2.

Diese Holzhetzer sind nun in grosser Zahl beysammen und machen fürchterlichen Lärmen, den man weit und breit hört. Sie bellen wie Hunde, und werden für Hunde gehalten. Sie gehören zum Wilden Heer. Hört man sie, muß man auf das Angesicht niederfallen, oder doch, wenn man dieses nicht will, den Kopf mit Streubüscheln bedecken: dann gehen sie hinüber.

Ihre Namen haben sie von der Hetzjagd, welche sie auf die armen Holzfräulein anstellen, um sie zu peinigen. Doch können diese sich retten, wenn sie auf einen Baumstock sich niedersetzen, in welchem mit der Hacke während des Falles des Baumes drey Kreuze eingehauen wurden. Es ist dieses ein fester Glaube, und die Holzarbeiter versäumen nie, für die Holzfräulein zur Rast drey Kreuze in die Baumstücke einzuschlagen.

Ein Knecht hat einmal Halm geschnitten auf dem Futterboden, und das war im Winter Abends. Plötzlich vernahm er das Hetzen der Holzhetzer, und wie sie durch den Garten jagten. Verwegen ist er gewesen, so rief er hinaus: »Holzhetzer, hetzt mir auch meinen Theil!« Kaum hatte er es gesagt, kommt ein Trumm eiskaltes Fleisch zum Fenster herein geflogen, das immer bey dem Knechte blieb, so oft er es auch wieder hinauswarf.

Nun konnte er aber auch in kein Bett gehen: er[162] mußte sich auf die Ofenbank setzen und die Nacht da verbringen, dabey aber auch recht tüchtig einschüren, um sich nur etwas zu erwärmen.

Einige Tage darauf kam ein altes Bettelweib und blieb über Nacht. Der Knecht wollte ihr erst nicht sagen, warum er nicht in's Bett gehe. Das Weib meynte aber, eine Alte wisse manchmal auch einen guten Rath. So erzählte er ihr sein Unglück. »Dummer Kerl,« fiel die Alte ein, »wirf's hinaus, wenn die Holzhetzer wieder kommen, und rufe dazu: wenn ich kein Salz dazu bekomme, kann ich es nicht brauchen!« Der Knecht that so und wurde frey. – Es war das Fleisch eines Holzweibchens, welches von den Hetzern in der Luft zerrissen worden war. Die Stücke, so viele auch deren sind, und so oft sie auch zerrissen werden, wachsen immer wieder zusammen. Das Salz aber half dem Knechte; denn in der Bibel steht geschrieben: »Habt Salz in euch und den Frieden!«

Im Marcheneyerhölzchen bey Bärnau ist einStein, an welchem die Holzhetzer zusammenkommen, ehe sie auf das Hetzen ausgehen.

Sie selber aber werden vom Teufel gehetzt.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek