Week-End
Erst sagt es einer.
Denn ists ne Weile still,
weil keiner will.
Dann kommen aber zu Haufen
die Organisationsorganisatoren gelaufen:
Beamte und Journalisten
und andre Juden und sogar Christen –
[215]und ein ganzes Komitee
und Offiziere a. D.
Propaganda? Famos!
Jetzt gehts los.
Sie kleben Plakate
und Bildinserate
und sind nie alleine
und gründen Vereine;
Deutschlands ältester Soldat
hat das Ehrenprotektorat . . .
und es läßt sie nicht ruhn,
und sie haben ze tun.
Wahrheit breitet sich nicht aus,
hast die Zeitung du im Haus.
Und bald sind die Gehirne bei allen
von einem linden Wahnsinn befallen:
»Week-end!« nuckelt der Embryo;
»Week-end!« flüstert der Großpopo.
Vergessen die Wirren um Tschiang Kai-schek;
vergessen der ganze Stahlhelmdreck;
vergessen der Volksbühne tiefer Fall . . .
es braust ein Ruf wie Donnerhall:
Week-end –!
Wiek-ent-Gamaschen und Wik-end-Zigarren,
Wiehk-end-Windeln und Wigent-Knarren;
Wieghennd-Nachttöpfe (mit drei Henkeln),
Wieckänt-Stiefel mit Wiegänd-Senkeln . . .
Weegent-Häuschen und Wiekent-Bauch,
und was London kann, das können wir auch.
Bloß:
Die Gehälter der kleinen Angestellten
erhöhen sich in Deutschland selten . . .
Mit 145 Mark
fühlt sich nicht jeder week-end-stark.
Die Villa auf der einen Seite
mit dem Maybach in imposanter Breite . . .
auf der andern das Bild von dem Week-end-Haus –:
So sieht bei uns der Klassenkampf aus.