Drei Fräulein

1.

Drei Fräulein sahn vom Schlosse
Hinab ins tiefe Tal.
Ihr Vater kam zu Rosse,
Er trug ein Kleid von Stahl.
»Willkomm, Herr Vater, gottwillkomm!
Was bringst du deinen Kindern?
Wir waren alle fromm.«
»Mein Kind im gelben Kleide!
Heut hab ich dein gedacht.
Der Schmuck ist deine Freude,
Dein Liebstes ist die Pracht.
Von rotem Gold die Kette hier
Nahm ich dem stolzen Ritter,
Gab ihm den Tod dafür.«
Das Fräulein schnell die Kette
Um ihren Nacken band.
Sie ging hinab zur Stätte,
Da sie den Toten fand.
[125]
»Du liegst am Wege wie ein Dieb
Und bist ein edler Ritter,
Und bist mein feines Lieb.«
Sie trug ihn auf den Armen
Zum Gotteshaus hinab;
Sie legt' ihn mit Erbarmen
In seiner Väter Grab.
Die Kett, die ihr am Halse schien,
Die zog sie fest zusammen
Und sank zum Lieb dahin.

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