / und ein fürtreflicher Seeman: den man deswegen / weil er am allerersten die Leuen gezähmet / aus dem Vaterlande verbannet; indem man sich befahrete / daß ein solcher / der die wilden Tiere zu bändigen wüste / sich vielleicht zum Wühteriche aufwerfen / oder doch sonst die Menschen ihm zu gehorchen bereden würde. Dahin hat ohne Zweifel Ovidius gesehen / wan er / in seinem 4 B. der Traurigen / also saget:


TEMPORE PŒNORUM COMPESCITUR IRA LEONUM.


Und hiervon schreibet Jonstohn / in der 2 Abteilung des 4 Hauptst. von den vierfüßigen Tieren / also: PRIMUS AUTEM HOMINUM LEONEM MANU TRACTARE AUSUS, & OSTENDERE [627] MANSUEFACTUM, HANNO, È CLARISSIMIS PŒNORUM TRADITUR: DAMNATUSQUE EO ARGUMENTO, QUONIAM NIL NON PERSUASURUS VIR TAM ARTIFICIS INGENII VIDEBATUR; & MALÈ CREDI LIBERTATEM EI, CUI IN TANTUM ETIAM CESSISSET FERITAS, & C.

Aber nach des Hanno Lebezeit findet man mehr dergleichen Beispiele der gezähmten Leuen. Onomarch / der Katanische Wühterich / hatte dergleichen Leuen stähts ümsich: wie auch der Portugallische König Johan der Zweite / dem ein solcher / eben als ein Hund / zur Seite zu sitzen pflegte. Im Elimischen Götzenhause des Adonis waren sie so zahm / daß sie denen / die in das Heiligtuhm kahmen /schmeuchelten. Die Königin Berenize hatte einen Leuen / der ihr das Angesicht mit der Zunge lekte. Marzial gedenket im 79 Hauptst. seines 9 Buches noch eines andern / der mit einem Wider so verträglich lebete / daß der eine des Schrökkens / der andere der Grausamkeit vergessen zu haben schien.

Zum allerersten hat nachmahls Markus Antohn die Leuen.] Hiervon lauten des itztangezogenen Jonstohns Worte / wie folget: JUGO SUBDIDIT EOS (LEONES) PRIMUSQUE ROMÆ AD CURRUM JUNXIT M. ANTONIUS, & QUIDEM CIVILI BELLO, CÙM DIMICATUM ESSET IN PHARSALICIS CAMPIS, NON SINE QUODAM OSTENTO TEMPORUM, GENEROSOS SPIRITUS SUBIRE JUGUM ILLO PRODIGIO SIGNIFICANTE, etc.

Was vom Mentor.] Diesen treflichen Künstler /dessen Plinius / im 12 B. und Juvenal / im 8 Schimpfgedichte / gedenken / begegnete / in Sirien / ein Leue /der dem Flüchtigen überal den Weg verhieb / und seine Fußstapfen lekte / so lange / bis er / in seiner Pfohte / einer Geschwulst gewahr ward: daraus er einen Splitter zog / und das Tier von seinen Schmertzen erlösete.

Ja was vom Elpis.] Dieser / nachdem er zu Schiffe nach Afriken gereiset / erblikte / am Ufer der See /einen Leuen mit aufgesperretem Rachen. Hierüber er schrak er so heftig / daß er auf den nächststehenden Baum die Flucht nahm / und seinen Abgott Liber üm Rettung anflöhete. Aber der Leue / wiewohl er wohl konte / wolte gleichwohl dem Flüchtigen nicht nacheilen; sondern legte sich nur unter den Baum nieder /und sahe [628] den Elpis / mit dem aufgesperretem Rachen /gantz kläglich und erbärmlich an. Hieraus märkte der Flüchtige / daß dem Leuen etwas mangelte: zuvoraus weil er ihn / mit erbärmlichen Geheule / gleichsam üm Beistand anlangete. Und also ward er kühner /stieg vom Baume herunter / besahe dem Leuen den zugerekten Rachen / und zog ihm einen Knochen / der / aus alzugeitzigem fressen / ihm zwischen den Zähnen stekken blieben / heraus. Dieser Wohltaht wegen sol auch der Leue / wie man schreibet / dem Elpis alle Tage / so lange das Schif alda liegen blieb / frisches Wild / zu Bezeugung seiner Dankbarkeit / gebracht haben. Fast dergleichen Begäbnis findet man auch vom Androdus / in des Gellius Atehnischen Nächten: wie auch bei dem Seneka; der selbsten gesehen / daß ein Leue seinen Tierwärter / sobald er ihn erkant / auf dem Schauplatze für dem Anfalle der andern wilden Tiere beschirmet. Daher sagt Plinius / im 16 Hauptst. des 8 Buches seiner Tiergeschichte: LEONI TANTÙM EX FERIS CLEMENTIA IN SUPPLICES. PROSTRATIS PARCIT: & UBI SÆVIT, IN VIROS PRIUS, QUÀM IN FŒMINAS FREMIT; IN IN FANTES NON NISI MAGNÂ FAME. Hier mus ich auch beifügen / daß der Keiser Heliogabalus so gezähmete und abgerichtete Leuen gehabt / daß sie selbst mit zu Tische zu sitzen pflegen: wie auch der Keiser August etliche / die mit den Hasen gespielet und gekurtzweilet: welches auch Bellonius zu Konstantinopel selbsten gesehen zu haben / im letzten Hauptst. des 1 Buches seiner Anmärkungen / bezeuget.


Zur 37 Einteilung.


Die berühmte Jungfrau Sidon.] Hiervon schreibet /aus dem Damasker / Fozius am 1062 Blatte folgender gestalt: ἀπὸ δὲ τοῦ πόντου γίνεται Σιδὼν ἣ καϑ᾽ ὑπερβολὴν ευφονίας πρώτη ὕμνων ᾠδῆς εὗρε, aus der See aber wird die Sidon gebohren; welche / der Fürtrefligkeit ihrer anmuhtigen Stimme wegen / den Lobgesang des Leierliedes am ersten erfunden.

Die weltberühmte Handelsstadt Sidon.] Daß die itztgemeldte Jungfrau Sidon der Stadt Sidon Stifterin gewesen sei gedenket Sanchoniaton mit keinem Worte. Auch scheinet [629] Moses die Stiftung dieser Stadt / im 10 Hauptstükke seines 1 Buches / dem Zidon /dem erstgebohrnen Sohne des Kanaans / zuzuschreiben. Darüm solte vielleicht der Nahme der Stadt eigendlich Zidon / mit einem צ oder Z / der Nahme der Jungfrauen aber Sidon / mit einem ש oder S geschrieben werden; zumahl weil dieselbe Liederahrt / welche die Sängerin Sidon erfunden / bei den Ebräern / im 2 Hauptstükke der Sprüche Salomons / שדה SIDDA, und שדות SIDDOTH genennet zu sein scheinet.


Zur 39 Einteilung.


Durch die Ebräerin Marie.] Von dieser Marie haben wir schon droben bei der 18 Einteilung des Eusebius Zeugnis angeführet.


Zur 109 und 110 Einteilung.


Das oft unaufhörliche rasche Winken der Augen.] Also beschreibet die Heilige Schrift selbsten einen Gottlosen Man. Und der abtrünnige Keiser Julian wird von den Geschichtschreibern schier eben also /wie alhier Pammenes / abgemahlet; wie der sälige Kristian Mattias / in seiner Geschicht von den vier Weltreichen / unter gemeldtem Keiser Julian bezeuget.


Zur 113 Einteilung.


Die Tugend / die ihn lehren können sein angebohrnes boßhaftiges Wesen zu zwingen.] Hierher gehöret /was man vom Sokrates schreibet. Dieser / als ein Weisemeister / der aus der Gestalt des Leibes / und der Bildung des Angesichtes vom Gemühte des Menschen zu urteilen wuste / nachdem er den Sokrates gesehen / sich verlauten laßen / er sei ein tummer / weibischer / und lasterhaftiger Mensch / gab seinen Lehrlingen / die ihm solches andieneten / und den Weisemeister für einen Lügner ausmachten / zur antwort: er hette die Wahrheit gesagt / und nichts gelogen: dan er würde freilich ein solcher geworden sein / wo ihn die Tugend nicht gelehret seine böse Unahrt zu zwingen. Besiehe hiervon des Erasmus von Roterdam kurtzbündige Sprüche.


[630] Zur 154 Einteilung.


Die berufene Kamille.] Diese war eine Volskerin /welche dem Turnus wider die Lateiner / und dem Eneas / mit ihrer Kriegesmacht / zu Hülfe kahm / und in selbigem Kriege das Leben auch einbüßete; wie Steffanus meldet. Virgiel gedenket ihrer / im 7 Buche seines Heldengedichtes vom Eneas / gar weitleuftig /wan er folgender gestalt schreibet:


HOS SUPER ADVENIT VOLSCÂ DE GENTE CAMILLA,
AGMEN AGENS EQUITUM, & FLORENTEIS ÆRE CATERVAS,
BELLATRIX, NON ILLA COLO CALATHISVE MINERVÆ
FÆMINEAS ASSUETA MANUS, SED PRÆLIA VIRGO
DURA PATI, CURSUQUE PEDUM PRÆVERTERE VENTOS,
ILLA VEL INTACTÆ SEGETIS PER SUMMA VOLARET
GRAMINA, NEC TENERAS CURSU LÆESISSET ARISTAS;
VEL MARE PER MEDIUM, FLUCTU SUSPENSA TUMENTI,
FERRET ITER, CELERES NEC TANGERET ÆQUORE PLANTAS.]
ILLAM OMNIS TECTIS AGRISQUE EFFUSA JUVENTUS,
TURBAQUE MIRATUR MATRUM, & PROSPECTAT EUNTEM,
ATTONITIS INHIANS ANIMIS: UT REGIUS OSTRO
VELET HONOS LEVEIS HUMEROS; UT FIBULA CRINEM
AURO INTERNECTAT, LYCIAM UT GERAT IPSA PHARETRAM,
& PASTORALEM PRÆFIXA CUSPIDE MYRTUM.

Hierüber kahm auch an vom Volskischen Geschlächte /
die tapfre Kriegerin / Kamille / zum Gefechte /
samt ihrer Reuterei / und Kriegsmacht / alzumahl
mit Harnischen versehn von Eisen / Ertz und Stahl.
Sie hatt' ein Kriegeshertz / und keine Faust zum Wokken:
lies stehen Woll und Korb: ging nicht geschmükt / wie Tokken /
noch weibisch ausgebutzt. Sie war ein Freulein zwar:
doch liebte sie nur Streit / und Krieg / und Kriegsgefahr.
Auch kahm ihr schnäller Fuß selbst vor dem schnälsten Winde /
wan er flog über Feld und Saaten so geschwinde /
daß er noch nie gerührt der Ahren Spitzen an /
ja trokken über See den raschen Lauf gewan.
Es lies die Jugend stehn Stadt / Dorf / und allen Plunder:
die Mütter lieffen zu / und sahen dieses Wunder /
[631]
mit gantz bestürtztem Geist' / und starren Augen / an;
daß sie / mit Männern / zog so mänlich auf den Plan /
und so vol Muhtes war / und freudiger Begierde;
wie ihre Schulter trug recht Königliche Zierde /
und eingeflochten lag mit Gold' ihr gantzes Haar /
so / daß gleich als ein Blitz es anzuschauen war:
wie sie so zierlich sich den Köcher laßen gürten
üm Leib und Lenden hin / und einen Speer von Mürten
führt' in der Heldenfaust; den sonst ein Hürte trägt /
doch stumpf und ungespitzt für seine Heerden hägt.

In dieser gantzen Beschreibung der Geschwind- und Behändigkeit seiner Kamille / scheinet Virgiel / wie Makrobius / im 8 Hauptst. seines 5 Buches / und Fabius / im letztern Hauptst. seines 8 Buches ebenmäßig angemärket / dem Homerus nachgeahmet zu haben: welcher von den zwölf Füllen / die der verliebte Boreas / nachdem er sich in einen schwartzen Hängst verwandelt / mit des Erichtohns Mähren oder Mutterpferden / deren er drei tausend in seiner Stuhterei unterhielt / gezeuget / im 20 Buche seines Heldengedichtes von Trojen / wie es Eoban aus dem Griechischen in Lateinische Bände gebracht / folgender Gestalt schreibet:


– BOREAS, QUAS CÙM VIOLENTUS AMARET,
IN NIGRUM CONVERSUS EQUUM, SERVIVIT AMORI
INDULGENS: EX QUO GRAVIDÆ PEPERERE QUATER TRES
PULLOS EXIMIOS; QUI SI PER SUMMA VOL ARENT
GRAMINA, NEC SUMMÆ CURSU QUATERENTUR ARISTÆ
LUXURIANTIS AGRI, NEC TINCTA HUMORIBUS ULLIS
PER MEDIOS PELAGI FERRENT VESTIGIA FLUCTUS.

Eben eine solche Schnälheit und Geschwindigkeit der Füße eignet Orfeus dem Ifiklus zu / der aus einer Leibestracht des Herkules Bruder / und nur eine Nacht jünger war / als er; wan er in seinem Lobgesange der Götter also spricht:


Ουδέ μὲν ουδὲ ϑεους φεύγοις ουκ ἔννομα ῥίζον, etc.

NON POTERIT FUGISSE DEOS QUI TURPIA PATRAT,
SIT LICET IPHICLO MULTO VELOCIOR IPSO:
[632]
QUI SUPER EXTREMIS SEGETUM CURREBAT ARISTIS,
NEC SICCOS FRACTUS LÆDEBAT PONDERE PLANTÆ.

Obgemeldter Homerus führet / im zehenden Buche seines Heldengedichtes von Trojen / den Dolon /einen Trojer / und des Eumedes Sohn / ein; dem er fast eben eine solche Geschwindigkeit der Füße zueignet. Gleichwohl geriet dieser schnälle Leuffer in des Ulisses Hände; wie man alda weitleuftig lesen kan.

Anmärkungen des zehenden Buches

[633] [635]Anmärkungen des zehenden Buches.

Zur 1 Einteilung.


Am Bache Sorek.] Also beschreibet und nennet den Ort des Filisterlandes / da Simson zum dritten mahle verliebt ward / das Buch der Richter / im 16 Hauptstükke. Die Worte seind diese: Darnach gewan er (Simson) ein Weib lieb am Bache Sorek; die hies Delila. Andere dagegen wollen / daß das Tahl / darinnen sich der Bach / bei welchem Delila gewohnet / befunden / und nicht der Bach selbsten / Sorek geheissen. Und also scheinet es / als wolten sie die obangezogenen Worte des Buches der Richter verstanden haben /als lauteten sie: Darnach gewan Er ein Weib lieb am Bache des Tahles Sorek. Daher ist auch der berühmte Pallavizien ohne Zweifel veranlaßet worden / daß er /in seinem Simson / gar ohne meldung einiges Baches / schlechthin geschrieben: Er ward im Tahle Sorek /das auch in der Filister Land gehörete / wieder in ein neues Weibesbild / das Dalila hies / verliebet / u.s.f. Aber es war freilich ein Bach / und zwar ein Bach Soreks / wie es eigendlich solte geschrieben werden /das ist ein Bach des Tahles oder im Tahle Sorek / darbei Delila sich aufhielt / und also ein zweifach lustiger und lieblicher Ort / der auch daher üm so viel mehr zur Liebe bewögen konte.


Zur 17 Einteilung.


Das Einhorn.] Dieses Tier / wie es die Tiergeschichte beschreiben / ist so groß / als ein Pferd / und mit Mähnen im Nakken gezieret / auch den Pferden ziemlich gleich; ohne daß es einen Kopf hat / wie ein Hirsch / einen Bahrt / wie ein Ziegenbok / und einen Schwantz / wie ein Eber. Es ist sehr grausam / und so wild / daß es niemand zähmen kan. Gleichwohl legt es seine Grausamkeit und Unbändigkeit ab / wan [635] es ein Frauenbild erblikket: zu dem es sich von sich selbsten und so gern gesellet / daß es kein Bedenken träget in dessen Gegenwart zu spielen / ja selbst zu schlafen. Die meisten Naturkündiger wollen zwar keines Weges gestehen / daß es im Wesen der Dinge gefunden werde: aber Julius Zeser Skaliger führet / in seinem Buche wider den Kardanus / eines Freundes /der es selbst gesehen / Zeugnis an. Was hiervon mehr zu erinnern sein möchte / kan bei Wolfgang Frantzen / in seiner Tiergeschicht / am 127, 128 und 131 Bl. wie auch bei andern / die dergleichen geschrieben /gelesen werden.


Zur 18 Einteilung.


Worinnen die Kraft seiner übermenschlichen Stärke bestünde.] Hiervon redet das Buch der Richter am obangezogenem Orte / wie folget: Zu der / nähmlich zur Delila / kahmen der Filister Fürsten hinauf / und sprachen zu ihr: überrede ihn / und besiehe / worinnen er solche große Kraft hat / und womit wir ihn übermögen / daß wir ihn binden / und zwingen; so wollen wir dir geben ein jeglicher tausend und hundert Silberlinge.


Zur 20 Einteilung.


Ja daß es so groß ward / als der gröste Kuhkmagen.] Dieses ist ein Sprichwort an etlichen Orten in Ober Sachsen / von einem Hertzen oder Muhte / den eine gegebene guhte Hofhung oder Vertröstung gleichsam aufblöhet und schwängert. Durch den Kuhkmagen aber verstehet man die gröste Wurst / welche die Gestalt eines Magens zu haben pfleget.


Zur 23 Einteilung.


Wan ein Esel / mit Gelde beladen / anklopfet / u.s.f.] König Filip von Mazedonien pflegte fast auf eben diesen Schlag zu sagen: Keine Festung sei so feste /daß sie nicht könte erobert werden / wan sie nur ein Tührlein hette / das so groß were / daß ein Esel / mit Gelde beladen / durchhin schlüpfen möchte.

[636] Jupiter muste Gold auf der Danae Wächter regnen laßen.] Dieses Lehrgedicht / dessen wir droben albereit umständlich gedacht / beschreibet unter andern Horatz / im 6 Leierliede seines dritten Buches. Auch ist es / in unserer Horazischen Sittenlehre / am 97 Bl. des 1 Teiles / abgebildet: darunter wir folgende Bilderreime gefüget:


Gold dringt durch Stahl und Eisen hin /
schlägt Mauren / Wal / und Turn zu trümmern:
Das Schlos springt auf / nach unsrem Sin /
wan güldne Schlüssel vor ihm schimmern.
Gold macht / daß niemand standfest ist /
ein Weiser die Vernunft vergist /
das Recht die Pflicht / der Mensch die Lehre /
die Wach' ihr Amt / die Frau ihr' Ehre.

Die Erklährung des abgebildeten Lehrgedichtes kan alda / auf der vorhergehenden 96 Blatseite / ein ieder /dem es beliebet / zu lesen bekommen.


Zur 24 Einteilung.


Einieder Fünffürst boht ihr eilfhundert Silberlinge zur Belohnung an.] Von tausend und hundert Silberlingen / welches eben so viel ist / meldet / am obangeführten Orte / das Buch der Richter. Weil nun fünf Fürsten das Filisterland beherscheten / und einieder Fürst ihr so viel zu geben angelobet; so stieg die sämtliche Zahl auf fünftausend und fünfhundert Silberlinge /welche die Verrähterin Delila / die den Heiland Israels verriet / von den Fünffürsten empfing: da hergegen der gantzen Welt Heiland / als er vom Verrähter Judas den Hohen Priestern verrahten ward / nur dreissig Silberlinge / und also fünftausend vierhundert und siebenzig weniger gälten muste / dan Simson /der Heiland Israels.


Zur 37 Einteilung.


Wan sie ihn mit sieben Seilern von frischem Baste binden würde.] Hiervon redet / in obangezogenem Hauptstükke / das Buch der Richter also: Simson sprach zu ihr: wan man mich [637] bünde mit sieben Seilern von frischem Baste / die noch nicht verdorret seind; so würde ich schwach / und were / wie ein ander Mensch.


Zur 46 Einteilung.


Auf! auf Simson! die Filister überfallen dich.] So werden die Worte des Buchs der Richter / die Filister über dir / Simson / erklähret.


Zur 53 Einteilung.


Verdienet nun meine so hertzliche Liebe nichts mehr /u.s.f.] Im Buche der Richter spricht Delila zum Simson zwar nur schlecht hin und ohne langen Umschweif: Siehe! du hast mich geteuschet / und mir gelogen. Nun so sage mir doch / womit kan man dich binden? Aber es stehet leichtlich zu vermuhten / daß ihre eigene Worte / die der Aufzeichner / der sich der kürtze beflissen / nicht alle / sondern nur allein den Kern daraus / erzehlen wollen / viel weitleuftiger und durchdringender müssen gewesen sein.


Zur 103 Einteilung.


Keine Venus kan ihren Adonis / u.s.f.] Dieser Adonis war des Priapus / des Schutzgötzens oder Alsgottes der Gärte / den er mit der Venus / wie Apollonius meldet / gezeuget / Vater / und der Ziprischen Königlichen Fürstin Mirre Sohn; den sie / aus dem heimlichen Beischlafe / ihres Vaters des Tias / oder vielmehr / wie Ovidius / im 10 seiner Verwandlungsbücher / schreibet / des Ziprischen Königes Ziniras /empfangen / und nachmahls / als es der Vater erfahren / und sie sich des Väterlichen Beischlafes geschämet /selbsten / auf ihr Begehren / von den Göttern in einen Mirrenbaum / wie Likofron bezeuget / verwandelt worden. Sobald das Kind / nach der Gebuhrt / zu erwachsen und ein überaus schöner Jüngling zu werden begunte; da verliebte sich die Venus in ihn dermaßen / daß sie nicht allein seiner Liebe bei seinem Leben zu geniessen [638] eifrig trachtete / sondern auch nach seinem Tode sich mit der höllischen Königin Proserpine verglich / daß er die erste Helfte des Jahres bei dieser /die andere bei jener sich aufhalten möchte. Die Uhrsache seines Todes schreibet Teokritus / in des Adonis Grabschrift / einem Eber zu / der ihm / mit seinem Hauerzahne / die Hüfte verwundet. Die Dichterin Saffo aber / der alzuheftigkühlenden Kraft des Lattichkraudes / darein ihn die Venus selbsten / seine so gar übermäßige Liebeshitze abzukühlen / geleget. Andere fügen hinzu / daß der Kriegsgötze Mars / damit er ihn / als seinen Mitbuhler / aus dem Wege reumen /und der Venus Liebe nur allein besitzen möchte / gemeldten Eber selbst angereitzet ihn ümzubringen: da dan die Venus / ihrem Adonis zu Hülfe zu kommen /so geschwinde hinzu geeilet / daß sie / aus Unvorsichtigkeit / an einem stachlichten Rosenstrauche den Fuß geritzet und blutrünstig gemacht / und also durch ihr Blut / welches Hauffenweise herümgespritzet / die Rosen / die zuvor weis gewesen / purpurfärbig ge macht. Daß auch die Venus den Adonis gewarnet sich für allen reissenden und beissenden Tieren zu hühten /und ihm / seinen Tod zu verhühten / im Jagen allezeit gefolget / erzehlet Ovidius / am obgedachten Orte /gantz weitleuftig: wiewohl ihn Virgiel nicht für einen Jäger / sondern für einen Schäfer / der sich üm die Jagt wenig bekümmert / zu halten scheinet; wan er /in einem seiner absonderlichen Gedichte / also schreibet:


– FORMOSUS OVES AD FLUMINA PAVIT ADONIS.


Zur 104 Einteilung.


In die Elisischen Felder.] Diese waren der Heiden Himmel / dahin die Seelen der Abgestorbenen / wan sie zuvor / in der Hölle / die durch ihre Missetahten verdiente Strafe gelitten / und gleich als in einem Fegefeuer / von ihren Sünden / sofern sie nicht alzugroß waren / gereiniget / und genug gebanzerfeget worden /wie sie wähneten / vorsetzet warden / der ewigen Glüksäligkeit / bei dem auserwehlten Hauffen der Frommen / zu geniessen. Und dieses hat Virgiel im 6 Buche seines Heldengedichtes / folgender Gestalt kurtzbündig beschrieben:


[639]
ERGO EXERCENTUR PŒNIS, VETERUMQUE MALORUM
SUPPLICIA EXPENDUNT. ALIÆ PANDUNTUR INANES
SUSPENSÆ AD VENTOS: ALIIS SUB GURGITE VASTO
INFECTUM ELUITUR SCELUS, AUT EXURITUR IGNI.
QUISQUE SUOS PATIMUR MANES. EXINDE PER AMPLUM
MITTIMUR ELYSIUM, & PAUCI LÆTA ARVA TENEMUS.

Wo aber diese Elisischen Felder oder der Heiden Himmelreich sich eigendlich befunden / darinnen stimmeten ihre Meinungen nicht überein. Etliche setzten sie mitten in die Hölle: von welcher sie gleichwohl / durch eine Kluft ringst herum dermaßen abgeschieden weren / daß die Verdamten in der Hölle zu den Glüksäligen Seelen in den Elisischen Feldern /noch diese zu jenen keines Weges gelangen könten. Andere reumeten ihnen einen Ort ein bei der Kugel des Mohnes / da die Luft am reinesten sei: oder stelleten sie gar in die Oberfläche der Himmelskreuse; von dannen die Seelen / durch drei Uhrwesen / in die Menschen herunter zu fahren vor Alters gegleubet warden. Noch andere wähneten / daß gemeldte Felder der Glüksäligen in Spanien / oder in den Glüksäligen Inseln anzutreffen. Und Isazius meinete / daß sie nicht weit von den zwo Herkulsseulen / Alibe und Abene /die Herkules selbsten / im Niedergange / mit dieser Uberschrift / daß man nicht weiter gehen könte oder solte / aus Ertze gestiftet / da die Insel Gades / und der Flus Betis lieget / zu finden weren. Auch hat man diese Gegend / an der eusersten Europischen Grentze / den Glüksäligen Inseln gemeiniglich zugeeignet. Plutarch schreibet unter andern hiervon / daß Sertorius / indem er nach Gades zu geschiffet / etliche / die aus den Glüksäligen Inseln zurükgekehret / angetroffen. Diese hetten erzehlet: daß es zwo kleine Inseln weren / zwischen denen die See durchspühlete: wie auch / daß alda gemeiniglich sehr gelinde und so wohlrüchende Winde bliesen / als weren sie durch eine Gegend vol allerlei lieblicher Bluhmen gegangen. Dan eben denselben lieblichen Geruch / der aus vielen Rosen / Liljen / Näglein / Violen / Hiazinten / Narzissen / Mirten- Lorbeer- und Zipres-büschen entstünde /hette man an den Winden verspüret: die auch in den[640] Büschen / indem sie die Blätter gantz langsam und gelinde bewäget / ein überaus liebliches Gereusche veruhrsachet. Das Erdreich selbsten sei so fet und fruchtbar / daß es nicht allein sehr leichtlich könte gepflüget / besäet und bepflantzet werden / sondern auch vielerhand Früchte von sich selbst / und ohne Menschliche Bearbeitung / zu tragen pflegte. Ja es trüge jährlich wohl drei mahl: daher es dan eine ungleubliche Mänge der Menschen / selbst ohne derselben Beschweerligkeit / ernähren könte. Im übrigen hette man alda einen ewigen Frühling. Keine Winde weheten / als der anmuhtige West. Keine Bluhmen /noch heilsame Pflantzen weren irgendwo zu finden /die alda nicht hauffenweise wüchsen. Keine Weinstökke stünden alda / die nicht alle Mohnden reiffe Trauben trügen. Die Luft sei so heilsam und gemiltert / daß sie schier keine Veränderung der Jahrszeiten /noch des Gewitters zuliesse: dan der Nord und andere scharfe Winde würden / durch die Weite des Raumes / den sie durchstreichen müsten / dermaßen abgemattet / daß sie ihre Schärfe gantz verlohren / ehe sie dahin angelangten. Die Westlichen und andere gelinden Winde pflegten zu weilen einen sanften Regen mitzubringen. Auch mangelte der Luft selbst keine Feuchtigkeit / noch fruchtbares Gewitter alle Tiere /Pflantzen und Gewächse zu erhalten. Auf den Aesten der Beume hüpfeten allerlei Vogel allendhalben herüm / und erfülleten die Luft und Ohren der Menschen mit ihrem anmuhtigen Gesange. Ja die Jungfrauen und Jünglinge tantzeten alda / nach dem Singen und Spielen der berühmtesten Sangmeister und Kunstspieler: nähmlich des Arions / des Eunomus /des Stesichors / des Anakreons. Alle Speisefrüchte /die alda wüchsen / weren gantz heilsam / und vol des allerlieblichsten gesündesten Saftes. Man wüste von keiner Eraltung / von keiner Krankheit / noch von einer heftigen Gemühtsregung. Die Gemühter der Menschen würden von keinen Begierden des Goldes und Reichtuhmes / noch vom Ubermuhte der Obrigkeiten angefochten. Alle lebeten / mit nohtwendigen Dingen vergnüget / vor sich hin / abgeneugt von allen Frohndiensten: dan sie hielten darfür / daß über viele herschen wollen / nichts anders sei / als vielen dienstbar zu werden trachten. Die gantze [641] Gegend sei / als eine der alleranmuhtigsten Wiesen / mit einem Lustwalde vol allerlei fruchttragender Beume ümgeben. Alda würden / unter dem Schatten der Beume / stähtige Gastereien gehalten / und die Gäste säßen auf lauter Bluhmen. Dem Mansvolke warteten die schönsten Jungfrauen / und diesen wieder die schönsten Jünglinge fort und fort auf. Beiderseits brächten sie einander die Bächer der Fröhligkeit zu. Ja die Lust und Liebligkeit dieser Glüksäligen Inseln sei so überschwänglich groß / daß kein Ort / da die Seelen der Frommen nach ihrem Tode wohnen solten / oder dahin man die Elisischen Felder setzen könte / geschikter sei / als dieser. Sonsten gedenket auch mehrgemeldter Elisischen Felder / Virgiel / wan er sie / im obangezogenem 6 Buche seines Heldengedichtes vom Eneas /also beschreibet:


DEVENERE LOCOS LÆTOS, & AMŒNA VIRETA
FORTUNATORUM NEMORUM, SEDESQUE BEATAS.
LARGIOR HIC CAMPOS ÆTHER & LUMINE VESTIT
PURPUREO: SOLEMQUE SUUM, SUA SIDERA NORUNT.

Daß alhier ein anderer Himmel / eine andere Sonne /die allezeit lieblich scheine / und ein anderes Gestirn /ja selbst eine andere Welt sei / hat auch Plato / der aus dem Virgiel ohne Zweifel diese seine Beschreibung genommen / gemeldet. Aber wir müssen hierbei des Tibullus nicht vergessen / der fast alle die Wohllüste der Elisischen Felder sehr ahrtig / wiewohl kurtzbündig zusammen gefasset / wan er in seinem 1 Buche also schreibet:


SED ME, QUOD FACILIS TENERO SUM SEMPER AMORI,
IPSA VENUS CAMPOS DUCET IN ELYSIOS.
HÎC CHOREÆ, CANTUSQUE VIGENT, PASSIMQUE VAGANTES
DULCE SONANT TENUI GUTTURE CARMEN AVES,
FERT CASIAM NON CULTA SEGES, TOTOSQUE PER AGROS
FLORET ODORATIS TERRA BENIGNA ROSIS.
AC JUVENUM SERIES TENERIS IMMISTA PUELLIS
LUDIT, & ASSIDUÈ PRÆLIA MISCET AMOR.

Diese Lust gefiel dem Julius Zesern / der in einem Schiffe / mit drei hundert Kriegsknechten versehen /in gemeldte Glüksälige [642] Inseln sol gelanget sein / so überaus wohl / daß er alda zu verbleiben beschlossen. Aber weil er noch einen rauhen / groben / und nicht einen solchen Leib hatte / wie die daselbst wohnende glüksälige Seelen; so haben sie ihn / wie man saget /gar bald / und wider seinen Willen / von dannen gejaget. Von den Leibern aber dieser glüksäligen Seelen /welche von gewissen Fischern oder Schiffern / an der Weltsee / unweit von Britannien wohnhaftig / an gemeldten Lustort übergeführet worden / schreibet Luzian / im 2 Buche seiner mancherlei Geschichte: daß die Menschen / welche alda wohneten / weder Fleisch /noch Beine / noch etwas anders / das dem Angriffe widerstünde / an sich hetten: sondern sie weren nur eine Gestalt des Leibes / und einige Seelen / mit einem Uberzuge / der dem Leibe gleich / ümgeben: welche sich bewegten / redeten / und einen Verstand hetten / ja alles tähten / was die Lebendigen zu tuhn pflegten; aber niemahls eralteten / sondern ihr Alter /und ihre Kräfte zu allen Zeiten behielten. Eben also weren auch alle Gattungen der Früchte / welche solche Menschen zu essen pflegten. Hierbei ist märkwürdig / was Arrian von der Libischen Schiffahrt / welche Hanno / der Kartagische Seeheld / verrichtet / aufgezeichnet: alhier aber / lauten seine Worte / war noch eine andere Insel / (die in einem Seebusem der großen Insel lag) auf welcher man bei Tage nichts / als Busch / sahe; aber bei der Nacht viel angezündeter Feuer. Auch hörete man zugleich einen Klang von Pfeiffen /Zimbeln / und Pauken / mit einem großen Geschrei. Aber alda überfiel sie ein so heftiges Schrökken / daß Hanno gezwungen ward diese Gegend über den Herkulsseulen / da die spükende Seelen sich befanden /zu verlaßen.


Zur 184 Einteilung.


Delila setzte die Schähre verrähterisch an.] Das Buch der Richter meldet zwar hiervon / daß Delila / nachdem sie den Simson auf ihrem Schoße einschlafen laßen / einem Filister gerufen / der ihm die sieben Lokken seines Heuptes abschnitte. Aber weil die Filister zuvor allemahl so furchtsam und schüchtern [643] gewesen waren / daß sie sich dem Simson / ehe sie ein gewisses Zeichen seiner verlohrnen Stärke gesehen /nicht nahen dürfen; so ist vermuhtlich / daß sie auch itzund eine solche Furcht abgehalten hinein zu gehen /und ihm das Haar / auf der Delila begehren / abzuschneiden / also daß sie es endlich selbst verrichten müssen; wie etlichen hiervon zu urteilen beliebet. Fast auf diese Weise hat Nisus / der Megarer König /als ihn Minos / der Kreter König / belägert hielt / sein glüksfälliges Haar / aus dessen Verluste der Verlust seines Königreichs ihm zuwachsen solte / durch Verrähterei seiner eigenen Tochter / der Zille / die sich in den König Minos verliebet / und ihm das abgeschnittene Haar ihres Vaters eingehändiget / verlohren. Daher sagt Ovidiüs:


FILIA NÉVE MAGIS CAPITI SIT FIDA PARENTIS,
QUÀM TUA VEL PTERELA, VEL TUA, NISE, FUIT.

Daß aber die Zille / nachdem der König Minos ihre Liebe verschmähet / aus Wehmuht / in einen Vogel /wie auch ihr Vater Nisus selbsten / nach seinem Tode / in einen Sperber / den der Nahme Nisus bei den Lateinern bezeichnet / verwandelt worden / ja daß beide diese Vogel noch itzund eine stähtige Todfeindschaft untereinander hetten / hat Servius bei dem Virgiel angemärket.


Zur 200 Einteilung.


In der Stampfmühle.] Das Buch der Richter redet hiervon / im mehrgemeldten 16 Hauptstükke / folgender Gestalt: aber die Filister griffen ihn / und stachen ihm die Augen aus / und führeten ihn gen Gaza / und bunden ihn mit zween ehernen Strükken: und er muste mahlen im Gefängnisse.


Zur 211 Einteilung.


Ihrem Korn- und Fladen-götzen / dem Dagon.] Dieser Dagon war der Fönizier und Filister Jupiter / das ist höchster Abgott / der / nach ihrem Wahne / das Gedeien gab zu ihren Früchten; und nicht Saturn / wie Favorinus meinet: der ihn [644] auch überdas Betagon /Πητάγων welches aus ביתדגון, BETH-DAGON, das ist Dagons Götzenhaus / ümgestaltet / gantz ungereimt nennet: weil er / nähmlich der Fönizische Saturn / eigendlich אל EL oder ILUM geheissen / und des Dagons oder Fönizischen Jupiters Bruder / den der Himmel aus der Erde sowohl / als den Dagon selbsten / gezeuget / gewesen; wie Sanchoniaton / aus der Fönizier Götzenlehre / angemärket. Ja ich dürfte schier sagen / daß der Jupiter Aldos oder Aldemios Ἀλδήμιος, weil er das Getreidich zu vermehren / wie sein Zunahme / der aus ἀλδαίνειν AUGERE FRUCTUS, gebildet scheinet / zu verstehen giebet / gewähnet / auch eben wie der Dagon zu Gaza geehret ward /mit dem Dagon einerlei Abgott gewesen / und von den Föniziern in ihrer Sprache / vielleicht בעל הלדא BAAL-HALDA, DOMINUS SECULI, oder הלדים בעל BAAL ALDIM, DOMINUS SECULORUM genennet worden. Ein solcher Jupiter war auch der Euböer Abgott / der ἐπικάρπιος Ζεύς, dessen Hesichius gedenket / genennet ward.


Zur 226 Einteilung.


Auch Simson selbsten aus dem Grabe wieder aufstund.] Daß unter den Leibern der Heiligen / die da schlieffen / derer Gräber / im währenden Erdböben bei dem Sterben unsers Heilandes / da die Felsen zerrissen / sich auftähten / und sie wieder auferstunden /und aus den Gräbern gingen / nach seiner Auferstehung / wie Matteus im 27 Hauptst. meldet / auch Simsons Leichnam gewesen sei / war unterschiedlicher Kirchenlehrer Meinung: wie Valerius Herberger /in seinem Werke von den Großen Tahten GOttes / bei dem 16 Hauptst. des Buchs der Richter gleichesfals angemärket.


Zur 230 Einteilung.


Dagon ward gebildet / als ein Fisch.] Daß dieser Dagon ein Menschenbild gewesen / aber wie ein Fisch ausgesehen / weil er mit einer Walfischhaut überzogen war / meldet Helladius. Berosus aber eignet ihm / bei dem Eusebius / eine Gestalt / die halb einem Menschen / halb einem Fische geglichen / zu.[645] τὸ μὲν ἂλλο σῶμα εἴχε ἰχϑύος, ὑπὸ δὲ τὴν κεφαλὴν παραπεφυκυιαν ἀλλὴν κεφαλὴν ὑποκάτω τῆς τοῦ ἰχϑύος κεφαλῆς, καὶ πόδας ὁμοίως ἀνϑρώπου, παραπεφυκότας δὲ ἐκτῆς ουρᾶς τοῦ ἰχϑύος. ειναι δὲ αυτω φωνὴν ἀνϑρώτου τὴν δὲ εἰκόνα αυτοῦ ἔτι καὶ νῦν διαφυλάσσεσϑαι. Den übrigen Leib hatte er zwar eines Fisches / aber unter dem Kopfe einen andern Kopf / der unter des Fisches Kopfe hervor und übersich wuchs / wie auch Füße / den Menschenfüßen gleich / die aus des Fisches Schwantze gewachsen kahmen. Man schreibet ihm eines Menschen Stimme zu. Auch sol sein Bildnis noch itzund bewahret werden. Der Geschichtschreiber Alexander gedenket eines Fisches / den er Ὀάννην nennet. Dieser hatte zween Köpfe / und aus dem Fischschwantze rageten Füße herfür / die den Menschenfüßen gleich waren. Auch hatte er eine Menschliche Stimme. Er kahm aus dem rohten Meere / nach Babilonien zu. Mit dem Untergange der Sonne begab er sich wieder in das Meer. Von ihm sollen die Menschen allerhand Künste / den Akker- und Heuser-bau / wie auch die Weihung der Gottesheuser / und die Bürgerlichen Satzungen gelernet haben. Ja es gedenket dieses Halbfisches nicht allein itztgenenter Geschichtschreiber / sondern auch mehr andere: als Filo / und Abidenus. Von vieren dergleichen Oannen oder Halbfischen / die alle hundert Jahre sich aus dem Rohten Meere begeben / und halb Menschen / und halb Fische gewesen / bezeuget auch Apollodorus. Noch dergleichen Tier / dessen NahmeὨδάκων, daraus vielleicht Δάγων, Dagon / gebildet /hat sich zur Lebezeit Ardorachs / des Kaldäischen Königes / aus der Rohten See erhoben. Aus dieser Erzehlung / sie mag wahr / oder erdichtet sein / siehet man augenscheinlich / woher die Fönizier / und Filister / wie auch die Sirer das Götzenbild ihres Dagons genommen / nähmlich von diesen Halbfischen den Oannen / oder Odakonen; welche sie ohne Zweifel /weil die Menschen den Akkerbau und andere Wissenschaften und Künste von ihnen sollen gelernet haben /selbsten als Abgötter und Vermehrer oder Vorsteher der Früchte geehret.

Diese Fischgestalt deutet auch Samuel an.] Seine Worte lauten im 5 Hauptstükke seines 1 Buches also: da sie aber des [646] andern Tages aufstunden / fanden sie den Dagon abermahl auf seinem Antlitze liegen / auf der Erden / vor der Lade des HErrn; aber sein Heupt /und seine beiden Hände abgehauen auf der Schwelle /daß der Strumpf allein darauf lag. Den Schlus dieser Worte / der in der Grundsprache sich also befindet / קדם דגון נשאר עליו erklähret der Ebräische Sprachenmeister David Kimchi / wie folget: TANTUMMODO FORMA PISCIS RELICTA EST IN EO, nur allein die Gestalt des Fisches war an ihm übrig gelaßen.

Ja der Nahme Dagon selbst zeiget eben dieselbe Gestalt an.] Nähmlich die Fischgestalt / die an ihm mehr / als die Menschengestalt / erschien. Dan der Nahme Dagon ist aus dem Ebräischen דג DAG, das ist ein Fisch / gebildet.


Ende.

[647]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek