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Die alten Grafen von Oldenburg hatten mit ihren Edelleuten, namentlich den ammerschen, viel zu schaffen, da nicht wenige darunter wohl begütert waren und, wenn sie sich zusammen taten, den Grafen wohl das Widerspiel halten konnten. Einst bei einer Tafel des Grafen Johann, Vaters von Anton Günther, kam die Rede darauf, wie man die Macht der Edelleute am besten brechen könnte. Der eine riet dies, der andere riet das, allein nichts wollte recht fangen. Da sprach des Grafen Hofnarr zu seinem Herrn: »Du dumme Kärl, weestu der kin Rat to?« Der Graf fragte entgegen: »Weest du't?« worauf der Narr erwiderte: »Mak't der mit as mitn Puunhahn, frät se up.« Die Rede wurde belacht, und der Ratgeber wie ein Narr abgefertigt. Allein der Graf ließ sich die Sache durch den Kopf gehen, besprach sie weiter mit seinem Narren und begann alsdann nach dessen Rate zu verfahren. Er lud die Edelleute haufenweise zu Gaste, gab ihnen Jagden und Bankette und bewirtete sie auf das reichlichste. Die Edelleute luden zum Gegenbesuch ein, und als Johann mit zahlreicher Dienerschaft, mit Pferden und Hunden bei einem nach dem andern ein zog, wollten sie es ihm an Glanz und Fülle der Bewirtung gleich tun, und jeder Folgende suchte darin seinen Vorgänger zu übertreffen. So zog der Graf die Reihe herum, und wenn er damit fertig war, gab er wiederum ein großes Gastgebot. Es mag ein lustiges Leben gewesen sein, damals in der Oldenburger Grafschaft, aber den Edelleuten ging der Atem dabei aus. Die Einkünfte reichten nicht hin, den Aufwand zu bestreiten, die Junker gerieten in Schulden, und ein großer Teil mußte seine ererbten Güter verkaufen, ein anderer sank zu dem gewöhnlichen Bauernstande herab. Der Graf hatte sie in der Tat aufgefressen. – Die Erzählung wird auf mehrere speziell [413] genannte Junker angewandt; mitgeteilt ist eine solche mit Anwendung auf den Junker von Beverbäke: 502a.