[225] Des Böhmenkönigs Tod
Von Böhmen war's der blinde Held,
Der hielt am Bergessaum,
Es brandet die Schlacht wohl an sein Ohr
Wie blutiger Todestraum.
Er horcht und lauscht dem Kampfesgetos
Wie verklungenem Zauberschall,
Er neigt sich leis von des Sattels Saum
Dem tönenden Widerhall.
»Auf, sag' mir an! Du Knappe brav,
Fliegt Frankreichs Banner im Sturm?
Liegt England nieder im Blute rot,
Der trotzige Meereswurm?«
»Hoch bäumt er auf, Herr König mein,
Die Lilie bleicht im Tod,
Für England ficht ein Ritter schwarz,
Der bringt uns grimmige Not.«
Da hebt sich hoch der Heldengreis
In der Jugend erloschener Kraft,
Aus der Augen Höhlung stumm und tot
Dringt's leuchtend zauberhaft.
Da fährt die Faust an das alte Schwert,
Da Helm und Panzer erklingt,
Da haut er wild in die Nebelluft,
Daß leuchtender Funke springt.
»Soll Frankreich strecken, für das ich focht,
Die blutige Klinge scharf?
Soll singend brüllen der Inselleu,
Der's zornig in Stücke warf?«
»Ha! wäre noch markig der greise Arm,
Noch wuchtig der Schwerterschlag,
[226]Ich wollte bestehen den Ritter schwarz,
Es wäre sein letzter Tag.«
»Ha! Könnt' ich noch schauen der Sonne Gold,
Noch schauen des Schwertes Strahl,
Ich wollte zerreißen des Löwen Herz
In zuckender Todesqual.«
»Will fechten den letzten Ritterstreit,
Will führen den letzten Hieb,
O! nimm mich auf in die Arme dein,
Du heilige Jungfrau lieb!«
In die Mitte nehmen die Ritter ihn,
Sie koppeln die Rosse all',
Sie sprengen hinunter zum Schlachtgewog'
Vom blutigen Hügelwall.
Da führte der König den letzten Stoß,
Bis alle das Schwert verschlang,
Da führte der König den letzten Streich,
Bis das mutige Herz ihm sprang.