Friedrich Spee
Geistliche Lieder aus dem Güldenen Tugendbuch

[11] Güldenes Tugend-Buch,

das ist, Werck vnd Übung der dreyen Göttlichen Tugenden, des Glaubens, der Hoffnung, vnd der Liebe. Allen Gott-liebenden, andächtigen, frommen Seelen, vnd sonderlich den Kloster- vnd Welt-geistlichen Personen sehr nutzlich zu gebrauchen.

Vorrede

Zum andächtigen Leser, von außtheilung dises Buchs.


Weil dises Buch nur für andächtige, fromme, doch verstendige Seelen, nicht aber für sehr gelehrte vnd hohe gemüter beschrieben ist; als wolle hiemitt ein ieder gelehrter vnd scharpfsinniger leser, da etwan auch ein solcher vngefehr vber disen Tractat kommen wurde, gantz freundlich gebetten sein, er nicht erfordern wölle, daß auch ihme vnd seines gleichen, so wol in der Materi, als in der art, vnd manier zureden, in allen stücken ein genügen geschehe: sondern da etwan dieses, oder jenes ihme mißfallen mögte, dasselbig günstig vbersehen, vnd gedencken, daß es gewißlich anderen also gefalle; in maßen ich weiß, vnd erfahren habe.

Was dan nun die abtheilung oder ordnung dises [11] Buchs betrifft, solle es drey Theil haben, weil es ie auch von den dreyen Göttlichen Tugenden handlen wird, nemlich von dem Glauben, Hoffnung, vnd der Liebe Gottes.

Im 1 Theil Sollen gesetzt werden etliche Weiß die Werck des Glaubens zu üben.

Im 2 Theil Sollen gesetzt werden etliche Weiß die Werck der Hoffnung zu üben.

Im 3 Theil Sollen gesetzt werden etliche weiß die werck der Liebe zu üben.

Damitt aber doch ein iedweder der dises Buch brauchen will (dann es eigentlich zum Brauchen, vnd nicht nur zum Lesen gemacht ist) recht wisse, vnd auß dem grund verstehe, wie er es nützlich brauchen könne, vnd was der Glaube, Hoffnung vnd Liebe sey. Will ich vorgehen lassen eine Gemeine Vnterrichtung, so drey Erinnerung haben soll.

Die 1. Warumb dises Büchlein beschrieben.

Die 2. Wie man dises Büchlein eigentlich gebrauchen solle.

Die 3, welche etwas lang, aber doch hoch-nützlich sein wird, von den eigenschafften aller dreyen Göttlichen Tugenden, vnd wie die vnterschieden seind. Also daß billich kein eintziges geistliches Kind sein solle, so dise dritte Erinnerung nicht gelesen hette, sonderlich das etwan eines schärpfferen verstandts were in geistlichen sachen: darnach sich der Leser zu richten wisse.

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