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Vor Zeiten gehörte die hannoversche Gemeinde Menslage zu Löningen. In einer Kapelle wurde für die Eingesessenen Gottesdienst gehalten, aber die Leichen mußten in Löningen beerdigt werden. Weil aber im Winter die Hase oft über die Ufer trat und die Verbindung mit Löningen aufhob, baute man neben der Kapelle ein Leichenhaus, in welchem die Leichen so lange aufgebahrt wurden, bis der Weg nach Löningen wieder frei war. Wenn nun die Überschwemmung lange anhielt, und das war nicht selten der Fall, konnte es geschehen, daß das Leichenhaus schließlich mit Toten vollgepfropft war und länger gefüllt blieb. Daher entstand der Name Menschenlager, aus dem nachher das Wort Menslage wurde.

Später haben die oldenburgischen Grafen in Menslage ein Kloster gegründet. Die Kirche dieses Klosters besaß ein wundertätiges Marienbild. Einst war dieses plötzlich verschwunden. Man suchte lange nach demselben und fand es endlich dort, wo jetzt das Stift Börstel (zwei Stunden von Löningen entfernt, nahe der Löninger Grenze) liegt. Voll Freude brachte man das Heiligtum nach Menslage zurück, aber nach kurzer Zeit war das Bild abermals verschwunden. Genau an derselben Stelle, wo man es früher gefunden, fand man es auch jetzt. Dabei bliebs. So oft es zurückgebracht wurde, so oft kehrte es nach der Fundstelle zurück. Zuletzt [348] entschloß man sich, das Kloster nach Börstel zu verlegen 1). Als später der lutherische Glaube in der Umgegend von Börstel sich ausbreitete und auch einige Nonnen im Kloster zu sich herüberzog, nahm das Bild oft traurige Züge an, vergoß sogar manchmal die bittersten Tränen. Das tat den beim alten Glauben gebliebenen Schwestern weh, sie nahmen das Bild von seinem Platze, gingen damit ins Freie und wanderten aufs Geratewohl in die Welt hinaus. Und das Heiligtum wurde ihr Führer. Waren die Nonnen auf dem rechten Wege, so war das Bild so leicht, als würde es von Engeln getragen, wichen sie von der Straße ab, die sie nicht gehen sollten, so wurde es so schwer wie Blei. So zogen sie weiter und weiter, bis sie nach dem zwei Stunden von Münster entfernten Telgte gelangten. Da begann die Mutter Gottes zu lächeln, und die Träger deuteten dies dahin, als wolle sie hier bleiben. Sie brachten das Bild in die dortige Kirche, und so ist Telgte Wallfahrtsort geworden, an dem noch heute das Börsteler Heiligtum zu sehen ist. (Im Innern der lutherischen Stiftskirche zu Börstel befindet sich in der zur Linken vom Altar aus gelegenen Wand eine durch ein Gitter verschließbare Nische, in welcher ehemals das wundertätige Marienbild seinen Platz gehabt haben soll.)

In Löningen ein Spukhaus: 176a, auf dem Esche ein glühender Pflug: 179l, in Bokah ein schwarzer Hund: 179t, ein Mann ohne Kopf: 180l, m, Lampske Gatt: 185cc, schwarze Kunst: 204bb.

Fußnoten

1 Das politisch nach Hannover gehörende, kirchlich nach Löningen eingepfarrte Dorf Wachtum hat der Sage nach seinen Namen davon erhalten, daß die Wallfahrer nach Börstel auf andere, die mitgewollt, dort gewartet haben. Aus dem Emslande, besonders aus dem Kreise Meppen, wozu jetzt Wachtum gehört, zogen früher Scharen von Menschen nach Börstel. (Band 17 der Mitt. des Hist. Vereins Osnabrück.)

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