Bei einem aufzug für ein ringrennen

1616.


Lucidor an das frauenzimmer.


Ihr Nymfen, diser welt der einig wahre pracht,
mit deren lieblichkeit die himmel sich erlaben,
die götter haben sich schier mangelhaft gemacht,
euch reichlich zu begaben.
Auch ist das lob so groß von der vollkommenheit,
dadurch die helden ihr der freiheit gern beraubet,
daß es das grobe volk, für eine eitelkeit
schier haltend, ungern glaubet.
Weil aber ich nun sih, daß euer angesicht
mit so liebreicher brunst das beste herz versehret,
sprich ich, daß euer lob mit einigem gedicht
die warheit nicht vermehret.
Dan eurer augen schein ist so süß, keusch und klar,
daß, wer sich immer, euch zu loben, wolt bemühen,
der kan, wie weis er auch, mit seiner witz gefahr
kaum seiner schand entfliehen.
Ich meines theils kam nu weit über meer hieher,
euch allen, nach gebühr, ehr und dienst zu erzeigen;
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Venus ist froh für euch, als ihrer herschung ehr,
gebührlich sich zu neigen.
Wolan, so lasset nu mich eurer augen glanz,
vil klarer dan die sonn, inbrünstiglich erquicken,
nur ein liebreicher blick kan mit dem lorberkranz
mich alsobald beglücken.

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