[7] 3.

Als ich im mondlichen Glanz, umwölbt von Blüthengebüschen,
Jüngst im Kahne mit dir hüpfende Wellen durchschwamm,
Als du so innig und warm an des Liebenden Seite dich schmiegtest,
Und dem rosigen Mund Liebesgelispel entfloß,
Ach da pochte mein glühendes Herz voll kühnen Verlangens,
Ueppiger hauchte der West heißeres Sehnen mir zu,
Heilig gelobt' ich es, Reizende, dir, dich einzig zu lieben,
Und ein freundlicher Kuß lohnte den zärtlichen Schwur.
Tag' entschwanden, es schwanden dahin unendliche Monden,
Und ich erblickte dich nicht, weilte verlassen und fern;
Todt erschien mir die Welt und hart die gewohnten Geschäfte,
Denn den romantischen Sinn beugte die ernstere Pflicht.
Fruchtlos harrt' ich auf Kunde von dir; kein freundliches Briefchen
Und kein tröstender Gruß letzte das schmachtende Herz.
Deiner gedacht ich im Wachen und Schlaf, und lächelnd, wohin ich
Irrte, durch Wiesen und Hain folgte dem Träumer dein Bild.
Jegliche zarte Gestalt, die des Zufalls Gunst mich erspähn ließ,
Wandelt' in deine Gestalt schnell dem Verlangenden sich;
Du vereinest ja doch was nur einzeln Alle besitzen,
Und dein Bild es erscheint stets mit dem Schönen zugleich.
Mußt' ich sie alle nicht lieben, um dich nur einzig zu lieben?
Fühlt' ich wohl deinen Kuß, wenn ich nicht Alle geküßt?
[8]
Was ich zu ihnen auch Zärtliches sprach, ich sprach es zu dir nur:
Und doch zürnest du mir, daß ich die Treue verletzt?
Ist nicht Amor ein Kind, das stets mit regem Verlangen
Neue Gespielen erwählt, wenn ihm die alten entflohn?
Jenen umflattert er nur, der hold und freundlich ihm liebkost:
Wer zu naschen ihm giebt, ist ihm der zärtlichste Freund.
Soll ich mit ewiger Treu' in deine Fesseln mich schmiegen,
O dann flüstere stets Worte der Liebe mir zu,
Laß mich nimmer entfliehn aus dem magischen Kreis der Umarmung,
Und ein unendlicher Kuß binde den flüchtigen Geist.

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