[88] An Herzogen Johan-Friderichen zu Wirtemberg

Von euern götlichen vorfahren,
als die durch ihrer manheit prob
gefunden ein wehrhaftes lob
in kriegs unsterblichen gefahren;
Von ihrer weisheit, macht, verstand,
damit den freinden sie genützet
und wider manche feind das land
oftmals in höchster not geschützet:
Ja, von dem helden selbs allein
von dessen ruhms beschreitem schein
das land, ja das ganz erdreich zeuget,
von dessen samen ihr gezeuget:
Wolt ich ein solches lob beschreiben,
daß ihres namens wahrer preis
solt, o prinz, wie sie from und weis,
auch euers namens preis verbleiben:
Die tugend aber, welche euch
kan liebreich und lobreicher machen,
würd euch ab fremdem verdienst gleich
schamrot zu werden verursachen.
Darum ich euch vil mehr begehr,
erkennend euer eigne ehr,
ein eigen altar aufzurichten
und aufzuopfern eigne früchten.
Doch wolt ich sein der frucht gewehret,
dan müh ohn frucht macht allen bang,
die recht in seinem lobgesang
auch Gallimachus selbs begehret:
Mit tugend, spricht er, und mit hab
thu mich, o Jupiter, begaben!
ohn gut die tugend ist schabab,
kein gut woh ich ohn tugend haben!
[89]
Dan keines ohn das ander gut:
darum gib beeder, daß mein mut
sich stets der tugend mög ergeben
und auch mit gütern frölich leben.
Die helden hielten hoch vor jahren
der dichter treflichen verstand
und ihnen ließ ihr milde hand
vil ehr und güter widerfahren:
Die helden haben auch allzeit
billich die poesi geliebet,
ja, ihrer vil auch nach dem streit
sich selbs darinnen gern geübet.
Und warlich diese schöne kunst
erlanget allenthalben gunst
bei denen, die sich zu vermehren
durch ihre tugend fleiß ankehren.
Dan ein lob kan ja nicht misfallen,
sondern ist süß, gut und recht kund,
wan es ein würdig weiser mund
thut mit getreuer zier erschallen:
Und ohn ein solches lobgesang
kan lang kein großer nam bestehen,
dieweil der zeit und des tods zwang
ihn kürzlich machen zu grund gehen.
Daher ich keinen zweifel hab
es werd auch meiner Musen gab,
(o fürst, so löblich als volkommen!)
in gnaden von euch aufgenommen.

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