9.

Das mythische Wesen des Pferdes leuchtet auch daraus hervor, daß Pferde als gespenstische Gestalten für sich Nachts den Menschen schrecken; es ist vorzugsweise das geisterhafte Thier. Unter allen Geistersagen, die mir bekannt wurden, ist keine, welche von einer Armen Seele in Pferdesgestalt spräche. Wo sie sich als Gespenster zeigen, sind sie meistens weiß oder schwarz von Farbe und ohne Kopf; bey Waldthurn in einem Walde wechseln zwey solcher Schimmel auf einer Wiese: man sieht sie, aus dem Halse Feuer sprühend, über die Strasse ziehen. Jene Wiese ist auch sonst verrufen durch böse Geister, die hineingetragen wurden. – [325] Selbst da ziehen solche Geisterpferde, wo jetzt die Pferdezucht nicht in Uebung ist. Sind es die Geister der geopferten Thiere, und läßt ihr Erscheinen auf alte Opferstätten schliessen? – den Deutschen war das Pferd vorzugsweise das Opferthier – zeigen sie sich deshalb ohne Kopf, weil dieser dem Gotte geweiht und als Zauberbann aufbewahrt wurde? Noch findet sich auf den Dächern der Bauernhäuser ein Pferdskopf in Holz geschnitten, den Rachen nach Aussen gekehrt. Neukirchen. Bärnau. Um Waldthurn legt man die Häupter gefallener Pferde auf das Dach des Schweinstalles, um das Gedeihen der Thiere zu fördern.

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