Gedichte zur Lucinde

Julius

O Lust, im Geist des Freundes sich vertiefen,
Gleich ihm zu werden, ihn wie sich zu sehen,
Was er je sein kann, wissen wie geschehen,
Die Welten klar geschaut, die in ihm schliefen!
So viel Geheimes wir ans Licht auch riefen,
Und achten nichts den Schmerz der geist'gen Wehen,
Sein Erstes kann wohl nie der Geist verstehen,
Schaut da verstummt in unerforschte Tiefen.
So schlägt die zarte Liebe selbst sich Wunden,
Der Freund auch scheint von fern uns nur zu nahen,
Das Schönste dennoch arm dem vollen Triebe:
Doch gleicht dem ersten Blick, den wir uns sahen,
Der andre, als der höchste Freund gefunden,
Das Licht des Einz'gen neu verklärt die Liebe.

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