[142] Das Zehende Lied
Auff Pindarische Art
Von lauter Jambischen Versen.
Satz.
Was Liebe sey und was sie kann/
Weiß itzund fast ein jedermann/
Kein Ding ist ja von lieben leer/
Die Erde liebt das wilde Meer/
Der Weinstock pfleget ümzufassen
Des ulmenbaums begrünte Zier;
Die Nachtigal so für und für
Die grünen Wälder nicht kann hassen/
Der schnöden Welt giebt gute Nacht/
Wann sich Ihr Lieb von hinnen macht;
Nichts anders als die Lieb' es machet/
Daß sich der Sternen Schaar anlachet/
Ja daß die Lufft das Feuer tregt;
Wer hatt doch Gott nur angetrieben
Sein Allmacht gegen uns zu üben?
Die Lieb' hatt Ihn allein erregt.
[143] Gegen-Satz.
Drüm recht! Ihr nunmehr Liebes-Paar/
Laßt Euer Leid nun schwinden gar!
Es wündscht Euch Glück ein jedermann/
Ich wil die Seiten/ wie ich kann/
Anstimmen und odarisieren
Zu Ehren diesem Hochzeit-Schein;
Ach solt' ich auff den Wiesen seyn/
Da stets die Vogel modulieren/
(mein Fürstenau/ ich meine dich
Da schöne Blumen heuffiglich
und edle Früchte seyn zu schauen/ )
Ich wolte laßen Blumen hauen
und zieren aus das Braut-Gemach;
Doch wil ein Hochzeit-Lied ich singen/
Das soll erschallen und erklingen
Biß an das blaue Wolcken-Tach.
Nachklang.
Nun gehet hin und braucht der Liebe;
Des Glückes Neid Euch nicht versehr;
Kein unfall niemahls Euch betrübe/
Daß übers Jahr Euch Gott verehr/
Was Euch anlacht
Zu Tag und Nacht/
Was nach dem Tod' Euch lebend macht.