11.
Wenn beim Anfange einer Reise eine Elster quer über den Weg läuft, so soll man die Reise nicht fortsetzen, denn sie fällt unglücklich aus (Münsterld.). Wenn die Elster hoch im Baume nistet, gibt es einen nassen Sommer (Münsterland). Wenn fremde Elstern sich bei einem Hause, in welchem ein Kranker liegt, einfinden und schackern, wenn sie an die Fenster fliegen, wenn sie sich auf das Dach setzen und in die Dach-Heide picken, wenn sie sich beim Hause auf die Erde niederlassen, so deutet dies auf baldigen Todesfall. – Ein Landmann erzählte, er habe eine Magd gehabt, die krank geworden und in einem Zimmer des Hauses verpflegt sei. Gegen abend habe sich immer eine Elster eingestellt und vor dem Fenster des Krankenzimmers ihr Gekrächze verübt. Man habe dann die durch den Vogel unruhig gewordene Kranke in ein anderes Zimmer gebracht, das auf der anderen Seite des Hauses gelegen gewesen. Alsbald habe sich die Elster dort vor dem Fenster eingestellt. Das Mädchen sei bald darauf gestorben (Oythe). – Beim Krankenhause in Löningen wurde ein Sandhügel abgefahren. Eines Tages machten Elstern in den nahen Bäumen einen gewaltigen Spektakel. »Mein Gott,« sagte ein Arbeiter, »wie stellen sich doch die Vögel an, da muß ja wohl einer sterben!« Am selben Tage wurde ein junger Mensch von niederstürzenden Sandmassen verschüttet und erstickte.
(Weber, Dreizehnlinden, 80. Aufl. S. 157.)
Was von der Elster gilt, gilt stellenweise von denKrähen, [26] Dohlen, überhaupt von schwarzen Vögeln; sie gelten dort als Totenvögel (Friesische Wede). – Das Schreien von Kauz und Eule verkündet allgemein Unglück, und insbesondere Todesfall, wenn sie neben oder hinter einem Hause schreien, sich auf das Haus setzen oder an die Fenster fliegen. Wenn der Uhu »huhu« schreit, kommt bald eine Hochzeit, wenn das Käuzchen schreit: »Komm mit«, muß bald jemand sterben. – Wenn die Rohrdommel ruft (Saterld.), wenn wilde Tauben ein Haus umfliegen (Holle), so bedeutet dies Unglück, vermutlich Tod. Vor mehr als zweihundert Jahren erschienen einer armen Frau auf dem Torfmoor im Eversten drei Tauben, eine blaue, eine rote und eine weiße, und ein kleines Männchen, das gleichfalls erschien, legte dies dahin aus, daß die erste eine Pest, die zweite Feuer und Krieg, die dritte eine Friedens- und Gnadenszeit bedeute (Winckelmann, Wunderhorn S. 16). – So oft die erste Wachtel schlägt, so viel Taler kostet das Jahr der Malter Roggen (Münsterld.), so viel Kopfstücke zu 5 Groschen der Scheffel (Wardenbg., Osternbg.); je öfter sie schlägt, heißt es vielerwärts in allgemeiner Form, desto teurer wird der Roggen.