Das unterbrochene Geschichtsbuchblatt

» . . . tat das Stahlbad des Krieges dem deutschen Volk besonders wohl und not. Die sittlichen Faktoren des preußischen Militarismus drangen in die weitesten Volksschichten – niemand konnte sich ihnen entziehen, außer den Krüppeln und den Siechen. Hoch und niedrig wurde dieser ausgezeichneten spartanischen Erziehung teilhaftig; Sauberkeit, Pünktlichkeit und absoluter Gehorsam, dabei doch edelste Mannhaftigkeit, drangen . . . «


Der Unteroffizier: Hakenhayn!

Der Muschkot: Jawohl!

Der Unteroffizier: Wie heißt das?

Der Muschkot: Jawohl, Herr Unteroffizier . . .

Der Unteroffizier: Rotzlöffel. Falsch! Wenn ick dir rufe, dann haste zu sagen: Herr Unteroffizier! Vastehste?

Der Muschkot: Jawohl, Herr Unteroffizier.

Der Unteroffizier: Hakenhayn!

Der Muschkot: Herr Unteroffizier!

[333] Der Unteroffizier: Komm mal her! Was ist das?

Der Muschkot: Ein Kalbskotelett, Herr Unteroffizier!

Der Unteroffizier: Schafskopf! Das seh ich alleine! Was ist das noch?

Der Muschkot: . . .

Der Unteroffizier (klebt ihm eine): Das ist – so ein Ochsenpantoffel! – das ist deinem Herrn Unteroffizier sein abendliches Kalbskotelett! Was ist das?

Der Muschkot: Das ist meinem Herrn Unteroffizier sein abendliches Kalbskotelett!

Der Unteroffizier: Was hast du heute abend zum Abendbrot gegessen?

Der Muschkot: Marmelade, Herr Unteroffizier!

Der Unteroffizier: Gut, mein Sohn. Das ist eine schöne Abhärtung fürs Feld. In einem Monat kommste raus. Sollst mal sehen – Bomben und Granaten flitzen da nur so rum. Mir hats mein Bruder erzählt, der war draußen. Ich darf ja leider nicht mehr raus – ich bin schon zu alt. Aber was geht dich das an. Hakenhayn!

Der Muschkot: Herr Unteroffizier!

Der Unteroffizier: Kriech mal unters Bett und sag dreimal: Kukuk! – – Na wirds bald – –!

Der Muschkot (kriecht. Als er fast ganz unterm Bett verschwunden ist, erscheint der Leutnant im Zimmer.)

Der Unteroffizier: Achtung! Stube belegt mit einem Unteroffizier und achtundzwanzig Mann.

Der Leutnant: Wo sind die Leute?

Der Unteroffizier: Kaffee fassen, Herr Leutnant.

(Der Muschkot erscheint total staubig.)

Der Leutnant: Was ist das?

Der Unteroffizier: Füselier Hakenhayn, Herr Leutnant.

Der Leutnant: Was macht der Mann unterm Bett?

Der Unteroffizier: Er . . . er sucht seine Stiefel, Herr Leutnant.

Der Leutnant: Warum sind Sie nicht zum Kaffee-Empfang?

Der Muschkot: Der Herr Unteroffizier hatten mich zur Strafe hierbehalten.

Der Leutnant: Und da verliert der Kerl noch seine Stiefel? Schreiben Sie den Mann auf, Unteroffizier – drei Tage Mittel.

Der Unteroffizier: Zu Befehl, Herr Leutnant! –

» . . . drangen auf diese Weise ins Volk, härteten ab und erzogen gleichermaßen. Die Liebe zur Wahrheit, die deutsche Charakterstärke und die Offenheit des Sinnes – sie sind im deutschen Heere stets gepflegt und großgezogen worden.

Möchte unser deutsches Volk doch ermessen, wieviel Segen ihm aus dieser Armee stets geflossen ist und noch fürderhin fließen werde!

das walte Gott!«


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