2.

Im Tanzsaale stehen die Mädchen meistens der Reibe nach längs der Wand oder sitzen auf einer langen Bank und der Bursche winkt dem Mädchen, das ihm gefällt, zu sich hin; da tanzen sie und so öfter nacheinander, und der Bursche führt sie an seinen Tisch und setzt sie neben sich, stellt ihr Bier hin und bricht ihr Semmeln vor. Nun wird schon wenig mehr getanzt, desto mehr geplaudert, auch vom Heiraten gesprochen. Muß das Mädchen endlich nach Hause gehen, so nimmt [49] sie zum Zeichen der Geneigtheit beym Aufstehen die Stückchen Weißbrod, die ihr die Bursche vorgebrochen, zu sich, steckt sie ein und läßt sich von ihm nach Hause führen. Auf dem Wege verabreden sie sich, am nächsten Sonntage da, wo Tanzmusik ist, wieder sich zu sehen. – Gefallen sich nun beyde nach öfterem Zusammenkommen, so darf der Bube schon zum Kammerfenster kommen, d.h. er steigt auf einer Leiter oder auch auf dem Wischbaum zum Fenster des Mädchens während der Nacht – denn die Leute auf dem Lande schlafen gewöhnlich auf dem Boden oder Kasten – und klopft oder ruft vor dem Fenster, oder wenn er nicht hinaufsteigen kann, wirft er Sand auf das Dach: das Mädchen kömmt dann an's Fenster und gibt ihm Gehör. Selten läßt sie ihn ein. Gewöhnlich ist er nicht allein; gute Freunde begleiten ihn mit und gegen seinen Willen. So bleiben sie beysammen, bis die Alten mit dem Lichte in der Hand dem Ständchen ein Ende machen und den Trauten verjagen.

Die Tage zum Kammerfenster zu gehen sind bestimmte, wie Mittwoch und Samstag, letzterer gewiß; und unbestimmte, wo das Mädchen von dem Besuche nichts vorher weiß. Fronau.

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