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In Schweiburg war eine geizige Bauernfrau. Als sie gestorben war, mußte sie wiedergehen. Und gerade um die Mittagsstunde, wenn alle zu Tische waren, kam sie und besah sich Speck und Fleisch, die auf dem Tische standen, und wenn sie das getan, drehte sie sich rasch um, so daß das seidene Band auf ihrer Mütze raschelte. Als sie beerdigt wurde, konnten vier Pferde sie nicht ziehen, sondern mußten sie stecken lassen, gerade bei der Schweiburger Mühle. Und wenn sie nun nachher wieder kam, mußte sie immer an dieser Stelle stehen bleiben, um sie zu besehen. Die Knechte in der Mühle haben sie jeden Tag dort gesehen. Ihr Erscheinen wurde zuletzt so lästig, daß ihre Schwiegertochter und alles Hausgesinde aus dem Hause sich entfernten. Endlich wurde sie von einem Heiligen gefragt: »Was ist dein Begehr?« Da antwortete sie: »Ich bin zu schlecht gewesen gegen meine armen Mitmenschen; Geld und Gut sind immer mein Gott gewesen, und daß ich jetzt gerade immer um die Mittagsstunde gehen muß, das kommt daher: als ich schon auf dem Sterbebette lag, mußte meine Schwiegertochter noch immer mit dem Fleisch und Speck vor mein Bett und mir zeigen, ob es auch zu viel sei. Darum habe ich jetzt keine [247] Ruhe. Machet gut, was ich gefehlt habe, und gebet den Armen.« Nach einigen Sonntagen wurde in der Kirche verkündigt, daß ein Goldstück an die Armen geschenkt sei. Später ist die Frau nicht wieder gesehen.

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