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Im Stad- und Butjadingerlande werden bei den Häusern häufig Maibäume aufgerichtet, hohe Stangen, an der Spitze mit Laubbüschen, Kränzen oder Flaggen geziert. Auch haben viele Bauerschaften einen gemeinsamen Maibaum, den der Bauervogt oder der Wirt das Jahr über aufbewahrt, eine möglichst hohe Stange, deren Höhe mitunter noch durch ein Stängenwerk vergrößert wird. Tags vor Pfingsten wird die Stange ebenfalls mit Mai, auch wohl mit Flaggen geschmückt, von der Bauerschaft aufgerichtet und die Nacht hindurch bewacht, wobei nicht wenig gezecht zu werden pflegt. Der Baum bleibt bis zum nächsten Sonntage stehen; in Pfingsten und nach der Niederlegung wird getanzt. Während der Baum steht, ist es anderen Bauerschaften erlaubt, ihn zu stehlen, doch darf dabei keiner der Stricke, die ihn halten, zerschnitten werden. Ist der Diebstahl gelungen, so muß die unachtsame Bauerschaft den Baum mit einer Tonne Bier auslösen. Auch in Jeverland herrscht die Sitte, Maibäume zu setzen, und gilt es für ehrenvoll, dieselben zu stehlen. Ein gestohlener Maibaum wird dort mit großem Pompe zurückgebracht. Ein Wagen mit Musikanten fährt vorauf, dann folgt auf zwei Wagen der Maibaum, hiernächst auf mehreren Wagen die Entführer des Baums mit ihren Mädchen, und Pferde, Wagen und Menschen sind mit Grün und Blumen reichlich geschmückt. So bewegt sich der Zug unter Musik nach dem Orte, woher der Maibaum stammt. Hier passiert er einen Ehrenbogen, die Gäste steigen ab und werden, nachdem der Baum wieder aufgerichtet, mit Speise und Trank bewirtet, und Wirte und Gäste halten ein paar Tänze, zu denen die mitgebrachten Musikanten aufspielen. Dann kehrt der Zug zurück.

Die Kinder im Jeverland und in der friesischen Wede singen am Vorabende vor Pfingsten, wenn der Pfingstbaum errichtet ist:


Maibom, Maibom, holt di fast,
Morgen kummt de fremde Gast,
De will us den Maibom nähmen,
Dann möt wie us düchtig schämen.

Im Münsterlande ist die Sitte, große Dorfmaibäume mit allerlei Buntwerk aufzurichten, schon längst aufgegeben. Junge Leute pflegen vor Häusern mit heiratsfähigen Mädchen, Wirte vor ihren Wohnungen Birkensträucher einzupflanzen, das ist alles. In Langförden stand vor 50 Jahren noch ein großer [81] Dorfmaibaum, dann sah man noch vor verschiedenen Häusern einen Baum eingepflanzt, vor Häusern mit Mädchen fehlte die Birke niemals. Am 2. Pfingsttage wurde von jungen Leuten Geld gesammelt zum »Begießen der Maibaums.« Man holte dann einen Eimer Wasser und kehrte ihn beim Dorfmaibaum um. Hierauf gings zum Wirtshause, wo bei Musik und Tanz das gesammelte Geld verzehrt wurde. So geschah es auch in Emstek.

In der Gemeinde Dinklage und Umgegend (Carum, Lohne, Brokdorf, Ihorst usw.) begingen früher auf Pfingsten die Großbauern eine Pfingstfeier, welche einmal in diesem Dorfe, ein anderes Jahr in jenem Dorfe sich vollzog und drei Tage dauerte. Am Pfingstsonntage wurden von den jungen Mädchen in einem Wirtshause des Dorfes, dem in diesem Jahre das Fest galt, zwei große Kränze gebunden, einen für die Montags- und einen für die Dienstagsfeier. Dazu stellte sich die ledige Männerwelt ein, um die Kranzbinderinnen mit Rum und Bier zu bewirten. Das dauerte bis zum Abend, und der erste Akt war zu Ende. Am Pfingstmontage versammelte sich alt und jung nachmittags vor dem Hause, wo tags vorher die Kränze gewunden waren, ein paar Mädchen nahmen den Montagskranz in Empfang, und unter Musik und Gesang gings zu dem Bauer, dem für dieses Jahr die Montagsfeier oblag. Feierlich erfolgte die Übergabe des Kranzes, Ehrenkranz genannt, worauf der also geehrte verpflichtet war, die ganze Gesellschaft mit Branntwein und Bier zu bewirten. Unter Tanz und anderen Belustigungen verging der zweite Tag. Der Pfingstdienstag war der Hauptfesttag, welcher auf dem Hofe abgehalten wurde, welcher das Jahr zuvor am Pfingstmontag den Ehrenkranz erhalten hatte. Zu dieser Dienstagsfeier stellten sich nicht bloß die Bauernfamilien der betreffenden Bauerschaft ein mit ihren Hausgenossen und Heuerleuten, sondern auch die Kötter und Häusler, außerdem solche von auswärts, die besonders geladen waren. Wer für diesen Tag für seine Gäste sorgen mußte, durfte tief in den Beutel greifen, bis zu 200 Mark konnte er aufwenden. Schon die Hauptmahlzeit, zu der nur die Vornehmsten der Bauerschaft und auswärtige Verwandte und Freunde derselben herangezogen wurden, erforderte große Aufwendungen. Wenigstens drei fette Kälber mußten für diese Tafel ihr Leben lassen, ein ganzes Fuder[82] Backwerk war nötig, um die Esser zu befriedigen. Dazu kamen Unmengen von Getränken. Für seine Mühewaltung erhielt der Wirt den zweiten Ehrenkranz, der am Pfingstsonntage gewunden war. Waren die zur Hauptmahlzeit Geladenen abgefüttert, dann kam am Nachmittage die übrige Dorfgesellschaft mit Musik herangezogen, die nach alter Sitte mit gekochtem Schinken und Pumpernickel nebst Freibier bewirtet werden mußte. Die Musik hatte für den Rest des Tages vollauf Gelegenheit, die Tanzlustigen zu befriedigen.

Vergl. 116. (Mitgeteilt vom 78jährigen Kolon Ferneding in Ihorst bei Holdorf.)

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