20. Kain am Ufer des Meers
1774.
Wehe, wehe mir! Wohin
Treibt mich mein geschlagner Sinn?
Gottes Ströme brausen her!
Abels Blut! es ist das Meer!
Bis zur Erde letztem Rand
Hat die Rache mich gebannt!
Wo kein Jammer noch geklagt,
Hat mich Abels Blut gejagt!
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Wehe mir! des Bruders Blut
Donnert in der wilden Flut!
In des Felsenufers Schall!
In der Grotten Wiederhall!
Wie den Stein das Meer umfleußt,
So umströmen meinen Geist
Seelenangst und Qual und Wut,
Gottes Schrecken! Abels Blut!
Öffnet, Wogen, euren Schlund,
Ach! der Muttererde Mund
Trank sein Blut, da ich ihn schlug,
Und vernahm des Rächers Fluch!
Öffnet, Wogen, euren Schlund,
Und enthüllet euren Grund!
Ach umsonst! Die Rache wacht
Auch im Schoß der alten Nacht!
In der tiefsten Tiefe Graun
Würd' ich Abels Schatten schaun!
Würd' ihn schauen, ob ich flöh'
Auf des höchsten Berges Höh!
Würde dieses Leibes Staub
Aller Wirbelstürme Raub,
O so schaute Kain doch
Gottes Feuereifer noch!
Ohne Maß und ohne Zahl
Wütet meiner Seele Qual,
Ohne Grenzen ferner Zeit,
Währt in alle Ewigkeit!
Denn mich traf des Rächers Fluch,
Da ich meinen Bruder schlug!
Wehe! wehe! wehe mir!
Abels Schatten folget mir!