§. 68. Trausnitz im Thal,

noch ziemlich gut erhalten, ist hochberühmt in der Geschichte Bayerns und Oesterreichs als die Burg, auf welcher König Friederich der Schöne von Oesterreich nach der für ihn unglücklichen Schlacht bey Ampfing – 28. September 1323 – in das dritte Jahr lang gefangen gehalten wurde. Ludwig von Bayern hatte ihn dem Vitztum Weiglein zur Abführung auf dessen Burg [445] Trawsennicht übergeben. Doch ward der edle Fürst nicht gefesselt; wenn man also in dem Burgzimmer, das er inne hatte, noch Stücke von der Kette zeigt, die er getragen haben soll, so ist dieses unbegründete Sage; der Gefangene hat selbe wohl zum Gedächtnisse seiner Befreyung anfertigen lassen, was um so glaublicher erscheint, da sie erst in der Kirche hing.

Oefter ward dem edeln Gefangenen nahe gelegt, sich seiner Haft heimlich zu entledigen; er wies jedes solche Anerbieten zurück. So wagte es vergebens ein Schmid von Bertholdshofen bey Murach, die Burg mit Hilfe von Zangen, die er an die Ecken ansetzte, zu ersteigen und bis zum Fenster des Zimmers zu gelangen; doch lohnte ihm Herzog Leopold die kühne That durch das Geschenk eines Gutes, welches von nun an Zangenstein hieß, bey Naabburg. – Auch machten sich die Bürger des befestigten Marktes Luhe daran, ihn zu entführen; der Fürst wies sie ab, schenkte ihnen aber später zum Danke den Luherforst mit Jagdrecht; davon trägt noch das Wappen von Luhe einen Adler und einen Baum nebeneinander. Zuletzt soll sich noch ein fahrender Schüler, eigentlich der Teufel, erboten haben, die Befreyung zu vollziehen; einem solchen Gesellen mochte sich aber Friedrich noch weniger anvertrauen. Es war auch nicht nöthig. Denn sein Gegner, nicht minder edelmütig, trat eines Morgens selber zu ihm hin, der sich die ganze Zeit über den Bart nicht hatte scheeren lassen, versöhnte sich und erneuerte die Jugendfreundschaft. Doch neuer Schmerz wartete des Schwergeprüften; [446] er fand seine Gemahlin, die fromme Elisabeth, von vielem Weinen erblindet.

In dem Schlosse Stein bey Trausnitz zeigt man noch den Fremden das sogenannte rothe Zimmer, in welchem der Friedensvertrag von den versöhnten Freunden unterzeichnet wurde.

Friedrich vertrieb sich die Zeit seiner Haft damit, daß er Pfeilschäfte aus Holz schnitzelte; noch zeigt man in der Umgegend Stücke davon, welche ganz fein gearbeitet sind.

Die Kirche zu Trausnitz besitzt einen alten Flügelaltar, in halberhobener kunstvoller Arbeit Darstellungen aus der Kindheit Jesu enthaltend; vor diesem sollen die beyden Fürsten die Versöhnung beschworen und darauf das heilige Abendmal empfangen haben.

Es ist noch nicht lange, so wollte ein praktischer Bräumeister, der in dem unteren Geschosse der Burg seine Braugeräthschaften aufbewahrt, in der Nähe auch einen Felsenkeller haben; er ließ daher graben und entdeckte einen regelmässigen gemauerten Gang, der sich um den ganzen Schloßberg zieht und nun ohne Kosten seinen Wunsch erfüllt.

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