Hochzeit

Nach vier Wochen war die Hochzeit, und alten Leuten schien es bedenklich, daß während der Trauung ein schweres Ungewitter ausbrach, so heftig, daß der Donner fast die Worte des [361] Pfarrers übertönte. Georg nahm das nicht so schwer. »Wenn wir wetterscheu wären, so hätten wir einander gar nicht genommen, gelt Schatz?« rief er nachher lachend der Lisbeth zu.

Als sie am Altare sich die Hände reichten, suchte Lisbeth die ihrige obenhin zu bringen; das gilt auf dem Land für ein Zeichen, daß man die Oberhand in der Ehe behalte. Georg hatte nicht daran gedacht; als er aber bei Lisbeth die Absicht merkte, so legte er die seine obenauf, und bald wäre es zu förmlichem Ringen gekommen, wenn nicht ein ernster Blick des Pfarrers Einhalt getan hätte. Die Stimmen der Zeugen konnten sich nicht darüber vereinen, welche Hand oben geblieben sei.

Lisbeth nahm den Regenschirm nicht an, den man ihr beim Ausgang aus der Kirche bot. »Aber daß die ihr schönes Kleid nicht dauert im Regen!« meinte eine der Brautjungfern. – »'s bedeutet ja Reichtum, wenn's der Braut in Kranz regnet,« sagte die andre. – »Ja so, dann glaub' ich's,« sprach die erste lachend.

Georg war glückselig beim Nachhausekommen. »So, jetzt mußt me erst hau (haben)!« rief er neckisch seiner Braut zu und wirbelte mit ihr in improvisiertem Walzer um den Hochzeitstisch. Er war wieder gut Freund mit aller Welt und warf den Musikanten Geld zu wie Heu. Lisbeth war stiller; ob aber eines von beiden auch nur einen Augenblick die heilige Bedeutung des Tages erwogen, glaube ich kaum.

Der Hochzeitstag verlief ohne weitere Störung, als daß Lisbeth hie und da scharfe Blicke zur Seite warf, wenn ihr schien, daß Georg mit den Brautjungfern zu freundlich tue. Georg ward immer seliger, eine Seligkeit, an der freilich der Wein auch Anteil hatte; er versicherte Lisbeth: »Guck, i bin a guter Kerle, der ällerbest' Kerle bin i, mit der Liebe da kann mer mi um en Finger 'rum wickeln.« Die Braut aber antwortete wenig auf diese tröstliche Verheißung.

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