391.

Storch, Sturk, Stork, Obär, Aebär, Adeboar. Der Storch ist heilig, ihn beschädigen oder töten ist Sünde, und wird dem Frevler schwer angerechnet: 41. Wo er nistet, bringt er Glück und Segen, deshalb leistet man ihm beim Bau seines Nestes auch allen möglichen Vorschub. Namentlich bringt er Kindersegen, und man sagt, daß er die Kinder aus dem Wasser, der Weser, dem Brunnen etc. hole: 447. Wenn der Storch auf dem Neste klappert, sagte man früher, er bete. (Saterld.) Der Storch zeigt sich dankbar gegen diejenigen, welche auf ihren Häusern sein Nest dulden; er wirft im ersten Jahre eine Feder, im zweiten ein Ei, im dritten ein Junges herab. Im Lagerbuch der kath. Pfarre Vechta findet sich der Vermerk: »Im Jahre 1829 nistete auf dem Schornstein des Dr. Tappehorn ein Storchenpaar und brütete vier junge Störche [160] aus, davon einer aus dem Neste geworfen wurde.« Die Notiz ist zweifellos eine Anspielung auf den genannten Volksglauben. Die Störche sind verwandelte Menschen, darum darf man ihnen nichts zuleide tun. Nach andern lebt in ihnen eine Menschenseele. Im Saterlande sollen früher die Störche für Vogelmenschen gehalten sein. In der Friesischen Wede sagt man, auf den Storch dürfe nicht geschossen werden, die Störche seien Geister, die gerächt würden, es gäbe Unglück danach. – Einem Storchenpaar, erzählt eine Frau aus der Marsch, war ein Junges aus dem Nest gefallen. Der Hauseigentümer nahm es auf und führte es den Eltern wieder zu. Einige Zeit darauf tritt der alte Storch ins Haus, geht bis zum Feuer und läßt dort aus seinem Schnabel einen Klumpen Gold hinfallen. Eine Hexe kann sich nicht in einen Storch verwandeln: 220. Der Storch im Märchen: 367a, 400a. Sieht man den Storch im Frühjahr zuerst fliegen, ist man im Jahr ein fleißiger Mann, sieht man ihn zuerst in der Wiese stehen, so ist man das Jahr ein Stehimwege. (Wardenburg.) Vgl. 375c. Wenn die Kinder den Storch sehen, singen sie:

a.

Lieder an den Storch:


1.
Obär, Langebär,
Bring mi 'n lütjen Broder här.
2.
Obär Ester,
Bring mi 'n lütje Swester,
Obär Oder,
Bring mi 'n lütjen Broder.
Stork, Stork, Langebein,
Treck mi de Hasen un Hölske an.

(Saterland.)
3.
Obär, Obär, Oder,
Bring mi 'n lütjen Broder,
Obär, Abär, Ester,
Bring mi 'n lütje Schwester.
Obär, Obär, Langebeen,
Hest min Vahr un Möhne woll sehn?
Obär, Abär Langebeen,
Wennehr wultu 't Land vertehn?
Wenn de Rogge riep is,
Wenn de Pogge Piep seg,
Wenn de gälen Beeren
In de Kiste glären,
[161]
Wenn de gälen Appeln
In de Kiste knappeln,
Wenn de Spies ward lütjek und kleen,
Dann will ick dat Land vertehn.

(Zwischenahn.)
4.
Obär, Langebeen,
Wennehr wultu 't Land vertehn?
Wenn de Rogge riep is,
Wenn de Pogge piep is,
Wenn de gälen Appeln
In de Kiste rappeln,
Wenn de gälen Bären
In de Kiste gären,
Dann will ick dat Land vertein.

(Jeverland und Ammerland.)
5.
Stork, Stork, Langebeen,
Hest din Var woll hangen sehn?
Tüsken de glönigen Stangen,
sühstdu 'n da woll hangen?

(Neuenkirchen).
6.
Sturk, Sturk, Langebeen,
Hest din Vader woll sitten (hangen) seihn?
By Bakum up en Staken,
By Lohn up 'n Bom,
By Lutten up de Mutten,
By Oythe up de Traite,
By Vechte kummst du torechte.

(Umgegend von Vechta.)

In Bakum hingen früher die Glocken in einem hölzernen Gerüst. Die Traite wird bei Herrichtung des Flachses gebraucht.


7.
Sturk, Sturk, Langebein,
Hest din Moder woll fleigen seihn
In de groten Wisken?
Storch, Storch, du guter,
Bring mir 'n kleinen Bruder,
Storch, Storch, du bester,
Bring mir ne kleine Schwester.

(Damme.)
8.
Obö Obö Langebeen,
Hest min Vader un Moder woll sehn?
Vader un Moder in Engelland,
Engelland is toschloten,
Schlötel is drin afbroken.

(Schweiburg.)

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