[20] Der Knabe und die Mutter
Knabe.
Mutter, wo der Vater?
Mutter.
Glücklicher Knabe,
Der du lächelnd träumest,
Wonneworte lallest,
Nicht denkst, daß wir
Bald entwandern dem Lande,
Das all' uns wiegt,
Dich, mich, den Vater,
All' uns nährte,
Wie ich dich!
Knabe.
Ach Mutter, wo der Vater?
[21] Mutter.
Hinaus,
Mit wilder Wehr,
Mit Lanz und Schwerdt,
Dem Feind entgegen!
Hinaus!
Weit über die Berge,
Die steilen, felsumthürmten,
In die Ebene,
Wo du nie warst, Knabe,
Da ist der Feind,
Da ist der Vater!
Knabe.
Und bringt er Blumen
Aus den Thälern,
Wenn er wiederkehrt,
Bringt er mir?
Mutter.
Nein! Knabe!
Hinabgestiegen von den Felsen
Ist der Vater,
Nicht zum Fest
Im grünen Eurotasthale,
Blumen dir zu bringen,
[22]Mit wilder Kampflust
Schwerdt und Dolch zückend,
Der Hohe!
Flecht' ihm
Aus Lorbeerreisern
Und weißen Rosen
Einen Kranz!
Des Vaters Kampf
Ist hart!
Knabe.
Ich thu's!
Wind' ihm den Kranz
Um die Locken, wenn er kehrt,
Küß' ihn!
Ach Mutter,
Bist böse?
Mutter.
Komm' in meine Arme!
Weine nicht!
Wie dieser Busen
Einst dich nährte,
Nähre Gott dich,
Der Allliebende,
Denn ich kann's nicht!
Knabe.
Eine Thräne bebt dir
Im düstern Auge,
Finstere Mutter!
Mutter.
Dort an der Linde!
Bringe mir das Schwerdt!
Aus den Bergen
Wandeln wir hinab!
Das Kind am Busen,
Kämpft die Spartermutter,
Verzweifelt.
Knabe.
Dort nah'n sie!
Mutter!
Mutter.
Armer, die Männer!
Knabe.
Hörst du's dröhnen und krachen?
Wie die Flamme schlägt
Aus dem Hause!
Flieh!
[24] Mutter.
Komm!
In meine Arme!
Knabe.
Schreckliche!
Wie deine Locken wirbeln
Im Winde!
Mutter.
Fort!
Und nun schütze,
Schütze die Verzweifelten,
Deine Waisen,
Gott!