[269] 2. Todenvogel.

Auch Toden-Eulerl, Grauvogel, Sterbvogel genannt, ein kleiner grauer Vogel, ruft gewöhnlich Abends unter Gebetläuten von einem Baume oder dem Dache herab und setzt sich dann ans Fenster; sein schneller Ruf ist: »mit, mit, mit«, und wo er ertönt, stirbt Jemand.

Er ist verschieden gezeichnet; bey Falkenstein ist es ein weisser Vogel, an Gestalt gleich der Lerche, doch etwas kleiner, und setzt sich vor das Fenster des Kranken; dagegen um Rötz von schwarzer Farbe, mit einem Schweife gleich einer Bachstelze, der sich auf das Dach setzt, oder wenn Bäume vor dem Hause stehen, auf diese; in Treffelstein ist er graulich und kleiner als eine Taube; ehe er seinen Ruf ausschreyt, pfeift er wie ein Mann; dabey sitzt er auf dem Fensterbrette; bey Waldmünchen führt er ein weisses Band um den grauen Hals; bey Neustadt ein schwarzes Kreuz auf dem Rücken; anderwärts wie in Bärnau, hat er einen Todenkopf auf den Flügeln; in Velburg trägt er ein weisses Kreuz auf dem schwarzen Gefieder und schreyt wie ein Ferkel; bey Spalt schaut er aus wie eine Hatz, Hätze, mit einem Eulenkopfe und auf dem Rücken die Zeichnung einer Todentruhe.

An anderen Orten endlich wie Hambach, ward er noch gar nicht gesehen, man kennt dort nur sein: »Mit, mit, mit.«

Um Roding gilt der Todenfalter, Schmetterling mit der Zeichnung eines Todenkopfes auf dem Rücken, für den Todenvogel, wenn er Nachts bey offenem Fenster [270] in das Zimmer des Kranken kommt; zu Tänesberg heißt der bekannte weisse Schmetterling, Müllamola, Kohlweißling, der Leichenvogel; an wen er im Fluge anprallt, dem hat er den Tod verkündet.

Der Bauer und sein Knecht von Berg bey Windisch-Eschenbach, einer Einöde, gingen ins Holz; sie schlugen einen Baum; da lockte der Todenvogel: »Mit, mit, mit!« Der Bauer hörte es und sagte zum Knechte: »Horch, der Todenvogel ruft; stirbt eins aus der Freundschaft!« der Knecht aber hatte nichts gehört. Sie sägten nun den zweyten Baum um; im Fallen erschlug er den Knecht.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek