1.
Kommt ein Fremder in den Stall, darf er das Vieh nicht loben, sonst beschreyt er es. Tännesberg. Er muß dafür zum Vieh sprechen: »pföyds God!«
Um ganz sicher zu gehen, spricht der Bauer beym ersten Blicke, den der Fremde in den Stall wirft, die Worte: »Gi Acht, stáus di niad!« Schönsee.
[309] Eine ungewaschene Person, die in den Stall geht, kann gleichfalls schaden, auch wider Willen; ein ungewaschenes Maul beschreyt jung Vieh und Leute. Velburg.
Die Stalldirn, welche das erstemal Morgens ohne das Gesicht abgewaschen zu haben, in den Stall geht und blinzelnd das Jungvieh ansieht, vermeynt es, daß es nach ihrer Meynung immer mehr abnimmt. Falkenstein.
Gegen das Vermeynen des Viehes hilft es, die Thiere mit dem Hemdestocke abzuwischen von einem Weibe, welches darin ihr Unwohlseyn hatte. Falkenstein.
Oder man schabt die vier Tischecken ab, und gibt das Geschabsel in Brod auf einem Spültuche dem Viehe zum Ablecken. Ebendaselbst.
Oder man wischt es dreymal vom Kopf bis zum Schweife über den Rücken mit den Worten: »Bist vomoint oda voschria, so wisch I Alles von dir!« Schönsee. Die Wirkung des Vermeynens ist gewöhnlich Lockerwerden der Zähne, so daß das Vieh am Fressen gehindert wird und abnimmt. Ist dieses der Fall, so drückt man die kranken Zähne dreymal kreuzweis mit einem Wetzsteine oder einem Erbhemde in die Höhlen hinein – Waldmünchen – oder bestreicht sie mit der Monatblüthe. Amberg.
So lange auch ein Lumpen am Allerseelentage auf einen Baum geworfen hängen bleibt, ist das Vieh von dem Vermeynen geschützt. Besonders Jungvieh ist durch den Blick ungewaschener Personen dem Vermeynen ausgesetzt, wenn man nicht dreymal: »Pföyds God« dazu spricht. Waldmünchen.