Demuth
Demuth, Braut des Himmels, höre
Heute deinen Lobgesang,
Christenhymnen, Engelchöre
Singen, Göttin, deine Ehre
Unter Himmelsharfenklang!
Engel sind das Bild der Demuth,
Wenn sie vor Jehovah stehn,
Und vor seines Thrones Lichte
Mit bedecktem Angesichte
Ehrfurchtsvoll vorübergehn.
Jene vier und zwanzig Alte
Beugen schweigend ihre Knie.
Unterm Donner neuer Lieder
Legen sie die Krone nieder;
Denn die Demuth lehrt es sie.
In den Höhen, in den Tiefen
Beugt die ganze Schöpfung sich.
Geister in des Himmels Lüften,
Wesen in des Mondes Düften,
Preisen dich, Jehovah, dich!
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Jesus, aller Welten Erbe,
Er verließ des Vaters Schoß.
Nicht durch Stolz, der Gott entehret,
Und sich gegen ihn empöret;
Nur durch Demuth war er groß.
Satan, einst ein Sohn des Himmels,
Trotzte Gott mit kühner Wuth.
Doch der schwindelnde Rebelle
Sank von seiner Seraphsstelle
In der Hölle Schwefelgluth.
Jeder aufgethürmte Trotzer,
Der im Stolze Satan gleicht,
Ist ein Feind von Gottes Größe,
Er erkennt nicht seine Blöße,
Weil er von der Demuth weicht.
Demuth ist des Mannes Harnisch,
Ist des Weisen Diadem.
Nur die sanften Christenseelen,
Die mit Demuth sich vermählen,
Sind dem Schöpfer angenehm.
Demuth ist der goldne Gürtel,
Der die Töchter Eva's schmückt.
Ohne sie wird jede Schöne
Frommen Seelen zum Gehöhne;
Nur der Demuth Reiz entzückt.
Sei so reich, wie Peru's Töchter,
Häufe Gold, wie Meeressand;
Gleich' den Grazien an Schöne,
Feßle alle Erdensöhne:
Ohne Demuth ist es Tand.
Ach, drum flüstert meine Seele
Diesen Seufzer, Gott, du dir:
Nicht um Güter, die vergehen,
Soll dich meine Seele flehen,
Nur um Demuth fleht sie dir.