[255] §. 8. Höhlen.
An Höhlen, so merkwürdig in ihren Benennungen, wie unbeachtet, ist die Oberpfalz überreich; man sollte meynen, alle Berge wären hohl. Dieses gilt insbesondere von der westlichen Seite, wo die Berge von Velburg an bis über Sulzbach und Hirschau hinaus buchstäblich unterminirt sind. Hier gäbe es eine unbekannte unterirdische Welt zu entdecken. Sinn für solche Entdeckungsreifen in der eigenen Heimat ist äusserst spärlich zu finden, und wo er vorläge, fehlen Mittel und Zeit.
Vor Allem ist es die Gegend um Velburg und Lutzmannstein, welche bemerkenswerthe Höhlen aufweist, dann jene westlich von Sulzbach. Um Velburg führen sie den bedeutungsvollen Namen Holl-Löcher, von Hulda oder Freyja, welche darin ihren Dienst hatte. Dabey fällt auf, daß diese Höhlen, welche augenscheinlich zum Dienste der Götter, wohl auch in der ältesten Zeit zu Wohnungen benützt wurden, den Eingang hoch im Felsen haben, so daß man nur mit Leitern oder Seilen hineingelangen kann. Sie ziehen sich weit fort im Innern und haben wohl auch ihre unbekannten Ausgänge auf der entgegengesetzten Seite, wenn man nicht lieber annehmen will, daß sie nach oben zu Tage mündeten, um dem Lichte Eingang zu verschaffen und Neugier abzuhalten.
Was die Höhlen bey Sulzbach betrifft, so befindet sich die erste in dem Stornstein oder Sternstein – [256] altn. stôr = groß – unweit Sulzbach, innen ganz ausgehöhlt – daneben das Osterloch, – nordwestlich davon, vor den Meinshöfen und östlich vom Osterberg ein zweytes Osterloch, eine vierte in gerader Linie südlich hinter Ilschwang im Hainsburger Walde; hiezu kommt das Windloch bey Matzenhof, und ober diesem, bey Klausen, das Winterloch. Auf mehreren der Felsen, welche diese Höhlen enthalten, befinden sich Plattensteine, auf andern Steinen gleich einer Opferplatte aufliegend. Heidnischer Götterdienst muß in dieser Gegend geblüht haben: Zeuge dessen ist der Götterhain bey Amberg, Götzendorf zwischen Kastel und Ilschwang, Siebeneichen und der Mallersbühelwald, und daß das Land schon in den ältesten Zeiten bewohnt gewesen, dafür sprechen die Gräber, die man dort entdeckt, die übergrossen Gebeine, welche sie enthalten. In seiner Schrift über Sulzbachs Urgeschichte hat schon im Jahre 1789 Schleis von Löwenfeld darauf hingewiesen, daß diese Gegend in der Heidenzeit für die Verehrung der Götter, insbesondere für den Sonnendienst, von hoher Wichtigkeit gewesen seyn müsse.
Die Grafen von Sulzbach, Kastel und Ammerthal gehören zu den ältesten Namen im Lande.
Auf die Höhlen bey Velburg, welche ich in Augenschein genommen, will ich später noch des Näheren eingehen und damit in Verbindung bringen, was deren Wichtigkeit in der Sage erhöht.
In einer Waldung, Loppenboh genannt, zwischen Batzhausen und Mittenstall, befindet sich eine Unzahl [257] grosser Löcher, etwa zehn Fuß im Durchmesser, mannstief, unten gerundet, in einer Ausdehnung von nahe einer Stunde in dem ebenen Grunde; der Teufel soll darin gerastet haben.