[225] 18.
Ein Bauer um Neukirchen hatte eine Drud zur jungen Frau; er merkte oft, daß wenn sie Beyde zusammen Nachts heimgingen, die Bäuerin sich abseits wendete und nicht mehr nachkam; da er auch ermüdet sogleich zu Bette ging und einschlief, so hörte er sie niemals zurückkommen. Eines Abends kehrten sie Beyde von der Rockenstube heim; auf dem Wege stellte die junge Frau ihr Spinnrad hin und sagte zum Bauer, er solle nur fortgehen, sie komme gleich nach. Der Bauer aber war neugierig und blieb stehen; da sah er die Bäuerin zu dem Fenster eines nahen Hauses hineingehen. Wie sie nun zurückkehrte, frug sie ihr Mann, was sie denn im Haus zu thun gehabt, und warum sie nicht bey der Thüre, sondern beym Fenster hineingegangen sey? Da gestand sie ihm, daß sie eine Drud seyn müsse, weil bey ihrer Taufe ein Wort wäre ausgelassen worden, und daß sie davon so viel zu leiden habe, weil sie nicht immer die nämliche Person drucken könne und oft zwey bis drey Stunden herumlaufen müsse, bis sie Jemanden zu drucken finde.