3.
Das Backofenschüssel-Laufen, welches südlich bis zur Donau hin in Uebung ist, muß ein uralter heidnischer Gebrauch seyn und mit der nordischen Benennung »Brautlauf« für Hochzeit in Verbindung stehen. Es erfolgt, wenn das Hochzeitamt beendet ist. Unmittelbar vor der Kirchthüre ziehen alle Gäste, welche zum Laufen fähig sind, Strümpfe und Schuhe aus, so wie den Rock. Der Brautführer geht einige hundert Schritte von ihnen weg, wirft seinen Hut in die Höhe, fängt ihn und hängt ihn an seinen Stock. So wie der Hut in die Höhe fliegt, fangen Alle, die sich bereit hielten, zu laufen an und auf den Brautführer zu. Wer sich zuerst des Hutes bemächtiget, erhält den Preis von dem Hochzeiter, der in einem Geldstücke, oft mehreren, und in der Mahlfreyheit besteht.
Derjenige, welcher das Beßte gewinnt, soll aber ein unbescholtener Mann seyn: denn welche Untugenden er an sich trägt, die soll auch das erste Kind der jungen Frau bekommen.
Man hält sehr viel auf dieses Wahrzeichen, und erzählt sich verschiedene Fälle, wo es sich bewahrheitete, wie es z.B. in Neukirchen beym heiligen Blut geschah, wo der Preisträger ein Dieb und erst einige Jahre aus [93] dem Zuchthause entlassen war. Das älteste Kind der Braut wurde in seinem 18ten Lebensjahre schon ein so großer Dieb, daß es für immer ins Zuchthaus kam, während alle andern Kinder ganz wohlgerathen waren.