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Im 18. Jahrhundert lebte zu Ovelgönne ein Assessor Töpken, dessen Frau etwas ganz besonderes in ihrem Wesen hatte. Oft sah man sie abends von zwei weißen Gestalten begleitet im Garten wandeln, und es war wohl der Umgang mit diesen übernatürlichen Wesen, der sie so ernst machte, daß sie niemals lachte, so freundlich sie auch sonst mit allen Menschen verkehrte. Sie hielt es so, daß sie bei niemand und in keiner Gesellschaft länger als eine Stunde verweilte, und merkte sich stets genau die Zeit auf einer Uhr, die sie immer bei sich führte. Als sie eines Abends wieder auf einem Gange mit einer jener weißen Gestalten gesehen war, trug sie am anderen Morgen alle ihre Sachen zusammen und verfügte über dieselben, indem sie gegen eine Freundin äußerte, daß sie nun sterben müsse. Auf die scherzende Bemerkung derselben, daß ihr Mann in seinen jungen Jahren sich dann ja noch nach einer zweiten Frau umsehen müsse, antwortete sie ruhig: »Das ist nicht nötig, denn er wird mir in drei Tagen folgen; so ist mir gesagt worden.« An dem von ihr bezeichneten Tage starb wirklich die bis dahin ganz gesunde Frau, und am dritten Tage danach wurde der Mann tötlich vom Schlage gerührt, sodaß beide an einem Tage beerdigt wurden.