Die achtundvierzigste Fabel.
Vom Hund und Schaf.

Ein hund ein schaf verklaget hot,
Vor recht angsprochen umb ein brot,
Das het er im geliehen dar:
Das schaf im nichts gestendig war.
Da sprach der hund: »Ich wils bezeugen
Mit dem wolf, geier und weihen.«
Die zeugten alle frei daher,
Das schaf dem hunde schüldig wer.
Durch ire lügen unverschamt
Wird vom richter das schaf verdamt.
Der hund warfs nider in das gras,
Zerriß, zerbiß und gar auffraß.
Von Gott im gsetz geboten ward,
Auch bei den alten gstrafet hart,
Wenn einer felschlich tete zeugen
Uber sein nehsten irkein lügen,
Wiewols mer denn zu vil geschicht,
Wie man jetzt augenscheinlich sicht:
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Der groß den kleinen überzeugt
Und oft gar felschlich überleugt,
Damit er in tut underbrechen.
Gott wirds aber gar weidlich rechen,
Ja, endtlich dort an jenem tag:
Darauf ein jeder denken mag.

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