An Frau von Oheimb
Gönn mir das traute Du. Ich kann vor Lachen
dich ja nicht siezen – nimm mir das nicht krumm!
Sag mir nur eines: Was sie bei dir machen,
siehst du das nicht – den Fez um dich herum?
Die gehrockeingebundnen Bürokraten,
die Talleyrand-Kopien der Diplomaten,
der aus Liberia – und selbst der aus Minka . . .
Kathinka –!
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Ach, ihr beklagt in wichtigkeitsgeschwollnen
und schönen Reden diese Not der Zeit.
Um Autokühler die kameelhaarwollnen
Schutzdecken . . . Damen mit dem Schleppenkleid . . .
Du bist so selig, wenn die Schmöcke schreiben.
Ihr quatscht und quatscht. Die Dividenden bleiben.
Es flirrn und flirten Tee- und Kaffee-Trinker . . .
Kathinka –!
Die Republik gibt sich in deinen Räumen
ein Stelldichein. O stell sie wieder weg!
Schlafwandler sind sie, die regierend träumen . . .
und die Reformen sind wie Teegebäck.
Und blickte Salomo auf diese Scheitel,
er spräche: Hier ist alles eitel.
Auf hundert rechte Gäste kommt ein linker . . .
Kathinka –!
Kathinka, gutes Kind!
Du bist so niedlich
und hältst dich für den Nagel der Saison.
Geh, hör gut zu – ich sag dirs friedlich:
ne gute Stube ist noch kein Salon.
Du weißt von Politik auch nicht die Bohne.
Hörst du den Schritt der Proletarier-Bataillone?
Du kommst zu spät.
Denn unsre Zeit ist flinker
als du, Kathinka.