2.
Ein armer Mann hatte viele Kinder und wußte oft nicht, wo er genug Brod für sie hernehmen sollte. Bey allem Fleiße und aller Sparsamkeit brachte er es doch nicht weiter, sondern verblieb immer arm.
Da dachte er, wie es schon öfter vorgekommen sey, daß einer durch Beschwören des Teufels zu vielem Geld gekommen sey, und wie auch ihm auf diese Weise aus seiner Noth geholfen werden könne. Während er denn so immer an den Teufel dachte, und nicht wußte, wie er es anzugehen habe, war er eben im Walde, um Schwämme zu suchen, und siehe, auf einmal stand ein grünes Männchen vor ihm, und zeigte ihm ein Buch mit den Worten: »Wenn du mir in dieses Buch schreibst, daß, was du in deinem Hause nicht weißt, mir gehören solle, so will ich dir so viel Geld geben als du brauchst.«
Der arme Mann meynte, er hätte nicht gar viel zu Hause, und dieses sey auch nicht viel werth: wäre [62] also auch etwas zu Hause, von dem er nichts wisse, so möchte es auch nicht von Bedeutung seyn.
Er gab daher die Verschreibung und bekam dafür so viel Geld, daß er seine Gläubiger bezahlen und für die Zukunft sorgenfrey leben konnte. Als er aber seiner Frau zu Hause erzählte, was ihm vorgekommen sey und was er gethan habe, so fing diese bitter zu weinen an: denn sie trug ein Kind unter dem Herzen, und hatte ihrem Manne noch nicht davon gesagt.
Der Mann tröstete indessen die Frau so gut er konnte und sagte ihr unter anderm, daß der Schwarze sein Eigentum erst in 25 Jahren abholen werde.
Da nun die Frau einen Knaben zur Welt brachte, so bestimmte sie ihn für den geistlichen Stand, weil er in diesem doch wohl sicher seyn werde vor den Angriffen des Bösen.
Wirklich ließ auch der Knabe sich sehr gut an, und wurde später zum Priester geweiht. Da erst eröffnete ihm die Mutter, was mit ihm schon im Mutterleibe vorgegangen sey, und wie er nach dem 25. Lebensjahre dem Bösen verfallen werde.
Der Sohn achtete der Rede zwar nicht sehr, doch erinnerte er sich, als der letzte Tag seines 25. Jahres herankam, dessen, was die Mutter ihm vertraut hatte.
Als er nun an dem bewußten Tage ausging, um die hl. Messe zu lesen, begegnete ihm unter Wegs ein Jägersmann mit einem Gaisfuße, der ihn aufhielt und ihm sagte, nun sey die Stunde gekommen, für welche er ihm verschrieben sey, er hole ihn nun ab.
[63] Der Geistliche erwiederte: »Ja wohl gehe ich mit dir, doch nur unter einer Bedingung, daß ich zuerst die Messe lese und du derweile nach Rom gehst, und von der Säule, die in Mitte der Stadt steht, ein Stück zurückbringst, ehe ich mit der Messe zu Ende bin. Bist du es zufrieden?«
Der Teufel ging darauf ein und machte sich gleich aus dem Staube, der Geistliche in die Kirche: denn dieser hielt für unmöglich, daß der Teufel in so kurzer Zeit nach Rom gehen und wieder zurückkommen könne, zumal mit schwerer Last beladen.
Da nun der Priester das Staffelgebet fertig hatte, erschien ihm ein Engel, der ihm rieth, nur schnell die drey Haupttheile der Messe zusammen zu nehmen: denn sonst sey er verloren.
Eben war der Priester am Altare fertig und stieg die Stufen herab, so kam auch schon der Teufel mit einem Stücke der Säule, und wie er sah, daß er betrogen sey, fuhr er den Priester zornig an, wer ihm denn den Rath gegeben habe, die 3 Haupttheile der Messe zusammen zu nehmen? Der Geistliche aber erwiederte: »Weiche von mir Satan!« – und seitdem ließ sich dieser nicht mehr sehen. Tiefenbach.
Aus Rötz lautet die Sage ganz gleich: nur sagt hier der Teufel aus, daß ihn die »Raudrockad« (U.L. Frau) auf dem Wege in die Froschlacke (das Meer) hineingeschlagen habe, weßhalb er zu spät kommen mußte.