28. Der Landmann
1784.
Ihr Städter, sucht ihr Freude,
So kommt aufs Land heraus.
Seht, Garten, Feld und Weide
Umgrünt hier jedes Haus.
Kein reicher Mann verbauet
Uns Mond und Sonnenschein;
Und abends überschauet
Man jedes Sternelein.
Wenn früh des Dorfes Wecker
Aus leichtem Schlaf uns kräht,
Durchjauchzt man rasch die Äcker
Mit blankem Feldgerät.
Das Weib indes treibt singend
Die Milchküh' aus dem Stall:
Laut folgen sie und springend
Des Hirtenhornes Schall.
Wir sehn, wie Gott den Segen
Aus milden Händen streut:
Wie Frühlingssonn' und Regen
Uns Wald und Flur erneut;
Uns blühn des Gartens Bäume;
Uns wallt das grüne Korn;
Uns schwärmt nach Honigseime
Die Bien' um Blum' und Born.
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Uns singt das Vöglein Lieder;
Uns rauscht die blaue Flut;
Uns schwirrt des Hofs Gefieder,
Umpiept von junger Brut;
Uns blöken rings und brüllen
Die Herden durch die Au'n;
Uns tanzt das schlanke Füllen,
Und gaffet übern Zaun.
Die Arbeit aber würzet
Dem Landmann seine Kost,
Und Mut und Freude kürzet
Die Müh' in Hitz' und Frost.
Sein Weib begrüßt ihn schmeichelnd,
Wenn er vom Felde kehrt,
Und, seine Kindlein streichelnd,
Sich setzt am hellen Herd.
Die Bursch' und Mägde strotzen
Von Jugendreiz und Mark;
Ja selbst die Greise trotzen
Dem Alter, frisch und stark.
Und heißt der Tod uns wandern;
Wir gehn, wie über Feld,
Aus einer Welt zur andern
Und schönern Gotteswelt.
Ihr armen Städter trauert
Und kränkelt in der Stadt,
Die euch wie eingemauert
In dumpfe Kerker hat.
O wollt ihr Freude schauen;
So wandelt Hand in Hand,
Ihr Männer und ihr Frauen,
Und kommt zu uns aufs Land.