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Vor allem läßt man diesen Vorabend, d.h. den ganzen Tag, Niemand Fremden in den Stall und sperrt ihn schon vor Sonnen-Untergang zu. Kemnath.
Am Fastnachtsdienstag Abends werden eine Viertelstunde lang wenigstens drey Strohbänder gemacht und von der Moid in den Stall gehängt; wenn nun das Vieh »d'Würm« beißt, werden sie ihm umgebunden, dieses hilft. Bärnau.
An eben diesem Tage wird dem Vieh Blutwurst oder Blut gebraten eingegeben, damit es keine Blattern im Maule bekommt. – Diese Blattern sind sehr gefährlich; sie treiben das Vieh auf, und wann sie zerspringen, [311] fällt das Vieh. Gegen das Platzen der Blattern besteht ein eigenes Gebet, welches Kundige beten; es genügt ihnen hiebey, nur die Farbe des Thieres zu wissen; in den Stall selbst brauchen diese Künstler gar nicht zu gehen. Neunkirchen.
Außer diesen allgemeinen Vorkehrungen sind es aber besonders drey Zeiten im Jahre, wo eine erhöhte Vorsicht noth thut, in den Raubnächten während des Winters, in der Osternacht für den Frühling, und in der Walburginacht für den Sommer.
In allen Raubnächten nämlich wird dem Vieh Gelecker eingegeben, damit die Hexe, welche in dieser Zeit dem Stall gar sehr zusetzt, nicht schade, und zwar nach Gebetläuten. Es besteht in geweihten Sachen, nämlich einem Stückchen Brod, in welches drey Kerben gemacht werden; in die Spalten kommt geweihtes Salz und Kreide vom heiligen Dreykönigs-Abende, und Grodelkraut vom Antlaßtage. Das Ganze wird noch mit Weihwasser besprengt.
In diesen Nächten wird auch der Stall ausgeräuchert mit geweihten Kräutern von Maria Himmelfahrt, Palmen- und Elsbeerholz und Weihrauch, die Hexen zu vertreiben. Die Stallfenster werden mit Stachelbeerstauden verzäunt. Velburg.
Um Bärnau gibt der Bauer am Christabend dem Vieh nach der Abfütterung Christkindlhaber mit den Worten: »Hai Vaich, háust an wos; des háud da s' Christkindl bráuchd, das ma glückli san mid dir!«
Große Bauern nehmen zu Gefrees einen Bündel[312] Heu am Weihnachtsabende aus dem Stadel und breiten ihn auf dem Miste aus; vor der Sonne thun sie es weg und heben es auf. Es hilft während des Jahres gegen das Blähen des Viehes, welches sich überfressen hat.
Unter den Raubnächten ragt wieder besonders die Nacht von heilig Dreykönig, auch die große Neujahrsnacht genannt, und der Vorabend desOstertages hervor. Da wird in der Kirche Rauchwerk, Kreide, Wasser, Salz geweiht und vor Gebetläuten in dem Stalle geräuchert, mit der Kreide an die Thüren angeschrieben, und dem Vieh geschabte Krei de, Salz und Weihwasser auf Brod gegen die Hexen eingegeben.
Am Palmsonntage werden dem Viehe auch geweihte Palmkatzen eingegeben. Neukirchen.
Die gefährlichste Zeit aber für den Stall ist dieWalburginacht, wo die Hexen ihr Unwesen treiben dürfen, und vorzüglich dem Vieh im Stalle nachstellen; es ist die Hauptnacht der Hexen, und die Weiher halten alles darauf.
Am Vorabende des Walperntages wird daher gar Mancherley unternommen, um das Vieh zu schützen.
Vor allem läßt man diesen Vorabend, d.h. den ganzen Tag, Niemand Fremden in den Stall und sperrt ihn schon vor Sonnen-Untergang zu. Kemnath.