I. Das Element des Wassers.

§. 1. Wasser im Allgemeinen.

Wasser ist das geheimnißvolle Element – Neuenhammer – und gleich Luft und Erde zum Aufenthalte höherer Wesen bestimmt, von denen das Volk jetzt noch die Erinnerung in den lieblichsten Sagen bewahrt. Das Wasser steht ja zum Menschen in engster Beziehung, da er als Kind aus dem Brunnen geschöpft wird; daher auch das innige Verhältniß der Liebe, in welches die Wassergeister so häufig in Sage und Märchen zu den Menschen treten. Selbst die Seele des Menschen, welche nicht gereiniget den Leib verläßt, wird zum Geisterfischchen gleich den gefallenen Engeln, den Elben, und lebt mit diesen zusammen, so daß Ausgang und Heimgang des Menschen im Wasser zu suchen wäre.

[169] In der Oberpfalz heißt die Quelle gewöhnlichBrunnen, und so sie zu laufen beginnt, Fluß; besonders sind es die klaren kalten Bäche, welche so heissen. Selbst das Althochdeutsche sôt = Brunnen, findet sich in dem Namen der Zoot, einem solchen Flusse, der in die Pfreimd geht und von Freunden des Slaventums aus dem Böhmischen erklärt wird. Das Wort ist verderbt aus: d'Sood.

Mit dem Trinken aus dem Brunnen und dem Waschen im Flusse verbinden sich zahllose Gebräuche heutzutage noch, welche auf die frühere Verehrung der Wassergottheit oder des Wassergeistes und einst dargebrachte Opfer zurückführen. Die meisten derselben sind an gewisse Zeiten geknüpft und werden daher an einem andern Orte besprochen werden.

Das Bad am Sunnwendmorgen, welches reiniget und heiliget, ist durch ganz Europa, von Rußland bis in Spanien, verbreitet, mithin Gemeingut des indogermanischen Stammes. Weihnachten, Ostern, Walburgi stehen in besonderem Bezuge zum Wasser. Auch die Erinnerung des Jungbrunnens besteht noch: denn wer sich am Walburgi-Morgen vor der Sonne ungesehen das Gesicht mit Wasser aus dem Aentenpfuhle, dem schwarzen stehenden Wasser im Dorfe, wäscht, wird jung und schön. Neuenhammer.

Jetzt noch geht die Sage von manchen Flüssen, wie von der wilden Pfreimd, der Vils bey Amberg, daß sie alljährlich ihr Opfer wollen, indem ein Mensch ertrinkt. Von der Pfreimd heißt es insbesondere, daß sie zu gewissen Zeiten ihr Opfer verlange, und sie ist [170] daher so verrufen, daß man jeden Reisenden, der sie überschreiten will, warnt, sich vor ihr in Acht zu nehmen.

Gleiches meldet man von gewissen Weihern, wovon unten, da der Stoff verlangt, daß Brunnen und Weiher besonders behandelt werden.

Von der Kirche geweihtes Wasser fault nicht, und hat grosse Kraft gegen Alles, was unrecht ist. Wer Morgens nach dem Aufstehen mit Weihwasser sich besprengt, den können unrechte Leute nicht verschreyen, und wer sich zu Bette legt, soll nicht unterlassen, zuvor Weihwasser auf die Erde zu spritzen und dabey zu sagen: »Für meine Freunde, für alle Arme Seelen, für den bösen Feind, daß er mir nicht ankann.« Amberg.

Wer beym Betreten oder Verlassen der Kirche nicht Weihwasser nimmt, für den nimmt es der Teufel und hupft und springt dabey vor Freude. Rötz.

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