b.

Zu Visbek waren einst Zigeuner bei einem Bauer über Nacht, und gerade in dieser Nacht wurde dem Bauer ein Kind geboren. So wie die Zigeuner nun hörten, daß die Zeit da sei, standen sie von ihrem Lager auf, sahen draußen nach den Sternen und riefen dann, sie sollten das Kind noch einige Minuten aufhalten, es sei grade eine schlechte Zeit. Das Kind aber ließ sich nicht halten, es trat ans Licht und war ein gesunder Knabe. Da fragte der Bauer, was denn dem Kinde Unglückliches widerfahren werde. Die Zigeuner antworteten, dieser Knabe werde einst aufgehängt. Die Eltern entsetzten sich vor dieser Prophezeihung und ließen den Knaben, als er aus der Schule war, Theologie studieren, denn, dachten sie, als Geistlicher werde er doch sicher nicht den verkehrten Weg gehen. Und damit er als Geistlicher auch leben könne, stifteten sie die Vikarie St. Annä und begabten sie mit vielen guten Ländereien. Der Sohn verwaltete die Vikarie längere Zeit ohne Tadel; eines morgens aber, als er aus der Kirche kam, wo er die Messe gelesen hatte, stieg er auf den Boden, und als er nicht wieder kam, suchte man nach und fand ihn auf dem Boden in einer Ecke, wo er sich mit einem Stück Garn erhängt hatte. Und so ist aller Vorsicht ungeachtet die Vorhersagung doch in Erfüllung gegangen. Die Vikarie ist 1482 gestiftet. Der [101] Selbstmörder soll noch jetzt zur Nachtzeit ohne Kopf im Pfarrgarten umgehen.

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