18. Lied eines alten schwäbischen Ritters an seinen Sohn, aus dem zwölften Jahrhundert
Anfang 1774.
Sohn, da hast du meinen Speer,
Meinem Arm wird er zu schwer,
Nimm den Schild und dies Geschoß,
Tummle du forthin mein Roß!
Siehe, dies nun weiße Haar
Deckt der Helm schon funfzig Jahr;
Jedes Jahr hat eine Schlacht
Schwert und Streitaxt stumpf gemacht.
Herzog Rudolf hat dies Schwert,
Axt und Kolbe mir verehrt,
Denn ich blieb dem Herzog hold
Und verschmähte Heinrichs Sold.
Für die Freiheit floß das Blut
Seiner Rechten! Rudolfs Mut
That mit seiner linken Hand
Noch dem Franken Widerstand.
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Nimm die Wehr, und wappne dich!
Kaiser Konrad rüstet sich!
Sohn, entlaste mich des Harms
Ob der Schwäche meines Arms.
Zücke nie umsonst dies Schwert
Für der Väter freien Herd!
Sei behutsam auf der Wacht,
Sei ein Wetter in der Schlacht!
Immer sei zum Kampf bereit!
Suche stets den wärmsten Streit!
Schone deß, der wehrlos fleht!
Haue den, der widersteht!
Wenn dein Hause wankend steht,
Ihm umsonst das Fähnlein weht,
Trotze dann, ein fester Turm,
Der vereinten Feinde Sturm!
Deine Brüder fraß das Schwert,
Sieben Knaben, Deutschlands wert;
Deine Mutter härmte sich,
Stumm und starrend, und erblich.
Einsam bin ich nun und schwach;
Aber, Knabe, deine Schmach
Wär' mir herber tausendmal,
Denn der sieben andern Fall.
Drum so scheue nicht den Tod,
Und vertraue deinem Gott!
So du kämpfest ritterlich,
Freut dein alter Vater sich!