Klag über die antwort: Ich weiß nicht
Frage.
Ach weh, soll dan mein leid und flehen
von euch des tods bericht
und dise des tods wort verstehen
ich weiß nicht?
Ach, soll ich nur, o mein begehren,
Nach meiner wahren lieb und klag,
Nach solcher zweifelfreien plag
Allzeit nur meinen zweifel hören.
Ach, woltet ihr zu hart mich zwingen
mit seufzen unerdicht
mein liecht noch vor nacht zu vollbringen?
Antwort.
Ich weiß nicht.
Frage.
Ich weiß, mein geist kan sich bemühen,
o meines herzens aufenthalt,
durch meiner traurigkeit gewalt
den leib, und nicht die lieb, zu fliehen.
[59]
Wie lang wol sollen noch begießen
die thränen mein gesicht,
eh euers trosts ich zu genießen?
Antwort.
Ich weiß nicht.
Frage.
Ach, wisset, himmelische zeichen,
o schöne augen, mein verdruß
will noch durch steten zäherfluß
euch oder den tod selbs erweichen.
Ihr glaubet villeicht, daß mein bitten
sei allein ein gedicht
nach anderer liebhaber sitten?
Antwort.
Ich weiß nicht.
Frage.
Ach, wisset, wie man kan erwählen
kein löblichere dienstbarkeit,
so kan auch niemand die rauheit,
dan wer sie leidet, recht erzählen.
Ach, wollet ihr mein pein, leid, klagen
und mein getreue pflicht,
ganz unerbitlich, in wind schlagen?
Antwort.
Ich weiß nicht.
Frage.
Ach, wisset zehern, seufzen, flehen
verändern könden sich in reu,
jedoch die wahre lieb und treu
kan, ewigwehrend, nicht vergehen.
Wie zweifelt dan, o süßes leben,
aussprechend das gericht
mir mit trostworten gnad zu geben?
Antwort.
Ich weiß nicht.
Frage.
Ach, ich weiß, eure wort, voll freuden,
in einem mund so süß und rein
zu wohnen, wollen (meine pein
vermehrend) sich daraus nicht scheiden.